Das Ministerium Seidler (23. Juni 1917 – 25. Juli 1918; „Ministerium“ bezeichnete im damaligen Sprachgebrauch das ganze Kabinett) war eine von Kaiser Karl I. ernannte Regierung der österreichischen Länder (Cisleithanien) in Österreich-Ungarn.[1]

Amtszeit

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Die von Ernst von Seidler geleitete Regierung folgte auf das nur ein halbes Jahr amtierende, erfolglose Ministerium Clam-Martinic, dem der 1916 geadelte Jurist Seidler, politisch unerfahrener Fachmann, als Ackerbauminister angehört hatte. Seidler leitete nun das zweite vom jungen Kaiser bestellte cisleithanische Kabinett. Man bemühte sich, durch Berufung von Politikern slowenischer Nationalität und aus Galizien Signale des angestrebten Konsenses im Vielvölkerstaat auszusenden[2]; die tschechischen Politiker, die nicht mehr von Wien aus regiert werden wollten, hielten sich aber fern, ein slowenischer Minister schied vorzeitig aus.

Die Mehrzahl der Ressortchefs wurde anfangs nur als Minister und (provisorische) Leiter der Ministerien ernannt. Am 30. August 1917 erhielten die meisten den Fachministertitel.[3] Im Ministerium Seidler wurde die Gründung des Sozialministeriums vorbereitet und durchgeführt, die Gründung des Ministeriums für Volksgesundheit vorbereitet. Vom 26. Februar 1918 an wurde bis zum Ende der Monarchie der jeweilige im Rang eines Sektionchefs stehende Präsident des k.k. Amtes für Volksernährung, das zum Ministerpräsidenten ressortierte, als Minister ohne Portefeuille in die Regierung aufgenommen; er war berechtigt, Verordnungen zu erlassen wie ein Ressortminister.

Das Ministerium Seidler war letztlich, da weder das Nationalitätenproblem noch Versorgungskrisen gelöst werden konnten, ebenso erfolglos wie seine Vorgänger. Dazu kam, dass sich die militärische Lage Österreich-Ungarns trotz der Hoffnungen, die man in das durch die Russische Revolution 1917 ausgelöste Ausscheiden Russlands aus der Reihe der Kriegsgegner gehegt hatte, weiter verschlechterte. Die Vereinigten Staaten, die dem mit Österreich-Ungarn verbündeten Deutschen Reich im April 1917 den Krieg erklärt hatten, taten dies im Dezember 1917 auch gegenüber der Donaumonarchie, die auf Grund ihrer Schwächen von den Deutschen militärisch und wirtschaftlich immer stärker abhängig wurde.

Am 25. Juli 1918 wurde das Ministerium Hussarek ernannt,[4] die vorletzte Regierung Altösterreichs; eine Verbesserung der Lage des Staates trat auch dadurch nicht ein.

Staatsoberhaupt Cisleithaniens war Karl I., Kaiser von Österreich und König von Böhmen (auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften verzichtet 11. November 1918), gemeinsame österreichisch-ungarische Minister in der Amtszeit des Ministeriums Seidler waren:

Minister

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k.k. Minister Amtsinhaber Partei k.k. Behörde Anmerkung
Ministerpräsident Ernst Ritter Seidler von Feuchtenegg Ministerratspräsidium Zuvor seit 1. Juni 1917 Ackerbauminister (Clam-Martinic)
Minister des Innern Friedrich von Toggenburg, vom 11. Juni 1918 an Edmund von Gayer Ministerium des Innern Toggenburg seit 11. Juni 1917 (Clam-Martinic) im Amt
Justizminister Hugo Ritter von Schauer Justizministerium Bis 30. August 1917 mit der Leitung betraut
Minister für Kultus und Unterricht Ludwig Cwiklinski Ministerium für Kultus und Unterricht Bis 30. August 1917 mit der Leitung betraut
Finanzminister Ferdinand von Wimmer Finanzministerium Bis 30. August 1917 mit der Leitung betraut
Handelsminister Viktor Mataja bis 30. August 1917, dann Friedrich von Wieser Handelsministerium Mataja: mit der Leitung betraut; ab 30. August 1917 siehe Minister, Vorarbeiten für die Schaffung eines Ministeriums für soziale Fürsorge. Wieser bis 11. November 1918 (Hussarek, Lammasch) im Amt
Minister für öffentliche Arbeiten Emil Freiherr Homann von Herimberg[5] Ministerium für öffentliche Arbeiten Bis 30. August 1917 mit der Leitung betraut. Bis 11. November 1918 (Hussarek, Lammasch) im Amt
Eisenbahnminister Karl Freiherr von Banhans Eisenbahnministerium Bis 30. August 1917 mit der Leitung betraut. Bis 11. November 1918 (Hussarek, Lammasch) im Amt
Ackerbauminister Moritz von Ertl, bis 30. August 1917, dann Ernst Graf Silva-Tarouca Ackerbauministerium Ertl: mit der Leitung betraut. Silva: bis 11. November 1918 (Hussarek, Lammasch) im Amt
Minister bis 22. Dezember 1917, dann Minister für soziale Fürsorge[6] Viktor Mataja ab 30. August 1917 Vorarbeiten, dann Ministerium für soziale Fürsorge 15. November 1908 bis 3. November 1911 (Bienerth, Gautsch) sowie 23. Juni–30. August 1917 mit der Leitung des Handelsministeriums betraut. Das neue Ministerium nahm seinen Betrieb am 1. Jänner 1918 auf.
Minister, Vorarbeiten für das Ministerium für Volksgesundheit Ivan Horbaczewski ab 30. August 1917 Vorarbeiten für das Ministerium für Volksgesundheit (im Ministerratspräsidium) Am 30. Juli 1918 (Hussarek) zum Minister für Volksgesundheit ernannt. Bis 11. November 1918 (Ministerium Lammasch) im Amt.
Minister, Leiter des Amtes für Volksernährung Generalmajor Anton Höfer, Leiter, bis 26. Februar 1918, dann Ludwig Paul, Präsident[7] Amt für Volksernährung beim Ministerratspräsidium Oberst Höfer zuvor seit 5. Jänner 1917 im Ministerium Clam-Martinic. Paul: bis 11. Nov. (Hussarek, Lammasch); 1919 Staatssekretär für Verkehrswesen (Renner IIIII) bis † 1. Juli 1920
Minister für Landesverteidigung Karl Freiherr Czapp von Birkenstetten Ministerium für Landesverteidigung Bis 30. August 1917 mit der Leitung betraut; bis 27. Oktober 1918 (Hussarek) im Amt
Minister (inoffiziell: Staatsminister für Galizien) Julius von Twardowski-Skrzypna Ministerratspräsidium ohne Portefeuille und Sektionschef
Minister (30. August 1917 bis 6. Mai 1918)[8] Ivan von Žolger Ministerratspräsidium Mit der Aufgabe fallweiser Verwaltungskoordination im Krieg; durch individuellen Rücktritt ausgeschieden

Einzelnachweise

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  1. Amtliche Tageszeitung Wiener Zeitung, Nr. 144, 26. Juni 1917, S. 2
  2. Walter Lukan: Die slowenische Politik und Kaiser Karl. In: Andreas Gottsmann (Hrsg.): Karl I. (IV.), der Erste Weltkrieg und das Ende der Donaumonarchie. 2007, S. 168, doi:10.1553/0x0016af9b ([1] [PDF]).
  3. Amtliche Tageszeitung Wiener Zeitung, Nr. 199, 31. August 1917, S. 1
  4. Amtliche Tageszeitung Wiener Zeitung, Nr. 169, 26. Juli 1918, S. 1 f.
  5. Homann von Herimberg, Emil Frh. (1862–1945), Verwaltungsbeamter, Österreichisches Biographisches Lexikon, biographien.ac.at
  6. Amtliche Tageszeitung Wiener Zeitung, Nr. 295, 28. Dezember 1917, S. 1
  7. Amtliche Tageszeitung Wiener Zeitung, Nr. 48, 28. Februar 1918, S. 1
  8. Amtliche Tageszeitung Wiener Zeitung, Nr. 106, 9. Mai 1918, S. 1