Pincier ist der Name einer ursprünglich aus Hessen stammenden Gelehrtenfamilie und des davon abstammenden Adelsgeschlechts.

Geschichte

Bearbeiten

Die Familie stammt aus dem hessischen Wetter und wurde hier im 16. Jahrhundert vor allem durch den Theologen Johann Pincier (1521–1591) bekannt. Ein gleichnamiger Mediziner (1556–1624) wurde Professor und Rektor der Universität Marburg.

Mindestens zwei Familienmitglieder kamen gegen Ende des 16. Jahrhunderts nach Norddeutschland. Der Jurist Ludwig Pincier begründete den Lübecker Zweig, aus dem mehrere Generationen von Juristen hervorgingen, die in herzoglich-gottorfischen und königlich dänischen Diensten standen. Zur gleichen Zeit kam ein Johann Pincier als Lehrer der Kinder des Herzogs Johann Adolf ins Land und war 1616 Staller in Nordstrand.

Standeserhebungen

Bearbeiten
  • 1691 schwedischer Adel
  • 1698 schwedischer Freiherrnstand als Pincier Freiherr von Königstein

Besitzungen

Bearbeiten

Grablegen

Bearbeiten

Beschreibung des bürgerlichen Wappens am Epitaph des Ludwig Pincier von 1618 im Lübecker Dom:[1] „Ein im Röricht stehender Storch mit einer Schlange im Schnabel, auf dem Spangenhelm derselbe Vogel sitzend und auffliegend.“

Das adlige Wappen von Elisabeth von Pinicier, Ehefrau des Magnus von Wedderkop, an der gemeinsamen Grabkapelle im Lübecker Dom ist eine Fortentwicklung: „im blauen Felde ein schreitender Storch, der eine gekrönte Schlange im Schnabel hält; auf dem gekrönten Spangenhelm derselbe Vogel auffliegend.“[2]

Christian Jensen hat bei der Beschreibung des Wappens am Königsteinschen Haubarg die Schlange als Aal missgedeutet: Ein Storch mit einem Aal im Schnabel, darüber eine Krone.[3]

Vertreter

Bearbeiten
  • Hermann Pincier (1591–1661), Jurist, Erzbischöflich-bremischer Rat, Senior des Domkapitels in Lübeck
  • Carl Ludwig Pincier von Königstein (1701–1742)
  • Hans Christopher Pincier (1635–1670), Domherr in Magdeburg
  • Detlev Hinrich Pincier (1641–1701), Sekretär des Lübecker Domkapitels, Dekan des Kollegiatstifts St. Michael in Eutin

Literatur

Bearbeiten
  • Wilhelm Schellenberg: Die Gelehrtenfamilie Pincier. In: Allgemeines Nassauisches Schulblatt 7 (1856), S. 321–323
  • Johannes Baltzer, Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920, S. 194; 224–226 Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9 (zitiert: BuK III)
  • Georg Wilhelm Dittmer: Genealogische und biographische Nachrichten über Lückeckische Familien aus älterer Zeit. Lübeck: Dittmer 1859, S. 68–70
  • Jakob Henseling: Die Pintzier (Pincier) von Biedenkopf, in: Hessische Familienkunde 13/4 (1976), S. 177–199
  • Wolfgang Prange: Bischof und Domkapitel zu Lübeck: Hochstift, Fürstentum und Landesteil 1160-1937. Lübeck: Schmidt-Römhild 2014, ISBN 978-3-7950-5215-7

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Nach BuK III, S. 225.
  2. BuK III, S. 120.
  3. Beschreibung des Wappens am Königsteinschen Haubarg, nach Christian Jensen: Das Jubiläum eines Kooges, in: Himmel und Erde 19 (1907), S. 113–123, hier S. 122