Die vage Konvergenz ist eine Konvergenzart in der Maßtheorie, einem Teilgebiet der Mathematik, das sich mit abstrahierten Volumenbegriffen beschäftigt und die Basis für die Stochastik und die Integrationstheorie bildet. Die vage Konvergenz ist ein Konvergenzbegriff für Folgen von Radon-Maßen und unterscheidet sich dadurch und durch die Wahl einer anderen Klasse von Testfunktionen von der schwachen Konvergenz. Die Topologie, welche die vage Konvergenz beschreibt, heißt die vage Topologie.

Definition

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Gegeben sei ein lokal kompakter Hausdorff-Raum   und sei   die dazugehörige Borelsche σ-Algebra. Außerdem seien   Radon-Maße auf  , das heißt jedes dieser Maße ist

  1. lokal endlich, das heißt zu jedem   existiert eine offene Umgebung von   mit endlichem Maß,
  2. von innen regulär.

Die Folge   von Maßen heißt dann vage konvergent gegen das Maß  , wenn für jede stetige Funktion   mit kompaktem Träger

 

gilt. Man schreibt dann auch   vage,   oder  .

Bemerkung

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Bei der Definition ist an zwei Stellen Vorsicht geboten: Erstens wird der Begriff des Radon-Maßes in der Literatur nicht eindeutig verwendet und sollte deshalb immer verglichen werden. Zweitens ist bei der Konvergenz von Maßen eine feine Abstufung der Konvergenzbegriffe möglich, die sich durch eine unterschiedliche Wahl der Testfunktionen auszeichnen. Daher sollte immer beachtet werden, welche Klasse von Testfunktionen verwendet wird, um eventuelle Irrtümer zu vermeiden.

Motivation zur Definition

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Intuitiv würde man von einer Folge von Maßen   sagen, dass sie gegen   konvergiert, wenn

 

für jede Menge   aus der betrachteten σ-Algebra gilt. Setzt man nun aber beispielsweise auf dem Messraum   als Folge von Maßen

 

die Dirac-Maße jeweils im Punkt  , so würde man „intuitiv“ erwarten, dass die Folge gegen  , das Dirac-Maß im Punkt  , konvergiert. Dies ist aber nicht der Fall, wie man beispielsweise an der Menge   erkennt, denn es ist

 -

Der Konvergenzbegriff ist also zu stark. Eine äquivalente Formulierung des obigen, intuitiven Konvergenzbegriffes für Folgen von Maßen ist

 

für alle  , also die wesentlich beschränkten Funktionen. Ausgehend von dieser Charakterisierung sucht man nun schwächere Funktionsklassen   und Mengen von Maßen  , so dass die obige Gleichung für diese Wahl noch gilt und   außerdem eine trennende Familie für   ist. Es soll also zusätzlich noch

 

gelten. Dies garantiert die Eindeutigkeit des Grenzwertes. Wählt man nun als   die Radon-Maße auf der borelschen σ-Algebra eines Lokalkompakten Hausdorffraumes und als   die stetigen Funktionen auf kompaktem Träger, so erhält man die hier beschriebene vage Konvergenz. Eine andere Wahl der Funktionenklassen und Mengen von Maßen liefert beispielsweise die schwache Konvergenz im Sinne der Maßtheorie oder die Konvergenz in Verteilung der Stochastik.

Eigenschaften

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  • Nach dem Satz von Helly-Bray konvergieren Maße auf   genau dann vage, wenn die zugehörigen Verteilungsfunktionen bis auf Konstanten vage gegen eine Verteilungsfunktion konvergieren.
  • Nach dem Auswahlsatz von Helly besitzt jede beschränkte Folge von Maßen   auf   eine vage konvergente Teilfolge. Dabei heißt eine Folge von Maßen beschränkt, wenn die Folge der Totalvariationsnormen   beschränkt ist.
  • Es lässt sich zeigen, dass wenn   lokalkompakt und polnisch ist, die folgenden beiden Aussagen äquivalent sind:
  1.  
  2.  .

Dies wird auch gelegentlich auch als Zusatz zum Portmanteau-Theorem formuliert.

Vage Topologie

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Die vage Konvergenz lässt sich durch eine Topologie beschreiben, die sogenannte vage Topologie. Sie ist die gröbste Topologie, so dass alle Abbildungen

 

für alle stetigen Funktionen mit kompaktem Träger stetig sind.

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Literatur

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