Liste der spanischen Gesandten bei den Hansestädten

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Dies ist eine Liste der spanischen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei den drei freien Hansestädten Lübeck, Bremen und Hamburg (1621 bis 1870).

Geschichte

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Europa und die zersplitterte Staatenwelt des Heiligen Römischen Reichs (um 1789)              Grenzen des HRR
  • Spanien (ohne außereurop. Besitzungen)
  • Die Voraussetzungen zur Niederlassung der Spanier in Hamburg lagen vor allem in den sich ab 1492 verlagernden europäischen Wirtschafts- und Handelsschwerpunkten, und den sich dadurch – vor allem zwischen Spanien und Hamburg – intensivierenden Handelsbeziehungen. Hinzu kamen Hamburgs politische Neutralität und handelsgeographisch vorteilhafte Lage zwischen den sich ergänzenden Wirtschaftsräumen im Nordosten und Südwesten Europas, die seine Entwicklung zu einem wichtigen Kapital- und Handelsmarkt begünstigten.[1] Trotz gegensätzlichster Unterschiede in konfessioneller, politisch-rechtlicher, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht, profitierten die Weltmacht Spanien und die drei norddeutschen Stadtstaaten über Jahrhunderte erheblich von der gegenseitigen wirtschaftlichen und politischen Annäherung.

    Bereits im 15. Jahrhundert bestanden Handelsbeziehungen zwischen hansischen und kastilischen Kaufleuten.[2] Die politischen Außenbeziehungen liefen zu dieser Zeit noch über den spanischen Botschafter am kaiserlichen Hof in Wien bzw. die kaiserlichen Gesandten bei den Hansestädten, wobei damals auch ein kommunaler Austausch von Handelsgesandtschaften üblich war. Mit dem schwindenden kaiserlichen Einfluss auf die Außenhandelsbeziehungen des Reiches, entwickelte sich auch eine eigenständige Außenpolitik der Hansestädte. Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) kam es 1621 zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen, die durch den Westfälischen Frieden (1648) international anerkannt wurden. Für die drei Hansestädte entstand hieraus eine Art Dreiecksbeziehung mit dem Wiener Hof: zum einen aufgrund der u. a. aus sicherheitspolitischen Gründen akzeptierten Oberhoheit der römisch-deutschen Kaiser, zum anderen auch aufgrund des zu jener Zeit sowohl in Wien als auch in Madrid regierenden Hauses Habsburg.[1][3] Für Spanien konzentrierte sich das bilaterale Verhältnis insbesondere auf handelspolitische Angelegenheiten, jedoch auch immer in Hinblick auf seine Konkurrenz zu anderen Kolonialmächten. Der spanische Hof bestellte nach Hamburg nahezu ausschließlich Berufsdiplomaten, oft aus dem Umfeld des baskischen Adels von Bilbao.[1][4][5] Eine Ausnahme als Diplomat aus einem kaufmännischen Umfeld bildete der 1768 zum Gesandten ernannte Antonio de Sanpelayo.[1][6] Während der napoleonische Kontinentalsperre kam es von 1811 bis 1814 zu einer Unterbrechung der Beziehungen. Ab 1815 gehörten spanische Unternehmer kurzzeitig zu den einflussreichsten ausländischen Handelsgemeinschaften in Hamburg,[1] verloren jedoch im Laufe der darauffolgenden Jahre an Bedeutung, als die Länder Lateinamerikas ihre Unabhängigkeit gegenüber Spanien gewannen. Ab den 1830er Jahren schlossen die Hansestädten bilaterale Handels-, Schifffahrts- und Freundschaftsverträge mit den neu-gegründeten lateinamerikanischen Staaten, die dann meist ihre eigenen Vertretungen in Hamburg eröffneten. Mit dem Beitritt der Hansestädte zum Deutschen Reich (1871) wurde die spanische Gesandtschaft in ein Generalkonsulat umgewandelt.

    Missionschefs

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    Bis 1806 erfolgte eine regelmäßige Zusatzakkreditierung bei den Ständen des Niedersächsischen Kreises, bis 1866 auch im Königreich Hannover und bis 1870 in den Herzogtümern Mecklenburg-Schwerin und Oldenburg.

    Spanische Gesandte bei den Hansestädten

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    1621: Aufnahme diplomatischer Beziehungen[2]
    Ernennung/
    Akkreditierung
    Abberufung Name Anmerkungen ernannt
    von
    akkreditiert
    bei
    1621 Hans Jacob zum Pütz[2] Philipp IV.
    1638 1652 Manuel Bocarro Francês[2] (* 1588; † 1662) Philipp IV.
    1652
    1679
    1679 n.a. Johann Christoph Hagedorn[4] († k. A.) nur ernannt, keine Akkreditierung.[4][7][Anm. 1] Karl II.
    1725
    1725, Feb. 1729 Antonio Casado y Velasco[4] (* 1703; † 1740) ab April 1724 akkr. beim Niedersächs. Kreis, ab März 1725 auch akkr. in Dänemark Philipp V.
    1740 1758 Jaques (Bautista) Poniso[4][5] († 1758) Geschäftsträger Philipp V.
    1758 1768 vakant[5] Ferdinand VI.
    1768 1777 Antonio de Sanpelayo[4] (* 1738; † 1778) Kaufmann[1][6] Karl III.
    1777, Feb. 1791, Jun. Manuel d'Urqullu[4][5] (* 1731; † 1793) Karl III.
    1794 1796 Juan Bautista Virio[4][5] (* 1753; † 1837) Karl IV.
    1796, Apr. 1798, Mär. Nicolas Blasco d'Orozco[4][5] (* 1764; † 1840) von 1794 bis 1795 Geschäftsträger in Österreich, 1798 bis 1799 Gesandter in der Cisalpinischen Republik und 1802 bis 1808 im Königreich Italien (beide Mailand) Karl IV.
    1798, Nov. 1803, Mär. José Joaquín Ocáriz[4][5] (* 1750; † 1805) bevollmächtigter Minister, 1795 bis 1797 Geschäftsträger in Frankreich, 1803 bis 1805 Gesandter in Schweden Karl IV.
    1803, Sep. 1805, Aug. Jacob Gottfried von Rechteren[4][5] (* 1736; † 1831) Karl IV.
    1805 1809, Okt. Juan-José Ranz de Romanillos[4][5] (* 1766; † 1818) Geschäftsträger Karl IV.
    1809, Okt. 1811 Juan Bautista Virio[4][5] (II. Amtszeit) (* 1753; † 1837) Joseph I.
    1811 1814 Unterbrechung der Beziehungen
    1815 1817 José de Yznardy y Yzquierdo[4] († 18??), ab 1817 Gesandter in Dänemark Ferdinand VII.
    1817, Jan. 1820 Evaristo Pérez de Castro Brito[4][5]
     
    Evaristo Pérez de Castro
    (* 1778; † 1848) von 1820 bis 1821 spanischer Außenminister und 1838 bis 1840 Außenminister und Ministerpräsident
    Ferdinand VII.
    1820 1821 Mariano de Montalvo[4] (* 1780; † 1840) 1834 bis 1840 Gesandter in Griechenland Ferdinand VII.
    1826 1828 Juan Nepomuceno de Vial[4]
     
    Juan Nepomuceno de Vial
    (* 1783; † 1835) von 1828 bis 1830 Gesandter in Sachsen, 1831 bis 1833 Botschafter im Osmanischen Reich und 1833 bis 1834 im Vereinigten Königreich
    Ferdinand VII.
    1829 1841 José Tiburcio de Vivanco[4] Ferdinand VII.
    1846 1849 Henry Huth[4] (* 1815; † 1878) britischer Bibliophil; war nach Hamburg nicht mehr als Diplomat tätig Isabella II.
    1849 1849 Carl Friedrich Ludwig Westenholz[4] (* 1825; † 1898) ab 1869 österreich-ungarischer Gesandter bei den Hansestädten[8] Isabella II.
    1855, Mär. 1855, Nov. Meliton Lujan Isabella II.
    1855, Nov. 1857 Miguel de Tovar Isabella II.
    1857 1862 Plácido Jove y Hevia (* 1823; † 1909) Isabella II.
    1863 1870 Emilio García Olloqui (* 1821; † 1893) Isabella II.
    1870: Auflösung der Gesandtschaft

    Spanische Generalkonsuln in Hamburg

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    Bis heute ist Hamburg ein Zentrum der deutsch-spanischen und deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen geblieben, mit zahlreichen Verbindungen zur spanischsprachigen Welt. An institutionellen Einrichtungen wurde u. a. 1916 der Lateinamerika Verein e. V. (LAV) gegründet, 1962 das heute als German Institute of Global and Area Studies firmierende sozialwissenschaftliche Institut für Iberoamerika-Kunde, 1988 das Lateinamerika-Zentrum der Universität Hamburg (LASt), 1991 das Instituto Cervantes Hamburg, und 2011 die EU-Lateinamerika-Karibik-Stiftung (EU-LAC).

    Spanische Generalkonsuln im Deutschen Reich

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    • 1870–1872: Carlos de Ortega y Morejón
    • 1872–1874: Tomás Ortuño

    Spanische Generalkonsuln in der Bundesrepublik Deutschland

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    Spanisches Generalkonsulat in Hamburg-Rotherbaum

    Nach Gründung der Bundesrepublik (1949) fungierte der damalige Generalkonsul José Hegea Gonzales bis 1951 als erster akkreditierter Geschäftsträger in der jungen Bundesrepublik.[9] Heute befindet sich das spanische Generalkonsulat am Mittelweg 37 im Hamburger Stadtteil Rotherbaum.[10]

    • 1963–1967: Emilio Beládiez

    • 1980–1983: Eduardo Junco
    • 1983–1989:
    • 1989–1994: Aníbal Julio Jiménez y Abascal
    • 1994–2000:
    • 2000–2006: Emilio Beladiez Navarro
    • 2006–2009: Francisco Javier Collar Zabaleta
    • 2009–2012: Joaquín Pérez-Villanueva y Tovar
    • 2012–heute: Pedro Martínez-Avial Martín
    Stand: April 2016

    Siehe auch

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    Anmerkungen

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    1. Hagedorn gab sich in den 1650er Jahren u. a. in Hamburg und Prag mehrfach unter falschen Namen aus; er stand nach 1664 wegen der gewaltsamen Entführung des Hamburger Arztes Otto Sperling nach Kopenhagen beim Hamburger Rat unter Kopfgeld von 200 Talern und musste nach Dänemark fliehen. Der Rat erwirkte bei Kaiser Ferdinand II. eine Akkreditierungssperre für Hagedorn. Er war ein Großonkel des Dichters Friedrich von Hagedorn.

    Literatur

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    • Carl Wilhelm Pauli (Hrsg.): Aus dem Tagebuch des Lübeckischn Bürgermeisters Henrich Brockes.
    ZVLGA 1 (1860), S. 281 (299 ff.) (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek)

    Einzelnachweise

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    1. a b c d e f Klaus Weber: Deutsche Kaufleute im Atlantikhandel, 1680-1830: Unternehmen und Familien in Hamburg, Cádiz und Bordeaux. C.H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51860-5
    2. a b c d Ulrich Simon: Altes Senatsarchiv (ASA) Externa, Hispanica (Spanien). Archiv der Hansestadt Lübeck, Lübeck 2008
    3. Ernst Baasch: Die Hansestädte und die Barbaresken. Brunnemann, Kassel 1897 (online)
    4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Johann Martin Lappenberg: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte. Band 3, Verein für Hamburgische Geschichte, Hamburg 1851, S. 479 ff.
    5. a b c d e f g h i j k Didier Ozanam: Les diplomates espagnols du XVIIIe siècle: introduction et répertoire biographique 1700-1808. Velázquez, Madrid 1998, ISBN 84-86839-86-6
    6. a b Mary Lindemann: Liaisons dangereuses: Sex, Law, and Diplomacy in the Age of Frederick the Great. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2007, ISBN 0-8018-8920-0
    7. Hubert Stierling: Leben und Bildnis Friedrichs von Hagedorn. L. Gräfe, Hamburg 1911
    8. Staatsarchiv Hamburg: 622-1/110 Westenholz, Hamburg 2009
    9. vergleiche: Liste der spanischen Botschafter in Deutschland
    10. Spanisches Generalkonsulat in Hamburg, Ministerio de Asuntos Exteriores y de Cooperación (MAEC), Madrid, abgerufen am 6. April 2016