Lockheed Martin

US-amerikanischer Rüstungs- und Technologiekonzern

Die Lockheed Martin Corporation [ˌlɔkʰidˈmɑɹtn̩] ist ein US-amerikanischer Rüstungs- und Technologiekonzern, der vor allem in der militärischen sowie zivilen Luftfahrt als auch in der Raumfahrt aktiv ist. Ungefähr 74 % des 2023 erreichten Umsatzes von 67,5 Milliarden US-Dollar wurden durch Käufe der US-amerikanischen Regierung erzielt.[2]

Lockheed Martin Corporation

Logo
Rechtsform Corporation
ISIN US5398301094
Gründung 1995
Sitz Bethesda, Maryland, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Leitung James D. Taiclet (Chairman, CEO und President)[1]
Frank A. St. John (COO)
Jesus Malave (CFO)
Mitarbeiterzahl 122.000 (2023)[2]
Umsatz 67,571 Mrd. US-Dollar (2023)[2]
Branche Luft- und Raumfahrttechnik, Rüstungsindustrie
Website www.lockheedmartin.com
Stand: 31. Dezember 2023
F-22 Raptor
Eine Lockheed C-130 Herkules und das Heck einer Lockheed C-5 Galaxy (links im Hintergrund sind zwei F-15E Strike Eagles)
Lockheed Martin F-35

Geschichte

Bearbeiten

Die Lockheed Martin Corporation entstand im März 1995 durch Zusammenschluss der Unternehmen Lockheed Corporation und Martin Marietta Corporation. 1996 wurde das Unternehmen Loral Corporation für 9,1 Milliarden US-Dollar aufgekauft.[3] Infolge der Fusion sowie schwerer finanzieller Probleme in den späten 1990er-Jahren wurden große Anteile des Konzerns an den britischen Konkurrenten BAE Systems verkauft. Dieser löste dadurch Lockheed Martin vorübergehend als größten Rüstungskonzern der Welt ab. Nach einer umfangreichen Sanierung konnte Lockheed Martin diesen Titel jedoch bereits 2004 wieder für sich beanspruchen.

Lockheed Martin geriet 1999 in die Schlagzeilen, als eine Marssonde aufgrund eines Einheitenfehlers im Navigationssystem verloren ging. Der Mars Climate Orbiter (MCO) war eine NASA-Sonde zum Mars unter Beteiligung von Lockheed Martin im Rahmen des Discovery-Programms. Die Ursache für den Missionsfehlschlag lag bei Lockheed Martin: Während die NASA den Impuls p im metrischen Internationalen Einheitensystem (SI) mit der Einheit Ns berechnete, wurde die Navigationssoftware des MCO vom Hersteller Lockheed Martin für das imperiale System ausgelegt.[4][5][6]

Im Oktober 2001 erhielt Lockheed den Auftrag für das größte Kampfflugzeugprogramm der Nachkriegszeit, den Joint Strike Fighter F-35. Dieser Auftrag brachte dem Konzern neuen Auftrieb.

Die Abteilung Transportation and Security Solutions (Transport- und Sicherheitslösungen) erhielt 2005 den Zuschlag für den Aufbau des Archivierungssystems des Electronic Records Archive (ERA) der National Archives and Records Administration (NARA).

Am 20. Juli 2015 gab Lockheed Martin den Kauf der Sikorsky Aircraft bekannt. Nach eigenen Angaben bezahlte der Konzern 9 Milliarden US-Dollar (beziehungsweise 7,1 Milliarden US-Dollar unter Berücksichtigung der aus der Übernahme resultierenden Steuervorteile).[7][8] Für Lockheed stellte dieser Schritt nach rund 45-jähriger Abstinenz den Wiedereinstieg in das Helikoptergeschäft dar.[9] Damit gehört auch der zuvor von Sikorsky gekaufte polnische Flugzeughersteller PZL Mielec zum Lockheed-Martin-Konzern.

Einige Produkte der ursprünglichen Firma Lockheed befinden sich seit über 50 Jahren (C-130, P-3) in Produktion oder werden weiterhin von Lockheed Martin betreut und modernisiert und zählen somit neben der Boeing B-52 und der Tupolew Tu-95 zu den langlebigsten militärischen Flugzeugmustern.

Im Dezember 2020 wurden Bestrebungen von Lockheed Martin bekannt, sich Zugriff auf Rohstoffe der Tiefsee, für die Entwicklungsländer Lizenzen haben, zu verschaffen, wobei noch keine globalen Umweltregeln für den Tiefseebergbau bestehen.[10]

Unternehmen

Bearbeiten

Konzerndaten

Bearbeiten

In der nachfolgenden Tabelle werden die wichtigsten Kennzahlen von Lockheed Martin ab dem Geschäftsjahr 2000 aufgelistet.

Kennzahlen
Umsatz Gewinn Marge EPS FCF Dividende Pay-Out Ratio Mitarbeiter
2000[11] $25,329 Mrd. -$0,519 Mrd. -1,67 % -$1,05 $3,78 $0,44 11,64 % 130.000
2001[12] $23,990 Mrd. $0,079 Mrd. 0,33 % $0,18 $2,79 $0,44 15,77 % 125.000
2002[13] $26,578 Mrd. $0,533 Mrd. 2,01 % $1,11 $3,60 $0,44 12,22 % 125.000
2003[14] $31,824 Mrd. $1,053 Mrd. 3,31 % $2,34 $2,49 $0,57 22,89 % 130.000
2004[15] $35,526 Mrd. $1,266 Mrd. 3,16 % $2,51 $4,82 $0,91 18,88 % 130.000
2005[16] $37,213 Mrd. $1,825 Mrd. 4,90 % $4,10 $5,23 $1,05 20,07 % 135.000
2006[17] $39,620 Mrd. $2,529 Mrd. 6,38 % $5,80 $6,62 $1,25 18,88 % 140.000
2007[18] $41,862 Mrd. $3,033 Mrd. 7,25 % $7,10 $7,73 $1,47 19,02 % 140.000
2008[19] $42,731 Mrd. $3,217 Mrd. 7,53 % $7,86 $8,54 $1,83 21,43 % 146.000
2009[20] $45,189 Mrd. $3,024 Mrd. 6,69 % $7,78 $5,97 $2,34 39,20 % 140.000
2010[21] $45,803 Mrd. $2,645 Mrd. 5,77 % $7,45 $7,40 $2,64 35,68 % 132.000
2011[22] $46,499 Mrd. $2,667 Mrd. 5,74 % $7,81 $9,57 $3,25 33,96 % 123.000
2012[23] $47,182 Mrd. $2,745 Mrd. 5,82 % $8,36 $1,88 $4,15 220,74 % 120.000
2013[24] $45,358 Mrd. $2,950 Mrd. 6,50 % $9,13 $11,36 $4,78 42,08 % 115.000
2014[25] $45,600 Mrd. $3,614 Mrd. 7,93 % $11,21 $9,37 $5,49 58,59 % 112.000
2015[26] $46,132 Mrd. $3,605 Mrd. 7,81 % $11,46 $13,23 $6,15 46,49 % 126.000
2016[27] $47,248 Mrd. $3,753 Mrd. 7,94 % $13,39 $13,61 $6,77 49,74 % 97.000
2017[28] $51,048 Mrd. $1,929 Mrd. 3,78 % $13,69 $18,23 $7,46 40,92 % 100.000
2018[29] $53,762 Mrd. $5,046 Mrd. 9,39 % $17,59 $6,49 $8,20 126,35 % 105.000
2019[30] $59,812 Mrd. $6,230 Mrd. 10,42 % $21,95 $20,53 $9,00 43,84 % 110.000
2020[31] $65,398 Mrd. $6,888 Mrd. 10,53 % $24,30 $22,82 $9,80 42,94 % 114.000
2021[32] $67,044 Mrd. $6,315 Mrd. 9,42 % $22,76 $22,75 $10,60 46,59 % 114.000
2022 [33] $65,984 Mrd. $5,732 Mrd. 8,69 % $21,66 $23,40 $11,40 48,72 % 116.000
2023 [2] $67,571 Mrd. $6,920 Mrd. 10,24 % $27,55 $23,77 $12,15 51,11 % 122.000

Anmerkung: Gewinn und Marge sind netto, also nach Zinsen und Steuern. Die Pay-Out Ratio der Dividende bezieht sich auf den Free Cash-Flow.

Aktionärsstruktur

Bearbeiten

Das Unternehmen liegt zu ca. 74 Prozent im Besitz institutioneller Anleger. Die 10 größten Anteilseigner werden, mit Stichtag 31. Dezember 2023, in der folgenden Tabelle aufgelistet.[34]

Anteilseigner Land Aktien Anteil Wert der Beteiligung
State Street Corporation Vereinigte Staaten  37.049.916 15,33 % $16.147.094.391,12
The Vanguard Group Vereinigte Staaten  22.099.137 9,15 % $9.631.245.887,34
BlackRock Inc. Vereinigte Staaten  18.158.813 7,52 % $7.913.973.881,66
Charles Schwab Corporation Vereinigte Staaten  5.637.923 2,33 % $2.457.119.601,86
Morgan Stanley Vereinigte Staaten  5.206.242 2,15 % $2.268.984.388,44
Capital World Investors Vereinigte Staaten  5.031.450 2,08 % $2.192.806.539,00
Geode Capital Management, LLC Vereinigte Staaten  4.559.183 1,89 % $1.986.983.135,06
FMR, LLC Vereinigte Staaten  4.351.452 1,80 % $1.896.449.810,64
Bank of America Vereinigte Staaten  3.209.854 1,33 % $1.398.918.570,28
Wellington Management Company LLP Vereinigte Staaten  2.807.469 1,16 % $1.223.551.139,58
Sonstige Aktionäre Welt  133.531.865 55,26 % $58.195.857.404,30
Gesamt 241.643.304 100,00 % 105.312.984.749,28 $

Produkte

Bearbeiten

Die Geschäftsfelder von Martin Marietta umfassen auch den Bau von Raketen sowie Fernlenkwaffen. Unter anderem wurden von Lockheed Martin der externe Tank und kleinere Komponenten für die Booster-Raketen des Space Shuttles gebaut.

Das Tochterunternehmen Lockheed Martin Commercial Space System (LMCSS) entwickelt und baut Kommunikations- und Erdbeobachtungssatelliten.

Militärische Flugzeugtypen (Stand 2020)

Bearbeiten

Weitere Produkte und Einzelstücke

Bearbeiten

Raumfahrt

Bearbeiten
 
Hubble-Weltraumteleskop
 
Mars Climate Orbiter

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Lockheed Martin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Lockheed Martin Leadership. Abgerufen am 21. Oktober 2022.
  2. a b c d Lockheed Martin Annual Report 2023. (PDF) Abgerufen am 16. März 2024.
  3. New York Times vom 19. April 1996: F.T.C. Approves Lockheed-Loral Merger
  4. Mars Climate Orbiter: Absturz wegen Leichtsinnsfehler beim Rechnen. In: Spiegel Online. 1. Oktober 1999, abgerufen am 12. April 2020.
  5. Frank Grotelüschen: Der Verlust des "Mars Climate Orbiter" (Archiv). In: deutschlandfunk.de. 8. Juli 2008, abgerufen am 12. April 2020.
  6. Marssonde: Verschollen im Weltall. In: tagesspiegel.de. 6. Juli 2008, abgerufen am 12. April 2020.
  7. Lockheed Martin to Acquire Sikorsky Aircraft
  8. https://www.aero.de/news-22127/Lockheed-kauft-Helikopterbauer-Sikorsky.html
  9. Gerhard Hegmann: Lockheed übernimmt Hubschrauber-Ikone Sikorsky Aircraft Corporation. In: welt.de. 20. Juli 2015, abgerufen am 12. April 2020.
  10. spiegel.de vom 4. Dezember 2020, Umweltschützer warnen vor Zugriff von Konzernen auf die Tiefsee, abgerufen am 27. Dezember 2020.
  11. Lockheed Martin Annual Report 2000. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  12. Lockheed Martin Annual Report 2001. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  13. Lockheed Martin Annual Report 2002. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  14. Lockheed Martin Annual Report 2003. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  15. Lockheed Martin Annual Report 2004. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  16. Lockheed Martin Annual Report 2005. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  17. Lockheed Martin Annual Report 2006. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  18. Lockheed Martin Annual Report 2007. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  19. Lockheed Martin Annual Report 2008. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  20. Lockheed Martin Annual Report 2009. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  21. Lockheed Martin Annual Report 2010. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  22. Lockheed Martin Annual Report 2011. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  23. Lockheed Martin Annual Report 2012. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  24. Lockheed Martin Annual Report 2013. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  25. Lockheed Martin Annual Report 2014. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  26. Lockheed Martin Annual Report 2015. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  27. Lockheed Martin Annual Report 2016. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  28. Lockheed Martin Annual Report 2017. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  29. Lockheed Martin Annual Report 2018. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  30. Lockheed Martin Annual Report 2019. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  31. Lockheed Martin Annual Report 2020. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  32. Lockheed Martin Annual Report 2021. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  33. Lockheed Martin Annual Report 2022. Abgerufen am 16. März 2024 (englisch).
  34. Lockheed Martin Institutional Holdings. Abgerufen am 16. März 2024 (englisch).
  35. DRACO: Lockheed soll Raumschiff mit Nuklearantrieb bauen. In: produktion.de. 26. Juli 2023;.