Provinz Südpreußen

Provinz des Staates Preußen
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Die Provinz Südpreußen war eine von 1793 bis 1807 bestehende Provinz des Staates Preußen außerhalb des Heiligen Römischen Reichs. Sie umfasste die Gebiete der historischen Landschaften Großpolens und Masowiens, die nach der Zweiten Teilung Polens annektiert worden waren. Dies waren die bisherigen polnischen Woiwodschaften Brześć Kujawski, Kalisz, Łęczyca, Płock, Poznań, Rawa und Sieradz.

Das Wachstum Preußens; u. a. Südpreußen ab 1795, ab 1815 Posen
Die Teilungen Polens
Verwaltungskarte mit den Kammerdepartements, Kreisen und Städten, 1795–1806

Geschichte

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Zwei Jahre nach ihrer Entstehung wurde der jungen Provinz bei der Dritten Teilung Polens 1795 die Stadt Warschau mit ihrem westlichen Umland zugeschlagen, gleichzeitig wechselten die kurzzeitig südpreußischen Gebiete nordöstlich der Weichsel im Plotzker Umland zur durch die Dritte Teilung gebildeten Provinz Neuostpreußen.

Südpreußen unterstand nicht dem Generaldirektorium in Berlin, sondern dem Grafen von Hoym, der dem preußischen König unmittelbar über deren Angelegenheiten vorzutragen hatte. Eine Provinzialhauptstadt gab es von 1793 bis 1807 nicht. Verwaltungszentren waren die Sitze der Kriegs- und Domänenkammern in Posen, Kalisch, Plotzk (bis 1795) und Warschau (zusätzlich seit 1795); an diesen Orten befanden sich auch als obere Justizbehörden die „Regierungen“, deren Bezirke genau gleich geschnitten waren. Für die Innere und Finanzverwaltung wurden landrätliche Kreise für die ländlichen Gebiete und steuerrätliche Inspektionen für die Aufsicht über die Städte eingerichtet.[1]

Die Fläche betrug rund 53.000 km², die Einwohnerzahl etwa 1,4 Millionen, die überwiegende Mehrheit der neuen Untertanen sprach Polnisch. Bedeutende Städte waren neben Warschau und den vormaligen Woiwodschaftssitzen noch Petrikau und Gnesen. Das heute bedeutende Łódź war damals eine Kleinstadt von unter 1000 Einwohnern, der man sogar die Stadtrechte aberkennen wollte. Ein kleiner Teil der 1795 an Preußen gekommenen Gebiete wurde als „Neu-Schlesien“ bezeichnet und hinsichtlich der inneren Verwaltung an die Kriegs- und Domänenkammer in Breslau angegliedert. Rechtsprechung und Justiz wurden – wegen der dort weiter geltenden Vorschriften aus polnischer Zeit – in den beiden Kreisen Pillen und Sewerien allerdings von Kalisch aus beaufsichtigt.

Ab 1798 förderte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen besonders die deutsche (nicht-preußische) Einwanderung nach Südpreußen und Neuostpreußen. Einwanderer auf adligen Ländereien nannte man Hauländer, solche auf königlichen Amtsländereien Kolonisten. Eine zentrale Rolle bei dieser Kolonisation spielte der preußische Hauptmann Friedrich Magnus von Nothardt. Er leitete von 1798 bis zu seinem Tod Ende 1804 die Anwerbung von Kolonisten für Südpreußen, beteiligte sich maßgeblich an der Ausarbeitung der Ansiedlungsbedingungen und auch des seit der Mitte 1799 entwickelten Plans zur Anwerbung von Kolonisten aus dem Reich. Ab 1800 war er als Werbeoffizier in Süddeutschland tätig, wo er ein festes Werbungsbüro unterhielt, zunächst in Öhringen bei Heilbronn, ab 1804 in Crailsheim (Ansbach). Aufgrund seiner erfolgreichen Siedlerwerbung und der Gründung zahlreicher Schwabensiedlungen wurde er am 26. November 1804 als Major verabschiedet, um Kammerdirektor zu Kalisch zu werden, wozu es wegen seines frühen Todes im Alter von nur 38 Jahren nicht mehr kam.[2] Der Zusammenbruch Preußens 1806/07 brachte schließlich die Kolonisationsbemühungen vollends zum Erliegen.

Im Frieden von Tilsit musste Preußen 1807 auf die Provinzen Südpreußen und Neuostpreußen verzichten, aus denen Napoleon Bonaparte das Herzogtum Warschau bildete. Bei der Umformung des Herzogtums zu Kongresspolen beim Wiener Kongress fiel 1815 die westliche Hälfte des ehemaligen Südpreußen – also das historische Großpolen – unter dem Namen Großherzogtum Posen an Preußen.

Verwaltungsgliederung

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Kammerdepartment Posen
Kammerdepartment Kalisch
Kammerdepartment Warschau

Siehe auch

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Literatur

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  • David Georg Friedrich Herzberg: Süd-Preußen und Neu-Ost-Preußen nebst dem zu dem Preußischen Schlesien geschlagenen Theile der vormahligen Woiwodschaft Krakau und den der Provinz West-Preußen einverleibten Handels-Städten Danzig und Thorn. Mit Tabellen. Berlin 1798 (Google Books).
  • Karl Joseph Huebner: Historisch-statistisch-topographische Beschreibung von Südpreußen und Neu-Ostpreußen, oder der Königlich-Preußischen Besitznehmungen von Polen, in den Jahren 1793 und 1795 entworfen.
    • Band 1: Mit sechs Kupfertafeln und drey Landkarten. Leipzig 1798 (Google Books).
  • A. C. von Holsche: Geographie und Statistik von West-Süd- und Neu-Ostpreußen. Nebst einer kurzen Geschichte des Königreichs Polen bis zu dessen Zertheilung.
  • Max Beheim-Schwarzbach: Aus Südpreußischer Zeit. In: Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen, Erster Jahrgang, Posen 1885.
    • Teil I: Organisation, Verwaltung und Justiz nach der Okkupation und Insurrektion. Warnung vor neuen Aufständen. S. 49–64 (Google Books),
    • Teil II: Eintheilung des Landes. – Städteverhältnisse und -entwicklung. – Klima. Gesundheitszustand. Errichtung des Medicinal-Kollegiums: erster Generalbericht desselben. S. 234–247 (Google Books),
    • Teil III: Die jüdische Bevölkerung. – Rechtlicher Zustand der Gemeinden. – Das Generaljudenreglement. S. 389–432 (Google Books).
    • Teil IV: Die böhmischen Brüder und die Reformirtengemeinde. – Die Schulverhältnisse zu damaliger Zeit. In: Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen, Zweiter Jahrgang, Posen 1886, S. 164–176 (Google Books).
  • Adelheid Simsch: Die Wirtschaftspolitik des preußischen Staates in der Provinz Südpreußen 1793–1806. Duncker & Humblot, Berlin 1983, ISBN 3-428-05317-6 (271 Seiten; Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 33, zugleich Habilitationsschrift an der FU Berlin).
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Einzelnachweise

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  1. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 33 (Digitalisat).
  2. Einleitung. In: VI. Hauptabteilung, Nachlass F. M. v. Nothardt. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, abgerufen am 25. Oktober 2019.