Karl Alfons Portele

österreichischer Pathologe

Karl Alfons Portele (von 1917 bis 1919 Karl Alfons von Portele, * 13. Februar 1912; † 24. September 1993) war ein österreichischer Pathologe.

Karl Alfons von Portele entstammte einer österreichischen Beamtenfamilie. Sein Vater war der 1917 nobilitierte Önologe Karl von Portele.

In seiner Jugend war Portele Ringer und Reporter. Er studierte Medizin an der Universität Wien und trat dort 1937 der K.H.V. Welfia Klosterneuburg im ÖCV bei. Als Monarchist gehörte Portele nach dem „Anschluss“ Österreichs zum Widerstandskreis um Wilhelm von Hebra. Am 18. April 1939 wurde er von der Geheimen Staatspolizei in Österreich verhaftet. Er wurde zum Tode verurteilt. Das verhängte Todesurteil wurde mehrmals aufgeschoben, meist unter dem Vorwand einer in Haft zugezogenen Tuberkulose. Verurteilt zu einer Zuchthausstrafe, für wehrunwürdig erklärt und vom Medizinstudium ausgeschlossen, verbrachte er die Jahre 1939 bis 1943 im Zuchthaus. In der Gestapohaft in Regensburg wurde er Mitglied des (legitimistischen) Corps der Ottonen.[1] Er blieb ihm zeitlebens verbunden und gründete zu seinem Andenken den farbentragenden Männerbund Lutetia Parisiorum.[2] Nach überraschender Aufhebung seiner Haft kehrte er 1944 nach Wien zurück. Das Medizinstudium beendete er 1946.

Noch im selben Jahr trat er als Assistent in das Pathologische Institut der Universität Wien ein, das damals unter der Leitung von Hermann Chiari stand. Portele widmete sich hier vor allem der Bakteriologie. Vor allem befasste er sich mit der Leptospirose. Von 1946 bis 1965 leitete er die Untersuchungsstelle für Leptospiren für Österreich bzw. für Niederösterreich und Wien. Im Brennpunkt seines Interesses stand der Leptospirenbefall von Wiener Kanalratten, besonders im Hinblick auf dessen Risiko für die Arbeiter in der Kanalreinigung. Fast alle Wiener Kanalarbeiter kannten ihn und besuchten ihn in voller Arbeitskleidung im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien. Für Studienaufenthalte war er am Königlichen Tropeninstitut in Amsterdam, am Bakteriologischen Institut in St. Gallen und am Nationalen Institut für Gesundheit in Rom.

1947 wurde Portele von Chiari beauftragt, neben der Routinearbeit auch das pathologisch-anatomische Museum zu betreuen. Das Verhältnis der beiden Pathologen war gespannt. Aus wechselseitiger Geringschätzung wurde offene Feindschaft. Die Neubesetzung des Lehrstuhls im Jahr 1969 brachte dem Museum Aufwind. Der neue Ordinarius Johann Heinrich Holzner schätzte Portele als Person und würdigte den Wert der einzigartigen Sammlung. Er unterstützte Porteles Idee, das Museum vom Pathologischen Institut räumlich und verwaltungstechnisch zu trennen und mit einem eigenen Budget auszustatten. In langwierigen Verhandlungen mit Hertha Firnberg gelang es Portele 1974, den Bund zur Übernahme der Sammlung zu bewegen. Das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum wurde im Narrenturm untergebracht. Portele fungierte bis zu seinem Tod als Direktor. In Konkurrenz zu den Medizinisch-technischen Diensten initiierte er die Ausbildung der (weiblichen) Diplomierten medizinisch-technischen Fachkräfte (biomedizinische Analytikerin). Das Gesetz wurde 1961 verabschiedet.[3]

Er wurde auch Mitglied des freien Corps Austro-Germania.[2] Er gründete den Verein der Freunde der Pathologisch-anatomischen Museen in Österreich, dessen Präsident er bis zu seinem Tod blieb. Beigesetzt wurde er auf dem Dornbacher Friedhof.

Übernommene Sammlungen

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Durch die Übernahme vieler Sammlungen machte Portele das Bundesmuseum zur weltweit größten Präparatesammlung mit 25.000 Feuchtpräparaten.

Sammlung Einrichtung
Leopold Arzt und Wilhelm Kerl
Gerhard Alth Strahlentherapie vom Krankenhaus Lainz
Hans Asperger Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien Kinderklinik
Heinz Flamm Hygiene-Institut
Hugo Husslein Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien II. Frauenklinik
Rudolf Langer Krankenhaus Mistelbach HNO
Karl Lebeda Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling[4]
Rudolf Niederhuemer Technisches Museum Wien
Otto Novotny Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien HNO
Franz Pötsch BA für Impfstoffgewinnung Wien
Josef Söltz-Szöts Rudolfstiftung Dermatologie
Peter Wurnig Mautner Markhof’sches Kinderspital Chirurgie
Sammlung des anatomischen Instituts Wien
Familie Henning
Sammlung Wieden
Sammlung Rudolfstiftung
Sammlung Wilhelminenspital
Sammlung Lainz
Sammlung Graz
Sammlung Bonn
Sammlung Wuppertal
Sammlung Hamburg
Sammlung Innsbruck
Sammlung Krankenhaus St. Elisabeth Wien
Sammlung Kaiser Franz Josef Spital
Sammlung UFK Meidling
Sammlung der Semmelweis-Frauenklinik
Haus der Natur Salzburg
Sammlung der Baumgartner Höhe Otto-Wagner-Spital
Sammlung der Magistratsabteilung 60 – Veterinärdienste und Tierschutz
Sammlung Kincel

Ehrungen

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Literatur

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  • J. Heinrich Holzner: Karl Alfons von Portele. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 79 (1995), S. 688–690.
  • Beatrix Patzak, Eduard Winter: Karl Alfons Portele, Pathologe und erster Direktor des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien. Wiener Medizinische Wochenschrift 163 (2013), S. 322–326, doi:10.1007/s10354-013-0210-8.
  • Nico Biermann / Dominik Groß: Portele, Karl Alfons [von]. In: dies.: Pathologen als Verfolgte des Nationalsozialismus. 100 Porträts. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-515-13138-4, S. 204–206.

Siehe auch

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  • Wolfgang Regal, Michael Nanut: Der legendäre Hofrat. In: springermedizin.at. 13. April 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juni 2011;.
  • Roland Sedivy: Pathologie in Fallstudien – Historische Präparate neu betrachtet (Springer 2007)

Einzelnachweise

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  1. Mitglied des vor einigen Jahren gegründeten Akademischen Corps Ottonen Wien war Portele nicht.
  2. a b 11.111 Tage Austro-Germania
  3. Berufsverband DMTF + MAB (Memento des Originals vom 25. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jdmtf.at
  4. IVU Mödling