Konchoide von Dürer

spezielle ebene algebraische Kurve

Die Konchoide von Dürer, oder auch Muschellinie, ist eine spezielle ebene algebraische Kurve. Albrecht Dürer zeichnete sie erstmals in seinem Buch Underweysung der Messung (1. Buch, Abb. 38) und nannte sie „ein muschellini“.

Konchoide von Dürer
Konchoide von Dürer

Gleichung

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  • Kartesische Koordinaten:  
  • Parametergleichung (2 Kurvenäste):
 
 

(Der zweite Kurvenast wurde von Dürer nicht entdeckt.)[1]

Eigenschaften

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  • Für   entartet die Kurve zu dem Geradenpaar   und einem Kreis  .
  • Für   entarten die beiden Kurvenäste zu der Geraden  .
  • Für   hat die Kurve eine Spitze bei  .

Konstruktion

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Dürers Konchoide (Muschellinie), eine Konstruktion mit Zirkel und Lineal, siehe Animation

Es beginnt mit dem Bestimmen des Punktes   (siehe Bild) auf einer Geraden und dem Abtragen sowie Beschriften von sechzehn gleich langen Teilen ab  . Anschließend wird mit dem Setzen des Punktes   die Länge der Strecke   mit ca. achtzehn dieser Teile festgelegt. Es folgt eine Senkrechte im Punkt   der Strecke  , auf dem wieder sechzehn Teile, gleich denen auf  , aufzutragen sind.

Weiter geht es mit einem Strahl ab Punkt   der Strecke   der durch den Punkt   der Senkrechten zu   zu ziehen ist. Anschließend wird der Punkt   des Kurvenastes (blau, beginnt im Punkt  ) durch Abtragen der Strecke   auf dem Strahl erzeugt. Für das Bestimmen der Punkte   bis   des Kurvenastes (blau) gilt Gleiches, dementsprechend beginnen dann die Strahlen in den Punkten   bis   der Strecke  .

Die so erzeugte Schar von Linien liefert eine Parabel als Hüllkurve des Kurvenastes beginnend im Punkt   und sechzehn Zwischenpunkte des Kurvenastes (blau) beginnend im Punkt  .[2]

Für eine Konstruktion mit Zirkel und Lineal bedarf es noch des Eintragens der Kurvenbögen für den Kurvenast (blau); sie ergeben die Näherung (Approximation) eines Teils der Muschellinie. Um den Kreisbogen vom Punkt   bis Punkt   ziehen zu können, erzeugt man zuerst die (nicht eingezeichneten) Mittelsenkrechten der Abstände   und  . Die beiden Mittelsenkrechten treffen sich im (nicht eingezeichneten) Mittelpunkt   des Kreisbogens  . Anschließend wird der Kreisbogen mit Radius   von   bis Punkt   gezogen. Der Mittelpunkt des Kreisbogens von Punkt   bis   wird mittels der bereits vorhandenen Mittelsenkrechten des Abstandes   und der Mittelsenkrechten des Abstandes   gefunden. Diese Vorgehensweise setzt man fort bis schließlich die Mittelsenkrechten der Abstände   und   den Mittelpunkt für den letzten Kreisbogen liefern.

Alternativ kann die Linie des Kurvenastes (blau) auch mithilfe eines Kurvenlineals erzeugt werden.

Siehe auch

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Wikisource: Underweysung der Messung – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Ingmar Rubin: Albrecht Dürer und die Mathematik der Renaissance. (PDF) 5 Parameterdarstellung der Kurve. zum, S. 8, archiviert vom Original am 14. Februar 2022; abgerufen am 25. September 2023.
  2. Max Steck: Dürers Gestaltlehre der Mathematik und der bildenden Künste. Band 1. Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale) 1948, 19. Conchoide oder Muschellinie, S. 37–38 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 26. September 2023]).