Beta-Verteilung

Familie stetiger Wahrscheinlichkeitsverteilungen über dem Intervall

Die Beta-Verteilung ist eine Familie stetiger Wahrscheinlichkeitsverteilungen über dem Intervall , parametrisiert durch zwei Parameter, die häufig als p und q – oder auch als α und β – bezeichnet werden. In der bayesschen Statistik ist die Beta-Verteilung die konjugierte a-priori-Wahrscheinlichkeitsverteilung für die Bernoulli-, Binomial-, der negativen Binomial- und der geometrischen Verteilung.

Beta-Verteilung für verschiedene Parameterwerte
Kumulative Verteilungsfunktion für verschiedene Parameterwerte

Definition

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Die Beta-Verteilung   ist definiert durch die Wahrscheinlichkeitsdichte

 

Außerhalb des Intervalls   wird sie durch   fortgesetzt. Für   lässt sich   durch   ersetzen. Die Beta-Verteilung besitzt die reellen Parameter   und   (in den nebenstehenden Grafiken   und  ). Um ihre Normierbarkeit zu garantieren, wird   (bzw.  ) gefordert.

Der Vorfaktor   dient der Normierung. Der Ausdruck

 

steht für die Betafunktion, nach der die Verteilung benannt ist. Dabei bezeichnet   die Gammafunktion.

Die Verteilungsfunktion ist entsprechend

 

mit

 

Die Funktion   heißt auch regularisierte unvollständige Betafunktion.

Eigenschaften

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Erwartungswert

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Der Erwartungswert berechnet sich zu

 .

Der Modus, also die Maximalstelle der Dichtefunktion  , ist für  ,  

 .

Die Varianz ergibt sich zu

 .

Standardabweichung

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Für die Standardabweichung ergibt sich

 .

Variationskoeffizient

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Aus Erwartungswert und Varianz erhält man unmittelbar den Variationskoeffizienten

 .

Die Schiefe ergibt sich zu

 .

Höhere Momente

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Aus der momenterzeugenden Funktion ergibt sich für die k-ten Momente

 .

Symmetrie

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Die Beta-Verteilung ist für   symmetrisch um   mit der Schiefe  .

Momenterzeugende Funktion

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Die momenterzeugende Funktion einer betaverteilten Zufallsgröße lautet

 .

Mit der hypergeometrischen Funktion   erhält man die Darstellung

 .

Charakteristische Funktion

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Analog zur momenterzeugenden Funktion erhält man die charakteristische Funktion

 .

Beziehungen zu anderen Verteilungen

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Spezialfälle

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Grenzfälle

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  • Für   und konstantes   geht die Beta-Verteilung in eine Bernoulli-Verteilung   über (eine entsprechende Zufallsgröße hat dann fast sicher den Wert null). Dasselbe gilt für   bei konstantem  .
  • Für   und konstantes   geht die Beta-Verteilung in eine Bernoulli-Verteilung   über (eine entsprechende Zufallsgröße hat dann fast sicher den Wert eins). Dasselbe gilt für   bei konstantem  .

Beides sieht man leicht durch entsprechende Grenzwertbildungen der Formeln für Erwartungswert und Varianz: Der Erwartungswert geht gegen null bzw. eins, die Varianz beide Male gegen null.

Beziehung zur Gammaverteilung

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Wenn   und   unabhängige gammaverteilte Zufallsvariablen sind mit den Parametern   bzw.  , dann ist die Größe   betaverteilt mit Parametern   und  , kurz

 

Beziehung zur stetigen Gleichverteilung

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Sind   unabhängige auf   stetig gleich verteilte Zufallsvariable, dann sind die Ordnungsstatistiken   betaverteilt. Genauer gilt

 

für  .

Mischverteilungen

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Eine Binomialverteilung, deren Parameter   betaverteilt ist, nennt man Beta-Binomialverteilung. Dies ist ein spezieller Fall einer Mischverteilung.

Beispiel

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Die Beta-Verteilung kann aus zwei Gammaverteilungen bestimmt werden: Der Quotient   aus den stochastisch unabhängigen Zufallsvariablen   und  , die beide gammaverteilt sind mit den Parametern   und   bzw.  , ist betaverteilt mit den Parametern   und  .   und   lassen sich als Chi-Quadrat-Verteilungen mit   bzw.   Freiheitsgraden interpretieren.

Mit Hilfe der linearen Regression wird eine geschätzte Regressionsgerade   durch eine „Punktwolke“ mit   Wertepaaren   zweier statistischer Merkmale   und   gelegt, und zwar so, dass die Quadratsumme der senkrechten Abstände der  -Werte von der Geraden   minimiert wird.

Die Streuung der Schätzwerte   um ihren Mittelwert   kann durch   gemessen werden und die Streuung der Messwerte   um ihren Mittelwert kann durch   gemessen werden. Erstere stellt die „(durch die Regression) erklärte Quadratsumme“ (sum of squares explained, kurz: SSE) und letztere stellt die „totale Quadratsumme“ (sum of squares total, kurz: SST) dar. Der Quotient dieser beiden Größen ist das Bestimmtheitsmaß:

 .

Die „(durch die Regression) nicht erklärte Quadratsumme“ bzw. die „Residuenquadratsumme“ (residual sum of squares, kurz SSR) ist durch   gegeben. Durch die Quadratsummenzerlegung   lässt sich das Bestimmtheitsmaß auch darstellen als

 .

Es ist also betaverteilt. Da das Bestimmtheitsmaß das Quadrat des Korrelationskoeffizienten von   und   darstellt ( ), ist auch das Quadrat des Korrelationskoeffizienten betaverteilt. Allerdings kann die Verteilung des Bestimmtheitsmaßes beim globalen F-Test durch die F-Verteilung angegeben werden, die tabelliert vorliegt.

Verallgemeinerung: Beta-Verteilung auf (a,b)

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Definition

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Die allgemeine Beta-Verteilung ist definiert durch die Wahrscheinlichkeitsdichte

 

wobei   und   die obere und untere Grenze des Intervalls sind. Entsprechend ergibt sich die Berechnung von   zu

 

Eigenschaften

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Ist   betaverteilt auf dem Intervall   mit Parametern  ,  , dann ist

 

betaverteilt auf dem Intervall   mit den gleichen Parametern  ,  . Ist umgekehrt   betaverteilt auf  , dann ist

 

betaverteilt auf  .

Beispiel

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Im Dreieckstest werden drei Proben im gleichseitigen Dreieck angeordnet, wobei eine Ecke des gedachten Dreiecks nach oben zeigt. Zwei der drei Proben gehören zum Produkt A und eine Probe gehört zum Produkt B oder umgekehrt. Die Aufgabe des Probanden besteht nun darin, dasjenige Produkt zu finden, das nur einmal vorkommt. Die Wahrscheinlichkeit durch bloßes Raten die richtige Antwort zu geben beträgt  .

 
Verteilung der Erfolgswahrscheinlichkeiten einer Stichprobe im Dreieckstest (schwarze Linie) bei einer Rate-Erfolgswahrscheinlichkeit von   (blaue Linie)

Die Erfolgswahrscheinlichkeiten variieren je nach sensorischen Fähigkeiten. Unter der Annahme, dass kein Proband absichtlich eine falsche Antwort gibt, liegt die Erfolgswahrscheinlichkeit bei niemandem unter  . Bei Feinschmeckern oder großen Geschmacksunterschieden kann diese theoretisch bis auf 100 % ansteigen. Im Folgenden wird für beliebige Rate-Erfolgswahrscheinlichkeiten   mit   die Beta-Verteilung auf   hergeleitet.[1] Aus den eben genannten Gründen modelliert diese Wahrscheinlichkeitsdichte die Erfolgswahrscheinlichkeiten der Probanden realistischer als eine Beta-Verteilung auf  .

Die Erfolgswahrscheinlichkeiten   der einzelnen Probanden   seien zunächst betaverteilt auf   mit Parametern   und  . Die korrigierten Erfolgswahrscheinlichkeiten auf   ergeben sich aus  . Die Wahrscheinlichkeitsdichte von   lässt sich über den Transformationssatz für Dichten bestimmen. Die Beta-Verteilung von   hat eine positive Dichte im Intervall  . Die Transformation   mit   ist ein Diffeomorphismus. Daraus erhält man die Umkehrfunktion  . Für die gesuchte Dichtefunktion von   erhält man

 .

Diese Wahrscheinlichkeitsdichte von   auf   wird in Abhängigkeit von der Wahrscheinlichkeitsdichte von   auf   dargestellt. In der nebenstehenden Grafik ist beispielhaft eine Beta-Verteilung auf   mit Parametern   und   eingezeichnet. Der Erwartungswert beträgt  . Die durchschnittliche Erfolgswahrscheinlichkeit liegt damit   über der Rate-Erfolgswahrscheinlichkeit von  .

Einzelnachweise

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  1. Brockhoff, Per Bruun. "The statistical power of replications in difference tests." Food Quality and Preference 14.5 (2003): 405-417.
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