Kulturelles Museum Mossul

archäologisches Museum in Mossul, Irak

Das Kulturelle Museum Mossul, arabisch متحف الموصل, DMG Matḥaf al-Mawṣil, ist ein archäologisches Museum in Mossul, Irak, das zweitgrößte archäologische Museum des Landes nach dem Irakischen Nationalmuseum in Bagdad. Es wurde 1952 gegründet[1] und beherbergt in vier Abteilungen assyrische Funde aus Nimrud, hellenistische und parthische Fundstücke aus Hatra, Funde aus islamischer Zeit und prähistorische Objekte aus Tell Hassuna und anderen Fundstätten des nördlichen Irak.[2]

Kulturelles Museum Mossul (1980)

Geschichte

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Gründung und Umzug

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Bei seiner Gründung im Jahr 1952 verfügte das Museum nur über eine einzelne kleine Halle als Ausstellungsfläche. 1974 erfolgte der Umzug in ein größeres Gebäude, welches ab 1969 von Mohammed Makiya entworfen wurde.

Plünderungen im Irakkrieg

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Im Irakkrieg 2003 wurde das Museum ein Opfer von Kunstraub und Plünderungen.[3][4] Als Reaktion hierauf wurden im April 2003 etwa 1500 kleinere Objekte ins Irakische Nationalmuseum ausgelagert, da man sich dort bessere Sicherheitsbedingungen erhoffte. Allerdings waren beide Museen in der Folgezeit weiteren Plünderungen ausgesetzt. Zu den geraubten Ausstellungsstücken gehörten 30 Bronzeplatten des Stadttores von Balawat. Eine genaue Bestandsaufnahme über das Gesamtausmaß der Plünderungen von 2003 und eventuelle Rückgaben an das Mosul Museum existiert bislang nicht.[2]

Wiederaufbau

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Nach dem Irakkrieg folgte ein langjähriger Wiederaufbau. Anfang 2014 wurden wegen Renovierungsarbeiten rund 1700 der 2400 Sammlungsobjekte nach Bagdad ausgelagert.[5]

Zerstörungen durch den Islamischen Staat

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Das Museum bereitete sich auf eine Wiedereröffnung vor, als Mossul im Juni 2014 durch die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) eingenommen wurde. Anfang 2015 wurden große Teile der Ausstellung, vor allem assyrische und parthische Skulpturen und Reliefs, von IS-Mitgliedern mit Vorschlaghämmern und Presslufthämmern zerstört.[6] Darunter befand sich das Wahrzeichen des Museums, die berühmte Türhüterfigur (assyr. „Lamassu“) von der Außenseite des assyrischen Nergal-Tores (7. Jahrhundert vor Christus), des Nordtores in der Befestigung der Stadt Ninive, die nach einem Propagandavideo des IS mit einem Presslufthammer vernichtet wurde (ebenfalls weitgehend zerstört wurden die vor Ort verbliebenen Lamassu der Innenseite des Nergal-Tores). Bei mehreren Reliefs und einigen der assyrischen Statuen handelte es sich offenbar nicht um Originale, sondern um Gips-Repliken von Objekten aus anderen Museen.[7] Das IS-Video zeigt außerdem die Zerstörung gut erhaltener Figuren aus den Tempeln der Weltkulturerbestätte Hatra. Hierzu gehörten fünf Statuen von Königen (Uthal, Sanaṭrūq II. sowie zwei unbekannte Könige), zwei Statuen von Adligen (ein Makai ben Nashri und eine unbekannte Person), der Torso einer Venus-Statue, Bildnisse eines Löwen und eines Adlers, drei Reliefs sowie Gipskopien der Statue einer Göttin, einer Statue des Herakles sowie einer großen Maske. Drei weitere Reliefs schienen die Zerstörungen offenbar unbeschadet überstanden zu haben.[8]

Als Reaktion auf den Mossuler Bildersturm forderte Irina Bokowa, Generaldirektorin der UNESCO, am 27. Februar 2015 eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats.[9] In Crowdsourcing versucht eine Gruppe von Archäologen, das Museum und seine Objekte digital zu rekonstruieren[10].

Im Zuge der Schlacht um Mossul drangen irakische Truppen am 7. März 2017 ins Stadtzentrum vor und erlangten dabei die Kontrolle über wichtige Regierungsgebäude, aber auch das Mossul-Museum zurück.[11] Eine erste Bestandsaufnahme zeigte, dass die in Mossul verbliebenen Objekte nahezu vollständig zerstört oder geplündert worden waren. Nahezu alle großen Reliefs und Statuen waren zertrümmert und Vitrinen mit Kleinobjekten sowie ein Keller mit nicht ausgestellten Objekten ausgeraubt worden. Vermutlich wurden diese Objekte ins Ausland geschmuggelt. Lediglich einige arabische Manuskripte scheinen die Verwüstungen überstanden zu haben.[5][12]

Literatur

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Museumsführer

  • Directorate-General of Antiquities: Mosul Museum. Government Press, Bagdad 1958.
  • Ministry of Culture & Guidance Directorate-General of Antiquities: Guide book to Mosul Museum. 2. Aufl., Government Press, Bagdad 1965.

Zur Plünderung

  • Roger Atwood: Stealing History. Tomb Raiders, Smugglers, and the Looting of the Ancient World. St. Martin’s Press, New York 2004, ISBN 978-0-312-32406-3.
  • Lawrence Rothfield: The Rape of Mesopotamia. Behind the Looting of the Iraq Museum. University of Chicago Press, Chicago 2009, ISBN 978-0-226-72943-5.
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Einzelnachweise

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  1. ISIS destroys Mosul museum, smashing ancient statues. In: rudaw.net. 26. Februar 2015. Abgerufen am 26. Februar 2015.
  2. a b A Museum in Mosul That Needs a Break, Not Breaking. In: art-crime.blogspot.it. 26. Februar 2015. Abgerufen am 2. März 2015.
  3. Guardian:Mosul descends into chaos as even museum is looted
  4. Archaeology:In the North of Iraq, by Roger Atwood
  5. a b Ben Wedeman: ISIS devastated Mosul Museum, or did it? In: cnn.com. 13. März 2017. Abgerufen am 14. März 2017.
  6. Islamisten verwüsten Museum in Mossul. In: faz.net. 26. Februar 2015. Abgerufen am 27. Februar 2015.
  7. Christopher Jones: Assessing the Damage at the Mosul Museum, Part 1: The Assyrian Artifacts. In: gatesofniniveh.wordpress.com. 27. Februar 2015. Abgerufen am 2. März 2015.
  8. Christopher Jones: Assessing the Damage at the Mosul Museum, Part 2: The Sculptures from Hatra. In: gatesofniniveh.wordpress.com. 3. März 2015. Abgerufen am 5. März 2015.
  9. IS zertrümmert Kunstwerke. UNESCO fordert Krisensitzung (Memento vom 27. Februar 2015 im Internet Archive). In: tagesschau.de. 26. Februar 2015. Abgerufen am 27. Februar 2015.
  10. http://archaeologik.blogspot.de/2015/03/cyberarchaologie-im-widerstand-gegen-is.html Cyberarchäologie im Widerstand gegen IS. Archaeologik (14. März 2015)
  11. Iraqi forces retake government HQ, museum in Mosul. In: dailymail.co.uk. 7. März 2017. Abgerufen am 7. März 2017.
  12. Kawa Omar: Inside devastating ruins of Mosul museum: Looted and vandalised. In: news.com.au. 14. März 2017. Abgerufen am 14. März 2017.

Koordinaten: 36° 20′ 16,3″ N, 43° 8′ 21,8″ O