Olympische Winterspiele 1948/Militärpatrouille

Wettbewerb bei den Olympischen Winterspielen 1948

Bei den V. Olympischen Winterspielen 1948 in St. Moritz fand zum letzten Mal ein Militärpatrouillenlauf als Demonstrationsbewerb statt. Der Militärpatrouillenlauf gilt als Vorgänger heutiger Wettkämpfe im Skibergsteigen sowie vor allem des Biathlon. Der Wettbewerb wurde als Mannschafts-Langlauf mit Schießeinlagen durchgeführt. Acht Nationen stellten eine Mannschaft.

Militärpatrouillenlauf bei den
IV. Olympischen Winterspielen
Information
Austragungsort Schweiz St. Moritz
Nationen 8
Athleten 32 (32 Männer)
Datum 8. Februar 1948
Entscheidungen 1
Garmisch 1936

Militärpatrouillenlauf vs. Winter-Pentathlon

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Ebenso wie im Winter-Pentathlon setzte sich auch das Teilnehmerfeld bei der Militärpatrouille ausschließlich aus Militärangehörigen zusammen. Der Winter-Pentathlon kämpfte in direkter Konkurrenz zum Militärpatrouillenlauf um die Aufnahme ins offizielle Programm der Olympischen Winterspiele, vermochte aber weder die Funktionäre noch das Publikum zu überzeugen. Der Militärpatrouillenlauf wurde in den folgenden Jahren auch für nicht einem Militär angehörige Athleten geöffnet und begann sich zum rein sportlichen Biathlonsport zu entwickeln. Das IOC erkannte 1954 Biathlon als eigene Sportart an und ließ alle Pläne bezüglich eines modifizierten Winter-Pentathlons als olympische Disziplin fallen. 1952 und 1956 waren weder der Patrouillenlauf noch der Winter-Pentathlon im olympischen Programm.

Biathlon als neuer olympischer Wettbewerb

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1960 war Biathlon zum ersten Mal zunächst mit einer Disziplin, dem 20-km-Einzelwettkampf für die Männer, im olympischen Angebot vertreten. Mit den Jahren wurde die Sportart immer attraktiver, sodass weitere Biathlon-Disziplinen ins Programm kamen und bei Olympischen Spielen ab 1992 auch Frauen in dieser Sportart teilnehmen konnten, nachdem es 1984 erstmals Biathlon-Weltmeisterschaften für Frauen gegeben hatte.

Der Militärpatrouillenlauf war ein Mannschaftswettbewerb. Ein Team absolvierte einen Langlaufkurs mit einer Schießübung, eine Mannschaft bestand aus vier Läufern.

Es wurde die Gesamtlaufzeit gewertet abzüglich einer Zeitgutschrift für erfolgreiches Schießen. Beim Schießen war immer das Dreierteam einer Nation beisammen, jeder Teilnehmer schoss einzeln seine Serie, und zwar liegend aufgelegt, wobei der Karabiner aufgeschnallt blieb. Das Gesamtgewicht der Gewehre mit Munition betrug 30 kg, das bedeutete 10 kg pro Mann, was aber beliebig verteilt werden konnte. Jeder Schütze hatte drei Schüsse, konnte auf neun Minuten Gutschrift kommen: für einen Treffer mit dem ersten Schuss gab es drei Minuten Gutschrift, das reduzierte sich auf zwei Minuten beim zweiten und eine Minute beim dritten Schuss (somit keine Gutschrift, wenn es nur Nieten gab). Es galt, aus 150 m einen roten Ballon von 30 cm Durchmesser zu treffen. Wegen der großen Bedeutung guter Schießergebnisse für das Gesamtresultat legten alle Patrouillen beim Training viel Wert auf diese Disziplin und räumten ihr viel Zeit ein.[1]

Stellenwert des Militärpatrouillenlaufs

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Das am Ende zweitplatzierte Team aus Finnland

Im Abschlussbericht des Schweizerischen Olympischen Komitees stand: „Der Patrouillenlauf wurde gegen den Willen des Kongresses des I. O. C. vom Herbst 1946 nachträglich ins Programm der V. Olympischen Winterspiele aufgenommen. Dies geschah erst im Juni 1947 in Stockholm. In der Schweiz hätte man es nie verstanden, wenn diese traditionelle militärsportliche Prüfung nicht im St. Moritzer Programm figuriert hätte. Das Verhältnis unter den acht Militär-Equipen war ein wirklich kameradschaftliches und geradezu herzliches. Wenn in einer Disziplin der olympische Geist zum Ausdruck kam, dann wirklich im Patrouillenlauf.“[2]

Medaillenspiegel

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Anmerkung: Die Medaillen waren inoffiziell, die Wertung ging nicht in den offiziellen Medaillenspiegel der Spiele ein.

Platz Land       Gesamt
1 Schweiz  Schweiz 1 1
2 Finnland  Finnland 1 1
3 Schweden  Schweden 1 1

Resultat

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Platz Land Sportler Laufzeit
(h)
Bonifikation
(min)
Endzeit
(h)
1 Schweiz  Schweiz Robert Zurbriggen
Heinrich Zurbriggen
Vital Vouardoux[3][4]
Arnold Andenmatten
2:39:25 5 2:34:25
2 Finnland  Finnland Eero Naapuri
Vilho Ylönen
Mikko Meriläinen
Tauno Honkanen
2:46:23 9 2:37:23
3 Schweden  Schweden Edor Hjukström
Holger Borgh
Karl Gustav Ljungquist
Fride Larsson
2:45:03 4 2:41:03
4 Italien  Italien Costanzo Picco
Aristide Compagnoni
Giacinto De Cassan
Antenore Cuel
2:52:03 2 2:50:03
5 Frankreich 1946  Frankreich Émile Paganon
Marc Benoît-Lizon
Ulysse Bozonnet
Gilbert Morand
3:01:35 7 2:54:35
6 Tschechoslowakei  Tschechoslowakei Vojtech Pavelica
Karel Dvořák
Jaroslav Šír
Oto Skrbek
3:16:26 6 3:10:26
7 Rumänien 1948 1  Rumänien Ștefan Ionescu
Constantin Vlădea
Niculae-Cornel Crăciun
Ion Kasky[5]
3:24:24 8 3:16:24
8 Vereinigte Staaten 48  USA Donald Weihs
Stanley T. Walker
Henry Lee Dunlap
Lorentz Eide
4:38:58 3 4:35:58

Datum: 8. Februar 1948, 8:00 Uhr[6]

Bei den Schweizern musste der an Mumps erkrankte Füsilier Walter Imseng[4][7][8] im letzten Moment durch den Gefreiten Vital Vouardoux ersetzt werden, der sich aber bestens in die Patrouille einfügte. Sie waren die ersten am Schießstand. Es kam die Meldung, dass statt der erwarteten neun nur fünf Minuten gutgeschrieben wurden.

Nach den Schweizern trafen die Franzosen ein. Zwei von ihnen benötigten zwei Schüsse, einer war schon beim ersten erfolgreich. Die Finnen konnten mit ihrer maximalen Zeitgutschrift auf 43 Sekunden an die Schweiz herankommen. Bei den Italienern traf nur der erste Soldat mit seinem zweiten Schuss. Die Tschechoslowaken ließen zwar einen Ballon stehen, doch die gute Schussleistung der zwei Kameraden brachte sechs Minuten Bonus. Anschließend war Schweden an der Reihe: der erste Schütze war erst mit dem dritten Schuss erfolgreich, der nächste schon im ersten Versuch, während der letzte nicht traf, womit es nur vier Minuten Gutschrift für Schweden gab. Eine Überraschung stellte Rumänien mit einer 8er-Gutschrift dar, während die US-Amerikaner mit Verspätung stark ermüdet ankamen und nur einer im ersten Schuss traf.

So führte die Schweiz vor Finnland, Schweden, Italien und Frankreich. In den abschließenden zehn Kilometern erbrachten die Schweizer eine starke Laufleistung. Zwar war – zumindest aus Sicht der Veranstalter und der Schweizer Fangemeinde – Gold erwartet worden. Dass aber gegenüber den Nordländern die läuferische Leistung derartig überlegen sein würde, war eine große Überraschung. Finnland war mit der Silbermedaille zufrieden, weil es noch eine junge Mannschaft hatte, zudem war einer der Läufer in der letzten Abfahrt gestürzt und ein Teammitglied in diesen hineingefahren.[9] Der große Abstand der amerikanischen Equipe war darauf zurückzuführen, dass Donald Weihs während des Rennens einen Skibruch erlitt und die letzten acht Kilometer auf dem gebrochenen Ski zurücklegen musste.[10]

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Einzelnachweise

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  1. «Militär-Patrouillenlauf mit acht Nationen». In: Sport Zürich, 6. Februar 1948, S. 7.
  2. Rapport General Sur les Ves Jeux Olympiques d'Hiver: St-Moritz 1948, S. 23f, digital.la84.org, französisch/deutsch (PDF; 3,7 MB). Abgerufen am 31. Juli 2023
  3. im offiziellen Olympiabericht fälschlich als Xavier Vouardoux angegeben
  4. a b Werner Imseng: Skigeschichte: Höchstes Abfahrtsrennen der Welt. (e-doc) In: Der Schneehase, 31. Jahrbuch des Schweizerischen Akademischen Skiclubs. Schweizerischer Akademischer Skiclub (SAS), 1980, S. 83, abgerufen am 11. Januar 2020 (deutsch, französisch, Schriftleiter: Dr. Raoul Imseng).
  5. in anderen Quellen auch als Ion Koschi angegeben.
  6. Rapport General Sur les Ves Jeux Olympiques d'Hiver: St-Moritz 1948, S. 71, digital.la84.org, französisch/deutsch (PDF; 3,7 MB). Abgerufen am 31. Juli 2023
  7. Thomas Lüthi: Olympia: Arnold Andenmatten mit 96 gestorben - Blick. 12. September 2018, abgerufen am 31. Juli 2023.
  8. Le Nouvelliste. (PDF; 112.851 KB) Nachruf und Sterbeanzeigen. Sion: Nouvelliste valaisan N° 245, 21. Oktober 1977, S. 17, 45 und 46, abgerufen am 31. Juli 2023 (französisch, 110 MB).
  9. «Wertvoller Schweizer-Triumph im Militär-Patrouillenlauf». In: Sport Zürich, 9. Februar 1948, S. 1 bis 2.
  10. Donald Weihs. OlyMADMen, abgerufen am 31. Juli 2023 (englisch).