Sieben Mulden und eine Leiche

Film von Thomas Haemmerli (2007)

Sieben Mulden und eine Leiche ist ein Dokumentarfilm des Schweizer Journalisten Thomas Haemmerli.

Film
Titel Sieben Mulden und eine Leiche
Originaltitel Seven Dumpsters and a Corpse
Produktionsland Schweiz
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2007
Länge 84 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Thomas Haemmerli
Drehbuch Thomas Haemmerli
Produktion Mirjam von Arx
Musik Adrian Frutiger,
Alexander T. Fähndrich
Kamera Thomas Haemmerli,
Ariane Kessissoglou,
Erik Haemmerli
Schnitt Daniel Cherbuin

Handlung

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Ausgerechnet an seinem vierzigsten Geburtstag erfährt Thomas Haemmerli vom Tod seiner Mutter. Der nächste Schock ist die komplett vermüllte Wohnung der Verstorbenen. Einen Monat lang räumen Thomas und sein Bruder Erik auf und finden im Chaos Familienaufnahmen, die bis in die Dreissiger Jahre zurückreichen. Es ergeben sich zwei Handlungsstränge: Zum einen der Kampf gegen das Chaos, bei dem die Wohnung zunehmend leerer und sauberer wird, und zum anderen die Geschichte der Familie, die immer chaotischer wird. Der Film setzt sich sehr offen mit dem Messie-Syndrom auseinander.

Hintergründe

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Regisseur Haemmerli hat den Tod seiner Mutter zu verarbeiten versucht, indem er – durch seine Arbeit als Fernsehjournalist gewohnt – seine Kamera zur Dokumentation der Umgebung verwendete. Als man später bemerkte, dass das Material auf grosses Interesse stieß, wurde daraus ein Dokumentarfilm produziert.

 
Szene aus dem Film

„Mein Bruder und ich hatten geahnt, dass die Wohnung eher chaotisch wäre, was wir aber antrafen, überstieg unsere schlimmsten Befürchtungen. Wie die meisten Messies setzte unsere Mutter Himmel und Hölle in Bewegung, um nie jemanden in ihre vier Wände zu lassen. Während einem Monat räumten wir die Wohnung auf und arbeiteten uns durch die Materialberge. Wir fanden viele Zeugnisse aus der Familiengeschichte: Fotos, die bis in die 1880er Jahre zurückreichen. Filmmaterial aus den 30ern und 40ern, und alles, was meine Mutter ab den 60ern gedreht hatte. Das ungewöhnliche Material war der Ausgangspunkt für den Film: gegen siebzig Jahre Familiengeschichte. Und die Möglichkeit, in der Wohnung zu drehen, ohne dass Angehörige ein Veto einlegen.[2]

Thomas Haemmerli, Regisseur

„Ich war immer der Auffassung, dass die Geschichten, die man an einem lustigen Abend erzählt, auch die sind, die man einem weiteren Publikum erzählen sollte.[2]

Thomas Haemmerli, Regisseur

Kritiken

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„Ich bewundere die gnadenlose Haltung von Haemmerli gegenüber seinen Eltern – als Vater stößt sie mich gleichzeitig ab.“

Hannes Britschgi, Chefredaktor RingierTV

„Der Film ist pietätfrei, schamlos und indiskret. Politisch korrekt sind die Haemmerlis höchstens aus Versehen. […] Es ist ein böser, manchmal rasend komischer Film, der Einiges zu sagen hat über unsere Erinnerungskultur in Hochglanzalben, aus denen heraus es stinkt.[3]

Franz Kasperski, 3sat Kulturzeit

„Höchst unbequem das Thema, extrem pietätlos seine Umsetzung: Beides zusammen ist großartig.[4]

Kerstin Roose, Tagesspiegel

„Man kann diesen Umgang mit der verstorbenen Mutter geschmacklos finden, ausbeuterisch und zynisch. Doch die verstörende Leichtigkeit und die kühle Perspektive sind gleichzeitig die große Stärke des Films. ‘Sieben Mulden und eine Leiche’ hat den Mut, unterhalten zu wollen, statt sich in der Trauer zu suhlen.[5]

Daniel Sander, Spiegel Online

„Allein der Umstand, dass die Lebensverhältnisse der Frau aller landestypischen Ordnungsliebe widersprechen, ist für die Schweizer ein Freibrief, ihre Würde für immer auszulöschen. […] Jeder Liebesbeweis der Frau, ja ihr ganzer Lebensweg wird vor der Kamera zertreten und zermüllt.[6]

Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau

„Verkauft wird [der Film] als schwarzhumoriger Versuch, der Tabuisierung des Todes entgegenzutreten. Was die Haemmerlis mit ihrer »Dokukomödie« in Wirklichkeit abgeliefert haben, ist aber nicht die Dekonstruktion eines Tabus, sondern die Dokumentation der eigenen emotionalen Verwahrlosung.[7]

Ariane Mohl, Märkische Allgemeine

Wissenswertes

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Der junge Kofi Annan kommt im Film vor, weil er zu Gast auf der Hochzeitsfeier von Haemmerlis Eltern war.

Der Film wurde 2006 von der Zürcher Filmstiftung mit CHF 90’000 gefördert.[8]

Internationale Veröffentlichung

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Das erste offizielle Screening ausserhalb der Schweiz war im April 2007 anlässlich des Hot Docs Canadian International Documentary Film Festivals in Toronto/Kanada unter dem Titel „Seven dumpsters and a corpse“.

In Deutschland wurde der Film im Herbst 2007 auf mehreren Filmfestivals gezeigt. Er kam in der Schweiz im März 2007 in die Kinos, startete deutschlandweit am 17. April 2008 und im Oktober 2008 in Österreich.

Auszeichnungen

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Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für Sieben Mulden und eine Leiche. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, März 2008 (PDF; Prüf­nummer: 113 321 K).
  2. a b Thomas Haemmerli: Anmerkungen des Regisseurs
  3. »Was von Mutter übrig blieb«, Franz Kasperski, 3sat Kulturzeit, 28. März 2007
  4. »Sohn gegen tote Mutter«, Kerstin Roose, Tagesspiegel, 17. April 2008
  5. »Als Mutti im Müll verreckte«, Daniel Sander, Spiegel Online, 17. April 2008
  6. »Schamlos«, Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 17. April 2008
  7. »Sieben Mulden und eine Leiche ist der Versuch eines Tabubruchs«@1@2Vorlage:Toter Link/www.maerkischeallgemeine.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Ariane Mohl, Märkische Allgemeine, 18. April 2008
  8. Zürcher Filmstiftung: Fachkommission Dokumentarfilm: alle unterstützten Projekte 2006 (Memento vom 2. November 2007 im Internet Archive)
  9. Zürcher Filmpreis 2007@1@2Vorlage:Toter Link/www.stadt-zuerich.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Publikumspreis der Duisburger Filmwoche 2007 (Memento vom 20. April 2008 im Internet Archive)
  11. Nomination Schweizer Filmpreis 2008 (Memento vom 24. Dezember 2007 im Internet Archive)