In der Sozialwahltheorie und der Wirtschaftspolitik bezeichnet das Pigou-Dalton-Prinzip (auch: Transferprinzip oder Transferprinzip nach (Pigou-)Dalton) eine Eigenschaft von gesellschaftlichen Wohlstandsmaßen, wonach ein Einkommenstransfer die gesellschaftliche Wohlfahrt erhöhen muss, wann immer er von einer reicheren zu einer ärmeren Person erfolgt und solange er nichts daran ändert, wer der Reichere und wer der Ärmere ist.

Ursprung

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Der Name der Anforderung geht auf Arthur Pigou und Hugh Dalton zurück. Dalton postulierte das Prinzip 1920 in einem Artikel im Economic Journal[1] unter Rückgriff auf Pigou, der bereits 1912 in Wealth and Welfare auf einen ähnlichen Zusammenhang im Zwei-Personen-Fall hingewiesen hatte:

“My second proposition can be stated in several ways. The most abstract form of it affirms that economic welfare is likely to be augmented by anything that, leaving other things unaltered, renders the distribution of the national dividend less unequal. If we assume all members of the community to be of similar temperament, and if these members are only two in number, it is easily shown that any transference from the richer to the poorer of the two, since it enables more intense wants to be satisfied at the expense of less intense wants, must increase the aggregate sum of satisfaction.”[2]

Darstellung

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Man betrachte eine Gesellschaft mit n Mitgliedern. Die Ausstattung bzw. der Wohlstand dieser Mitglieder sei durch einen Vektor   gegeben, wobei   jeweils für die Ausstattung (den Wohlstand) der Person i,  , steht. Was genau unter „Ausstattung“ zu verstehen ist, ist dabei noch nicht bestimmt – im einfachsten Fall handelt es sich beispielsweise um das Vermögen der jeweiligen Person.

(Pigou-Dalton-Transfer[3]:) Betrachte zwei beliebige Individuen j und k mit jeweiliger Ausstattung   bzw.  . Sei nun  . Dann bezeichnet man einen Transfer der Ausstattungsmenge   von k (dem „Reicheren“) zu j (dem „Ärmeren“), durch den sich die Ausstattung der anderen Gesellschaftsmitglieder nicht verändert und nach dem noch immer zumindest   gilt, als Pigou-Dalton-Transfer.

Man definiere dann zunächst ein gesellschaftliches Wohlfahrtsmaß  ,  .

(Pigou-Dalton-Prinzip[4]:) Seien   und   zwei Ausstattungsvektoren, wobei   aus   durch einen Pigou-Dalton-Transfer hervorgegangen ist. Dann erfüllt das Wohlfahrtsmaß   das Pigou-Dalton-Prinzip, wenn  .

Zusammenhang zur Individualwohlfahrt

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Nimmt man vereinfacht an, dass   – das heißt: die gesellschaftliche Wohlfahrt lässt sich als Summe der (mitunter auch gesellschaftlichen) Nutzen aus dem Wohlstand jedes einzelnen darstellen –, dann sind die folgenden beiden Aussagen äquivalent[5]:

  1.   ist strikt konkav auf einem Intervall  .
  2.   erfüllt das Pigou-Dalton-Prinzip auf  .

Literatur

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  • Kristof Bosmans, Luc Lauwers und Erwin Ooghe: A consistent multidimensional Pigou-Dalton transfer principle. In: Journal of Economic Theory. 144, Nr. 3, 2009, S. 1358–1371, doi:10.1016/j.jet.2009.01.003.
  • Hugh Dalton: The Measurement of the Inequality of Incomes. In: The Economic Journal. 30, Nr. 119, 1920, S. 348–361 (JSTOR:2223525).
  • Peter C. Fishburn: Transfer Principles in Income Distribution. In: Journal of Public Economics. 25, 1984, S. 323–328, doi:10.1016/0047-2727(84)90059-8.
  • Marc Fleurbaey: Social welfare, priority to the worst-off and the dimensions of individual well-being. In: Francesco Farina und Ernesto Savaglio (Hrsg.): Inequality and Economic Integration. Routledge, London 2006, ISBN 978-0-415-34211-7, S. 225–268.
  • Hervé Moulin: Axioms of Cooperative Decision Making. Cambridge University Press, Cambridge 1991, ISBN 978-0-521-42458-5.
  • Arthur C. Pigou: Wealth and Welfare. Macmillan, London 1912 (auch online: http://archive.org/details/cu31924032613386).
  • Johna Weymark: The normative approach to the measurement of multidimensional inequality. In: Francesco Farina und Ernesto Savaglio (Hrsg.): Inequality and Economic Integration. Routledge, London 2006, ISBN 978-0-415-34211-7, S. 303–328.

Einzelnachweise

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  1. Dalton 1920, S. 351.
  2. Pigou 1912, S. 24 f., Internet http://archive.org/stream/cu31924032613386#page/n61/mode/2up, abgerufen am 3. Mai 2012.
  3. Vgl. Fleurbaey 2006, S. 226 f.
  4. Vgl. Fleurbaey 2006, S. 227.
  5. Vgl., auch zum Beweis, Fleurbaey 2006, S. 227.