Kameradschaft

zwischenmenschliche Beziehung im Sinne einer Solidarität innerhalb einer Gruppe

Kameradschaft ist eine spezifische Ausprägung von Kollegialität und bezeichnet eine Beziehung innerhalb einer sozialen Gruppe (einer Gemeinschaft), die von gegenseitiger Solidarität geprägt ist und in Abgrenzung zurt Freundschaft auf einem Gruppengefühl und nicht zwingend auf Zuneigung beruht.

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Der Begriff wird häufig im Zusammenhang meist männlich zusammengesetzter und miteinander konkurrierender Gruppen verwendet, etwa im Sport oder im Militärwesen. Im militärischen Kontext der Gefahrengemeinschaft wurde traditionell oft das Gemeinschaftsgefühl in Form von „Kameradschaft und Korpsgeist“ herausgestellt.[1][2]

Allgemeines

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Der Ausdruck wird in vielen Zusammenhängen verwendet: Klassen-, Sport-, Vereins- und Schulkameradschaft, auch als Bezeichnung in verschiedenen Gruppen allgemein. Es wird beim Bergsteigen von Berg- oder bei Expeditionen von Expeditionskamerad gesprochen; Kameradschaftlichkeit beinhaltet hier zum Beispiel – als besonderes Merkmal – gegenseitige kameradschaftliche Hilfsbereitschaft unter den Bedingungen von Naturgefahren. Kameradschaft ist allgemein ein gegenseitiger Motor für Gruppendynamik, kann motivieren, menschliche Empathie, Kollegialität und freundschaftliche Gefühle hervorrufen, Rückhalt geben, Zuspruch und Trost leisten, das eigene Körperempfinden reduzieren, gerade wenn eine Situation als schwierig empfunden wird. Kameradschaft kann aber auch: übermotivieren und zu Selbstüberschätzungen in der Gruppe oder Organisation führen, zu Handlungen verleiten, welche ein Mitglied sonst unterlassen würde, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit liefern, so etwas wie einen Freundschafts- oder Familienersatz darstellen, in stark übersteigerter und falsch verstandener Form das Gespür für eigene Verantwortung abhandenkommen lassen, zur Verleugnung eigener religiöser oder weltanschaulicher Überzeugungen bis hin zu Kriminalität und Unmenschlichkeiten verleiten, zu Selbstverleugnung, unbedingtem Gehorsam, Automatismus im menschlichen Handeln und völliger Selbstvernachlässigung führen und dies im Besonderen im Zusammenhang mit Ideologien, Weltanschauungen, politischen Strömungen und damit oft einhergehendem Fanatismus.[3]

Sprachgeschichte

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Der Begriff Kamerad teilt seine Herkunft mit dem des Gefährten. Das französische Wort camarade wurde das im 16. Jahrhundert in die deutsche Militärsprache übernommen. Der lateinische Ursprung ist das Wort camera für „Zimmer“ für eine „Stube für Soldaten“. Das Wort Kamerad wird im Dreißigjährigen Krieg geläufig und bald auch allgemein für Gefährte oder Genosse verwendet. Hinzu kam im 19. Jahrhundert das Adjektiv kameradschaftlich.[4]

Kameradschaft als soldatische Pflicht und Tugend

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Besondere Bedeutung hat die Kameradschaft in der soldatischen Gemeinschaft. Insbesondere bedeutet dies die Pflicht jedes Soldaten, seinem Kameraden unter allen Umständen – auch unter Lebensgefahr – beizustehen. Das besondere an der soldatischen Kameradschaft ist, dass sie nicht an persönliche Verbundenheit im Sinne von Freundschaft, Kumpanei o. ä. gebunden ist, sondern von jedem Soldaten als Dienstpflicht gefordert wird. Dies ergibt sich in der Bundesrepublik Deutschland aus § 12 Soldatengesetz (SG). Ihre Regelungsbedürftigkeit ergibt sich daraus, dass sie sozial in einem Spannungsverhältnis zu einer anderen soldatischen Pflicht stehen kann, der des „Gehorsams“. Die Kameradschaft verpflichtet alle Soldaten, die Würde, die Ehre und die Rechte des Kameraden zu achten und ihm in Not und Gefahr beizustehen. Die Pflicht zur Kameradschaft schließt gegenseitige Anerkennung, Rücksicht und Achtung fremder Anschauungen ein. Kameraden mit entsprechenden Rechten und Pflichten können nur Soldaten im Sinne des Soldatengesetzes sein.

„Kameradschaft ist nicht etwas, was sich der Soldat aussuchen kann – sie ist dem Soldaten befohlen. Sie vollzieht sich nicht nur horizontal, sondern auch vertikal – nicht nur von unten nach oben, sondern auch von oben nach unten.“

Immo von Schnurbein KzS a.D. Kdt Gorch Fock
 
Lovro Kuhar (* 1893 in Köttlach Österreich-Ungarn /† 1950 in Maribor Jugoslawien), Schriftsteller/kommunistischer Politiker, Foto seines Geburtsortes.

In offiziellen und teiloffiziellen Darstellungen wird „Kameradschaft“ als eine der Tugenden von Soldaten eingefordert, beschworen und mitunter verherrlicht[5]. Andere Quellen, wie unter anderem Autobiographien und Romane, zeichnen aber ein differenzierteres Bild von Kameradschaft.[6] Mit Hilfe des slowenischen Kriegsroman Doberdò von Lovro Kuhar[7], zeigt die Soziologin Sabine A. Haring auf, dass Kuhar im Jahr 1940 mit seinem Roman neben anderem auch eine „authentische“ Beschreibung des Kriegsalltags des einfachen Soldaten in der multi-ethnischen – umgangssprachlich meist k.u.k. Armee genannten – Österreichisch-Ungarischen Armee im Sinne einer „Gegenerinnerung“ zu offiziellen oder semi-offiziellen Darstellungen vorgelegt hat. Er schilderte den Drill und die Repression, die nicht zuletzt physischen Entbehrungen und den Kampf ums Überleben in den Isonzoschlachten des Ersten Weltkriegs, aus einer nationalslowenischen Perspektive.

Im Gegensatz zu Nationalstaaten im Ersten Weltkrieg – wie das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland, Frankreich oder Deutschland – regierte die Habsburgermonarchie keinen durch ethnische und sprachliche Homogenität gekennzeichneten Staat, sondern einen aus verschiedenen Ethnien zusammengesetzten Vielvölkerstaat. Ethnische Vielfalt, unterschiedliche staatlich-verfassungsmäßige Traditionen, Religionszugehörigkeiten und Sprachen charakterisierten die k.u.k. Armee. Insgesamt sprachen nur etwa 25 Prozent der Soldaten Deutsch als Muttersprache. Die restlichen Soldaten bedienten sich einer der acht anderen Sprachen, die neben Deutsch in der habsburgischen Armee gesprochen wurden, was die Probleme in dieser Armee verschärfte. Die Zusammensetzung des Strafbataillons im Roman spiegelt teilweise die ethnische Zusammensetzung der k.u.k. Armee wider. Die einzelnen Charaktere unterscheiden sich genauso auch im Hinblick auf ihre soziale Herkunft und hinsichtlich ihrer politischen Gesinnung. Dadurch gibt es teilweise zunächst gar keine Gruppensolidarität, sondern Hass bis hin zu gegenseitigen Mordabsichten. Die einzelnen Soldaten nutzen zwar, wenn sie von den Mitsoldaten des 1. Zugs der 1. Kompanie sprechen, den Begriff „Kamerad“ wohl im Sinne einer Funktionsbezeichnung, ihre Gefühle diesen „Kameraden“ gegenüber sind aber ambivalent und haben mit jenen, die gewöhnlich gedanklich mit „Kameradschaft“ als Tugend verbunden werden, wenig gemein. Die gelegentlich stattfindenden Maßnahmen zur „Politischen Erziehung“ definieren trotzdem „soldatischen Geist“ als „Geist des Siegeswillens und der Kameradschaft“. Solidarität lässt sich am ehesten noch dort festmachen, wo exemplarische Strafen an den Armeeangehörigen Mitleid unter den Mitsoldaten erzeugen und Abmilderungen in den Strafausführungen geschildert werden. Nur allmählich lassen sich auch innerhalb des gesamten Zugs erste Anzeichen von Gemeinschaftsgefühlen festmachen. Erst nach einzelnen kameradschaftlichen Solidaritätsbekundungen unter zuvor einander misstrauisch gegenüberstehenden Soldaten entwickelt sich gegenseitiges Vertrauen. Aus Kameradschaft entstehen teilweise Freundschaften. Die Ausweitung gegenseitiger Toleranz von ethnischen Eigenarten und verschiedenen nationalen Ansichten befördert später die Kameradschaft auf Bataillonsebene. Beim Marschieren ereignet es sich zum Beispiel, nachdem die Slowenen ein Volkslied angestimmt haben, dass ein Zugführer das Organisieren eines Chors beauftragt und sagt: „Die Slowenen! Dann singen wir eben slowenische Lieder, wenn es anders nicht geht.“ Man einigt sich auf Kompromisse oder auf allgemeinen Konsens auf niedrigstem Niveau. Vor dem Kriegseinsatz werden die Soldaten mit militärischen Riten zwar später allgemein emotional in Hochstimmung versetzt. Aber direkt an der Front zeigt sich nicht nur, dass ein Überleben – wenn überhaupt – nur durch gegenseitige Hilfe möglich ist, sondern auch dass: „[...] Obwohl alle wussten, dass der Weg, an dem sie geführt wurden, der Weg in den Tod war, hatte doch jeder Angst vor dem einsamen Tod in diesem von Gewehrfeuer durchlöcherten, steinigen Gefilde.[6]

Kameradschaft in der Armee

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Kameradschaft beispielhaft in der Bundeswehr ist als Idealbild des Zusammenhalts im Soldatengesetz verankert und wesentlicher Teil der sog. Moral einer Armee. Es verpflichtet jeden Soldaten, dem anderen Not und Gefahr beizustehen. Sie definiert das notwendige Verhalten untereinander, ohne die eine Armee im Gefecht nicht standhalten kann. Beispiel ist die für erste Hilfe gegenüber verletzten Kameraden, zu der jeder Soldat verpflichtet ist, auch ohne medizinische Ausbildung.

Wesentlich entscheidend für den Erfolg einer Armee ist ihre gelebte Kameradschaft, das Vorbild durch Vorgesetzte, die Verlässlichkeit und das Vertrauen der Soldaten untereinander und wesentlich die autonome, selbst initiierte Auftragserfüllung (Eigenverantwortung).[8] Toxische Gegenkraft einer vitalen Kameradschaft ist Korruption[9], die entscheidend für den Verlust von Schlachten oder Kriegen sein kann. Auch die Fragmentierung der Verantwortung in der Armee mindert oder verunmöglicht die Einsatzkraft einer Armee, wie sich am Beispiel der Bundeswehr nach der Wiedervereinigung Deutschlands beobachten lässt[10].

Kameradschaftserwartungen bei Soldaten und Polizisten

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Kameradschaftserwartungen werden in Armeen auch mit Mitteln durchgesetzt, welche die Führung offiziell nicht kennt. Ein extremes Beispiel zeigt der Film Eine Frage der Ehre.[11] Die deutlich weniger gewalttätige Einübung von Treue und Kameradschaft ist die übliche Sozialisation der Rekruten zu Beginn ihrer Dienstzeit. Kameradschaft ist im wesentlichen, niemanden unnötig bei Vorgesetzten anzuschwärzen (verpfeifen), sich gegenseitig zu helfen, kurzfristig für andere einzuspringen sowie lässliche Fehler nach außen zu kaschieren. Idealiter bildet sich so das Vertrauen, auf das in Not oder Krise zuverlässig zurückgegriffen werden kann.

Anders als das auf Gruppenausschluss zielende Mobbing gibt es in Armeen informelle Sanktionen, die den Betroffenen sog. einnorden und den Verbleib oder die Aufnahme in die Gruppe, vulgo dem Kameradenkreis absichern sollen. Diese reichen von Abwertungen, Beschimpfungen, einer zeitweisen sozialen Absonderung des Soldaten bis hin drastischen Erniedrigungen. Lässt sich das der betroffene Soldat oder Polizist das ohne Widerspruch und Beschwerde bei den Vorgesetzten gefallen, ist die informelle Norm durchgesetzt und die "Abstrafung" damit beendet. Ihre Form ist in Militär oder Polizei auch körperlich und gewaltbetont, während dies in Wirtschaft oder Verwaltung nicht geduldet werden darf.[8]

Ranggleichheit (Peers)

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Die Kameradschaft unter Ranggleichen (Peers) ist die tragende Säule der Kameradschaft. Zwischen Rangungleichen, also zwischen höheren und niederen Diensträngen, reduziert sie sich mit zunehmendem hierarchischen Abstand deutlich. Ursache ist der prinzipielle Konflikt zwischen Kameradschaft und Befehl und Gehorsam.

Ranggleichheit ist das wesentliche und förderndes Element für Kameradschaft („kleiner Dienstweg“) und ist auch ohne gute Kenntnis seines Gegenübers ausübbar. Sie erlaubt eine reibungsfreie Zusammenarbeit, weil nur Gleichgestelle untereinander ohne Furcht vor negativen Konsequenzen bereit sein können, nötige Abweichungen von der Dienstvorschrift zu zuzulassen. In Militär, Polizei oder Feuerwehr unterrichten Uniformen schnell über den Dienstgrad unter Ausschluss negativer Überraschungen aus einen unsichtbaren Hierarchieunterschied („graue Eminenzen“).

Die Kameradschaft unter Ranggleichen unterscheidet sich stark von der hierarchischen Ebene, auf der sich die Beteiligten bewegen. Unter Offizieren führt sie oft informellen administrativen Netzwerken, gleich denen höherer Beamter oder leitender Angestellten in zivilen Organisationen. Das bietet den Weg, eigene Vorhaben oder Arbeitsprioritäten schneller als über den formalen („großen“) Dienstweg voranzutreiben. Unteroffiziere erleben Kameradschaft als Unterstützung im täglichen Dienstbetrieb (vulgo „schnell was regeln“) und Mannschaften erfahren sie häufig als gemeinsamen Schutz gegen ihren Vorgesetzten in Form des gemeinsam erlittenen Drills.[12] Zur Förderung der Kameradschaft innerhalb der Dienstgradgruppe enthalten die Kasernen der meisten Armeen dedizierte Kasinos für Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere.

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Edward A. Shills und Morris Janowitz als Wissenschaftler Untersuchungen zur Kameradschaft innerhalb der besiegten Wehrmacht angestellt. Aus ihren Befragungen gefangener Wehrmachtssoldaten schlussfolgerten sie, dass deren Kampfbereitschaft vorrangig aus Pflichtgefühl und Kameradschaft entstand[13]. Das Ergebnis wird eingeschränkt, weil der Personeneid auf Adolf Hitler, die Befehle ihrer Vorgesetzten, die NS-Ideologie sowie andere Motive wie Plünderung oder Mordlust von den Befragten mit Wahrscheinlichkeit verschleiert worden sind.

Die Bereitschaft bis zum Ende zu kämpfen, hing den Untersuchungen zufolge vorrangig von der Moral der Gruppe, also der kleinsten Einheit unterhalb eines Zuges ab. Erst nach deren Auseinanderbrechen wich dieser soziale Zusammenhalt auf verbunden mit der Möglichkeit zu desertieren.[14]

Rangunterschiede

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Kameradschaft zwischen Vorgesetzten und Untergebenen ist deutlich schwieriger weil es mit der Natur der Unterstellung kollidiert. Ein Untergebener kann kameradschaftliches Verhalten vom Vorgesetzten nicht einfordern, der Vorgesetzte muss von seiner Aufgabe her Verstöße gegen die Vorschriften oder die Ausbildungsinhalte ahnden. Er muss einen Grund haben, sie durchgehen zu lassen: wenn man in Notlage oder im Krieg ein verträgliches Miteinander besonders benötigt und so jeder auf den anderen angewiesen ist.[15]

Kameradschaftliche Verbundenheit zwischen unterschiedlichen Dienstgraden zeigt sich in vertraulichen Titeln, zum Beispiel der oder die „Mutter der Kompanie“ für den Spieß. Hier werden Anliegen der oder Konflikte innerhalb der untergebenen Ränge möglichst geschickt nach oben hin vertreten. In umgekehrter Richtung findet der Stelleninhaber einen besonders verträglichen Weg, Befehle der oberen Hierarchie passend umzusetzen oder sie abzumildern.

Abgrenzung der Begriffe Kameradschaft, Kameraderie und Freundschaft

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Gustav Radbruch, Rechtsreferendarzeit 1902

Der Sozialdemokrat und durch seine Thesen einflussreiche Rechtsphilosoph Gustav Radbruch erklärte den Begriff im Zusammenhang mit dem sozialistischen Freundschaftsbegriff auch allgemein: Demnach beschreibt die Herkunft des Wortes den Begriff Kameradschaft treffend, da mit jemandem eine Kammer zu teilen, eine persönliche Verbundenheit ist, welche nicht aus einer inneren Neigung heraus, sondern auf äußeren Umständen beruht. Am stärksten kameradschaftsbildend wirkt die Gegnerschaft zu anderen; wenn aber Kameradschaft ausschließlich auf der Zugehörigkeit zu der einen und der Gegnerschaft zu einer anderen Gruppe beruht, wird abwertend von Kameraderie gesprochen. Die Übergänge von Kameradschaft und Freundschaft sind oft unmerklich. Der Begriff „Freundschaft“ beschreibt ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, von innen heraus entstanden. Freundschaft ist demnach ein Gefühl und nicht einforderbar – Kameradschaft ist ein Verhalten, das gefordert oder auch befohlen werden kann. Während Freundschaft auf einen engen Personenkreis begrenzt bleibt, vermag Kameradschaft Millionen zu versammeln.[16]

Der sozialistische Kameradschaftsbegriff

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Kinoplakat 1932

Nach einer sozialistischen These Radbruchs gibt es echte Kameradschaft nur in solchen Personengruppen, welche in einer gemeinsamen Sache, Werk oder Arbeit miteinander verbunden sind und dabei nur in einer „Gemeinschaft“: „Kameradschaft, Gemeinsinn und Arbeitsfreude sind die drei Grundgedanken sozialistischer Sittlichkeit“. Die höchste Form eines Kameraden wäre demnach der Genosse.

Radbruch formulierte: „Die Gemeinschaft fordert im Verhältnis ihrer Glieder: Kameradschaft; im Verhältnis jedes ihrer Glieder zur Gemeinschaft selbst: Gemeinsinn.“ Er sprach zudem von der „Brüderlichkeit“, dem „Gedanken der Gleichheit alles dessen was Menschenantlitz trägt“ und der „christlichen Liebe“ die der sozialistischen Kameradschaft zur Seite trete und ihrem Wesen nach „Nächstenliebe“ sei, als Elemente einer „Verwandtschaft“ zwischen Sozialismus und Christentum. Er bekannte sich einschränkend aber zu einer „diesseitsfrohen Religiosität“ und bezeichnete die „Bejahung des Lebens“ als Religion.

Die Formulierung Alle Menschen sind Brüder! sah er als schönen Traum. „Alle Menschen sind Kameraden!“ wäre „eine noch nicht greifbare“, aber „doch sichtbare Möglichkeit“. Er merkte an, dass dies eine nüchterne Betrachtung sei. Er schrieb in seiner Kulturlehre des Sozialismus 1922 es wäre durchaus ein neues Gemeinschaftsgefühl feststellbar und nimmt Bezug auf den amerikanischen Dichter Walt Whitman (1819–1892). In seiner Lyrik thematisierte Whitman die Schönheit der Natur und die Demokratie seines Landes und beeinflusste nicht nur die US-amerikanische Literatur, sondern auch den europäischen Naturalismus und Expressionismus. Radbruch bezeichnete ihn in Abgrenzung zum romantischen Kameradschaftsbegriff abwertend als einen „Sänger“.[17]

Der deutsch-französische „Versöhnungsfilm“ aus der Zwischenkriegszeit Kameradschaft, handelt von einem Grubenunglück an der Grenze, bei dem deutsche verunglückte französische Bergwerksarbeiter retten. Auszug aus dem Filmdialog: „Kameraden! Was der französische Kamerad gesagt hat, hab ich nicht verstehen können. Aber was er gemeint hat, haben wir alle verstanden. Weil es egal ist, ob Deutscher oder Franzose. Arbeiter sind wir alle. Und Kumpel is Kumpel. Aber warum halten wir nur zusammen, wenn’s uns dreckig geht? Oder soll’n wir ruhig zuseh’n, bis man uns wieder soweit verhetzt hat, dass wir uns im Krieg gegenseitig totschießen?“

Der Filmkritiker Siegfried Kracauer analysierte: „Pabst gibt sich nicht damit zufrieden, den Nationalismus anzuprangern, er interpretiert ihn im sozialistischen Sinne.“[18]

Der Kinofilm wurde vom deutschen Ausschuss des Völkerbund-Komitees für die Annäherung der Völker durch den Film ausgezeichnet. Vor dem Filmhintergrund des Grubenunglück von Courrières 1906, welches abgewandelt filmisch in die Filmentstehungszeit verlegt wurde und der zu dieser Zeit diskutierten Völkerbundidee thematisierte Georg Wilhelm Pabst die internationale Solidarität. Der Film war kommerziell aber nicht erfolgreich und spielte nur etwa ein Drittel seiner Produktionskosten wieder ein. Vom rechtsstehenden Teil der deutschen Presse wurde er verrissen. Der Regisseur wurde später in die Ehrenlegion aufgenommen. Zur Weltausstellung in Brüssel 1958 wird Kameradschaft von einer internationalen Kritiker-Jury unter die 30 besten Filme aller Zeiten gewählt. Genau betrachtet vermischt er den Begriff Kumpel (Umgangssprachlich: Bergmann od. Freund) mit dem der Kameradschaft und deutet auch diese beiden in „sozialistischem Sinne“. Seiner dargestellten These nach, vermag Sozialismus und Kameradschaft Katastrophenfolgen, Bergwerkshierarchien, Kultur- und Sprachbarrieren, Formalismus, Gesellschaftsschranken, Nationalismus und Nachkriegsfeindschaften, sowie alle Indoktrinationen auszuhebeln.[19][20] Courrières wurde bereits zuvor im linken Lager – vor dem Hintergrund der notdürftig beigelegten Ersten Marokkokrise – zum Symbol von Völkerverständigung, auch durch erfolgte grenzübergreifende Hilfsdienste. In der Presse wurde ein kollegialer Abschiedsausspruch eines französischen Feuerwehrmanns gegenüber einem deutschen zitiert: „Hol der Deuvel die ganze Marokkokrise.“[21]

Historische Aspekte

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Zeit der Romantik

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Druckfassung von 1815

Im Jahr 1809 schrieb Ludwig Uhland das Gedicht Der gute Kamerad. Es fand – 1825 mit der Melodie von Friedrich Silcher versehen – großen Anklang. Der Text handelt – nüchtern und doch bewegend – von zwei Soldaten, Kriegsschicksal und ihrer Kameradschaft; aber vielmehr noch von Freundestreue. Dieses Lied wurde bekannt unter der Anfangszeile der ersten Strophe: „Ich hatt’ einen Kameraden,“ und nicht unter seinem eigentlichen Titel. Die zweite Zeile verweist darauf, dass sich zwischen den beiden bereits eine – über reine soldatische Kameradschaft hinausgehende – stark emotionale Freundschaft entwickelt hat: „Einen bessern findst du nit.“, gemeinsam mit der Zeile: „Will mir die Hand noch reichen“. Dennoch endet das Lied mit: „Mein guter Kamerad!“ und gerade nicht mit: Mein guter Freund.

Die spätere Zeile: „Derweil ich eben lad.“ gefolgt von „Kann dir die Hand nicht geben,“ lässt sich ohne weiteres als die gehobene Formulierung einer Bitte um Hilfeleistung oder um einen letzten tröstenden Freundschaftsdienst – was durch das Nachladen der Waffe aufgrund der Gefahrenlage durch den Feindbeschuss unmöglich wird – interpretieren. „Bleib du im ew’gen Leben“ ist als christliche Metapher für ein ewiges Weiterleben im Paradies zu identifizieren, welches ihm für erwiesene gute Freundschaft tröstend gewünscht oder vorhergesagt wird.[22]

Uhland war ein bekannter, wenn auch nicht allzu typischer, Vertreter der Deutschen Romantik und später – für die damalige Zeit gesehen – ein „linksradikaler Politiker“. Der Liedtext erläutert das in der Romantik verbreitete, verklärende Kameradschafts- und Soldatenbild.[23][24]

Das Lied wurde vor allem von der politischen Reaktion propagandistisch genutzt[25], unter anderem zur Beschönigung und Verklärung des Kriegsopfers und Heldentods.[26] Die Deutungen des Gedichts gehen jedoch weit auseinander.[27] Die politische Wandlungsfähigkeit des, hiermit in bestimmter Richtung geförderten, Begriffs Kameradschaft zeigt Thomas Kühne in seiner Habilitationsschrift auf. Er beschreibt, wie hiermit von links bis rechts ein politisch-agitatorischer Kameradschaftsmythos konstruiert werden konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses Konstrukt einer vorgeblich „guten Kameradschaft“ zunehmend als eine „böse Kameradschaft“ angesehen.[28]

Erster Weltkrieg

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Nach einer statistischen Befragung – des bayrischen Ministerialbeamten Joseph Schneider aus dem Jahr 1926 unter Kriegsveteranen – hatte jeder zwölfte „Unkameradschaft, Ungerechtigkeit“ erfahren, jeder fünfzigste „Kameradschaft“. Dies kann als Beleg gesehen werden, dass im Ersten Weltkrieg eher Unkameradschaft der Wirklichkeit entsprach und Kameradschaft kaum überhaupt wahrgenommen wurde.[29][30][31]

Ein Frontsoldat des Ersten Weltkrieges berichtet 1976 im Deutschlandfunk: „Ja, wat heeßt da Kameradschaft. Da war net vil Kameradschaft. Jeder war sich da selbst der Nächste, nit.“[32] Darin spiegelt sich eine Verknüpfung mit dem christlichen Begriff der Nächstenliebe wider.

 
Adam Scharrer (DDR-Briefmarke 1989)

Der deutsche Schriftsteller und ehemalige Teilnehmer an diesem Krieg Adam Scharrer veröffentlichte 1930 sein Werk Vaterlandslose Gesellen. Es wird als proletarische Antwort auf Remarques Im Westen nichts Neues angesehen und als eine Abrechnung mit dem Wilhelminischen System und dem von diesem begonnenen imperialistischen Krieg. Er betont die Unfreiwilligkeit von Kameradschaft im Krieg und nimmt Bezug auf das „Uhland-Lied“, verquickt dabei aber sprachlich den Begriff mit dem der Freundschaft und dem der Kameradschaft in sozialistischem Sinn: „‚Ich hatt' einen Kameraden‘? Mag sein, dass manch einer Trost darin findet, seine eigene Tragödie zu besingen. Ich gehöre nicht zu diesen Glücklichen. Wenn die Granaten über uns krepieren, die zerschundenen Nerven den Angriff erwarten, Patrouillen nach vorn schleichen oder ein Angriff bevorsteht, dann gibt dir der Leutnant eine Zigarette, der Bauernsohn oder Gutsbesitzer ein Stück Wurst. ‚Nimm, Kamerad!‘ sagen sie dann. Was wollen sie noch damit, wenn die Kugel sie trifft? Es ist dann gut, einen Kameraden zu haben, auf den man sich verlassen kann. Sie ist billig, diese Kameradschaft — und hört sofort auf, wenn wir etwas weiter vom Schuss sind. Dann essen die Habenichtse, die Proletarier, wieder ihr trockenes Brot. Die Leutnants rauchen ihre Zigaretten selber. Die Bauern und Geldleute suchen mit ihrem Überfluss ebenfalls allein fertig zu werden. Wer ihnen die dreckigen Stiefel putzt, ihre dreckigen Hemden wäscht, der kann mal einen Brocken erben, aber nicht von dem ‚Kameraden‘, der Herr bezahlt seinen Knecht. Die Kameradschaft im Kriege ist die größte Lüge, die je erfunden wurde. Sie war niemals eine freiwillige, sondern immer nur eine Gemeinschaft von Todeskandidaten. Und doch habe ich zwei gute Kameraden verloren. Das waren der Tischler Franz Daimler und der Landarbeiter Döring.“

Danach beschreibt er rückblickend ein erstes Zusammentreffen mit Döring bei einer Brunnenbaumaßnahme: „Der Landarbeiter Döring half uns bei unserem Brunnen. Noch nie hat er vordem anderes von den Hetzern, den vaterlandslosen Gesellen gehört, als dass sie an den Galgen gehören. Er verstand auch jetzt nicht viel von dem, was wir besprachen — aber er ahnte, dass wir seine wirklichen Kameraden sind.“[33]

 
Die britische U-Boot-Falle HMS Baralong

Als ein in die Medien gelangtes Beispiel für Unkameradschaftlichkeit und Kriegsgreuel im Ersten Weltkrieg gegenüber Soldaten – der Gegenseite – kann unter anderem die Erschießung der Überlebenden U-Bootbesatzung von U 27 angesehen werden. Dieser Vorgang wurde als Baralong-Zwischenfall (engl. Baralong Incident) bezeichnet. Dabei wurden alle überlebenden Besatzungsmitglieder des zerstörten deutschen U-Boots von der Mannschaft der britischen U-Boot-Falle getötet. Der Zwischenfall führte zu einem monatelangen Notenwechsel zwischen der Deutschen Reichsregierung und der des Vereinigten Königreiches. Auch wenn der Tathergang unter der Rahmenbedingungen des Weltkrieges nicht zufriedenstellend geklärt werden konnte – weshalb der Baralong-Zwischenfall auch nie offiziell als Kriegsverbrechen eingestuft worden ist – erfüllte er alle Merkmale für ein Kriegsverbrechen.[34]

Jugendbewegung im frühen 20. Jahrhundert

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Als Jugendbewegung wird eine besonders im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts einflussreiche Strömung betitelt, die dem von der Industrialisierung geprägten städtischen Leben eine vor allem in Kreisen der bürgerlichen Jugend sich ausbreitende Hinwendung zum Naturerleben entgegensetzte. Die Jugendbewegung entstand auch aus Unmut über die starre Welt der Alten im Wilhelmismus mit ihrem Militarismus und Konformismus. Sie schwelgte zunächst im Pathos des Individualismus. Freundschaft und nicht Kameradschaft war der Leitbegriff ihrer Bewegung.[35] Jedoch entwickelte sie kein individualistisches Gegenmodell zu Kameradschaft, sondern arbeiteten an der Verschmelzung dieses Begriffes mit dem der Freundschaft. Eine abwertende Behandlung des Begriffes Kameradschaft findet sich im Rückblick selten. In der Jugendsprache dieser Bewegung erscheinen diese Begrifflichkeiten oft synonym.[36] In der sprachlichen Vermischung von Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild spiegelte sich die Unentschiedenheit einer Bewegung wider, welche die Persönlichkeitsentfaltung des Einzelnen mit der Geborgenheit einer Gemeinschaft kombinieren wollte. Während bei Lagerfeuerromantik viele „Ichs“ sich zusammenfanden, regierte in Horden und Bünden ein „Wir“ über diese.[37]

Im grundsätzlichen Selbstverständnis waren die verschiedenen Gruppierungen zunächst unpolitisch. Den zeitgenössischen ideologischen Strömungen waren sie dennoch ausgesetzt und nur ganz allgemein auch daran orientiert. Tiefe Einschnitte für die Jugendbewegung stellte der Erste Weltkrieg dar, auf den die politisch stärker polarisierte Phase der bündischen Jugendbewegung folgte. Der Wertehorizont in der Gesellschaft wurde zunehmend wieder konformistischer. Ab 1930 war er nicht mehr nur ein Feld auf dem sich überwiegend Nationalisten und Militaristen bewegten, sondern er gehörte wieder zum kulturellen Allgemeingut der Deutschen. Auch die Jugendbewegung arbeitete ihm vor.[38]

Es war eine neue Vielfalt von Teilbewegungen und Neugründungen charakteristisch für die nachrevolutionären frühen Jahre der Weimarer Republik, die aber im weiteren Verlauf auch zu einer organisatorischen Einbindung von Pfadfinderbünden in die Jugendbewegung führte. Dagegen bildete die Arbeiterjugendbewegung immer einen eigenständigen Zweig unter den organisierten Gruppierungen.

Befördert wurde die Tendenz zur weiteren Auffächerung der Gruppierungen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg – dem Psychologen Ulfried Geuter zufolge – durch die zunehmende Bedeutung der Mädchen in manchen Organisationen. Es gab Meinungsäußerungen, das Wesen der Geschlechter sei so grundsätzlicher unterschiedlicher Art, dass es zu den Jungen kein kameradschaftliches Nebeneinander geben könne und andere: „Wo Mädchen sind, da ist es gemütlich. Dort fühlt man sich zufrieden, nicht revolutionär.“ Auffällig geworden sind nach Geuter solche Abgrenzungen von männlicher Seite her gerade zu der Zeit, als in Deutschland eben das Frauenwahlrecht eingeführt worden war und immer mehr Frauen auf höhere Schulen und Universitäten gingen.[39]

Die Kameraden, deutsch-jüdischer Wanderbund waren ein Jugendbund innerhalb der jüdischen Jugendbewegung in Deutschland und verknüpfte den Begriff im Organisationsnamen bei seiner Gründung. Der 1916 gegründete Bund spaltete sich 1932 in drei Nachfolgeorganisationen auf.[40][41]

Ab 1930 verdrängte mehr und mehr der ursprünglich aus dem militärischen Sprachgebrauch stammende Begriff Kameradschaft den der Freundschaft, bis zum Aufgehen in die Hitlerjugend oder dem Verbot aller Zweige der Jugendbewegung und einem Schattendasein im Untergrund (1933–1945). Die HJ sollte so gut wie alle und schon die zehnjährigen männlichen Jugendlichen im NS-Staat abhärten und langfristig auf den Kriegsdienst vorbereiten. Dementsprechend herrschte eine stark militärisch geprägte Wortwahl vor. Der Bund Deutscher Mädel (BDM) war die Variante für Mädchen.

Kirche in der Weimarer Zeit

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Josefa Fischer beschrieb das gemeinsame Auftreten von Jugendlichen in der Jugendbewegung der späten Weimarer Republik anschaulich:„Marschierende, einheitlich gekleidete Jungentrupps in geschlossenen, disziplinierten Reihen. Sie halten Gleichschritt, die Fahne an ihrer Spitze, die einmal die rote Fahne des kommenden sozialistischen Staates ist, oder Hakenkreuzfahne als Wahrzeichen des kommenden Dritten Reiches; ein andermal das Kreuz katholischer oder evangelischer Jugend oder die schwarze Fahne des Widerstandes gegen den Versailler Gewaltfrieden. Das Stehen und Marschieren in Reih und Glied ist allen Ausdruck ihres stärksten Lebensgefühls, bedeutet allen elementares Erlebnis, wirkt auf alle wie ein Rausch.“[42][43][44]

In der Ideenwelt der Jugendorganisationen der Weimarer Republik vollführte das militärische Element offensichtlich eine große Rolle. Zum Leitbild der männlichen Jugend wurde das des „Frontsoldaten“. Es dominierten militärische Tugenden wie Tapferkeit und Härte, Kameradschaft und Einsatzbereitschaft in den Erziehungswerten. Somit kristallisierte sich der Männerbund als ein vorgebliches Ideal für den Aufbau von Jugendgruppen heraus. Für emanzipatorische Tendenzen blieb kaum Platz übrig.[45]

Es trat bei Gruppen der Jugendbewegung – konfessioneller, politischer oder bündischer Ausrichtung – eine Militarisierung ein. Zudem eine zumeist unreflektierte Glorifizierung der Vergangenheit, welche zwischen 1918 und 1933 ebenso verbreitet war, wie das Verlangen nach utopischen Zukunftsentwürfen. Im Geleit der hiermit verknüpften Diskussionen, durch Gründung von Vereinen und (Kampf-)Bünden, Publikationen und vielem mehr, wurde – insbesondere in jugendlichen Köpfen – ein latenter Militarismus etabliert. Wie schon vor dem Ersten Weltkrieg – nur verschärft – gab es einen „Kampf um die Jugend“, bei dem sicherlich die kommunistischen und vor allem NS-Verbände durch ihre Agitation als Auslöser fungierten, aber keineswegs als alleinige Verursacher. In diesem Kampf ließ sich eine große Anzahl von Jugendlichen nicht nur widerstandslos, sondern geradezu mit einer Überidentifikation in Dienst nehmen. Nicht Emanzipation, sondern Integration war ein massenhaftes Generationsbedürfnis. Die HJ und der BDM machten letztere allen Jugendlichen zur Pflicht.[44]

Als der eigentliche Schlüssel zum Erfolg des Kameradschaftskonzepts kann dessen Fähigkeit, unterschiedlichen Erfahrungen, Einstellungen und Weltsichten Raum zu geben angesehen werden. In einer historisch bereits tief verankerten Tradition war in der Zwischenkriegsphase – wie auch nach 1945 – vor allem Kameradschaft als Leidensgemeinschaft anschlussfähig. Eine „quasi-sakrale Sinnstiftung“ des Soldatentodes und die Ausblendung des eigenen, aktiven Tötens verband sich effektiv mit der christlichen Motivik des Leidens für die Glaubensgemeinschaft.[46]

 
Kirchenratswahlen am 23. Juli 1933: Wahlpropaganda mit SA-Unterstützung, St.-Marien-Kirche am Neuen Markt in Berlin
 
Nationalsynodeneröffnung, Wittenberg 27. September 1933: Landesbischof Müller beim Hitlergruß

Als die höchste Form deutsch-christlicher Gemeinschaft wurde die Kameradschaft bei den Deutschen Christen beschrieben. Die Anrede Kamerad war im alltäglichen und wie auch dienstlichem Verkehr in Gebrauch. Verschiedene deutsch-christliche Gruppen schlossen sich zu Kameradschaften zusammen. Eine neue Form der Anrede, die etwa für einen Pfarrer in einer ländlichen Gegend befremdlich geklungen hat. Welche er meist nur von Feuerwehrleuten untereinander hörte. In der Nennung Kamerad schwang vieles mit; unter anderem Assoziationen mit Kriegsfronteinsatz, vorgebliche „Schützengrabenkameradschaft“, gegenseitige Verlässlichkeit und Einsatzbereitschaft. Literarische Vorbilder lieferten die als Kameradschaft verklärte „Schützengrabenfreundschaft“ zwischen Walter Flex und dem vormaligen Theologiestudenten Ernst Wurche. Flex stellte ihn in den Mittelpunkt seines Büchlein Der Wanderer zwischen beiden Welten. Das kleine Buch war neben Im Westen nichts Neues das meistgelesene Buch über den Ersten Weltkrieg.[47] In der christlichen Liederwelt findet sich die Verquickung der Begriffe Freundschaft und Kameradschaft. Die Kameradschaft war bei der deutsch-christlichen Gemeinschaft die Sehnsucht nach einer heilen Welt, in der in späterer Zukunft alle Konflikte überwunden wären, weil dann alle Menschen endlich Nationalsozialisten und Christen seien. Kameradschaft verspürte bei der deutsch-christlichen Gemeinschaft eine intensive Spiritualität unbedingter Zugehörigkeit abseits von Familie und Elternhaus, von Hingabe und Einsatzbereitschaft, von dem unbeugsamen, todesbereiten Willen zur Weltdurchdringung mit nazistischen und christlichen Ideen und Werten. Der evangelisch-lutherische Theologe und Deutsche Christ, aktive Befürworter der Ideologie und Politik der NSDAP Emanuel Hirsch dichtete von dieser Kameradschaft unter anderem folgende Liedzeilen:

„Wir schritten lange Seit an Seit./ In Kampf und Arbeit Freud und Leid/ warst du mein Kamerad./“[48] Da die christliche Botschaft im „Zeitalter des Zweifels“ für viele Menschen nach Hirschs Thesen unwiederbringlich verloren sei, waren Begriffe wie Kameradschaft und Volksgemeinschaft für ihn durchaus legitime Ersatzformeln für ein angeblich überholtes christliches Vokabular. Zwar wusste er als nüchterner, rationaler Wissenschaftler, dass es kein Zurück hinter die Moderne gab. Jedoch scheint der deutschnationale Konservative in ihm nach einem Ausweg gesucht zu haben, um die Folgen der Modernisierung abzumildern. Zwar hatte er die wesentlichen Elemente der modernen Kultur allgemein klar und präzise benannt, aber im Nationalsozialismus sah er fälschlicherweise einen Verbündeten im Kampf für einen moderaten Modernismus. In eklatanter Fehldeutung der NS-Ideologie sah Hirsch im Nationalsozialismus den Hüter des Humanismus, der zentrale Werte der Aufklärung wie Individualismus, Gewissen und Zweifel sowohl gegen ihre liberalistische Radikalisierung als auch gegen ihre totalitären Gegner verteidige. Er wurde wie auch andere zu einem Wortführer der Deutschen Christen und theologischer Berater des späteren Reichsbischofs Ludwig Müller.[49]

Unter anderem Teile der Deutschen Christen traten für eine Erneuerung der Kirche durch Volksmissionierung ein. Sie dachten, dass mit der Machtergreifung Hitlers die „Stunde der Volksmission“ gekommen sei. Wie sie die volksmissionarische Arbeit inhaltlich verstanden, belegt besonders die von Müller vorgelegte volksmissionarische Veröffentlichung unter dem Titel Deutsche Gottesworte. Im Vorwort stand: „Für Euch, meine Volksgenossen im Dritten Reich, habe ich die Bergpredigt verdeutscht, nicht übersetzt… Eurer Reichsbischof.“ Die Seligpreisung der Sanftmütigen (Matthäus 5,5) übersetzte er mit: „Wohl dem, der allezeit gute Kameradschaft hält. Er wird in der Welt zurechtkommen.“ Dietrich Bonhoeffer kritisierte lapidar, dass hier christlicher Glaube und die Gemeinde auf der Strecke geblieben wären.[50][51][52][53]

Nationalsozialismus

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Inschrift auf dem Kriegerdenkmal (1930) in Speyer zitiert unter anderem das Uhland-Lied

In NS-Organisationen (vgl. NS-Ranggefüge) bezogen sich Prinzipien wie „Ehre“ oder „Anständigkeit“ nicht im Sinne universal gültiger Normen, sondern auf das Wohl der nationalsozialistischen Gruppe.[54]

Nachdem der Kameradschaftsbegriff in den Zwanzigerjahren stark umstritten war, vollzog sich etwa um 1930 so etwas wie eine Apotheose des Begriffes, bevor er im „Dritten Reich“ schließlich quasi zur Staatstugend erklärt wurde. Dies kann als ein deutsches Spezifikum angesehen werden. Begünstigt wurde die Etablierung des Kameradschaftsmythos „durch die kollektive Arbeit an den Lasten“ des Ersten Weltkriegs, die den Einzelnen überforderte und zu einem allgemeinen Paradigmenwechsel führte. An die Stelle einer christlich geprägten Gewissenskultur, die auf die individuelle Verantwortung setzte, trat so etwas wie eine an der Gemeinschaft orientierte Scham- und Schuldkultur, die den Konformismus beförderte.[55]

Das Kameradschaftsphänomen ist seit Ende der 1940er Jahre Gegenstand militärsoziologischer Forschung. Angestoßen wurden die Untersuchungen durch eine amerikanische Soziologengruppe, die für das Forschungszentrum des US-Militär erste Erklärungen dafür suchten, warum Soldaten im Krieg eigentlich kämpfen. Als Untersuchungsgegenstand wählten sie unter anderem die zeitnahe Vergangenheit des Zweiten Weltkriegs. Ausgehend von der Frage, warum Wehrmachtsoldaten nach 1944 weiterkämpften, obwohl die Niederlage klar bevorstand, stellten sie fest, dass der Durchhaltewillen in der deutschen Armee nur zu einem äußerst geringen Teil auf NS-Überzeugungen ihrer Soldaten zurückführbar war und ein weiterhin entschiedener Widerstand gegen den Feind vielmehr durch die Befriedigung vorrangig persönlicher Bedürfnisse durch die soziale Organisation des Militärs gefördert wurde.[56]

 
In der Stadt Bonn und vor den Korporationshäusern verteiltes HJ-Flugblatt (Juni 1934). Verbaler Angriff auf die katholischen Studentenverbindungen.

Der Zeitzeuge der Vorgänge im „Dritten Reich“ Sebastian Haffner beschrieb 1939 die Kehrseite des Gruppenzusammenhalts. Im Referendarlager Jüterbog im Herbst 1933 musste er als angehender Jurist an einer „weltanschaulichen“ Schulung und zudem an einer militärischen Ausbildung teilnehmen. Als „Gift der Kameradschaft“ beurteilte er die Tatsache, dass sich durch Kameradschaft das Gespür für die Eigenverantwortung völlig auflösen könne. Die Verantwortung vor Gott und dem eigenen Gewissen könne dadurch abhandenkommen, dass ein Mensch – in der Gruppe, wie alle seine Kameraden – tue, was alle anderen tun. Ohne Zeit zum selbstständigen Nachdenken zu haben, würden die Kameraden den Platz seines Gewissens einnehmen. Kameraden würden zu seinem Gewissen werden, denn sie erteilen ihm Absolution für seine Taten in der Gruppe:[57] „Kameradschaft gehört zum Krieg. Wie Alkohol ist sie eins der großen Trost- und Hilfsmittel für Menschen, die unter unmenschlichen Bedingungen zu leben haben. Sie macht Unerträgliches erträglich. […] Sie verdirbt und depraviert den Menschen wie kein Alkohol und kein Opium. Sie macht ihn unfähig zum eigenen, verantwortlichen, zivilisierten Leben. […] Die allgemeine Kameradschafts-Hurerei, zu der die Nazis die Deutschen verführt haben, hat dieses Volk heruntergebracht wie nichts anderes.“[58]

Haffner bezeichnete nicht nur einzelne NS-Organisationen in übertragenem Sinn – als „verkameradet“, sondern sah das ganze deutsche Volk in einem derartigen „Zustand“: „Die Nazis wußten schon, was sie taten, indem sie sie als normale Lebensform über ein ganzes Volk verhängten. Und die Deutschen, mit ihrer geringen Begabung zum individuellen Leben und zum individuellen Glück waren so schrecklich bereit, sie anzunehmen, so willig und gierig, die zarten, hochwachsenden, aromatischen Früchte der gefährlichen Freiheit gegen die bequem zur Hand hängende, üppige, saftig-quellende Rauschfrucht einer allgemeinen, wahllosen, gemein machenden Kameradschaft zu tauschen (...).“[59]

Der Historiker und Leiter der Forschungsstelle zur Geschichte des Nationalsozialismus Detlev Peukert hebt die politische Bedeutung der „Faszination der Formation“ hervor, die vor 1933 und darüber hinaus – besonders während der NS-Zeit, deutliche Auswirkungen auf die Sozialisation Heranwachsender hatte. Er beschreibt die Entwicklung der politischen Kultur in den Krisenjahren um 1923 der Weimarer Republik so:

„Das Lager wurde zur Lebensform, die Kolonne zur Bewegungsweise. Uniformierung und Militarisierung der politischen Strömungen überwucherten von den radikalen Rändern her auch die bisherige politische Mitte und wurden Anfang der dreißiger Jahre zur vorherrschenden Erscheinungsform der richtungsmäßig zerklüfteten politischen Kultur. Diese Einheitlichkeit der Form trotz der Feindschaft der Programme, die das Deutschland (...) der Zeit zwischen den Weltkriegen kennzeichnete, löste sich erst mit dem Zweiten Weltkrieg auf (...).“[60]

Der äußere Umstand, auf dem der Kameradschaftsbegriff beruht, war somit umfangreich gegeben. Der Organisationsgrad der Bevölkerung im NS-Staat war sehr hoch und spiegelte sich zum Beispiel auch in den vielen Jugend-, Schulungs-, Arbeits- oder sonstigen NS-Lagerveranstaltungen wider. Haffner stellt am Beispiel Referendarlager Jüterbog und unter anderem im Zusammenhang mit der dort erzwungenen „Du“-Anrede heraus, wie stark sich erzwungene Kameradschaft behindernd auf ein sich Kennenlernen auswirkt und zudem den unzivilisiert wirkenden Eindruck, den dies hervorrufen kann.[61] Das gegenseitige Duzen bezeugte im NS-Staat quasi Kameradschaft und war sozusagen praktizierte Volksgemeinschaft im Kleinen. Jedoch offenbarte sich besonders bei, schlicht gesagt, „Kameradschaft und Volksgemeinschaft auf Befehl“ bereits zu Anfang sein künstlich geschaffener Charakter. Die Nachbetrachtungen einer Lehrerin als ehemalige Teilnehmerin eines Schulungskurses in der NS-Zeit wird so zitiert: „Bei diesem Schulungskurs sollten wir uns Duzen. Da passierte es, daß wir uns nach 10 von 14 Schulungstagen uns noch immer mit dem Abstand gebietenden ‚Sie‘ anredeten. Jetzt hielt uns der Lagerführer eine Standpauke mit der Schlußrede, daß er uns alle am Nachmittag in eine Konditorei führen würde, wenn wir endlich die gewünschte Du-Anrede benutzten. Jetzt beschlossen die Vierergruppen der Zimmergemeinschaften das gegenseitige Du anzuwenden. Nach dem Kursus galt für uns selbstverständlich wieder die unter Erwachsenen übliche Sie-Anrede.[62] Auch dies zeigt derartige Grenzen in den sozialen Schranken von gegenseitiger Vertrautheit, des näheren Kennens und des Intimseins untereinander auf. Aber nicht allgemein, denn wenn derartige Regelungen einfach akzeptiert werden, treten auch keine derartigen Auffälligkeiten zutage und das Duzen kann durchaus ein Mittel zur Erleichterung der Gruppen- oder auch Kameradschaftsbildung sein. Kameradschaft besonders unter den Bedingungen des räumlich beengten Lagerlebens kann dazu führen, dass die menschliche Intim- und Privatsphäre stark zurückgedrängt wird. Dies ist aber grundsätzlich ein Element von Kameradschaft, kann auch beabsichtigt sein und wurde zum Beispiel in der NS-Zeit instrumentalisiert.[63]

 
Vom Infanterieregiment 15 (mot.) erschossene polnische Kriegsgefangene beim Massaker von Ciepielów (9. September 1939)

Fast alle Organisationen – in einer vordersten Stelle die Wehrmacht -[64] bauten auf einem bestimmten Begriff von Kameradschaft auf, der ein wichtiges Ordnungsprinzip der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ war. Unter anderem in diesem Zusammenhang sind Fragen stellbar, wie und ob „Täter“ und „Gesellschaft“ überhaupt voneinander abgegrenzt werden können und ob eine gemeinschaftsbildende Wirkung von Gewalt nicht auch für die Gesamtheit der deutschen Gesellschaft festgestellt werden kann.[65] Es ist naheliegend, hier Parallelen zu ziehen, jedoch ist gleichzeitig Skepsis gegenüber vorschnellen Analogien angesagt. Die auch in der NS-Zeit vergleichsweise komplexe deutsche Gesellschaft war mehr als eine einfache Addition von „Kameradschaften“. Gleichsam sich die Handlungsbedingungen an der „Heimatfront“ denen der Front zunehmend anglichen, hatten grundlegende Differenzen zwischen Zivilgesellschaft und militärischen Formationen weiterhin Bestand. Mit Blick auf die Gemeinschaftsbildung machte es einen substanziellen Unterschied, ob Morde gemeinsam begangen wurden oder lediglich von ihnen eigene Kenntnis bestand, ohne unmittelbar selbst beteiligt zu sein.[66] Ohne den Krieg, welcher Tätern ungeahnte Handlungsmöglichkeiten verschaffte und spezifische Handlungsbedingungen schuf, die im zivilen Leben undenkbar waren, wäre eine vergleichbare Eskalation von Gewalt und Vernichtung unmöglich gewesen. Der Zweite Weltkrieg und die ihm zugrundeliegenden Feindbilder strukturierte Zugehörigkeiten. Er erstellte einen spezifischen Referenzrahmen des Verhaltens und konfrontierte die Akteure in diesem Krieg mit Rollenerwartungen, denen sich die Mehrheit der Deutschen reibungslos anpasste.[67]

Da das Konzept der Kameradschaft auf einem Grundprinzip zum Mitmachen beruht und gleichzeitig Legitimationsstrategien bereithält, wirkte es als „Motor der Gewalt, und zwar der regulären wie der verbrecherischen“.[68] Es ist davon auszugehen, dass die meisten Wehrmachtssoldaten zum Beispiel Erschießungsaktionen wohl nur sehr widerwillig durchführten. Wer sich der „unangenehmen Pflicht des Mordens“ entzog, verstieß sozusagen gegen „das Kameradschaftsgebot der gleichmäßigen Lastenverteilung“.[69] So gesehen bedeutete jede Nachsicht gegenüber den propagandistisch dämonisierten äußeren Feinden letztlich die Leugnung des Primats der Binnengruppe.[70] Insbesondere galt dies für Gewalttaten, die als Vergeltungsaktionen gegen die Gegenseite legitimiert wurden. Dies war so etwas wie eine Umkehrung der Menschlichkeit – welche die Gruppe im Inneren pflegte, dagegen Humanität gegenüber dem Gegner ausschloss.[71] Inmitten der Bedrohungsszenarien des Vernichtungskrieges trug unter anderem die tief wurzelnde „Sehnsucht nach Gemeinschaft“ dazu bei, dass sich Soldaten am kollektiven Normbruch beteiligten, welcher in höchstem Maße soziale Komprimierung hervorbrachte. Einige Zeitzeugen identifizierten schon frühzeitig diese Form der Vergemeinschaftung als eine „kriminelle Komplizenschaft“.[72] Kameradschaft konnte Soldaten in Humanität und Altruismus, aber auch in Gewalt und Unmenschlichkeit in einer zweigesichtigen Sozialkultur vereinen; ohne grundsätzlich Widersprüchlichkeit hervorzurufen.

Der Kameradschaftsmythos und die Dolchstoßlegende

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Dolchstoßlegendenvariante, Postkarte etwa 1924: Philipp Scheidemann ist dabei, deutsche Frontsoldaten hinterrücks zu erdolchen. Hinter ihm Matthias Erzberger und zwei als Juden stilisierte, auf Geldsäcken sitzende, Männer.[73]

Die Dolchstoßlegende beinhaltet den Vorwurf mangelnder Kameradschaft. Laut Thomas Kühne habe sich eine gesellschaftliche Deutung in der Zeit der Weimarer Republik dahingehend, dass der Erste Weltkrieg durch Mangel an innerem Zusammenhalt einer „Volksgemeinschaft“ verloren wurde, letztendlich erst 1930 durchgesetzt. Durch Beförderung und Nutzung des Dolchstoßmythos sei es dem NS-Staat gelungen, ein Idealbild soldatischer Kameradschaft im Sinne des geplanten neuen Krieges sozusagen zu „demokratisieren“. Durch internationale Veteranenbegegnungen in den 1930er Jahren zum Beispiel habe der NS-Staat den sozialistischen Ansatz einer völkerverständigenden Kameradschaft imitiert – wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen.[46]

Kameradschaftsehe

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Als Kameradschaftsehe wird eine Ehe bezeichnet, deren Grundlage ein kameradschaftliches und pragmatisches Verhältnis zwischen den Partnern ist, wobei Liebe und Intimität zwischen den Ehepartnern eine geringe Rolle spielen.

Obwohl sich das Geschlechtsleben der Allgemeinheit der „Roaring Twenties“ in den Grenzen des bürgerlichen Sittenkodex bewegte, da ethische und soziale Leitbilder mentalitätsgeschichtlich noch nicht so schnell an Einfluss verloren wie später oder der Lebenswandel eines lustversprechenden Lebensstils für viele zu kostspielig war, hatten sich Ideale und Wunschvorstellungen schnell gewandelt. In Abkehr von der viktorianischen Lustfeindlichkeit werden in den bürgerlichen Schichten sittliche Schranken früherer Generationen durchbrochen. Die „Sexuelle Revolution“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts trennte endgültig Liebe, Erotik und Leidenschaft von der ehelichen Institution zum Zwecke der Fortpflanzung[74]. Abtreibung und ihre gesetzliche Regelung, Sexuelle Aufklärung, Empfängnisverhütung und Freikörperkultur, Homosexualität und lesbische Liebe als auch Kameradschaftsehe sowie Ehe zu dritt wurden in der Öffentlichkeit diskutiert.[75] Einen großen Einfluss hatten hierbei die vielen Vereine und deren Veröffentlichungen, angefangen von denen der sozialistischen Arbeiterbewegung bis hin zu konfessionell gebundenen Organisationen. Sie verfolgten jeweils ihre eigenen geschlechterpolitischen Pädagogik-Programme, gleichwohl gab es auch Überschneidungen. Das Leitbild der Kameradschaft zwischen Frauen und Männern wurde ausgiebig thematisiert – besonders in den sozialistischen Jugendverbänden. Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig schrieb über den Begriff als etwas, was bereits zu seinen Lebzeiten (1881–1942) Realität geworden sei. Ein dünnes Buch, das der sozialistische Arzt und Sexualaufklärer Max Hodann 1924 veröffentlichte, trug den Titel Bub und Mädel: Gespräche unter Kameraden über die Geschlechterfrage. Der Begriff Kameradschaftsehe wurde zu so etwas wie einem Modethema. Im Jahr 1927 brachte der Richter Ben Lindsey in den USA gemeinsam mit Wainwright Evans die Streitschrift The companionate marriage heraus. Die deutsche Übersetzung lag innerhalb nur eines Jahres vor. Als der friesisch-niederländische Arzt und Gynäkologe Theodoor Hendrik van de Velde die Vollkommene Ehe – 1926 erstmals auf Deutsch – publiziert, erlebte das Werk bereits sechs Jahre später seine 32. Auflage. Dazu trug sicher auch bei, dass die katholische Kirche es auf den Index verbotener Bücher gelistet hatte. Die breite gesellschaftliche Debatte, war ebenso neu wie die vielen Ehe- und Sexualberatungsstellen, die in den 1920er Jahren eröffnet wurden.[76]

Der deutsche Journalist, Politiker (SPD, USPD), Schriftsteller und Dichter Felix Fechenbach war seit 1926 in zweiter Ehe mit Irma Fechenbach-Fey einer Sozialistin und ebenfalls hochpolitischen Frau verheiratet. Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen gibt dazu an: „Sie führten eine moderne, nämlich partnerschaftliche Ehe nach dem sozialistischen Modell der Kameradschaftsehe, wie sie in den 1920er Jahren geradezu revolutionär anmutete.“[77]

Im Jahr 1933 wurde Felix Fechenbach aufgrund seiner politischen Betätigungen festgenommen und in „Schutzhaft“ überführt. Am 7. August wurde Fechenbach auf dem Transport von Detmold in das KZ Dachau angeblich „auf der Flucht erschossen“. Irma und die gemeinsamen Kinder überlebten die Zeit des Nationalsozialismus durch Flucht in die Schweiz und Emigration.[78][79]

Männerbünde im Nationalsozialismus

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Sie sind ähnlich einer Kameradschaft eine Schwurgemeinschaft von Männern mit einem definierten gemeinsamen, meist elitäres Ziel.

NS-Organisationen wie die SS bezogen sich rückgreifend auf antike indogermanische oder „arische“ Männerbünde.[80] Das Männerbild des Nationalsozialismus grenzte sich klar zu dem der Weimarer Republik ab. Kühne verweist auf die Relevanz des Leitbildes der Kameradschaft.[81]

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Zentralbedeutung des Kameradschaftsbegriffs.[82] Die „Schützengrabenkameradschaft“ des Ersten Weltkriegs galt Inbegriff der "Geborgenheit einer Gemeinschaft" gleichrangiger Männer. Die NS-Propaganda wandelte diese in zweierlei Hinsicht ab: Einerseits ins Hierarchische, andererseits ins Heroisch-Martialische. Die Frontkameradschaft war nun die „Keimzelle eines neuen Menschen“.[83] Elemente des spezifisch deutschen Männerbund-Gedankens wurden hierbei mit sogenannten völkischem oder germanenkundlichen Gedankeng vermengt.[84] So erklärt sich aus dieser Konzeption auch die zentrale Bedeutung der auf Führung und Gefolgschaft basierenden, männerbündisch organisierten Organisationen wie SA, SS, Hitler-Jugend bis hin zu den Eliteverbänden wie der Leibstandarte Adolf Hitler.[85]

Der Kameradschaftsbegriff unter den Gefangenen in Konzentrationslagern

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Schwur von Buchenwald, 19. April 1945

Auch KZ-Häftlinge redeten einander mit „Kamerad“ an. Im Schwur von Buchenwald heißt es: „… Das sind wir unseren gemordeten Kameraden und ihren Angehörigen schuldig.“

Im Jahr 1946 veröffentlichte Heinrich Christian Meier seine Erinnerungen als Überlebender des KZ Neuengamme. Er beschreibt das Kameradschaft unter den Bedingungen eines KZs, zu so etwas wie einem Automatismus – zwischen „Kreaturen“ die „dem Tod in die Arme laufen“ – werden kann: „Es hat immer mein Gewissen bedrückt, dass ich - wenn es mir gelang - einen Kameraden von einem gefährlichen Transport zurückzuhalten, vielleicht automatisch einen anderen nötigte, dem Tod in die Arme zu laufen. Wir alle waren Kreaturen, und es liegt mir fern, unsere Taten, hinterher zu vergöttlichen.“[86]

Der Historiker und wissenschaftliche Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Hermann Kaienburg kommt in seinen Untersuchungen zu Solidarität und Widerstand zu dem Ergebnis: „Nicht Kameradschaft und gegenseitige Hilfe, sondern Gewalt, Elend und Verzweiflung bildeten die dominierenden alltäglichen Erfahrungen der meisten KZ-Gefangenen; daran änderte sich bis 1945 wenig. Solidarität oder gar Widerstand bildeten ein seltene Ausnahme.“ Den Häftlingen, denen es gelang, „dieses System der Hoffnungslosigkeit“ zu überleben und darüber zu berichten, erschien es fast unglaublich, dennoch so etwas wie Menschlichkeit und Solidarität erlebt zu haben. Dieses Ergebnis kann wohl für alle KZs angenommen werden.[87][88] Oft verdankten sie ihr Überleben der Kameradschaft in Form von Solidarität.

Viele Aspekte menschlicher Sprache fanden sich in den Sprachkonventionen der KZs wieder. In vielen KZs waren zudem Angehörige von 35 bis 40 verschiedenen Völkern oder Volksgruppen versammelt. Ältere Häftlinge bekamen in der Lagersprache der KZs – welche als „Lagerszpracha“ bezeichnet wird – oft die Betitelung „alte Nummer“. Ein typischer Lagerausdruck für Häftlinge im letzten Stadium der Entkräftung war Muselmann. Somit sprachen sich die KZ-Häftlinge – neben der Anrede Kamerad – mit den verschiedensten Bezeichnungen an. Genauso wenig wie dem „landläufigen Verständnis“ zum Beispiel von Begriffen wie „Gesellschaft“ oder „Gemeinschaft“, entsprach die sprachliche Situation in den nationalsozialistischen KZs gängigem Verhalten im sozialen Gefüge.[89]

Der Kameradschaftsmythos nach dem Zweiten Weltkrieg

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Massaker von Katyn: Sommer 1942 von polnischen Zwangsarbeitern der deutschen Besatzer aufgefundenes Massengrab, vom NS-Regime ab 11. April 1943 publik gemacht um die Anti-Hitler-Koalition zu schwächen und von eigenen Verbrechen abzulenken. Der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow räumte 1990 die Verantwortung der Sowjetunion für diese Massenmorde an polnischen Kriegsgefangenen ein.

Die Wurzeln des Konformismus, der die Willfährigkeit der Wehrmacht gewährleistete, verankerten sich schon in der Zeit der Weimarer Republik und ihrer Zivilgesellschaft – sie waren so kräftig, dass sie bis in die Nachkriegszeit hielten. Kriegsveteranen, die nach 1945 einer Weiterbeförderung des Mythos vorarbeiteten, reduzierten Kameradschaft erneut auf ihre humanitäre Dimension und prägten eine viktimisierende Erinnerungskultur, die bis in die Siebzigerjahre selten hinterfragt wurde.[90] Ab den Achtzigerjahren, als Veteranen auch aus demografischen Gründen die Deutungshoheit verloren, ließ so etwas wie eine „reinigende Wirkung“ der Kameradschaft zunehmend nach; ab dieser Zeit trat ihre Kehrseite als „psychosozialer Motor“ von Gewalt und Verbrechen vermehrt ins öffentliche Bewusstsein.[91]

Kühne sieht einen fundamentalen Wandel gegenüber dem Umgang mit der Kriegserfahrung nach dem Ersten Weltkrieg. Er hebt hervor, dass die Kriegsgefangenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg viele Soldaten in den Lagern als „Entmännlichung“ erfuhren.[92] Kameradenbünde und Soldatenverbände konnten in einer fortschreitend „verwestlichten“ Bundesrepublik niemals einen annähernd starken Einfluss gewinnen wie nach 1918. Trotz des Kalten Krieges und des bis in die 1970er Jahre als gelungen zu erkennenden Versuchs, die Tatsache vergessen zu machen, dass die Wehrmacht zum Beispiel Europa 1939 mit Angriffskriegen überzogen hatte. Der Kameradschaftsbegriff wurde zunehmend „privatisiert“ und daraufhin setzte seine schrittweise Abwertung ein. Dies geschah im Zuge eines stetigen Bedeutungsverlusts des Militärs in West-Deutschland, der sich auch in einem Wandel seiner Rekrutierungsschichten und letztendlich auch durch eine kritischer werdende mediale Aufmerksamkeit abzeichnete. „Schamkultur“ sei schrittweise abgelöst worden durch „Gewissenskultur“. Danach sei ab den 1980ern zunehmend nach den Opfern und später auch nach den Tätern des Zweiten Weltkrieges gefragt worden. Der Kameradschaftsmythos sei dem Spagat (aktueller) ziviler Normen und (historischer) verbrecherischer Praxis nicht mehr gewachsen gewesen.[93]

Auch die geschlechtergeschichtlichen Dimensionen des Themas beleuchtet Kühne: Im westlichen Teilstaat Deutschlands verlor der Soldat als Kamerad seine spezielle (männliche) Leitbildfunktion, die ihm 1930 bis 1945 zukam. Dass Wehrmachtsoldaten zu einem derartigen Leitbild und gleichzeitig zu den vorrangigen Repräsentanten einer „kämpfenden Volksgemeinschaft“ werden konnten, sei gerade angesichts der Tatsache bedeutsam, weil diese Konzeption in der „Deutungskultur“ vor 1930 mitunter wenig präsent gewesen sei.[94] Heute werde die Anrede Kameradin und Kamerad allgemein ohne großen Unterschied gebraucht.

Missbräuchliche Begriffsverwendungen

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Kameradschaft in Feuerwehren und Hilfsorganisationen

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21. Juli 1985: „Deutsch-deutsche Kameradschaft“ – Die DDR-Feuerwehr-Auswahlmannschaft der Berufsfeuerwehren (helle Uniformen) und die einzige Sportwettkampf-Mannschaft des Deutschen Feuerwehrverbandes, die FF Beselich-Obertiefenbach.[95]

Der Begriff der Kameradschaft ist bei der Feuerwehr stark verbreitet. Die Feuerwehr-Kameradschaft endet nicht an Staats- oder Ländergrenzen, sondern wird auch auf internationaler Ebene gepflegt.[96] Er findet beim Technischen Hilfswerk, bei dem diese Forderung im 6. Leitsatz verankert ist, ebenfalls Verwendung. Auch bei anderen Hilfsorganisationen, zum Beispiel beim Deutschen Roten Kreuz oder der darin organisierten Bergwacht und Wasserwacht, wird der Begriff und die Anrede Kamerad stellenweise verwendet.

Sonstiges

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Personen, welche die Traditionen aktiver, aber auch ehemaliger militärischer Einheiten wahren, schließen sich häufig in Kameradschaften zusammen. So bildet die „Reservistenkameradschaft“ die kleinste Organisationseinheit des Reservistenverbandes.

Kameradschaften sind ebenfalls die kleinsten Organisationseinheiten im Kyffhäuserbund. In der Kameradschaft 248 GSU e. V. haben sich wiederum Geschichtsinteressierte sowie Ehemalige der früheren 248 German Security Unit der britischen Militärpolizei in Berlin organisiert.

Literatur

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Wiktionary: Kameradschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. siehe etwa Gundula Gahlen: Das bayerische Offizierskorps 1815–1866, Kapitel VII. Geistiger Zusammenhalt und gesellschaftliches Leben , Abschnitt 1. Korpsgeist und Kameradschaft, S. 477.
  2. Sven Grüneisen: Kameradschaft in Militärorganisationen – Kameradschaft in Extremsituationen (PDF-Datei), 2010. In: Uni-Bielefeld.de.
  3. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006
  4. https://www.dwds.de/wb/Kameradschaft
  5. Heinz von Lichem: Spielhahnstoß und Edelweiß. Die Friedens- und Kriegsgeschichte der Tiroler Hochgebirgstruppe „Die Kaiserschützen“ von ihren Anfängen bis 1918: k.k. Tiroler Landesschützen-Kaiserschützen-Regimenter Nr. I – Nr. II – Nr. III. Graz: Stocker 1977, Hermann Fröhlich: Geschichte des steirischen k.u.k. Infanterie-Regimentes Nr.27 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914–1918. Bd. 1–2. Innsbruck: Wagner’sche Universitäts-Buchdruckerei, 1937.
  6. a b Sabine A. Haring: „Kameradschaft“ in der Habsburger Armee. (PDF; 783 kB) Eine emotionssoziologische Annäherung. In: lithes.uni-graz.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Juni 2021; abgerufen am 8. April 2024.
  7. Lovro Kuhar (Pseudonym Prežihov Voranc): Doberdò.(Do-berdob. Vojni roman slovenskega naroda. Ljubljana 1940.) Aus dem Slowenischen von Karin Almasy (Teile 2 und 4) und Klaus Detlef Olaf (Teile 1/3). Klagenfurt/Celovec; Ljubljana/Laibach; Wien/Dunaj: Hermagoras/Mohorjeva založba 2008–2009.
  8. a b http://www.uni-bielefeld.de/soz/personen/kuehl/pdf/Kuehl-Stefan-Working-Paper-15_2017-Die_ungewollten_Nebenfolgen_von_Kameradschaft_05.09.2017.pdf
  9. Andrea SPILLINGER: ...die afghanische Armee [ist] in wenigen Tagen zusammengebrochen, Neue Zürischer Zeitung vom 16.08.2021, abgerufen am 27.06.2024, digitale Referenz Trotz Milliardenhilfen ist die vom Westen aufgebaute afghanische Armee in wenigen Tagen zusammengebrochen – wie war das möglich?
  10. Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik: Vorschläge für eine neue deutsche Rüstungspolitik - Fragmentierung der Zuständigkeiten, in DGAP Policy Brief, Berlin 2020, Seite 4
  11. Stefan Kühl: Ganz normale Organisationen. Zur Soziologie des Holocaust. Suhrkamp, Berlin 2014, ab S. 162.
  12. Thomas Kühne: „Zwischen Männerbund und Volksgemeinschaft: Hitlers Soldaten und der Mythos Kameradschaft“, in: Archiv für Sozialgeschichte 3, 1998, S. 177f.
  13. http://www.uni-bielefeld.de/soz/personen/kuehl/pdf/Mitgliedschaft-Working-Paper-15062010.pdf
  14. Edward A. Shills und Morris Janowitz: „Cohesion and Disintegration in the Wehrmacht in World War II“, in Public Opinion Quarterly, Vol. 12, 1948, ab S. 280.
  15. Guy L. Siebold, „The Essence of Military Group Cohesion“, in: Armed Forces & Society 33, 2007, S. 286–295
  16. Gustav Radbruch: Kulturphilosophische und kulturhistorische Schriften. C.F. Müller GmbH, 2002, S. 66.
  17. Gustav Radbruch: Kulturphilosophische und kulturhistorische Schriften, C.F. Müller GmbH, 2002, S. 66
  18. Siegfried Kracauer: Von Caligari zu Hitler; Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1979
  19. http://www.goethe.de/ges/prj/nzv/ret/de13395439.htm
  20. http://www.cinegraph.de/lexikon/Pabst_GW/biografie.html
  21. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 61.
  22. Reinhold Aschenberg: Pegasus im Joch – Bruchstücke aus Uhlands Werk und der Geschichte seiner Wirkung. In: Uhland-Gymnasium, Tübingen 1987, S. 122.
  23. Georg Braungart, Stefan Knödler, Helmuth Mojem und Wiebke Ratzeburg (Hrsg.): Ludwig Uhland. Tübinger Linksradikaler Nationaldichter. Tübingen 2012,
  24. Hartmut Froeschle: Ludwig Uhland und die Romantik. Böhlau: Köln 1973.
  25. Uli Otto, Eginhard König: Ich hatt’ einen Kameraden… Mainz 1999
  26. Rezensionen zu „Ich hatt’ einen Kameraden“
  27. Rezension zur Habilitationsschrift von Thomas Kühne, Kameradschaft, Göttingen 2006, auf literaturkritik.de
  28. Vom guten Kameraden zur bösen Kameradschaft 1945–1995, in: Rezension zur Habilitationsschrift von Thomas Kühne, Kameradschaft, Göttingen 2006, auf literaturkritik.de
  29. Josef Schneider: Lebensweisheit für Deutsche, besonders Reichswehr und Polizei, Offene Worte, Charlottenburg, Berlin 1926, S. 131.
  30. Thomas Kühne: Kameradschaft: die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, S. 49, 50.
  31. Der Kitt der Wehrmacht. In: FAZ.net. 16. August 2006, abgerufen am 28. Januar 2024.
  32. Kay Müllges: Mythos des Frontsoldaten. In: deutschlandfunk.de. 12. März 2009, abgerufen am 17. Februar 2024.
  33. Adam Scharrer: Vaterlandslose Gesellen. Das erste Kriegsbuch eines Arbeiters. Wien, Berlin: Agis-Verlag, 1930, Kapitel 7.
  34. John Horne, Alan R. Kramer: Deutsche Kriegsgreuel 1914. Die umstrittene Wahrheit. Aus dem Englischen übersetzt von Udo Rennert, Hamburger Edition, Hamburg 2018
  35. Richard Braun: Individualismus und Gemeinschaft in der deutschen Jugendbewegung, Ph.D. dissertation, Uni Erlangen (1929), S. 42, 45, 52, 88.
  36. Richard Braun: Individualismus und Gemeinschaft in der deutschen Jugendbewegung, Ph.D. dissertation, Uni Erlangen (1929), S. 35.
  37. Thomas Kühne: Kameradschaft: die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, S. 85.
  38. Thomas Kühne: Kameradschaft: die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, S. 85.
  39. Ulfried Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. Jungenfreundschaft und Sexualität im Diskurs von Jugendbewegung, Psychoanalyse und Jugendpsychologie am Beginn des 20. Jahrhunderts. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1994, S. 184.
  40. https://jugend1918-1945.de/portal/jugend/thema.aspx?root=26635&id=3444#prettyPhoto
  41. https://web.archive.org/web/20060503145153/http://www.ghwk.de/sonderausstellung/schwarzer_haufen/schwarzer-haufen.htm
  42. Zitiert bei: Michael Mitterauer: Sozialgeschichte der Jugend, Suhrkamp, 1986, S. 226.
  43. Josefa Fischer 1932, S. 39.
  44. a b Militarismus vor 1933. Jugend! Deutschland 1918 bis 1945. In: jugend1918-1945.de. NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, 18. April 2016, abgerufen am 8. März 2024.
  45. Michael Mitterauer: Sozialgeschichte der Jugend, Suhrkamp, 1986, S. 230
  46. a b https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-7694
  47. Susanne Böhm: Deutsche Christen in der Thüringer evangelischen Kirche (1928–1945), Evangelische Verlagsanstalt, 2008.
  48. Peter Zimmerling: Handbuch Evangelische Spiritualität, Band 1: Geschichte, Vandenhoeck & Ruprecht 2017, S. 751.
  49. Alexander Grau: Ein protestantischer Theoretiker der Moderne. In: deutschlandfunk.de. 26. Juni 2013, abgerufen am 17. Februar 2024.
  50. https://www.dietrich-bonhoeffer.net/bonhoeffer-umfeld/ludwig-mueller/
  51. Peter Zimmerling: Bonhoeffer als praktischer Theologe. Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, ISBN 3-525-55451-6, S. 187 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  52. Peter Zimmerling: Handbuch Evangelische Spiritualität. Vandenhoeck & Ruprecht, 2017, ISBN 3-647-56719-1, S. 751 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  53. Peter Zimmerling: Das Problem der toten Gemeinde bei Dietrich Bonhoeffer. In: www.pfarrerverband.de. Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e. V., April 2005, abgerufen am 12. Februar 2024.
  54. Raphael Gross: Anständig geblieben. Nationalsozialistische Moral, Frankfurt a. M. 2010.
  55. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ab S. 89.
  56. Janowitz/Shils: Cohesion and Disintegration in the Wehrmacht in World War II. In: Public Opinion Quarterly, Sommer 1948, S. 281.
  57. Frank Bajohr: Neuere Täterforschung, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 18. Juni 2013
  58. Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen. Auf presseportal.de
  59. S. Haffner: Manuskript: Das Gift der Kameradschaft. In: zeit.de. 16. Mai 2002, abgerufen am 27. Januar 2024.
  60. Detlev Peukert: Die Weimarer Republik: Krisenjahre der Klassischen Moderne, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1987, S. 165.
  61. Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen: Die Erinnerungen 1914–1933. Stuttgart/ München 2000, S. 257–259.
  62. Nie wieder Krieg! : Berliner Lehrerinnen und Lehrer erinnern sich an das Jahr 1945, die Zeit davor und die Zeit danach, Hrsg. von Monika Römer-Jacobs und Bruno Schonig, Verlag: GEW-Berlin, West-Berlin, 1986.
  63. Andreas Kraas: Lehrerlager 1932–1945: politische Funktion und pädagogische Gestaltung, 2004, Julius Klinkhardt Verlag, S. 275.
  64. Thomas Kühne, Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert, Göttingen 2006.
  65. Thomas Kühne: Belonging and Genocide. Hitler’s Community 1918–1945, New Haven 2010.
  66. Frank Bajohr/Dieter Pohl: Der Holocaust als offenes Geheimnis. Die Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten, München 2006; Bernward Dörner: Die Deutschen und der Holocaust. Was niemand wissen wollte, aber jeder wissen konnte, Berlin 2007; Peter Longerich: „Davon haben wir nichts gewusst!“ Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933–1945, München 2006.
  67. Harald Welzer/Sönke Neitzel: Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben, Frankfurt a. M. 2011.
  68. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 272.
  69. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 187.
  70. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 108.
  71. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ab S. 151.
  72. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 135.
  73. Georg Heuberger (Hrsg.): Abgestempelt. Judenfeindliche Postkarten. Auf der Grundlage der Sammlung Wolfgang Haney, Heidelberg 1999, S. 268.
  74. Peter Dinzelbacher: Europäische Mentalitätsgeschichte. Stuttgart 1993. S. 100
  75. Kristine von Soden: Frauen und Frauenbewegung in der Weimarer Republik. In: Die wilden Zwanziger. Weimar und die Welt 1919-33. Hrsg. v. Lusk, Irene/ Dietz, Gabriele. Berlin 1986. S. 123.
  76. Ute Frevert: 1918 – die Zukunft wird weiblicher. In: nzz.ch. 6. Oktober 2018, abgerufen am 29. Januar 2024.
  77. Sven Koch: Historikerin skizziert das Leben der Irma Fechenbach-Fey | Lokale Nachrichten aus Detmold. In: lz.de. 26. Februar 2016, abgerufen am 28. Februar 2024.
  78. Roland Flade: Leben und Tod Felix Fechenbachs. In: Roland Flade, Barbara Ott (Hrsg.): Felix Fechenbach, Der Puppenspieler. Ein Roman aus dem alten Würzburg. Königshausen & Neumann, Würzburg 1988, S. 28–30.
  79. Ingrid Schäfer: Irma Fechenbach-Fey – Jüdin, Sozialistin, Emigrantin 1895–1973. Institut für Lippische Landeskunde, Lemgo 2003
  80. Stig Wikander: Der arische Männerbund, (1938).
  81. Thomas Kühne: Männergeschichte als Geschlechtergeschichte, Frankfurt am Main 1996 (Geschichte und Geschlechter 14), S. 7–30.
  82. Thomas Kühne: Männergeschichte als Geschlechtergeschichte, in: Thomas Kühne (Hrsg.): Männergeschichte – Geschlechtergeschichte: Männlichkeit im Wandel der Moderne, Frankfurt am Main 1996 (Geschichte und Geschlechter 14), S. 20.
  83. Thomas Kühne: „… aus diesem Krieg werden nicht nur harte Männer heimkehren“: Kriegskameradschaft und Männlichkeit im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1996 (Geschichte und Geschlechter 14), S. 174–192.
  84. Klaus von See: Politische Männerbundideologie von der wilhelminischen Zeit bis zum Nationalsozialismus, in: Gisela Völger u. a. (Hrsg.): Männerbande, Männerbünde: Zur Rolle des Mannes im Kulturvergleich, Köln 1990, Vol. 1, S. 158.
  85. Klaus von See: Politische Männerbundideologie von der wilhelminischen Zeit bis zum Nationalsozialismus, Köln 1990, Seite 101.
  86. Heinrich Christian Meier: So war es. 1946
  87. Hermann Kaienburg: Freundschaft? Kameradschaft? ... Wie kann das möglich sein? Solidarität, Widerstand und die Rolle der „roten Kapos“ in Neuengamme, in KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Herausgeber, Abgeleitete Macht - Funktionshäftlinge zwischen Widerstand und Kollabriation. Beiträge zur nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland, Heft 4, Bremen 1998, S. 29.
  88. Johann Klarmann: Die erneute Demuetigung: Hamburgs Umgang mit dem ehemaligen Konzentrationslager Neugamme von 1945 bis 1985
  89. Arbeitskreis Zukunft braucht Erinnerung: Sprache in nationalsozialistischen Konzentrationslager – Theorie und Empirie der „Lagerszpracha“
  90. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 230.
  91. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ab S. 263.
  92. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ab S. 226.
  93. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ab S. 231.
  94. Clio-online – Historisches Fachinformationssystem e.V.: Arbeitskreis Historische Friedensforschung – Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert
  95. Franz-Josef Sehr: Feuerwehr-Freundschaft begann zuvor – Beselich und Nationalmannschaft der DDR bei CTIF. In: Florian Hessen 7/2015. Henrich Druck+Medien, Wiesbaden 2015, S. 22–23.
  96. Franz-Josef Sehr: Feuerwehrkameradschaft international. In: Florian Hessen 9/1989. Munkelt Verlag, 1989, ISSN 0936-5370, S. 32–33.