Das Kabinett Shidehara (japanisch Shidehara naikaku) regierte das nach dem Zweiten Weltkrieg unter SCAP Douglas MacArthur besetzte Japan um Premierminister Baron Shidehara Kijūrō vom 9. Oktober 1945 bis zum 22. Mai 1946. Es war das vorletzte Kabinett des Japanischen Kaiserreiches.

Kabinett Shidehara
44. Kabinett
第44代内閣 daiyonjūyon-dai naikaku
Kabinett Shidehara vor dem Reichstagsgebäude
Premierminister
naikaku sōri-daijin
Shidehara Kijūrō
Wahl Abg.haus: 1946
Herrenhaus: Nachwahlen
Legislaturperiode 89. Reichstag (21. Abg.haus, 8. Herrenhaus)
Ernannt durch Shōwa-Tennō
Bildung 9. Oktober 1945
Ende 22. Mai 1946
Dauer 225 Tage
Vorgänger Kabinett Higashikuni
Nachfolger Kabinett Yoshida I
Zusammensetzung
Partei(en) FPJ, LPJ, Herrenhaus, Beamten
Minister 16
Repräsentation
Herrenhaus  ?/418
Abgeordnetenhaus  ?/466

Shidehara wurde zum Premierminister ernannt, nachdem das Übergangskabinett Higashikuni über aus seiner Sicht zu radikale Demokratisierungsmaßnahmen der Besatzungsverwaltung Anfang Oktober 1945 zurückgetreten war. Das Kabinett war noch nicht eindeutig parteilich, auch wenn viele Minister Mitglieder der beiden sich 1945/46 formierenden Nachfolger der beiden großen bürgerlichen Vorkriegsparteien SeiyūkaiLiberale Partei und MinseitōFortschrittspartei wurden oder Mitglied einer der Herrenhausfraktionen waren, die traditionell mit einer der beiden Parteien verbündet waren. Viele Politiker, besonders aus der FPJ, die in größerem Umfang als die LPJ aus Politikern der Vor- und Kriegszeit bestand, wurden ab 1946 wegen angenommener Mitverantwortung am Krieg durch die Besatzungsverwaltung (SCAP/GHQ) von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen („gesäubert“), darunter auch mehrere Minister im Kabinett Shidehara.[1]

Neben den unmittelbar aus dem Krieg resultierenden Notwendigkeiten wie Demobilisierung und Auflösung von Heer und Marine, Versorgungsmängeln und ersten Wiederaufbaumaßnahmen war die wichtigste Aufgabe die Erarbeitung einer neuen Nachkriegsordnung in Form einer neuen Verfassung, die nach ursprünglicher Vorstellung des SCAP aus japanischer Initiative entstehen sollte. Auch Shidehara kam wie viele von SCAP favorisierte Politiker aus der konservativen Führungsschicht der Vorkriegszeit, was Kontinuität und innere Stabilität sichern half, aber gleichzeitig bedeutete, dass vom SCAP geforderte grundlegende Änderungen des politischen und Rechtssystems nicht oder nur zaghaft in Angriff genommen wurden.

Der unter Shidehara erarbeitete Verfassungsentwurf wurde vom SCAP als inakzeptabel abgelehnt und letztlich durch einen eigenen Entwurf ersetzt, auch wenn damals eine bloße öffentliche Erwähnung der direkten SCAP-Einflussnahme Gegenstand der CCD-Zensur war. Vor dem Beschluss dieser neuen Verfassung im Reichstag fand im April 1946 die 22. Abgeordnetenhauswahl statt, außerdem gab es 1946 Nachwahlen und andere Neuernennungen zum Herrenhaus, nachdem auch dort viele Mitglieder „gesäubert“ worden waren; die eigentlich im Sommer 1946 anstehenden regulären 9. Adelswahlen wurden angesichts der dann bereits absehbaren Abschaffung nicht mehr durchgeführt. Bei der Abgeordnetenhauswahl wurde die Liberale Partei stärkste Partei. Deren Parteivorsitzender Hatoyama Ichirō wurde zunächst mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt, aber von Douglas MacArthur zu diesem Zeitpunkt abgelehnt und Anfang Mai 1946 ebenfalls „gesäubert“. Stattdessen übernahm Außenminister Yoshida Shigeru mit dem Kabinett Yoshida I am 22. Mai 1946 die Regierung.

Kabinett Shidehara – vom 9. Oktober 1945 bis 22. Mai 1946
Restrukturierung der Zentralregierung am 1. Dezember 1945
Ämterverbot der Besatzungsbehörden ab 13. Januar 1946
Amt
bis zum 1. Dezember 1945
Amt
ab dem 1. Dezember 1945
Name Kammer Fraktion/Partei
Premierminister Shidehara Kijūrō Herrenhaus DōwakaiFortschrittspartei Japans (FPJ)
Außenminister Yoshida Shigeru — → Herrenhaus — → Liberale Partei Japans (LPJ)
Innenminister Horikiri Zenjirō bis 13. Januar 1946
Mitsuchi Chūzō ab 13. Januar 1946
Herrenhaus
Herrenhaus
Kenkyūkai
Kenkyūkai
Finanzminister Vizegraf Shibusawa Keizō Herrenhaus Kenkyūkai
Heeresminister abgeschafft Shimomura Sadamu
Erster Demobilisierungsminister (第一復員大臣) Shidehara Kijūrō Herrenhaus FPJ
Marineminister abgeschafft Yonai Mitsumasa
Zweiter Demobilisierungsminister (第二復員大臣) Shidehara Kijūrō Herrenhaus FPJ
Justizminister Iwata Chūzō Herrenhaus Dōwakai
Bildungsminister Maeda Tamon bis 13. Januar 1946
Abe Yoshishige ab 13. Januar 1946
Herrenhaus
Herrenhaus
Dōseikai
Dōseikai
Minister für Gesundheit und Soziales Ashida Hitoshi Abgeordnetenhaus LPJ
Minister für Landwirtschaft und Forsten Matsumura Kenzō bis 13. Januar 1946
Soejima Sempachi ab 13. Januar 1946
Abgeordnetenhaus
FPJ
Minister für Handel und Industrie Ogasawara Sankurō Abgeordnetenhaus FPJ
Verkehrsminister Tanaka Takeo bis 13. Januar 1946
Mitsuchi Chūzō
Murakami Giichi ab 26. Januar 1946
Abgeordnetenhaus
Herrenhaus
FPJ
Kenkyūkai
Präsident der Behörde zur Beseitigung von Kriegsschäden
(戦災復興院総裁 sensai fukkō-in sōsai) ab 5. November 1945
Kobayashi Ichizō Herrenhaus Klub der Unabhängigen
Staatsminister, Leiter des Legislativbüro des Kabinetts Narahashi Wataru bis 13. Januar 1946
Ishiguro Takeshige ab 13. Januar 1946
Abgeordnetenhaus

Staatsminister, Chefkabinettssekretär Tsugita Daisaburō bis 13. Januar 1946
Narahashi Wataru ab 13. Januar 1946
Herrenhaus
Abgeordnetenhaus
Dōseikai
Staatsminister Matsumoto Jōji Herrenhaus Klub der Unabhängigen
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Einzelnachweise

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  1. Akio Nakai: Die "Entmilitarisierung" Japans und die "Entnazifizierung" Deutschlands nach 1945 im Vergleich. In: Beiträge zur Konfliktforschung: Grundlagen-Informationen. 18 (1988) 2, S. 5–21.