Platysuchus

ausgestorbenes Meereskrokodil

Platysuchus (altgr. platýs „breit“, souchos „Krokodil“) ist eine Gattung ausgestorbener Meereskrokodile aus dem Unterjura von Westeuropa.[1] Es sind zwei Skelette aus dem Posidonienschiefer aus Deutschland sowie ein Schnauzenrest aus Luxemburg bekannt. Die einzige benannte Art ist Platysuchus multiscrobiculatus.[2]

Platysuchus

Fossil von Platysuchus multiscrobiculatus

Zeitliches Auftreten
Unterjura (Toarcium)
182,7 bis 174,1 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Crocodylomorpha
Thalattosuchia
Teleosauroidea
Teleosauridae
Teleosaurinae
Platysuchus
Wissenschaftlicher Name
Platysuchus
Westphal, 1961
Arten
  • Platysuchus multiscrobiculatus

Beschreibung

Bearbeiten
 
Illustration zur Anatomie von Platysuchus

Wie die meisten anderen Teleosauroiden ähnelte Platysuchus äußerlich den heutigen Gavialen. Die Schnauze war lang und grazil, die Schläfenregion war dagegen deutlich verbreitert. Ähnlich seinem nahen Verwandten Teleosaurus war der Rücken stark gepanzert durch eine Doppelreihe eng zusammenhängender Osteoderme. Von anderen Teleosauroiden unterschied sich Platysuchus unter anderem durch die Ornamentierung der Schädelknochen und den kräftigen Beckengürtel.[2]

Systematik und Forschungsgeschichte

Bearbeiten

Die Fossilien von Platysuchus wurden von Fritz Berckhemer 1929 ursprünglich als Mystriosaurus multiscrobiculatus beschrieben.[3] Frank Westphal ordnete die Art 1961 schließlich ihrer eigenen Gattung Platysuchus zu.[1] Platysuchus wird innerhalb der Meereskrokodile zur Familie Teleosauridae gezählt. Nach Johnson et al. (2020) formt er dort mit der mitteljurassischen Gattung Teleosaurus die Unterfamilie Teleosaurinae.[2]

 Teleosauroidea 

Plagiophthalmosuchus


   

Machimosauridae


 Teleosauridae 

Mystriosaurus


   

Indosinosuchus


   
 Teleosaurinae 

Teleosaurus


   

Platysuchus



 Aeolodontinae 

Mycterosuchus


   

Aeolodon


   

Sericodon


   

Bathysuchus










Paläoökologie

Bearbeiten

Die bekannten Funde von Platysuchus stammen allesamt aus Schichten der Harpoceras-serpentinum-Biozone (unteres Toarcium).[2][4] Die dortigen Ölschiefer wurden im Schelfbereich des Tethysmeeres abgelagert und beherbergen eine Vielzahl an marinen Fossilien.[5] Verglichen mit anderen Meereskrokodilen dieser Schichten wie Macrospondylus sind Fossilien von Platysuchus dabei ausgesprochen selten.[4] Johnson et al. (2020) interpretieren Platysuchus und seinen Verwandten Teleosaurus in ihrer Beutewahl als Generalisten, die aufgrund ihrer schweren Panzerung wahrscheinlich mehr Zeit an Land verbrachten als andere Thalattosuchier.[2]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Westphal, F. (1961). Zur Systematik der deutschen und englischen Lias-Krokodilier. Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie, Abhandlungen, 113, 207-218.
  2. a b c d e Johnson, M.M., Young, M.T., Brusatte, S.L. (2020). The phylogenetics of Teleosauroidea (Crocodylomorpha, Thalattosuchia) and implications for their ecology and evolution. PeerJ, 8, e9808. doi:10.7717/peerj.9808
  3. Berckhemer, F. (1929). Beiträge zur Kenntnis der Krokodilier des schwäbischen oberen Lias. Schweizerbart.
  4. a b Johnson, M. M., Young, M. T., Brusatte, S. L., Thuy, B., & Weis, R. (2019). A catalogue of teleosauroids (Crocodylomorpha: Thalattosuchia) from the Toarcian and Bajocian (Jurassic) of southern Luxembourg. Historical Biology, 31(9), 1179-1194. doi:10.1080/08912963.2018.1427090
  5. Leins, Holzmaden Fossilien