Johannes Pappus (* 16. Januar 1549 in Lindau (Bodensee); † 13. Juli 1610 in Straßburg) war ein lutherischer Theologe, Konfessionalist, Hochschullehrer und Hebräist. Er setzte in Straßburg einen strengen Protestantismus durch anstelle der Neutralität, die die Stadt vorher zwischen lutherischen und reformierten Ländern eingenommen hatte. Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon BBKL zählt Pappus zwar nicht zu den großen protestantischen Theologen und Theoretikern, räumt ihm aber durch seine erfolgreiche Agitation in der Konkordienfrage in der evangelischen Kirchengeschichte Deutschlands einen wichtigen Platz ein.[1]

Johannes Pappus, Kupferstich Mitte des 17. Jh.

Herkunft - Jugend - Ausbildung - erste Anstellungen

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Pappus' Vater war Bürgermeister von Lindau und strenger Lutheraner. Er stammte aus der Feldkircher Pappus-Familie, deren Mitglieder sich als Vögte in Habsburger Diensten und Patriziern sowie als Kleriker in mehreren Städten des Bodenseegebietes einen Namen gemacht hatte. 1562, als Johannes Pappus 13 Jahre alt war, schickte ihn sein Vater zur Ausbildung nach Straßburg. Nach dem Gymnasium studierte er an der Universität bei dem Theologen Johannes Marbach. 1564 erwarb er an der Universität Tübingen den Baccalaureustitel. Nachdem er 1566/67 zwischenzeitlich beim jungen Grafen von Falkenstein als Hauslehrer und Reisebegleiter tätig war, setzte er in Straßburg seine Studien fort. 1570 half er kurze Zeit als Vikar im oberelsässischen Reichenweiher (heute Riquewihr) aus. [1]

Karriere in Straßburg

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Noch in 1570 kam er nach Straßburg zurück, wo ihn Matthias Flacius (1520-1575) beeindruckte. Pappus wirkte in Straßburg als Lehrer der hebräischen Sprache und als Freiprediger[2] im Kirchendienst. 1571 erwarb er in Basel den Magistergrad und 1573 in Tübingen den Doktorhut der Theologie.

Durch Vermittlung des Rektors der Straßburger Hochschule Johannes Sturm hielt er ab 1576 Vorlesungen über Exegese und Kirchengeschichte. 1575 bereits Stiftsherr im Thomaskapitel wurde er 1578 offizieller Münsterprediger und an der Hochschule ordentlicher Professor der Theologie. Die BBKL gibt Hinweise, dass Pappus bei seiner Karriere zum einflußreichen Lehrer und Prediger sehr zielstrebig vorging und notfalls auch frühere Unterstützer (beispielsweise Johannes Marbach) verprellte.[1]

Vorlauf in Straßburgs Reformationsgeschichte

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Straßburg hatte sich im Mittelalter zu einer bedeutenden Reichsstadt entwickelt, die sich wie viele andere der Reformation zugewendet hatte. Für viele in anderen Gebieten Europas verfolgte Theologen, Künstler, Schriftsteller und Gelehrte wurde Straßburg so zumindest zeitweise zum Zufluchtsort. Andererseits achtete die Stadt auf gut nachbarliche (und damit auch wirtschaftliche) Beziehungen zu anderen großen Städten und zu den Gemeinden des Umlandes. Das Oberelsass stand damals unter württembergischer Hoheit.

Auf dem Reichstag zu Augsburg hatte Straßburg eine vermittelnde Haltung eingenommen, die aber bereits Martin Bucer unterlief.

Martin Bucer

Der aus dem elsässischen Schlettstadt (heute: Sélestat) stammende Martin Bucer (1491-1551]] war ursprünglich Dominikanermönch, der sich nach iner Begegnung mit Martin Luther der protestantischen Theologie zuwandte. Nach Exkommunikation und päpstlicher Bannung fand (1523-1549) er Zuflucht im toleranten Straßburg.

Bucer versuchte zwischen den verschiedenen protestantischen Parteien (Lutheraner, Reformierte, Spiritualisten, Täufer) zu vermitteln und engagierte sich besonders im Abendmahlsstreit.

Er nahm 1529 am Marburger Religionsgespräch teil und war einer der Verfasser der Confessio Tetrapolitana (Vierstädte-Bekenntnis), in der die vier süddeutschen Reichsstädte Straßburg, Memmingen, Lindau und Konstanz ihr Glaubensverständnis für die Diskussionen auf dem Augsburger Reichstag von 1530 zusammenfassten (Gegensatz zur Confessio Augustana von Philipp Melanchthon wegen der lutherischen Abendmahlslehre. Allerdings unterzeichnete Straßburg 1532 neben der Confessio Tetrapolitana auch die Confessio Augustana. Dies geschah aus dem Wunsch heraus, den Anschluss an die lutherischen Stände nicht zu verlieren und in den Schmalkaldischen Bund aufgenommen zu werden.

1536 erzielte er nach zähem Ringen einen Konsens mit Martin Luther über das Abendmahlsverständnis, der in der Wittenberger Konkordie fixiert wurde. In den Jahren 1540 und 1541 beteiligte er sich in den Religionsgesprächen in Hagenau, Worms und Regensburg auch an den Versuchen, einen Ausgleich zwischen Katholiken und Protestanten zu erreichen.

Bucer musste Straßburg 1549 wegen seines Widerstands gegen die von Karl V. angeordnete „katholisierende“ Neuordnung des Kirchenwesens, das sogenannte Interim verlassen und emigrierte nach England. Er gehört zu den bedeutenden Theologen der Reformation und gilt als der Reformator Straßburgs und des Elsass.

Johannes (Jean) Calvin

Calvin flüchtete vor dem französischen König Franz I. 1534 aus Paris über Straßburg, wo er Martin Bucer traf, nach Basel. 1535 begann er gemeinsam mit dem reformatorische Prediger Guillaume Farel in Genf eine neue Gemeindeordnung mit strenger Kirchenzucht einzuführen. Dies führte zu Auseinandersetzungen und 1538 seiner Ausweisung aus Genf. Er ging nach Strassburg, wo er eine biblische Professur innehatte und die französische Flüchtlingsgemeinde betreute (Gottesdienste in den Kirchen St. Nikolaus, St. Magdalena und der Dominikanerkirche). Der Kontakt mit Martin Bucer prägte Calvins Theologie insbesondere in der Prädestinationslehre, im Abendmahlsverständnis und in der Vierämterlehre. 1540 bat der Stadtrat von Genf Calvin zurückzukehren, um die kirchliche und politische Ordnung zu stabilisieren. In längeren Verhandlungen gab die Stadt Genf Calvin weitreichende Zusagen für eine Kirchenordnung, einen Katechismus und die Kirchenzucht, die Calvin dann ab 1541 Zug um Zug einführte.

Johannes Marbach (1521-1581) lutherischer Theologe, Reformator und Konfessionalist.

Der aus Lindau stammende Marbach studierte in Straßburg und setzte - angeregt durch die Predigt Martin Bucers über den Abschluss der Wittenberger Konkordie - seine Ausbildung in Wittenberg bei Martin Luther und Philipp Melanchthon fort. 1545 zurück in Straßburg bei Bucer, wurde er Prediger an der Nikoleikirche, 1546 Kanonikus am St. Thomasstift und übernahm die Pfarrstelle.

Andrea Marbach Flacius Sturm

Ein Kampf, den P. gegen Sturms freiere Haltung fortführte und schließlich auch gewann.

Leben (entfällt)

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Pappus Schul- und Universitätsjahre verbrachte er in Straßburg und Tübingen. Nach kurzer Wirksamkeit als Helfer in Reichenweiher (heute Riquewihr) im Oberelsaß ging er als Lehrer des Hebräischen wieder nach Straßburg. Dort beeindruckte ihn Matthias Flacius. In Tübingen erwarb er den theologischen Doktorgrad und wurde 1578 Professor an der Akademie in Straßburg.

Als Herzog Ludwig von Württemberg den Rat von Straßburg aufforderte, die Formula Concordiae anzunehmen, stimmte der Kirchenkonvent wohl zu, der Rat aber zögerte. Um die Schwierigkeiten zu überwinden, hielt Pappus Disputationen über die Frage, ob das Damnamus der christlichen Liebe widerstreite. Ihm widersprach der alte Rektor Johannes Sturm in Streitschriften. Pappus selbst und Lucas Osiander antworteten heftig.

Als der Herzog Genugtuung verlangte, wurde Johannes Sturm vom Rat abgesetzt und die Fortsetzung des Streites verboten. Nach dem Tode von Johannes Marbach wurde Pappus Präsident des Kirchenkonvents. Unter ihm gelangte in Straßburg die lutherische Lehre zur alleinigen Geltung. Dieser Status wurde in der Kirchenordnung von 1598 festgelegt. Pappus lehnte bewusst die Straßburger Theologie, die von Martin Bucer geprägt war, ab und bahnte der Orthodoxie den Weg. So trat er auch 1590 beim Emmendinger Religionsgespräch auf. Dort diskutierte Pappus unter dem Vorsitz von Markgraf Jakob III. (Baden-Hachberg) mit dessen Hofprediger Johannes Zehender kontrovers über den Kirchenbegriff.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c siehe Weblink Dorchenas (Artikel im BBKL)
  2. Freiprediger: öffentlich angestellter Prediger, der von der Seelsorge frei ist, keine Seelsorge hat (Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm))