Liste der Stolpersteine in Osterath

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Die Liste der Stolpersteine in Osterath enthält sämtliche Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunst-Projektes von Gunter Demnig in Osterath verlegt wurden.

Hintergrund

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Im Dezember 2011 wurden in Osterath, heute ein Stadtteil von Meerbusch, 14 Stolpersteine für die aus Osterath deportierten jüdischen Bürger verlegt. Geplant waren ca. 25 Stolpersteine.[1] Nach der Verlegung der Stolpersteine gab es Diskussionen und Auseinandersetzungen um die zu Ehren des Bürgermeisters der Jahre 1934 bis April 1945 benannte Hugo-Recken-Straße.

Liste der Stolpersteine in Osterath

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Die Spalten der Tabelle sind selbsterklärend. Zusammengefasste Adressen zeigen an, dass mehrere Stolpersteine an einem Ort verlegt wurden. Die Tabelle ist teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach der Adresse.

Bild Adresse Verlege-
datum
Person, Inschrift Kurzvita
  Kaarster Str. 8
(Lage)
11. Dez. 2011 Hier wohnte
Berta Gutmann
Jg. 1887
Deportiert 1941
Ermordet in
Riga
Berta lebte gemeinsam mit ihrem Bruder Julius und dessen Ehefrau Sabine in ihrem Elternhaus in der Kaarster Str. 8. Ihr Vater Moses Gutmann war im Frühjahr 1933 verstorben und wurde auf dem jüdischen Friedhof von Osterath beigesetzt.

Auf Initiative der Gemeindeverwaltung Osterath unter Bürgermeister Hugo Recken wurde der seit 1867 in Osterath genutzte jüdische Friedhof nach Krefeld „umgebettet“. Im Meerbuscher Geschichtsheft wurde dieses als Beispiel für offene Rassenverfolgung benannt, „zeigt (das) Osterather Umbettungsprojekt doch, dass auch dort (im Rheinland) die (rassistische) Propaganda ihre Wirkung nicht verfehlt hatte ..“[2]
Deportation nach Riga am 11. Dezember 1941[3]

  Hier wohnte
Sabine Gutmann
geb. Herzberger
Jg. 1901
Deportiert 1942
Theresienstadt
befreit / überlebt
Am 11. Januar 1901 wurde Sabine Gutmann als Tochter des Pferdehändlers Herzberger geboren. Sie arbeitete bis 1938 in der Krawattenfabrik Herz in Krefeld. Ca. 1937 lernte sie Julius Gutmann kennen und zog zu ihm nach Osterath. Sie heirateten im Sommer 1941.
Sabine Gutmann hat in ihren Erinnerungen später ihre Ankunft dort (in Theresienstadt) folgendermaßen geschildert: „Als wir in Theresienstadt ankamen, wurde ich aus dem Waggon geprügelt. Mit 35 Frauen hatten wir einen Raum von 16 Quadratmetern. Viele von unserem Transport starben in der ersten Nacht. 15 nahmen sich das Leben. Acht Monate habe ich krank auf einem Bett in der Ecke gelegen. Einer meiner Brüder und seine Frau waren auch da. Sie wurden bald nach Auschwitz geschafft. Ich hatte mir Gift besorgt. Man hat es mir abgenommen und ich mußte meinem Mann versprechen, daß ich mich nicht umbringe.“[4]

Sabine Gutmann kehrte Ende August 1945 aus Theresienstadt zurück, sie wog noch 86 Pfund, Sie war 9 Jahre lang für die SPD im Gemeinderat,[5] sie verließ Mitte der fünfziger Jahre Osterath und starb am 27. Dezember 1986 in ihrer Heimatstadt Krefeld.[4] Das 1911 im Jugendstil erbaute Wohn- und Geschäftshaus der Familie Gutmann in der Kaarster Str. 8 hat sie nicht zurückerhalten, auch keine Entschädigung für das Haus der Familie.

  Hier wohnte
Julius Gutmann
Jg. 1883
Deportiert 1942
Theresienstadt
befreit / überlebt
Julius Gutmann wurde am 9. Februar 1883 in Osterath geboren, ging hier zur Schule und lernte bei seinem Vater das Metzgerhandwerk. Nach dem Tod des Vaters 1933 übernahm er das elterliche Geschäft und lebte mit seiner unverheirateten Schwester Berta im Elternhaus. Der Vater Moses Gutmann hatte zunächst einen Viehhandel unterhalten. Ab 1911 betrieb er eine Metzgerei in seinem neu erbauten Haus auf der Kaarster Straße 8.[4]
Im Ersten Weltkrieg wurde Julius Soldat und für die aktive Teilnahme an den Kämpfen wurde ihm das Eiserne Kreuz verliehen. Er wurde verwundet und bezog später als anerkannter 50%iger Kriegsdienstbeschädigter eine monatliche Rente.

Am 10. November 1938 gegen 9.30 Uhr in seiner Wohnung abgeholt und für einen Tag auf dem Bürgermeisteramt Osterath in Schutzhaft gehalten. In der folgenden Nacht, in der Nacht vom 10. zum 11. November, in den frühen Morgenstunden zwischen 3 und 4 Uhr, haben ihn dann auswärtige SA-Leute verhaftet und nach Anrath gebracht. Dort wurde er bis zum 30. November 1938 im KZ-Flügel des Gefängnisses Willich-Anrath festgehalten. Nach der Gefängnishaft erhielt Julius Gutmann Berufsverbot.

Im Jahre 1948 machte der Gemeindeinspektor von Osterath, Johannes Herbrandt, mehrere „Hausbesuche“ in seiner schwarzen SA-Uniform. Die besuchten, u. a. auch Julius Gutmann, sollten keine „falschen“ Aussagen bei der Entnazifizierung machen.[6]
Julius Gutmann starb am 14. März 1948 ist er im Alter von 65 Jahren im Dominikus-Krankenhaus in Düsseldorf-Heerdt. Der Arzt attestierte im „Wahnvorstellungen“, er sähe uniformierte Nazis.

  Kaarster Str. 14
(Lage)
11. Dez. 2011 Hier wohnte
Gustav Kiefer
Jg. 1887
Deportiert 1941
Ermordet in
Riga
Deportation nach Riga am 11. Dezember 1941[3]
  Hier wohnte
Franziska Kiefer
geb. Levy
Jg. 1881
Deportiert 1941
Ermordet in
Riga
Deportation nach Riga am 11. Dezember 1941[3]
  Hier wohnte
Karola Lucas
geb. Kiefer
Jg. 1909
Deportiert 1941
Ermordet in
Riga
Familie Lucas wohnte im Hoterheideweg 44, sie wurde dann ins »Judenhaus« Kaarster Str. 14 gezwungen.
Deportation nach Riga am 11. Dezember 1941[3]
  Hier wohnte
Justin Lucas
Jg. 1901
Flucht 1941 Kenia
überlebt
  Hier wohnte
Max Lucas
Jg. 1900
Flucht 1941 Kenia
überlebt
  Hier wohnte
Ruth Lucas
geb. Kiefer
Jg. 1912
Deportiert 1941
Ermordet in
Riga
Deportation nach Riga am 11. Dezember 1941[3]
  Hier wohnte
Dan Lucas
Jg. 1939
Deportiert 1941
Ermordet in
Riga
Aus der Geburtsurkunde von Dan Lucas geht hervor, dass seine Mutter ihn zu Hause, im »Judenhaus« Kaarster Str. 14, ohne Hilfe eines Arztes oder einer Hebamme geboren hat.
Deportation nach Riga am 11. Dezember 1941[3]
  Meerbuscher Str. 30
(Lage)
11. Dez. 2011 Hier wohnte
Hilde Katz
geb. Kiefer
Alter unbekannt
Flucht 1941
Brasilien
überlebt
  Hier wohnte
Jacob Kiefer
Jg. 1872
gedemütigt/entrechtet
tot 1941
  Hier wohnte
Selma Kiefer
Jg. 1881
Deportiert 1941
Ermordet in
Riga
Deportation nach Riga am 11. Dezember 1941[3]
  Krefelder Str. 11
(Lage)
11. Dez. 2011 Hier wohnte
Paul Cervelli
geb.1906
Berufsverbot
gedemütigt/entrechtet
überlebt

Lücken in den Stolpersteinen

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Für einige Opfer konnten (noch) keine Stolpersteine verlegt werden:[7]

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Commons: Stolpersteine in Osterath – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Alexander Ruth: Mahnmale im Boden Rheinische Post, 12. Dezember 2011. Insgesamt 14 Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig in Osterath verlegt. Sie sollen an Bürger jüdischen Glaubens – insgesamt waren es 26 – erinnern, die während der Nazizeit in Konzentrationslager verschleppt wurden. Mahnmale im Boden
  2. 14. Meerbuscher Geschichtsheft, Günter Janß: „Der Osterather Judenfriedhof und die Geschichte der jüdischen Gemeinde“, Seite 60: „Neue größere Aktionen setzten erst im Frühjahr 1935 wieder ein. Sie begannen in Berlin und waren bald im ganzen Reich zu verspüren. Auch wenn es richtig ist, daß die neuen Aggressionen gegen die Juden im Rheinland mit etwas Verzögerung starteten, so zeigt das Osterather Umbettungsprojekt doch, daß auch dort die Propaganda ihre Wirkung nicht verfehlt hatte und der nationalsozialistische Gedanke der ‚Rassentrennung‘ zu den festverankerten Vorstellungen in den Köpfen sehr vieler Menschen geworden war.“
  3. a b c d e f g h i j k Über die grauenhaften Bedingungen dieser "Deportation" nach Riga, die in Osterath mitten im Winter auf einem offenen LKW begann, kann man im Salliter-Bericht des Polizeibeamten Paul Salitter aber auch in den Berichten der wenigen Überlebenden wie Hilde Sherman nachlesen.
  4. a b c 16. Meerbuscher Geschichtsheft 1999, Marie-Sophie Aust: „Ein jüdischer Mitbürger aus Osterath: Julius Gutmann und seine Familie“, Seite 50–62
  5. Renate-Wilkes-Valkyser: Rheinische Post 25. November 1978: Sabine Gutmann überlebte drei Jahre KZ. „Viele von uns starben in der ersten Nacht“. Jetzt droht der alten Jüdin Obdachlosigkeit
  6. „... Johannes Herbrandt an hellen Tag in seiner schwarzen SA-Uniform ... 1948 »Hausbesuche« ... machte.“. S. 64 (auch S. 101, S. 112), Lothar Klouten: Der Tod war ein Meister aus Osterath. Eine katholische niederrheinische Gemeindeelite von der Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik Deutschland: Erinnerung versus Geschichtspolitik in Meerbusch-Osterath, Krefeld 2012, ISBN 3-00-038570-3
  7. Norbert Stirken, Rheinische Post, 21. September 2011, Stolpersteine erzeugen Skepsis