Ludwig I. (Hessen-Darmstadt)

Landgraf von Hessen-Darmstadt, Großherzog von Hessen und bei Rhein

Ludwig I. von Hessen-Darmstadt (* 14. Juni 1753 in Prenzlau; † 6. April 1830 in Darmstadt) war zunächst vom 6. April 1790 an als Ludwig X. regierender Landgraf von Hessen-Darmstadt, mit dem Beitritt seines Landes zum Rheinbund ab dem 14. August 1806 als Ludewig I. Großherzog von Hessen und seit 7. Juli 1816 Großherzog von Hessen und bei Rhein.

Landgraf Ludwig X. (Porträt von Johann Heinrich Schmidt)

Erbprinzenjahre

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Porträt des Erbprinzen Ludwig 1769

Ludwig war der älteste Sohn des Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt (1719–1790) und seiner Gemahlin Henriette Karoline (1721–1774), Tochter des Pfalzgrafen und Herzogs Christian III. von Zweibrücken-Birkenfeld. Geboren wurde Ludwig in Prenzlau, wo sein Vater in preußischen Diensten stationiert war. Erzogen wurden die Kinder von der Mutter in Buchsweiler, ehemals Residenz der Grafen von Hanau-Lichtenberg, während sich der Vater vornehmlich in Pirmasens aufhielt, um sich dem Soldatenleben zu widmen.

Ludwig studierte ab 1769 an der Universität Leiden und unternahm anschließend seine Kavalierstour nach London und Paris. In Frankreich traf er unter anderem mit d’Alembert und Diderot zusammen. Mit Melchior Grimm reiste er 1773 weiter an den preußischen Hof Friedrichs des Großen, wo seine Schwester Friederike mit dem Thronfolger Friedrich Wilhelm verheiratet war. Schließlich nahm er 1773 an der Hochzeit seiner Schwester Wilhelmine mit dem nachmaligen Zaren Paul I. in St. Petersburg teil. Als russischer General nahm er am Russisch-Türkischen Krieg 1774 teil. Im selben Jahr wurde er in Moskau Freimaurer in der Loge „Zur gekrönten Fahne“, die dem System der Strikten Observanz angehörte.[1] Im Jahr 1776 verlobte sich Ludwig mit Prinzessin Sophie Dorothee von Württemberg; die Verlobung wurde jedoch gelöst, nachdem Ludwigs Schwester Wilhelmine im Kindbett gestorben war und Katharina II. Sophie Dorothee zur zweiten Gemahlin des Zarewitsch Paul bestimmte.

Nach diesem demütigenden Vorfall verbrachte Ludwig den Sommer am Hof seiner Schwester Luise in Weimar, wo er Umgang mit Johann Wolfgang von Goethe pflegte. Auch später stand Ludwig mit dem Weimarer Hof, mit Goethe und mit Schiller in brieflichem Kontakt.

Ludwig heiratete am 19. Februar 1777 in Darmstadt seine Cousine Prinzessin Luise Henriette Karoline von Hessen-Darmstadt (1761–1829), Tochter seines Onkels Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt. Das Paar lebte abwechselnd in Darmstadt und im Fürstenlager Auerbach.

Landgraf Ludwig X. von Hessen-Darmstadt

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Nach dem Tod seines Vaters übernahm Ludwig 1790 die Regierung. Seine Regierungszeit ist geprägt durch den Umbruch vom absolutistischen zum konstitutionellen Herrschaftssystem in Hessen-Darmstadt. Seine ersten Entscheidungen waren Verordnungen für mehr religiöse Freiheiten der Katholiken und Juden im Land.

Durch die Kriege des revolutionären Frankreich verlor Ludwig die linksrheinischen Besitzungen der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Nach der Einnahme von Mainz war auch die Residenz in Darmstadt selbst bedroht und wurde zeitweilig von der fürstlichen Familie und der Regierung geräumt. Durch Verträge mit England und den Niederlanden kämpften hessische Truppen gegen Frankreich, was 1799 durch eine Neutralitätserklärung beendet wurde. Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1802/3 wurde Ludwig territorial entschädigt.

Großherzog Ludwig I. von Hessen und bei Rhein

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Ludwigsmonument in Darmstadt

1806 trat Ludwig dem Rheinbund bei und nahm den Titel eines Großherzogs von Hessen an. Dadurch konnte er das Staatsgebiet noch einmal erweitern. Mit Erlass vom 13. August 1806 verkündete er die Standeserhöhung und die Übernahme der aufgrund der Rheinbundakte hinzugekommenen Territorien. Er stilisierte sich nun Großherzog Ludewig I. (mit „e“). Nach dem Wiener Kongress und dem Erwerb des linksrheinischen Rheinhessen fügte er am 7. Juli 1816 seinem Titel und bei Rhein hinzu.

Im Juni 1814 genehmigte er den Antrag von Johannes Hess, den Schlossgraben in Darmstadt trockenzulegen und den Botanischen Garten Darmstadt dort einzurichten.

Am 18. März 1820 gab er dem Land eine, durch Karl Ludwig Wilhelm von Grolman konzipierte, Verfassung, nachdem es in Oberhessen und Starkenburg zu sogenannten „wilden Landtagen“ gekommen war. Die Reformbestrebungen durch die Ministerpräsidenten von Grolman und dessen Nachfolger Karl du Thil wurden von Ludwig gebilligt, wenn auch nicht aktiv gefördert.

Die Politik Ludwigs im kulturellen Bereich war vor allem gekennzeichnet durch die Öffnung der Hofbibliothek, Vergabe von Stipendien, Förderung von Theater- und Musikleben und das Wirken des Architekten Georg Moller, der das Hoftheater in Darmstadt neu erbaute und überhaupt Darmstadt ein klassizistisches Gesicht gab („Moller-Stadt“).

Nach seinem Tod am 6. April 1830 in Darmstadt wurde Ludwig I., ebenso wie seine Gemahlin Luise, in der landgräflichen Gruft in der Stadtkirche bestattet. Im Jahre 1910 wurden ihre Särge in das Alte Mausoleum im Park Rosenhöhe überführt.

Vorfahren

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Ernst Ludwig Landgraf von Hessen-Darmstadt (1667–1739)
 
 
 
 
Ludwig VIII. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1691–1768)
 
 
 
 
 
Dorothea Charlotte von Brandenburg-Ansbach (1661–1705)
 
 
 
Ludwig IX. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1719–1790)
 
 
 
 
 
 
Johann Reinhard III. von Hanau (1665–1736)
 
 
 
Charlotte von Hanau-Lichtenberg (1700–1726)
 
 
 
 
 
Dorothea Friederike von Brandenburg-Ansbach (1676–1731)
 
 
 
Ludwig I. Großherzog von Hessen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Christian II. von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld (1637–1717)
 
 
 
Christian III. von Pfalz-Zweibrücken (1674–1735)
 
 
 
 
 
Katharina Agathe von Rappoltstein (1648–1683)
 
 
 
Karoline von Pfalz-Zweibrücken (1721–1774)
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig Kraft von Nassau-Saarbrücken (1663–1713)
 
 
 
Karoline von Nassau-Saarbrücken (1704–1774)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Philippine Henriette zu Hohenlohe-Langenburg (1679–1751)
 
 

Nachkommen

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Aus seiner Ehe hatte Ludwig folgende Kinder:

  • Ludwig II. (1777–1848), Großherzog von Hessen und bei Rhein
⚭ 1804 Prinzessin Wilhelmine Luise von Baden (1788–1836)
⚭ (morg.) 1804 Caroline Török de Szendrő (1786–1862), „Freifrau von Menden“ 1804, „Gräfin von Nidda“ 1808, „Prinzessin von Nidda“ 1821; (geschieden 1827)

Rezeption

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Nach Ludwig ist der rheinhessische Ort Ludwigshöhe benannt, der nach einer Umsiedlung zwischen 1822 und 1830 neu erbaut wurde, sowie die Ludwigsstraße in Mainz, der Hauptstadt der ihm zugestandenen Provinz Rheinhessen. Das Hessendenkmal Finthen erinnert an seine Teilnahme bei der Belagerung von Mainz (1793). Auch der Name der Ludwigshöhe (Hausberg von Darmstadt-Bessungen) geht auf ihn zurück.

Literatur

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Commons: Ludwig I. von Hessen-Darmstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Carl Bröcker: Die Freimaurer-Logen Deutschlands von 1737 bis einschliesslich 1893 Berlin 1894: S. 92; in: Quellen zur Geschichte der deutschen Freimaurerei im 18. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des Systems der Strikten Observanz. Hrsg.: Winfried Dolzauer. Frankfurt am Main 1991, S. 343–345. (Digitalisat)
VorgängerAmtNachfolger
Ludwig IX.Landgraf von Hessen-Darmstadt
1790–1806
---
---Großherzog von Hessen
1806–1830
Ludwig II.