Die Stellmacherei (auch Wagnerei) ist die Werkstatt eines Stellmacher genannten Handwerkers, der Räder, Wagen und andere landwirtschaftliche Geräte aus Holz herstellt.

Stellmachermeister beim Bau eines Wagenrads

Berufsbezeichnung

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Die Bezeichnung des Berufs ist regional unterschiedlich, wobei Stellmacher eher im Norden verwendet wird, im Süden dagegen Wagner. Daneben sind auch Benennungen in den Mundarten zu finden, die auf Rad(e)macher (niederdeutsch: Radmaker), Rädermacher, Achsenmacher oder Axmacher zurückgehen. Dabei handelte es sich ursprünglich um unterschiedliche Berufe: der Stellmacher oder Wagner fertigt das Gestell des Wagens, der Radmacher die Räder. Heute bezeichnen die Berufsbezeichnungen jedoch vorwiegend dieselbe Tätigkeit.[1]

Beim Kutschenbau war der Wagner für die Karosserie zuständig, der Radmacher dagegen fertigte die Räder, deren Herstellung allein vergleichbaren Aufwand und Fachwissen benötigte wie die der Karosserien.[2]

Geschichte

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Drei Stellmachermeister der Familie Drögemüller in ihrer Stellmacherei (um 1930 in Böddenstedt)

Mit dem Aufkommen der Eisenbahn im späten 19. Jahrhundert waren die Fertigkeiten der Stellmacher als Waggonbauer begehrt. Ihre Kenntnisse benötigte man später auch im Karosseriebau der Autohersteller.

Nachdem in vielen Dörfern ganze Häuserreihen abbrannten, wurden im 18. Jahrhundert unter Pfalzgraf Karl IV. der Verhütung eines Feuerbrandes dienende, strenge Anordnungen erlassen, in denen auch das allabendliche Beseitigen von Spänen in den Werkstätten der Wagner geregelt war.[3]

Mit der Einführung luftbereifter „Gummiwagen“ mit Stahl-Leiterrahmen und Pritsche oder Kippbrücke sowie im Pkw-Bau punktgeschweißte Ganzstahlkarosserien verlor die Stellmacherei nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Bedeutung.

 
Entstehendes Holzrad
 
Schaufelstiel in Arbeit

Heute gehört der Stellmacher zu den aussterbenden Berufen, führt aber in bestimmten handwerklich ausgerichteten Betrieben noch ein Nischendasein.[4] Besonders im bäuerlichen Umfeld war der Stellmacher in der DDR noch bis zur Wende ein üblicher Beruf, dem vor allem in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Volkseigenen Betrieben allerlei holzverarbeitende Aufgaben zukamen, z. B. das Anfertigen von großen Holztoren, Gerätschaften oder Holzaufbauten von sonderangefertigten Spezialmaschinen, aber auch Karussellen oder traditionellen Holzwagen für bäuerliche Festlichkeiten.

Museumsstellmacher

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In der Museumsstellmacherei Langenrehm wird das traditionelle Stellmacherhandwerk im Museumsbetrieb erhalten: Die Werkstatt ist original im Zustand von 1930 erhalten, alle Maschinen sind voll funktionstüchtig. An den Öffnungstagen führt der Stellmacher das Handwerk vor und fertigt vor Besuchern Räder, Wagen und Karren aus Holz. Die Ausstellung im Wohnhaus zeigt das Familienleben auf dem Stellmacherhof um das Jahr 1930.

Literatur

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  • Hårvard Bergland: Die Kunst des Schmiedens. Das große Lehrbuch der traditionellen Technik. 4., unveränderte Auflage der deutschen Ausgabe. Wieland, Bruckmühl 2013, ISBN 978-3-9808709-4-8, S. 323–342: Kapitel 16: Der Radmacher.
  • Clemens Kieser: Gutes Rad war lieb und teuer. Die Wagnerei Krieg in Gaggenau-Bad Rotenfels. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 37. Jg. 2008, Heft 2, S. 115 f., denkmalpflege-bw.de (PDF).
  • Wilhelm Rausch: Der Stellmacher. Ausführliche Beschreibung in der Stellmacherei und beim Bau von Last-, Handels- und Leichenwagen vorkommenden Arbeiten. Voigt, Leipzig 1899 (Reprint: Ed. Libri Rari Schäfer, Hannover 2003, ISBN 3-87870-671-5).
  • Kurt Günter Heid: Stellmacher Werkzeuge, Handwerkzeuge dieses Berufes. BOD Verlag, Norderstedt 2017, ISBN 978-3-7460-2935-1.
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Commons: Stellmacher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wagner – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Stellmacher. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 18: Stehung–Stitzig – (X, 2. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1941 (woerterbuchnetz.de). Radmacher. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 14: R–Schiefe – (VIII). S. Hirzel, Leipzig 1893 (woerterbuchnetz.de).Wagner. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922 (woerterbuchnetz.de). Des Weiteren die Karte und Erläuterungen in Werner König: dtv-Atlas Deutsche Sprache. 15. Auflage. dtv, München 2005, S. 194–196.
  2. Zwei Handwerke – ein Beruf. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 10. Oktober 2011, abgerufen am 8. August 2018.
  3. Franz-Josef Sehr: Das Feuerlöschwesen in Obertiefenbach aus früherer Zeit. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 1994. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg 1993, S. 151–153.
  4. Aussterbende Berufe. Warum Theo Malchus hölzerne Autos baut. In: Spiegel Online. 30. Januar 2012, abgerufen am 28. Februar 2022.