Wilhelm J. Müller

deutscher Bauingenieur und Hochschullehrer

Wilhelm Johann Müller (* 14. August 1901 in Knapsack; † 3. Juli 1990 in Darmstadt) war ein deutscher Bauingenieur und Hochschullehrer.

Wilhelm J. Müller (1986)

Müller wuchs in Schlesien auf, wo er am Realgymnasium in Löwenberg das Abitur machte. In den Jahren 1921 bis 1925 studierte er an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg Bauingenieurwesen. Die Prüfung zum Dipl.-Ing. bestand Müller mit einer Diplom-Arbeit zu einem von Professor Ludin gestellten Thema über den Ausbau einer Wasserkraftanlage in einem Verbundsystem von Talsperren. Danach war Müller als Ingenieur beim Ruhrverband in Essen tätig, wo er die wichtige Bekanntschaft mit dem renommierten Fachmann Karl Imhoff machte. Mitte 1927 wechselte Müller zur Stadt Halle/Saale, wo er mehrere Jahre beim Entwurf und Bau von Kanalisationsanlagen und Klärwerken beschäftigt war. In dieser Zeit entstand seine Dissertation Zur Frage der Selbsterwärmung des faulenden Abwasserschlammes, mit der er 1932 bei Professor Neumann in Stuttgart promovierte. Im gleichen Jahr übernahm Müller die Leitung des Stadtentwässerungsamtes der Stadt Halle, dem er bis 1946 vorstand.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Kommunaldienst war Müller bis Mitte 1949 als selbständiger beratender Ingenieur für Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung und Wasserbau tätig. Ein Vertrag mit der australischen Bundesregierung führte ihn im Juli 1949 nach Sydney, wo er bis Ende 1954 beim Metropolitan Water, Sewerage and Drainage Board Sonderfragen auf allen Gebieten der Abwasserreinigung und der Reinhaltung der Gewässer bearbeitete. Anschließend wirkte Müller beim Metropolitan Water Supply, Sewerage and Drainage Department der westaustralischen Staatsregierung als Spezial-Ingenieur in beratender Funktion für Abwasserfragen im Siedlungsraum von Perth. Dort hat er insbesondere den Gesamtplan der dortigen Kläranlage, Subiaco Sewage Treatment Works, erstellt.

Im Jahr 1958 wurde Müller auf den Lehrstuhl für Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung und Stadtbauwesen der Technischen Hochschule (heute Technische Universität) Darmstadt berufen und 1961 zum Direktor des gleichnamigen Instituts bestellt. Diese Aufgabe hat Müller bis zu seiner Emeritierung im Frühjahr 1970 wahrgenommen.

Zusammen mit dem Darmstädter Architekturprofessor Max Guther war Müller an einem größeren Entwicklungsprojekt in Äthiopien beteiligt. Die BRD vertrat Müller in der Tagungsgruppe zur Wasserverschmutzung bei der internationalen Organisation OECD.

Müller war seit 1933 mit Ilse T. Kirsten (Mediz. Staatsexamen) verheiratet und hatte 3 Kinder.

Schriften

Bearbeiten
  • Karl Imhoff, Wilhelm J. Müller, D. K. B. Thistlethwayte: Disposal of sewage and other water-borne wastes. Based on a transl. of Taschenbuch der Stadtentwässerung. 2. Auflage. Butterworths Scientific Publications, London 1971, DNB 108113272.
  • Wilhelm J. Müller: Bericht über Probleme der Reinhaltung von Gewässern. Erich Schmidt, Bielefeld 1973, ISBN 3-503-00936-1.
  • Wilhelm J. Müller: Nutzung und Wiederverwendung von Abwässern. Erich Schmidt, Bielefeld 1976, ISBN 3-503-01323-7.

Auszeichnungen

Bearbeiten
  • Star of Honour of Ethiopia verliehen von Kaiser Haile Selassie
  • A.M.I.E. Aust

Literatur

Bearbeiten
  • Metropolitan Water Supply and Drainage Dept, Perth, W. Australia (Hrsg.): Subiaco Sewage Treatment Works. 1963, S. 39.
  • Dieter Dechema Deutsche Gesellschaft für chemisches Apparatewesen e.V (Hrsg.): ACHEMA-Jahrbuch 1968/1970. Europäische Forschung und Lehre im Chemie-Ingenieur-Wesen. 1969, S. 267–269.
  • Darmstädter Echo. Mensch und Natur verantwortlich. Nr. 186, 13. August 1966.
  • Darmstädter Tagblatt. Lebenswerk: Wasser in jeder Art. Nr. 185, 1971.
  • Darmstädter Echo. Für Kommunen und Wissenschaft. Nr. 182, 1976.
  • Technische Hochschule Darmstadt Intern. In Memoriam Prof. Dr.-Ing Wilhelm J. Müller von J. Pöpel. Nr. 7, 1990.
  • Gas u. Wasser-Fach. Wilhelm Johann Müller. Nr. 131, Nr. 9, 1990, S. 503–504.
  • Darmstädter Echo. Von Sydney an die TH. Nr. 154, 1990.