Der Trafikant (Film)

Film von Nikolaus Leytner (2018)

Der Trafikant ist ein österreichisch-deutscher Historienfilm von Nikolaus Leytner aus dem Jahr 2018 nach dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler (2012) mit Simon Morzé als Franz Huchel, Bruno Ganz als Sigmund Freud und Johannes Krisch als Otto Trsnjek.

Film
Titel Der Trafikant
Produktionsland Österreich, Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2018
Länge 113 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Nikolaus Leytner
Drehbuch Klaus Richter,
Nikolaus Leytner
Produktion Dieter Pochlatko,
Jakob Pochlatko,
Ralf Zimmermann
Musik Matthias Weber
Kamera Hermann Dunzendorfer
Schnitt Bettina Mazakarini
Besetzung

Die Premiere erfolgte am 21. August 2018 auf dem Filmfestival Kitzbühel, wo die Produktion als Eröffnungsfilm gezeigt wurde.[2][3] Auf dem Filmfest Hamburg wurde der Film am 30. September 2018 präsentiert.[4] Der österreichische Kinostart erfolgte am 12. Oktober 2018, in Deutschland kam der Film am 1. November 2018 in die Kinos.[5][6] Die Erstausstrahlung im Ersten war am 11. August 2020,[7] im ORF wurde der Film am 27. Dezember 2020 erstmals gezeigt.[8]

Handlung

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1937: Der 17-jährige Franz Huchel verlässt etwa gleichzeitig zum Brand der Wiener Rotunde und damit vor dem Anschluss Österreichs 1938 sein Heimatdorf am Attersee im Salzkammergut, um in Wien bei dem Trafikanten Otto Trsnjek, einem Kriegsinvaliden aus dem Ersten Weltkrieg, in die Lehre zu gehen. Zu dessen Stammkunden zählt der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud. Franz ist in die junge böhmische Varietétänzerin Anezka verliebt und sucht Rat bei Freud. Dem ist das weibliche Geschlecht allerdings ebenfalls ein Rätsel. Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem jungen Franz und dem 82-jährigen Freud, der Österreich am 4. Juni 1938 verlässt und nach London emigriert. Franz wird Zeitzeuge des Nationalsozialismus in Wien.[5][9][10]

Otto Trsnjek wird von dem benachbarten Fleischer bei der Gestapo denunziert, sein Laden verwüstet und er selbst von der Geheimpolizei abgeholt. Franz spricht im Gestapo-Hauptquartier vor, erhält jedoch keine Auskunft und wird vor die Tür geworfen. Später erhält er eine Nachricht, dass der Trafikant am 14. Mai an einem Herzleiden gestorben sei, und ein Paket mit den persönlichen Sachen Trsnjeks wird ihm zugeschickt.

Da Anezka mit einem SS-Offizier liiert ist, Freud emigriert und Trsnjek in den Kellern der Gestapo umgebracht wurde, setzt Franz nachts die Hose des (einbeinigen) Trafikanten als Flagge vor dem Gestapo-Hauptquartier. Am Tag darauf wird Franz von der Gestapo abgeholt.

Geraume Zeit später steht Anezka vor der verlassenen und geschlossenen Trafik. Außen am Fenster hatte Franz seine Traumschilderungen angeklebt. Anezka nimmt die mit, in der ein böhmisches Mädchen aus der Schaukel springt.

Produktion und Hintergrund

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Einer der Drehorte: Der Lokalbahnhof der Steyrtalbahn in Steyr

Die Dreharbeiten fanden vom 2. Oktober bis zum 22. November 2017 statt, gedreht wurde in Wien, Bayern, Südtirol und Oberösterreich. Drehorte waren unter anderem der Lokalbahnhof der Steyrtalbahn in Steyr, Sterzing[11] sowie die Münchner Straße in der Bavaria Filmstadt.[12][13][14][15] Szenen, die in der Berggasse im neunten Wiener Gemeindebezirk Alsergrund spielen, wurden im dritten Bezirk hinter dem Heumarkt gedreht.[16] Die im Wiener Westbahnhof spielenden Szenen wurden in der historischen Halle im Eisenbahnmuseum Strasshof unter Verwendung von Greenscreen-Technik angefertigt.

Produziert wurde der Film von der österreichischen Epo-Film, Koproduzenten waren die Münchner Glory Film und die Berliner Tobis Film, beteiligt waren der Österreichische Rundfunk und die ARD (Degeto). Unterstützt wurde die Produktion vom Österreichischen Filminstitut und dem Filmfonds Wien, von Filmstandort Austria, dem Land Oberösterreich, Cine Art (Land Steiermark), der Filmförderungsanstalt, dem FilmFernsehFonds Bayern, dem Deutschen Filmförderfonds, dem Filmbüro Rheinland-Pfalz, IDM und Tax Credit Italien.[5][17][18]

Für das Kostümbild zeichnete Caterina Czepek verantwortlich, für das Szenenbild Bertram Reiter, für den Ton Max Vornehm und für das Maskenbild Sam Dopona, Verena Eichtinger und Sylvia Niehues.[5][17][18] Der Autor der Romanvorlage, Robert Seethaler, hat im Film einen Cameoauftritt.[16]

Rezeption

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Auf IMDb erzielt der Film 6,5 / 10 Punkten und er hat einen Metascore von 55 / 100,[19] auf Rotten Tomatoes sind 60 % der 25 Kritiken positiv und 65 % der weniger als 50 Zuschauer zeigten sich von ihm angetan.[20]

Bettina Steiner befand in der Tageszeitung Die Presse, der Film habe allzu viel von einem Historienschinken und treffe Seethalers leichten Ton nicht. Allerdings halte zumindest die Geschichte gefangen. Es seien zwar ein paar schöne Szenen dabei, aber auch dann störe, dass alles ein wenig zu pittoresk sei. „Stets hat man das Gefühl, die Schauspieler bewegten sich durch Kulissen, durch eine in Sepia getauchte Bilderbuch-Stadt voller guter alter Bilderbuchfahrräder und guter alter Bilderbuchautos und Bilderbuchfleischhauer mit bilderbuchmäßig blutigen Schürzen.“[21]

Ähnlich urteilte Marian Wilhelm in der Tiroler Tageszeitung: „Der Film müht sich sichtlich um Zeitkolorit. Groß ist der Aufwand für die Ausstattung. Trotzdem bleibt vieles Requisite, ganz so, als würden die Figuren durch eine liebevoll gestaltete Museumsanlage streifen.“ Er lobte allerdings die Schauspielleistungen, die überzeugten.[11]

Stefan Grissemann schrieb in der Wochenzeitschrift Profil, der Roman hätte eine bessere Verfilmung verdient. Der Film sei ein Lehrstück einer Literaturverfehlung und bleibe der Romanvorlage Seethalers so gut wie alles schuldig. Das Ergebnis sei „ein Dekorations- und Kulissenfilm, in dem nichts glaubhaft erscheint: die Trafik eine Theaterbude, der Fleischerladen nebenan nur eine Fassade. Wien 1938 als synthetisches, hochdruckgereinigtes Bühnenbild.“[22]

Matthias Greuling hielt in der Wiener Zeitung dagegen, Nikolaus Leytner versuche mit viel Liebe zum Detail, die Stimmung in Wien vor dem Anschluss und direkt danach zu rekonstruieren. Dies gelinge ihm durch zahlreiche Ausstattungsdetails und vor allem durch sein stimmiges Schauspielerensemble, das gut illustrieren könne, welch beklemmende Stimmung diese Zeit bestimmte. „Ein wenig verzettelt sich Leytner in der Schilderung der Liebessuche seines Protagonisten Franz […]. Diese Szenen sind ein wenig wie Fremdkörper in diesem ansonst stimmigen Sittenbild der Anschlusszeit.“[23]

Andreas Fischer meinte im Weser-Kurier, dass Der Trafikant thematisch so relevant sei, wie ein Film heutzutage nur sein kann. Als Literaturverfilmung sei er jedoch kein Meisterwerk. Wien sei hier eine tote Stadt in Sepiatönen. Mehr Klischee gehe fast nicht. Der in seiner Schnörkellosigkeit erheiternde Ton der Romanvorlage gehe in artifiziell wirkenden Bildern verloren. Die Schauplätze werden brav abgefilmt, das Leben im Film ist ein gekünsteltes. Regisseur Nikolaus Leytner verkenne das Potenzial seiner Darsteller und setze sie vornehmlich als Dialogaufsager ein. Dabei könnten die Schauspieler, allen voran Hauptdarsteller Simon Morzé, weit mehr, als Staffage in einem biederen Kostümfilm und Historienschinken sein.[24]

Auszeichnungen und Nominierungen

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Regina Fritsch (2019)
 
Johannes Krisch (2019)

Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)

  • „Prädikat wertvoll“[25]

Österreichischer Filmpreis 2019[26]

Romyverleihung 2019

Film Festival Bozen 2019

  • Golden Walther Award[28]

New Faces Award 2019

CIVIS Kinopreis 2019

  • Auszeichnung mit dem Publikumspreis für europäische Filmproduktionen[30][31][32]
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Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für Der Trafikant. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 180533/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Filmfestival Kitzbühel vom 20. bis 26. August (Memento vom 27. Juli 2018 im Internet Archive). Abgerufen am 19. Juli 2018, abgerufen am 19. Juli 2018.
  3. Tiroler Tageszeitung: „Trafikant“ zum Festivalstart in Kitzbühel. Artikel vom 27. Juli 2018, abgerufen am 5. März 2020.
  4. Filmfest Hamburg 2018 | Der Trafikant (Memento vom 29. September 2020 im Internet Archive). Abgerufen am 11. September 2018.
  5. a b c d Österreichisches Filminstitut: Der Trafikant. Abgerufen am 19. Juli 2018.
  6. Der Trafikant (2018): Release Info. Abgerufen am 19. Juli 2018.
  7. SommerKino im Ersten 2020. In: daserste.de. Abgerufen am 22. Juni 2020.
  8. „Vienna Blood“: ORF-Generaldirektor Wrabetz gratuliert zum Erfolg. In: ots.at. 12. November 2020, abgerufen am 12. November 2020.
  9. Epo-Film: Der Trafikant. Abgerufen am 19. Juli 2018.
  10. Kurier: Film- und TV-Star: Sigmund Freud hat wieder Saison. Artikel vom 10. Juli 2018, abgerufen am 19. Juli 2018.
  11. a b Der Deppendoktor und der Trafikant seines Vertrauens. Artikel vom 11. Oktober 2018, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  12. „Der Trafikant“: Setbesuch in der „Münchner Straße“. In: bavaria-film.de. 14. November 2017, abgerufen am 27. Dezember 2020.
  13. Oberösterreichische Nachrichten: Drehort Steyrtalbahn: Simon Morzé und Bruno Ganz in der Verfilmung des "Trafikanten". Artikel vom 20. September 2017, abgerufen am 19. Juli 2018.
  14. Oberösterreichische Nachrichten: Wie sich ein Bursche vom Land mit dem Seelendoktor und der Hölle anfreundet. Artikel vom 12. Oktober 2017, abgerufen am 19. Juli 2018.
  15. Zeit für großes, eigenes Kino (Memento vom 19. Juli 2018 im Internet Archive). Artikel vom 16. Juli 2018, abgerufen am 19. Juli 2018.
  16. a b Salzburger Nachrichten: "Der Trafikant" wird mit Bruno Ganz verfilmt. Artikel vom 20. Oktober 2017, abgerufen am 19. Juli 2018.
  17. a b Der Trafikant bei crew united, abgerufen am 19. Juli 2018.
  18. a b Der Trafikant. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 19. Juli 2018.
  19. Nikolaus Leytner: Der Trafikant. Epo-Film Produktionsgesellschaft, Glory Film, TOBIS Film, 1. November 2018, abgerufen am 16. Dezember 2021.
  20. The Tobacconist (Der trafikant). Abgerufen am 16. Dezember 2021 (englisch).
  21. diepresse.com: „Der Trafikant“: Freud mit sehr viel Requisite. Artikel vom 10. Oktober 2018, abgerufen am 11. Oktober 2018.
  22. Kino: „Der Trafikant“ hätte eine bessere Verfilmung verdient. Artikel vom 12. Oktober 2018, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  23. Wie ein junger Mann den "Anschluss" erlebt. Artikel vom 10. Oktober 2018, abgerufen am 11. Oktober 2018.
  24. Andreas Fischer: Mehr Leid als Freud. In: Weser Kurier. 3. August 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. August 2020; abgerufen am 3. August 2020.
  25. Deutsche Filmbewertung und Medienbewertung FBW: Der Trafikant. Abgerufen am 20. Jänner 2019.
  26. Österreichischer Filmpreis 2019: Nominierungen (Memento vom 21. November 2019 im Internet Archive). Abgerufen am 6. Dezember 2018.
  27. Kurier: Die Nominierungen der ROMY-Akademie 2019. Artikel vom 26. März 2019, abgerufen am 26. März 2019.
  28. Die Preisträger des 33. Film Festival Bozen 2019 (Memento vom 14. April 2019 im Internet Archive). Artikel vom 13. April 2019, abgerufen am 14. April 2019.
  29. New Faces Award Film 2019: Das sind die Nominierten. Artikel vom 23. April 2019, abgerufen am 23. April 2019.
  30. Publikumsvoting für CIVIS-Kinopreis: Online abstimmen über Kinopreis für Integrations-Filme. Artikel vom 27. April 2019, abgerufen am 28. April 2019.
  31. CIVIS CINEMA | Kinopreis für europäische Filmproduktionen als Publikumspreis im Internet. OTS-Meldung vom 24. April 2019, abgerufen am 28. April 2019.
  32. CIVIS Medienpreis 2019 – 14 Programme in Berlin ausgezeichnet. Artikel vom 23. Mai 2019, abgerufen am 24. Mai 2019.