Ulrich Wagner (Bildhauer)

deutscher Bildhauer

Ulrich Wagner (* 1959 in Köln) ist ein deutscher Bildender Künstler, Bildhauer und Grafiker.

Porträt Ulrich Wagner

Leben und Werk

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Von 1981 bis 1987 studierte Ulrich Wagner freie Kunst bei Eduardo Paolozzi an der Fachhochschule Köln, der späteren Köln International School of Design, dessen Meisterschüler er war. In den Jahren 1984 bis 1989 unterstützte er Paolozzi u. a. bei der Realisierung des Rheingartenbrunnens unterhalb des Museums Ludwig in Köln und des Katastrophenbrunnens anlässlich der Bundesgartenschau 1985 in Berlin. Ulrich Wagner lebt und arbeitet in Oberlascheid (Eifel) und in Köln.

Handgeschöpftes, mit lichtechten Pigmenten eingefärbtes und mit Prägestrukturen versehenes Büttenpapier dient Ulrich Wagner als plastisches Material für die meisten seiner Arbeiten. Auf Keilrahmen aufgezogen entstehen daraus große, begehbare Räume. Angeregt von Elektronikplatinen und Maschinenteilen entwirft er in den 1980er Jahren aus geometrischen Formen und individuellen Chiffren eine spezifische Bildsyntax.[1] Ab Mitte der 1990er Jahre erhalten seine Arbeiten eine neue Dimension an Deutungsmöglichkeiten. In ihnen vernetzt er neutrale Linienraster mit Ausschnitten aus Grundrissen realer Bebauungs- und Stadtpläne und ruft über diese Verknüpfung Besonderheiten und geschichtliche Zusammenhänge ausgewählter Orte ins Gedächtnis. Auch vor den Konzentrations- und Vernichtungslagern des NS-Regimes macht er nicht Halt, wenn es einen Bezug zu ihnen gibt.[2] So werden ästhetische Bildstrukturen zum Träger kritischer, historisch und politisch relevanter Aussagen.

In seinen Buchprojekten Grundrisse von Konzentrationslagern[3] von 1994/95 und Winkelbücher[4] von 2011/12/14 setzt er sich dezidiert mit den menschenverachtenden Stätten und Praktiken der Nationalsozialisten auseinander. Sowohl die Leporellos mit den Grundrissen der Lager von Dachau, Sachsenhausen, Mittelbau-Dora und Auschwitz II (Birkenau) als auch die verschiedenfarbigen „Winkel“, mit denen er die Kennzeichnung einzelner Gruppen von Häftlingen in den Konzentrationslagern aufgreift, lassen sich zu großen Formaten auffalten. Erst mit der Konnotation der Zeichen und dem Wissen um die geschichtlichen Hintergründe tritt das Entsetzliche der Systeme ins Bewusstsein.[5]

Neben Papier nutzt Wagner auch andere Werkstoffe für seine Reliefs. Mit Ausnahme weniger früher Exemplare entstehen seine zeichenhaften Arbeiten aus kompakten, pigmentierten Holzkörpern nach 2000. Werke aus illuminierendem Acrylglas folgen ab 2015. Details aus Stadtplänen von New York City oder Mexico D.F. liefern die formalen Grundlagen für die Serien Squares[6] oder Urbane Systeme[7]. Das Farblicht, dem Wagner in seinem gesamten Œuvre große Bedeutung beimisst, gewinnt in dem transparenten Material der Acrylglasarbeiten eine von der Dunkelheit unabhängige Leichtigkeit.

In den geschlossenen Kabinen der Lichträume, die das Ortsgedächtnis wachrufen,[8] lassen farbige Neonkonturen die Zeichengefüge im Dunkel aufscheinen. Ein spiegelnder Fußboden öffnet den Raum ins Bodenlose. Komplexe Bildmuster umgeben den Besucher von allen Seiten.

 
Ulrich Wagner: Blauer Raum, 1990
 
Ulrich Wagner: Messe Deutz (Serie Ortsgedächtnis), 2010
 
Ulrich Wagner: Roter Winkel, Winkelbuchprojekt, 2011
 
Ulrich Wagner: U.17 (Urbane Systeme, NY), 2016

Auszeichnungen und Ehrungen

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Arbeiten in öffentlichen Sammlungen

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Ausstellungen

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Einzelausstellungen (Auswahl)

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  • 2016: Urbane Systeme, klein gallery, Königstein im Taunus
  • 2016: SchwarzLicht, Klingspor-Museum, Offenbach
  • 2013: Übertritt, Raumarbeit, Kunstverein Germersheim, Germersheim
  • 2013: Galerie Wack, Kaiserslautern
  • 2011: Ortsgedächtnis – Gedächtnis der Orte, LVR-LandesMuseum Bonn
  • 2009: imprints-Galerie, Piégros La Clastre, Frankreich
  • 2008: Brückenschlag, Mannheimer Kunstverein e.V., Mannheim
  • 2008: Forum, Kunstverein Speyer e.V.
  • 2008: Raum Licht Papier, Emsdettener Kunstverein e.V., Emsdetten
  • 2008: Lichtraum, Leo-Breuer-Preis, LVR-LandesMuseum Bonn
  • 2008: Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, Bonn
  • 2008: Galerie Wack, Kaiserslautern
  • 2004: Galerie Stracke, Köln
  • 2005: Forum, Raumarbeit, Art Frankfurt, Frankfurt am Main
  • 2003: Ein Buch zu Auschwitz 2, Stadtbücherei/Klingspor-Museum, Offenbach
  • 2003: Rotblau, Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

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  • 2017: objekt + graphik, Galerie Wack, Kaiserslautern
  • 2016: SchwarzLicht, Luminale, Städtische Sparkasse, Offenbach
  • 2014: Auf den Punkt, Raum 2810, Bonn
  • 2013: 30 Jahre gkg, Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, Bonn
  • 2012: Neue Welten, Kunsthallen Offenbach, Offenbach
  • 2012: Buchkunst Total/Sammlung Total, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt a. M.
  • 2011: XXXIX Festival Internacional Cervantino, San Miguel de Allende, Mexico
     
    Ulrich Wagner: SchwarzLicht, 2016
  • 2011: KNÜLLER FALTER REISSER – 25 Jahre Sammlung „Kunst aus Papier“, Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach
  • 2011: Fantasmas y otras pesadillas, La Cámara, Mexico
  • 2010: Galerie Wack, Kaiserslautern
  • 2010: Schwarz Weiß, imprints-Galerie, Piégros La Clastre, Frankreich

Literatur

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  • Ulrich Wagner. Paravent, Rathaus Pulheim, Pulheim 1985 (Text: Brigitte Hammer)
  • Ulrich Wagner, Aachen 1987, ISBN 978-3-922760-22-1
  • Ulrich Wagner. Zeichen, Günther Peill Stiftung, Leopold-Hoesch-Museum, Düren 1991 (Text: Dorothea Eimert), ISBN 978-3-925955-18-1
  • Ulrich Wagner. Umkehr, Chapelle St. Fiacre Guidel 1993, (Text: Christine Hartmann)
  • Ulrich Wagner. Vernetzte Systeme, Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach 1995 (Texte: Eugen Gomringer, Stefan Soltek, Wolfgang Vomm)
  • Ulrich Wagner. Leporello-Labyrinthes, Musée des Tapisseries, Ville d’ Aix-en-Provence 1997 (Texte: Joachim Rothacker, Christine Hartmann, Gérard Bensussan)
  • Ulrich Wagner. Sektor 3, Universidad de Guanajuato, Guanajuato/Mexico 1998 (Texte: Juan Carlos Romero Hicks, Susanne Padberg), ISBN 968-864-091-3
  • Ulrich Wagner. ROTBLAU, Pfalzgalerie, Kaiserslautern 2003 (Text: Annette Reich)
  • Ulrich Wagner. Bild Raum Landschaft 98-08, Hg. Martin Stather und Franz Dudenhöffer, Mannheim Speyer 2008 (Texte: Martin Stather, Franz Dudenhöffer, Joachim Geil), ISBN 978-3-88423-301-6
  • Ulrich Wagner, Ortsgedächtnis Gedächtnis der Orte, Film von Dieter Heyen, 2012
  • Ulrich Wagner, Übertritt, 20. Kultursommer Germersheim, Film von Thomas Bug, 2013

Anmerkungen

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  1. Vgl. hierzu: S. D. Sauerbier: Von Zeichen zu Zeichen. In: Ulrich Wagner. Zeichen. Ausstellungskatalog Günther Peill Stiftung, Leopold-Hoesch-Museum, Düren 1991, o. S.
  2. Künstlerbücher; Werke zu den Städten Mannheim, Köln-Deutz, Offenbach, Germersheim oder dem Rheinland
  3. Buchprojekt Grundrisse von Konzentrationslagern: Leporello, handgeschöpftes Büttenpapier mit aufgegossenem Grundriss der Konzentrationslager von Dachau, Sachsenhausen, Mittelbau-Dora und Auschwitz II (Birkenau) aus pigmentierter Papiermasse, Seitengröße 21 × 21 cm / 23 × 23 cm / 31 × 31 cm, Leporellogröße 21 × 950 cm / 23 × 1300 cm /31 × 1200 cm / 31 × 2600 cm, Gesamtgröße (als Fläche ausgelegt) 124 × 197 cm / 187 × 187 cm / 187 × 250 cm / 250 × 405 cm Aufl. je 10 Exemplare
  4. Winkelbuchprojekt: Weißer Winkel, Schwarzer Winkel, Roter Winkel, Gelber Winkel, Grüner Winkel, Blauer Winkel, Lila Winkel, Brauner Winkel, Rosa Winkel, 2011/12/14, handgeschöpftes Büttenpapier mit aufgegossenen Grundrissen aus pigmentierter Papiermasse, je 48 × 48 cm, Gesamtgröße (als Fläche ausgelegt) 190 × 190 cm, 36 Seiten, Schuber aus Karton, jedes Buch ist ein Unikat
  5. Joachim Geil: „Im Schönen das Grauen“
  6. Squares, jeweils mehrteilig, 2009, Holz, Pigment
  7. Urbane Systeme NY, jeweils mehrteilig, 2016/17, illuminierendes Acrylglas; Urbane Systeme Mex D.F., sechsteilig, 2017, illuminierendes Acrylglas, 127 × 4 × 3 cm
  8. Die Installation Ortsgedächtnis – Gedächtnis der Orte aus dem Jahr 2011 befindet sich im Besitz des LVR-LandesMuseum Bonn.
  9. Stipendium der Günther-Peill-Stiftung
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Commons: Ulrich Wagner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien