Amelia Sarah Levetus

britisch-österreichische Kunsthistorikerin

Amelia Sarah Levetus (* 22. Oktober 1853 in Birmingham; † 9. Juni 1938 in Wien) war eine britisch-österreichische Kunsthistorikerin, Autorin und engagiert in der Volksbildung.

Amelia Levetus entstammte einer in England ansässigen jüdischen Familie. Die Gebrüder Levetus arbeiten in der Vittoria Street als Juweliere und Silberschmiede. Ihr Vater Lewis betätigt sich ehrenamtlich in der jüdischen Gemeinde. Die Mutter Celia gab in jungen Jahren mit ihrer Schwester Marion das „Sabbath Journal“ heraus. Die Geschwister verfassten einen Gedichtband und zwei Werke zur jüdischen Geschichte.

Amelia besuchte in ihrer Heimatstadt die King Edward's School, das Midland Institute und das Mason College. Sie studierte Volkswirtschaft an den Universitäten in Birmingham, St. Andrew's, Cambridge und Aberdeen. 1891 übersiedelte sie nach Wien. Zwei Jahre später wurde sie als außerordentliche Studentin an die Wiener Universität zugelassen.

Auf Einladung des Nationalökonomen Eugen Peter Schwiedland (1863–1936) hielt sie 1897 als erste Frau an der Wiener Universität zwei öffentliche Vorträge über EngrosGenossenschaften. Ihre Aufsätze zur volkswirtschaftlichen Selbsthilfe von Arbeitern in England und Schottland erschienen in einer französischen Fachzeitschrift.

Sie starb ledig am 9. Juni 1938 in Wien XIX., Peter Jordanstraße 82 und wurde am 15. Juni 1938 auf dem Urnenhain beim Wiener Zentralfriedhof, Abteilung 8, Ring 2, Gruppe 6, Grab No. 175 beigesetzt.[1]

Kunstkritik und Kunstförderung

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Amelia Levetus engagierte sich als Journalistin für die zeitgenössische Kunst in Wien, für das Kunstgewerbe und modernes Design.

1902 schrieb sie einen Beitrag für die in London, Paris und New York erscheinende Kunstzeitschrift "The Studio" über die neueste Ausstellung der Wiener Secession. Sie berichtete über Gemälde von Gustav Klimt und Franz Stuck und die von einer Reise nach Japan angeregten Holzschnitte des Emil Orlik. Im gleichen Jahr folgte eine Reportage über österreichisches Design bei der internationalen Ausstellung für Dekorative Kunst in Turin. 1905 wurden dem Publikum die Landschaftsgemälde von Karl Mediz (1868–1945) und Emilie Mediz-Pelikan (1861–1908) vorgestellt. In der nächsten Ausgabe ging es um Kunstgewerbeschulen in Österreich, um antike Möbel, darunter auch Puppenmöbel des 16. Jahrhunderts aus der Sammlung von Albert Figdor. Im Juli 1906 standen bäuerliche Stickereien im Mittelpunkt. Levetus stellte Innenarchitekten und den Kunsthandwerker Otto Prutscher vor, der an der Kunstgewerbeschule studiert hatte und an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt lehrte. Im Dezember 1906 folgte ein Aufsatz über österreichisch-ungarische Bauernmöbel. Im Juni 1908 erschien ein Artikel über den Wiener Maler und Radierer Ludwig Michalek. Den kunsthandwerklichen Nachwuchs der „Kaiserlichen Kunstgewerbeschule“ präsentierte sie am Stubenring.

1903 wurde im Volksheim Ottakring im Arbeiterbezirk Ottakring der „John-Ruskin-Club“ gegründet und Frau Levetus zur Präsidentin gewählt. Vorbild für den Club war John Ruskin, Professor der Kunstgeschichte in Oxford, Gründer eines Museums, einer Zeichenschule und Abendschule für Handwerker.

  • Imperial Vienna. An Account of Its History, Traditions and Arts. Lane, London 1905. Volltext

Literatur

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  • Franz Planer (Hrsg.): Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft: Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. – Wien: Planer, 1929
  • Bernard Dolman (Hrsg.): Who's Who in Art: a Series of Alphabetically-Arranged Biographies of the Leading Men and Women in the World of Art To-day (Artists, Collectors, Critics and Curators). – London: Art Trade Press, 1934
  • Wilhelm Filla, Miss A. S. Levetus – Kunsthistorikerin und Volksbildnerin. Porträt einer grenzüberschreitenden Pionierin. In: Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung, 12. Jg., 2001, Heft 1–4, S. 24–39.
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Einzelnachweise

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  1. Sowohl im Wiener Verzeichnis der Verstorbenen vom 19. Juni 1938 als auch in der Datenbank der in Wien begrabenen Personen scheint sie irrtümlich unter dem Namen „Levetics“ auf.