Fußball-Europameisterschaft 2016/Tschechien

Tschechische EM-Mannschaft 2016

Dieser Artikel behandelt die tschechische Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Für Tschechien war es die sechste EM-Endrunden-Teilnahme, womit Tschechien zu den sechs Mannschaften gehört, die seit der Aufstockung auf 16 Endrundenteilnehmer immer dabei waren.

Qualifikation

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Bořek Dočkal, bester tschechischer Torschütze der Qualifikation

Tschechien absolvierte die Qualifikation zur Europameisterschaft in der Gruppe A. Die Tschechen, die bei der Gruppenauslosung aus dem zweitbesten Topf gezogen wurden, begannen die Qualifikation mit einem 2:1-Sieg gegen den WM-Dritten Niederlande. Auch die drei nächsten Spiele wurden gewonnen, ehe beim Heimspiel gegen Lettland der erste Punkt abgegeben wurde. Vor der Sommerpause wurde dann in Island verloren. Es folgten knappe Siege gegen Kasachstan und in Lettland, womit sich die Tschechen als dritte Mannschaft (nach Gastgeber Frankreich und England) vorzeitig qualifizierten. Mit einer 0:2-Heimniederlage gegen die Türkei, bei der einige Stammspieler nicht eingesetzt wurden, wurde der Gruppensieg aber gefährdet. Durch einen 3:2-Sieg in Amsterdam gegen die Niederlande wurde dann aber der Gruppensieg perfekt gemacht und gleichzeitig die Niederländer auf den vierten Platz verwiesen, da zeitgleich die bis dahin führenden aber ebenfalls bereits qualifizierten Isländer in der Türkei verloren, die damit bester Gruppendritter wurden und sich damit auch direkt qualifizierten. Allerdings erhielt Marek Suchý wegen einer Notbremse die Rote Karte und ist damit mindestens für das erste Gruppenspiel der Endrunde gesperrt.[1]

Die Tschechen kassierten insgesamt 14 Gegentore und damit die meisten aller qualifizierten Mannschaften.

Insgesamt setzte Trainer Pavel Vrba, der die Mannschaft nach der verpassten Qualifikation für die WM 2014 übernommen hatte, 31 Spieler ein, von denen aber nur Vladimír Darida in allen zehn Spielen zum Einsatz kam. Elf Spieler konnten sich in die Torschützenliste eintragen, davon war Bořek Dočkal mit vier Toren der treffsicherste. Beim Spiel in Island machte Kapitän Tomáš Rosický sein 100. Länderspiel und Milan Škoda kam zu seinem ersten Länderspieleinsatz.[2] Im nächsten Spiel gegen Kasachstan kamen dann noch David Pavelka und Jiří Skalák zu ihren ersten Länderspieleinsätzen.[3]

Im Laufe der Qualifikation verbesserten sich die Tschechen in der FIFA-Weltrangliste von Platz 35 auf Platz 15, fielen dann aber wieder auf den 17. Platz.[4][5][6]

Alle Resultate aus tschechischer Sicht.

Datum Spielort Gegner Ergebnis Torschützen
09.09.2014 Generali Arena, Prag Niederlande  Niederlande 2:1 (1:0) 1:0 Bořek Dočkal (22.), 1:1 Stefan de Vrij (55.), 2:1 Václav Pilař (90.+1′)
10.10.2014 Şükrü-Saracoğlu-Stadion, Istanbul (TUR) Turkei  Türkei 2:1 (1:1) 0:1 Umut Bulut (8.), 1:1 Tomáš Sivok (16.), 2:1 Bořek Dočkal (58.)
13.10.2014 Astana Arena, Astana (KAZ) Kasachstan  Kasachstan 4:2 (2:0) 1:0 Bořek Dočkal (13.), 2:0 David Lafata (44.), 3:0 Ladislav Krejčí (56.), 3:1 Juri Logwinenko (84.), 4:1 Tomáš Necid (88.), 4:2 Juri Logwinenko (90.+1′)
16.11.2014 Doosan Arena, Pilsen Island  Island 2:1 (1:1) 0:1 Ragnar Sigurðsson (9.), 1:1 Pavel Kadeřábek (45.+1′), 2:1 Jón Daði Böðvarsson (61./Eigentor)
28.03.2015 Eden Aréna, Prag Lettland  Lettland 1:1 (0:1) 0:1 Aleksejs Višņakovs (30.), 1:1 Václav Pilař (90.)
12.06.2015 Laugardalsvöllur, Reykjavík (ISL) Island  Island 1:2 (0:0) 1:0 Bořek Dočkal (55.), 1:1 Aron Gunnarsson (60.), 1:2 Kolbeinn Sigþórsson (76.)
03.09.2015 Doosan Arena, Pilsen Kasachstan  Kasachstan 2:1 (0:1) 0:1 Juri Logwinenko (21.), 1:1, 2:1 Milan Škoda (74., 86.)
06.09.2015 Skonto-Stadion, Riga (LVA) Lettland  Lettland 2:1 (2:0) 1:0 David Limberský (13.), 2:0 Vladimír Darida (25.), 2:1 Artūrs Zjuzins (73.)
10.10.2015 Generali Arena, Prag Turkei  Türkei 0:2 (0:0) 0:1 Selçuk İnan (62./Elfmeter), 0:2 Hakan Çalhanoğlu (80.)
13.10.2015 Amsterdam Arena, Amsterdam (NLD) Niederlande  Niederlande 3:2 (2:0) 1:0 Pavel Kadeřábek (24.), 2:0 Josef Šural (35.), 3:0 Robin van Persie (66./Eigentor), 1:3 Klaas-Jan Huntelaar (70.), 2:3 Robin van Persie[7] (83.)
Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Tschechien  Tschechien  10  7  1  2 019:140  +5 22
 2. Island  Island  10  6  2  2 017:600 +11 20
 3. Turkei  Türkei  10  5  3  2 014:900  +5 18
 4. Niederlande  Niederlande  10  4  1  5 017:140  +3 13
 5. Kasachstan  Kasachstan  10  1  2  7 007:180 −11 05
 6. Lettland  Lettland  10  0  4  6 006:190 −13 04

Vorbereitung

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Nach dem Ende der Qualifikation gewannen die Tschechen am 13. November ein Testspiel in Ostrava gegen Serbien mit 4:1, verloren aber vier Tage später in Breslau mit 1:3 gegen EM-Teilnehmer Polen. Dabei kamen Ondřej Zahustel im ersten und Lukas Bartošák im zweiten Spiel zu ihren A-Länderspieleinsätzen. Am 24. März 2016 wurde gegen die nicht für die Endrunde qualifizierten Schotten in Prag mit 0:1 verloren. Dabei wurden mit Torhüter Tomáš Koubek sowie Martin Frýdek, Lukáš Mareček und Jakub Rada vier Neulinge eingesetzt.[8] Fünf Tage später trafen sie in Solna auf EM-Teilnehmer Schweden und trennten sich mit einem 1:1-Unentschieden. Vom 21. Mai bis 2. Juni fand die unmittelbare EM-Vorbereitung mit einem Trainingslager in Seefeld statt, mit Testspielen am 26. Mai in Kufstein gegen Malta (6:0) und am 1. Juni in Innsbruck gegen Russland (2:1). Zum Abschluss der Testspiele verloren sie am 5. Juni in Prag mit 1:2 gegen Südkorea, das wenige Tage zuvor gegen Titelverteidiger Spanien mit 1:6 verloren hatte. Das Tor für die Tschechen erzielte Marek Suchý mit seinem ersten Länderspieltor und Jaroslav Plašil machte als vierter Tscheche sein 100. Länderspiel.[9]

Am 19. Mai wurde der vorläufige Kader mit 28 Spielern bekannt gegeben.[10] Der endgültige Kader wurde am 31. Mai benannt.[11] Die meisten Spieler (4) wurden von Vizemeister Sparta Prag nominiert, Meister Viktoria Pilsen stellte drei Spieler des Aufgebots.

Nr. Name Verein Geburts-
datum
Länderspiel-
einsätze[K 1]
Länderspiel-
tore[K 1]
Debüt          
Torhüter
01 Petr Čech England  FC Arsenal 20. Mai 1982 121 0 2002 3
16 Tomáš Vaclík Schweiz  FC Basel 29. März 1989 6 0 2012
23 Tomáš Koubek Tschechien  Slovan Liberec 26. Aug. 1992 2 0 2016
Abwehr
03 Michal Kadlec Turkei  Fenerbahçe Istanbul 13. Dez. 1984 65 8 2007
06 Tomáš Sivok Turkei  Bursaspor 15. Sep. 1983 55 5 2005 3 1
08 David Limberský Tschechien  Viktoria Pilsen 6. Okt. 1983 38 1 2009 3 1
04 Theodor Gebre Selassie Deutschland  Werder Bremen 24. Dez. 1986 36 1 2011 1
11 Daniel Pudil England  Sheffield Wednesday 27. Sep. 1985 32 2 2007 1
17 Marek Suchý Schweiz  FC Basel 29. März 1988 27 1 2010
05 Roman Hubník Tschechien  Viktoria Pilsen 6. Juni 1984 26 3 2009 3
02 Pavel Kadeřábek Deutschland  TSG 1899 Hoffenheim 25. Apr. 1992 18 2 2014 3
Mittelfeld
10 Tomáš Rosický England  FC Arsenal 4. Okt. 1980 103 23 2000 2
13 Jaroslav Plašil Frankreich  Girondins Bordeaux 5. Jan. 1982 100 7 2004 3 1
22 Vladimír Darida Deutschland  Hertha BSC 8. Aug. 1990 36 1 2012 3
14 Daniel Kolář Tschechien  Viktoria Pilsen 27. Okt. 1985 28 2 2009 1
09 Bořek Dočkal Tschechien  Sparta Prag 30. Sep. 1988 24 6 2012 1
19 Ladislav Krejčí Tschechien  Sparta Prag 5. Juli 1992 23 4 2012 2
18 Josef Šural Tschechien  Sparta Prag 30. Mai 1990 11 1 2013 3 1
20 Jiří Skalák England  Brighton & Hove Albion 12. März 1992 10 0 2015 1
15 David Pavelka Turkei  Kasımpaşa Istanbul 18. Mai 1991 8 0 2015 2 1
Angriff
21 David Lafata Tschechien  Sparta Prag 18. Sep. 1981 39 9 2006 2
07 Tomáš Necid Turkei  Bursaspor 13. Aug. 1989 39 11 2008 3 1
12 Milan Škoda Tschechien  Slavia Prag 16. Jan. 1986 9 3 2015 2 1

Trainer: Pavel Vrba

  1. a b Stand: 5. Juni 2016 (Quelle)

Spieler, die nur im ersten vorläufigen Kader standen

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Am 20. Mai wurden Matěj Vydra, Ondřej Zahustel und Jan Kovařík aus dem ursprünglich 28 Mann starken Kader gestrichen.[12] Lukáš Mareček und Patrik Schick wurden am 31. Mai gestrichen.

Position Name Verein Geburts-
datum
Länderspiel-
einsätze[K 1]
Länderspiel-
tore[K 1]
Debüt
Abwehr Jakub Brabec Tschechien  Sparta Prag 6. Aug. 1992 0 0
Abwehr Ondřej Zahustel Tschechien  Sparta Prag 18. Juni 1991 2 1 2015
Mittelfeld Václav Černý Niederlande  Ajax Amsterdam 17. Okt. 1997 0 0
Mittelfeld Jan Kovařík Tschechien  Viktoria Pilsen 19. Juni 1988 0 0
Mittelfeld Lukáš Mareček Tschechien  Sparta Prag 17. Apr. 1996 3 0 2016
Mittelfeld Kamil Vacek Polen  Piast Gliwice 10. Mai 1987 9 0 2011
Angriff Patrik Schick Tschechien  Bohemians Prag 1905 24. Jan. 1996 1 1 2016
Angriff Matěj Vydra England  FC Reading 1. Mai 1992 17 5 2012
  1. a b Stand: 29. März 2016 (Quelle)

Endrunde

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Fußball-Europameisterschaft 2016/Tschechien (Frankreich)
Spielorte (gelb = remis, rot = verloren), Quartier (blau)

Bei der am 12. Dezember 2015 stattgefundenen Auslosung der sechs Endrundengruppen waren die Tschechen in Topf 3 gesetzt.[13] Die Tschechen wurden der Gruppe D mit Titelverteidiger Spanien, Kroatien und Qualifikationsgegner Türkei zugelost. Gegen Spanien gab es zuvor in vier Spielen ein Remis und drei Niederlagen, in den Qualifikationen für die WM 1998 und die EM 2012. Die Türkei war zuvor neunmal Gegner der Tschechen, wobei die Tschechen fünf Siege und ein Unentschieden erreichten – bei drei Niederlagen. Bei der EM-Vorrunde 2008 begegneten sich beide Mannschaften im letzten Gruppenspiel. Die Tschechen verspielten einen 2:0-Vorsprung in den Schlussminuten und verloren mit 2:3, wodurch sie das Viertelfinale verpassten. Beide waren ja bereits in der Qualifikation Gruppengegner, wobei die Türken den letzten Vergleich und damit erstmals in Tschechien gewannen und damit den Weg zur Endrunde ebneten. Gegen Kroatien gab es zuvor nur Freundschaftsspiele, von denen eins remis endete und eins verloren wurde.

Die Tschechen verloren das Auftaktspiel mit 0:1, das die Überlegenheit der Spanier nicht ausdrückt. Auch im zweiten Spiel gegen Kroatien waren sie zunächst die schwächere Mannschaft und lagen bis zur 75. Minute mit 0:2 hinten. Dann gelang dem acht Minuten zuvor eingewechselten Milan Škoda zunächst der Anschlusstreffer und nachdem kroatische Zuschauer durch Krawalle auf der Tribüne in den Schlussminuten für eine Spielunterbrechung gesorgt hatten, nutzten sie die Verwirrung der kroatischen Spieler und drängten auf den Ausgleich, wozu sie durch einen Handelfmeter in der Nachspielzeit die Chance erhielten. Der erst während der Krawalle eingewechselte Tomáš Necid konnte diese Möglichkeit nutzen und den Tschechen den insgesamt glücklichen Ausgleich bescheren. Im letzten Gruppenspiel gegen die mit zwei Niederlagen gestarteten Türken mussten sie gewinnen um noch die K.-o.-Runde zu erreichen, verloren aber mit 0:2. Damit schieden die Tschechen als Gruppenletzte aus.

Durch die EM-Spiele verlor Tschechien in der FIFA-Weltrangliste 47 Punkte und drei Plätze.

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Kroatien  Kroatien  3  2  1  0 005:300  +2 07
 2. Spanien  Spanien  3  2  0  1 005:200  +3 06
 3. Turkei  Türkei  3  1  0  2 002:400  −2 03
 4. Tschechien  Tschechien  3  0  1  2 002:500  −3 01
Mo., 13. Juni 2016 um 15:00 Uhr in Toulouse
Spanien Tschechien 1:0 (0:0)
Fr., 17. Juni 2016 um 18:00 Uhr in Saint-Étienne
Tschechien Kroatien 2:2 (0:1)
Di., 21. Juni 2016 um 21:00 Uhr in Lens
Tschechien Türkei 0:2 (0:1)

Einzelnachweise

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  1. „Holland ist raus“, uefa.com
  2. Iceland – Czech Republic 2:1
  3. Czech Republic – Kazakhstan 2:1
  4. FIFA-Weltrangliste (14. August 2014) (Memento vom 7. Januar 2016 im Internet Archive)
  5. FIFA-Weltrangliste (1. Oktober 2015) (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)
  6. FIFA-Weltrangliste (5. November 2015) (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)
  7. 50. Länderspieltor von Robin van Persie
  8. Czech Republic – Scotland 0:1
  9. „Jaroslav Plašil čtvrtým stovkařem“, fotbal.cz
  10. „Vorläufiger EURO-Kader der Tschechischen Republik“, uefa.com
  11. Tschechen ohne Mareček und Schick, uefa.com
  12. „Vydra, Zahustel und Kovařík gestrichen“, uefa.com
  13. „Endrunden-Auslosung der UEFA EURO 2016“, uefa.com