Das Moulin Rouge [mu.lɛ̃ ʁuʒ] (deutsch: Rote Mühle) ist ein Varieté im Pariser Stadtviertel Montmartre an der Place Blanche (Adresse Boulevard de Clichy Nr. 82) im 18. Arrondissement, im Vergnügungsviertel Pigalle.

Das Moulin Rouge am Boulevard de Clichy

Geschichte

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Das Moulin Rouge in den 1960er Jahren
 
Plakat von Henri de Toulouse-Lautrec
 
Vorzugsaktie über 500 Francs der S.A. du Théatre-Concert du Moulin-Rouge vom 15. Februar 1904
 
Autochrom-Fotografie vom 24. Juni 1914
 
Moulin Rouge im August 1929
 
Das Moulin Rouge bei Nacht (2013)
 
Das Moulin Rouge bei Tag (März 2015)

Das Moulin Rouge wurde im Jahre 1889 von Joseph Oller, der bereits das Varieté L’Olympia besaß, und Charles Zidler gegründet. Am 6. Oktober 1889 wurde das Haus eröffnet, im selben Jahr wie der Eiffelturm. Der Name geht auf die bekannte Nachbildung einer roten Mühle auf dem Dach zurück. Der Montmartre ist die höchste Erhebung von Paris, die so zum Aussichtspunkt wurde und auf der Windmühlen gebaut wurden. Teilweise wurden diese zu Cafés und Veranstaltungslokalitäten erweitert, teilweise haben andere Institutionen den Namen Moulin übernommen.[1][2]

Zunächst wurde das Moulin Rouge für Bälle genutzt, bei denen Tänzerinnen vor allem den Cancan und Chahut tanzten. Hier traten die berühmtesten Pariser Stars der Zeit auf, unter anderem La Goulue, Yvette Guilbert, Jane Avril, Mistinguett und „Le Pétomane“ Joseph Pujol. Viele dieser Namen wurden nicht zuletzt durch die Werbeplakate von Henri de Toulouse-Lautrec und deren zahlreiche Nachdrucke sehr bekannt.

Später wurden im Moulin Rouge Operetten und Revuen aufgeführt. Auch als Kino wurde es manchmal genutzt. Seit dem Jahre 1955 werden so genannte dinner spectacles aufgeführt. In den ersten Jahren traten bei diesen auch berühmte Chanson-Interpreten wie Charles Trenet oder Charles Aznavour auf. Im Jahre 1964 wurde als Attraktion auf der Bühne ein „Aquarium“ installiert, in dem nackte Tänzerinnen auftraten bzw. schwammen. Nach einer finanziellen Krise Mitte der 1990er Jahre konnte das Haus ab etwa dem Jahre 2000 wieder Erfolge verzeichnen, wozu ab 2001 auch der bekannte Kinofilm Moulin Rouge beitrug. Während der einzelnen Tanznummern kamen bis 2023[3] gelegentlich Tigerpythons, bis 2021[4] auch Zwergpferde zum Einsatz. Das Haus hat 850 Sitzplätze und wurde im Jahre 2000 von rund 420.000 Gästen besucht. 2023 hat das Unternehmen einen Umsatz von 82 Mio. € gemacht, mit ca. 550.000 Zuschauern und beschäftigte 450 Angestellte.[5]

Das Moulin Rouge besitzt im Untergeschoss einen großen Wein- und Champagner-Keller. An einem Showabend werden bis zu 800 Flaschen Champagner geleert, pro Jahr ungefähr 240.000 Flaschen.[6] Daher gilt das Établissement als größter Einzelabnehmer von Champagner in der Welt. In den 2000er Jahren hat das Unternehmen Handwerksbetriebe übernommen, die seine Ausstattung herstellen: 2002 den Schumacher Clairvoy, 2007 den Kostümschneider Mine Vergas, 2009 den Federputzmacher Maison Février und 2017 die Stickerei Valentin. Aus diesen Betrieben soll die Cité des Arts du Moulin Rouge (Stadt des Kunsthandwerks des Moulin Rouge) entstehen.[5]

Name und Stil des berühmten Pariser Vorbilds wurden von zahlreichen anderen Varietés und Diskotheken auf der ganzen Welt kopiert. (Siehe auch Moulin Rouge (Wien))

Im Jahr 2018 eröffnete im Europa-Park (Rust, Baden-Württemberg) unter dem Namen „Eurosat – CanCan Coaster“ eine Dunkelachterbahn, deren Eingangs- und Wartebereich dem Moulin Rouge der Belle Époque originalgetreu nachgebildet wurde. Dabei kamen auch Originalrequisiten zum Einsatz, die vom Moulin Rouge zur Verfügung gestellt wurden.[7]

In der Nacht zum 25. April 2024 stürzten die vier Flügel des Windrads der Mühle auf den Bürgersteig herunter. Es wurde niemand verletzt, die Flügel wurden teils verbogen. Auch stürzten die ersten drei Buchstaben „MOU“ der Aufschrift von der Kante des Vordachs mit ab.[8][9]

Moulin Rouge im Film

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Moulin Rouge in der Musik

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Das wohl bekannteste Lied über das Moulin Rouge ist der Titel Lady Marmalade. Ursprünglich handelt er zwar von einer Prostituierten in New Orleans, in der 2001 von den US-Sängerinnen Pink, Christina Aguilera, Lil’ Kim und Mýa veröffentlichten Version wurde der Handlungsort allerdings auf Paris verlegt.

Eine Auswahl weiterer Lieder:

Moulin Rouge in der Literatur

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Der im Jahre 1950 erschienene biographische Roman Moulin Rouge über das Leben des Henri de Toulouse-Lautrec war der erste Bestseller von Pierre La Mure und wurde im Jahre 1952 verfilmt.

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Commons: Moulin Rouge – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Auf dem Montmartre. In: Allgemeine Zeitung. Beilage. Nr. 97, 7. April 1853, S. 1547 (Online in der Google-Buchsuche [abgerufen am 23. Februar 2016]). „Auf der östlichen Spitze liegt die Kirche mit dem auf Pension gesetzten Telegraphenturm, und dicht darum das eigentliche Dorf Montmartre; die westliche, die höhere von beiden, trägt die Windmühlen, von denen dieser Theil des Hügels seinen Namen hat. Sie müssen die ältesten Bewohner desselben seyn, denn sie scheinen ein Recht ober die Pflicht zu haben rund herum als Gevatter zu dienen; alles junge Volk hat seinen Namen von ihnen entlehnt, so die Marchands de Bin, die Cafés, die Bals Champêtres etc., die sich Moulin de Palais, Moulin de la Galotte [korrekt: Moulin de la Galette, siehe Bal du moulin de la Galette] etc. nennen. Sogar eine Maison de Sevrage (zur Entwöhnung von Säuglingen) glaubt sich nicht besser als durch den Titel «moulin des petits enfants» empfehlen zu können.“
  2. Die Bonlangisten. In: Neue Freie Presse, 31. Dezember 1889, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp „Zwei grundverschiedene Wahrzeichen erheben sich auf dem Montmartre, dem Hügel in Paris, welchen fromme wie revolutionäre Seelen zum Gnadenorte sich ausersehen haben und den die administrative Prosa einfach den achtzehnten Bezirk nennt. Auf der einen Seite die nach langen Kämpfen mit der atheistischen Gemeinde mit einem Opfer von 20 Millionen erbaute Kirche Sacré coeur, die nächstens unter großem kirchlichen Gepränge eingeweiht werden soll; auf der anderen Seite eine alte, verwitterte, rissige, wurmstichige Windmühle, der Moulin de la Galotte [korr: Moulin de la Galette], dessen Flügel müßig in die Luft ragt – ein Aussichtspunkt für die Fremden und Provinzler, bis der Eiffelthurm die Mühle auch um dieses Bischen Achtung brachte. An die Windmühle reiht sich ein Tanzsalon, in welchem die ewig muntere Jugend des Montmartre Gelegenheit findet, die Traditionen des Cancan nicht gänzlich aussterben zu lassen.“
  3. Le Moulin Rouge arrête immédiatement son numéro contesté avec des serpents. In: LeParisien.fr. 9. Mai 2023, abgerufen am 6. Januar 2024 (französisch).
  4. Le Moulin Rouge s’engage à ne plus utiliser d’animaux dans ses spectacles. In: HuffPost. 5. Mai 2023, abgerufen am 6. Januar 2024 (französisch).
  5. a b Sylvie Ratier: Moulin Rouge - Derrière le show, les artisans d'exception. In: Capital. Nr. 392. Prisma Media, Gennevilliers Mai 2024, S. 127 ff.
  6. Die Welt des Moulin Rouge. Dokumentarfilm von Vivienne Radermacher, 2013, 45 Min., Redaktion: Anna Sigrist, produziert von ARD-Studio Paris und Phoenix.
  7. Eurosat – CanCan Coaster. Europa-Park GmbH & Co Mack KG, September 2018, abgerufen am 11. Februar 2020.
  8. Pariser Wahrzeichen: Mühlenräder des Moulin Rouge in Paris eingestürzt. In: zeit.de. 25. April 2024, abgerufen am 25. April 2024.
  9. Julia Hanigk: Mühlenräder des Moulin Rouge in Paris eingestürzt. In: merkur.de. 25. April 2024, abgerufen am 25. April 2024.

Koordinaten: 48° 53′ 3″ N, 2° 19′ 56″ O