Die Lothringen war ein Linienschiff der Kaiserlichen Marine und der Reichsmarine. Benannt war es nach einem Teilgebiet des Reichslandes Elsass-Lothringen. Das Schiff war ein Vermehrungsbau auf Grundlage des Ersten Flottengesetzes von 1898.

Lothringen
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp Linienschiff
Klasse Braunschweig-Klasse
Bauwerft Schichau, Danzig
Baunummer 716
Baukosten 23.801.000 Mark
Stapellauf 27. Mai 1904
Indienststellung 18. Mai 1906
Verbleib 1931 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 127,7 m (Lüa)
126 m (KWL)
Breite 22,2 m
Tiefgang (max.) 8,16 m
Verdrängung Konstruktion: 13.208 t
Maximal: 14.394 t
 
Besatzung 743 Mann
Maschinenanlage
Maschine 14 × Dampfkessel
3 × 3-Zyl-Verbundmaschine
indizierte
Leistung
Vorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
16.478 PS (12.120 kW)
Höchst­geschwindigkeit 18,7 kn (35 km/h)
Propeller 2 × dreiflügelig ⌀ 4,8 m
1 × vierflügelig ⌀ 4,5 m
Bewaffnung
  • 4 × Sk 28 cm L/40
  • 14 × Sk 17 cm L/40
  • 18 × Sk 8,8 cm L/35
  • 6 × Torpedorohr ⌀ 45 cm
Panzerung
  • Gürtel: 100–225 mm
  • Deck: 40–140 mm
  • Kasematte: 150 mm
  • Zitadelle: 140 mm
  • Türme Schwere Artillerie: 50–250 mm
  • Türme Mittelartillerie: 150 mm
  • Schilde: 70 mm
  • vorderer Kommandoturm: 50–300 mm
  • achterer Kommandoturm: 30–140 mm

Die Lothringen und ihre Schwesterschiffe der Braunschweig-Klasse trugen als erste Linienschiffe der Kaiserlichen Marine neuentwickelte Schnellladekanonen vom Kaliber 28 cm. Diese konnten durch das neuentwickelte Schnell-Ladesystem mit Keilverschluss und Messinghülsen eine wesentlich höhere Feuergeschwindigkeit erreichen, als die zehn Jahre älteren Mantelringkanonen der Brandenburg-Klasse mit gleichen Kaliber und gleicher Rohrlänge.

Ein Novum war das Anheben des Mittelartilleriekalibers von 15,0 cm auf 17,0 cm. Parallel zu dieser Kalibersteigerung führten andere Marinen ein sogenanntes Zwischenkaliber zur Stärkung der Feuerkraft ein. Die Kaiserliche Marine ging diesen Weg nicht, sondern steigerte nur das Kaliber der Mittelartillerie. Die gewählte Größe stellte das höchste zulässige manuell zu ladende Geschossgewicht dar. Eine Granate vom Kaliber 17,0 cm wog ca. 70 kg, und bei einem angestrebten Salventakt von 5 Schuss/min wurde dem Ladepersonal physisch sehr viel abverlangt. Ein neues Modell wurde auch für die leichte Artillerie eingeführt: die verlängerten Rohre erlaubten eine größere Schussweite der 8,8-cm-Torpedobootsabwehrgeschütze.

Geschichte

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Die aufgelegte Schwesterschiff Preußen nach dem Umbau zum Mutterschiff für FM-Boote
 
Ein Geschwader der Deutschen Hochseeflotte: Linienschiff der Braunschweig-Klasse (Vordergrund), weitere Linienschiffe und ein Seeaufklärungs-Zeppelin

Nach der Indienststellung am 18. Mai 1906 gehörte das Schiff ab 1. Juli 1906 zum II. Geschwader der Hochseeflotte. Es folgten die üblichen Stationen: Flottendienst, Ausbildung, Übungen, Manöver und Reisen. Im Februar 1912 Einsatz als Eisbrecher in der Ostsee. Die für den 17. August 1914 geplant Außerdienststellung entfiel wegen des inzwischen ausgebrochenen Ersten Weltkriegs.

Die Lothringen wurde im Küstenschutz der Nordsee eingesetzt. Allerdings erfolgte bereits am 18. März 1916 aufgrund des unzureichenden Unterwasserschutzes und der schwachen Bewaffnung die Außerdienststellung. Die schwere Artillerie wurde von Bord gegeben. Im Juli 1916 stellte sie mit reduzierter Besatzung nochmals in Dienst und fand bis September 1917 Verwendung als Bewachungsschiff für die Ostsee-Eingänge („Sundüberwachung“). Anschließend wurde das Schiff bis Dezember 1918 in Wilhelmshaven als Exerzier- und Maschinenschulschiff genutzt.

Die Vorläufige Reichsmarine übernahm die Lothringen und ließ das Schiff Anfang 1919 zum Mutterschiff für Flachgehende Minensuchboote (FM-Boote) umbauen. Damit konnte sie insgesamt 14 dieser kleinen Fahrzeuge an Ständen an Oberdeck mitführen und diese absetzen. Entgegen der ebenfalls zum Mutterschiff für FM-Boote umgebauten Preußen wurden keine bereits vorhandenen Schwanenhalskräne auf der Lothringen zum Aussetzen der FM-Boote verwendet, sondern Ladebäume,[1] welche querschiff hinter dem dritten Schornstein angebracht wurden.[2] Am 2. März 1920 stellte das Schiff endgültig außer Dienst und verblieb im Reservestatus bis zur Streichung aus der Liste der Kriegsschiffe am 31. März 1931. Danach erfolgte umgehend der Verkauf und anschließende Abbruch in Wilhelmshaven.

Kommandanten

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Bekannte Besatzungsangehörige

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Literatur

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  • Siegfried Breyer: Die Marine der Weimarer Republik. Marine-Arsenal Sonderheft, Band 5, Podzun-Pallas Verlag, Friedberg 1992. ISBN 3-7909-0464-3
  • Breyer, Siegfried: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmanns Verlag, München 1970, ISBN 3-88199-474-2.
  • Erich Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. Bernard & Graefe, Bonn 1998, ISBN 3-7637-4800-8
  • Gerhard Koop, Klaus-Peter Schmolke: Die Linienschiffe der Brandenburg- bis Deutschland-Klasse. Schiffsklassen und Schiffstypen der deutschen Marine. Bernard & Graefe, Bonn 2001, ISBN 3-7637-6211-6
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Fußnoten

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  1. Erich Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe, 1815-1945: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. Bernard & Graefe, 1982, ISBN 978-3-7637-4800-6, S. 43.
  2. Marine-Rundschau. E. S. Mittler, 1963, S. 19.