Joseph Franz Bittner

deutscher Orgelbauer

Joseph Franz Bittner (* 14. September 1852 in Hilpoltstein; † 25. Februar 1915 in Eichstätt) war ein deutscher Orgelbauer.

 
Orgelbauwerkstatt Bittner in der Eichstätter Antonistraße 59 (dort von 1900 bis 1990 ansässig)

Joseph Franz Bittner war Sohn des Orgelbauers Joseph Bittner. Er durchlief eine Ausbildung im elterlichen Betrieb und besuchte die Gewerbeschule in Augsburg. Anschließend ging er auf die Wanderschaft und war „in verschiedenen angesehenen Orgelbauanstalten tätig“. Nach Erfüllung der Pflichtwehrzeit arbeitete er kurz bei seinem Vater und übernahm 1880 die Firma des Augustin Ferdinand Bittner jun. in Nürnberg. Er konnte sie durch Ankauf eines neuen Grundstückes an der Deutschherrnstraße erweitern. Zeitweise unterstützte ihn auch sein Vater bei seiner Arbeit. Aus Konkurrenzdruck gab er 1897 die Nürnberger Firma auf, die bis zu diesem Zeitpunkt bereits eine 70-jährige Tradition aufwies, übernahm die Werkstatt des Vaters und verlegte 1897 den Betrieb nach Eichstätt. 1900 errichtete er in der Antonigasse E 166 (heute Hausnummer 59) ein neues Werkstattgebäude mit Wohnhaus.[1] Am 7. Juni 1907 erhielt er den Titel Hoforgelbauer.[2] Sein jüngerer Bruder Karl wurde ebenfalls Orgelbauer, desgleichen seine Söhne Wilhelm August und Max Rupert. Wilhelm August, der bereits seit 1908 in der Firma tätig war, übernahm den Betrieb nach dem Tod von Joseph Franz Bittner.[3]

Am Anfang seiner Tätigkeit baute er Orgeln mit mechanischer Traktur. Wie die meisten seiner Orgelbauerkollegen begann er, Orgeln mit pneumatischen Trakturen zu bauen. Seine spezifische Entwicklung ist die „Schüssellade“: Das ist eine Registerkanzellenlade, die der üblichen Membran- oder Taschenlade mit liegenden Taschen nachempfunden ist. Anstatt eines rechteckigen hohlen Holzkörpers, auf dessen oberen Rand die Membran aus feinstem Nappaleder aufgeleimt ist, findet man bei seiner Konstruktion ein rundes halbkugelförmiges, innen hohles Holzstück, ähnlich einer Schüssel vor[4]. All diese Membranenkonstruktionen, besonders die Bauart mit der Variante der liegenden Taschen, hatten sich nicht besonders bewährt. Im Falle einer Störung (Heuler), die durch eine Verschmutzung oder Alterung des Leders verursacht wird, müssen die Pfeifen abgeräumt werden, um an die Ventile zu kommen. Versuche, diesen Ladentyp „servicefreundlicher“ umzubauen verursachten (zum Beispiel in Beilngries) schwere statische Schäden an der Ladenkonstruktion[5].

Werkliste (Auszug)

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Jahr Opus Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1890 36 Trisching Friedhofskirche St. Nikolaus
 
I/P 5 Erhalten. Mechanische Schleiflade, freistehender Spieltisch. Im 1. Weltkrieg Zinn-Prospekt eingezogen, durch Zink ersetzt. 2001 Generalüberholung, neuer Zinn-Prospekt.
1890 39 Berching Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt
 
II/P 17 Im Gehäuse der Vorgängerorgel. Neubau 1996 Sandtner. Orgel eingelagert auf Schloss Valley[6]Orgel
1890 Ingolstadt Liebfrauenmünster II/P 40 1928 Umbau und Erweiterung durch Steinmeyer, 1978 Neubau durch Johannes Klais unter Verwendung vieler Register der vorigen Orgeln.[7]
1891 44 Hagenhausen St. Maria Dolorosa[8]
 
I/P 6 Mechanische Kegelladen, freistehender Spieltisch
1892 45 Raitenbuch Pfarrkirche St. Blasius
 
II/P 17 Im ursprünglichen Zustand erhalten. 2013 restauriert.[9]
1891 46[10] Regensburg−Dechbetten Mariä Himmelfahrt
 
II/P 11 Gestiftet von Johann Babtist Ulrich, am 31. Januar 1892 eingeweiht.[11] Original erhalten. → Orgel
1894 53? Gleismuthhausen St. Antonius Abbas I/P 6
1895 60 Berching Wallfahrtskirche Maria Hilf I/P 9 Pneumatische Kegellade[12]
1895 61 Ebermannstadt Marienkapelle I/P 9 erhalten; restauriert von Benedikt Friedrich, Oberasbach.[13]
1898 83 Heuberg St. Walburga I/P 5 erhalten; 1998 renoviert.
1901 92 Großweingarten St. Michael
 
II/P 12 erhalten[14]Orgel
1902 95 Altenhof Mariä Schmerzen I/P 5 erhalten
1903 105 Heldmannsberg Mariä Himmelfahrt   I/P 7 Prospekt: Neubau, Verwendung der alten Verzierungen (von Funtsch?), pneumatische Kegelladen
1903 106 Nürnberg St. Elisabeth
 
II/P 38 erhalten; 2010 restauriert.[15]
1905 116 Banz Kloster Banz
 
II/P 25 Neubau hinter dem historischen Seuffert-Prospekt. 1939 verändert. Teile dieser Orgel in der Immanuel-Kapelle in Bremen-Walle.[16]
1908 137 Ellingen St. Georg
 
II/P 24 erhalten, 1945 Kriegsschäden, 1961 wiederhergestellt, Opus 247 von OBM August W. Bittner
1909 140 Burgwindheim St. Jakobus
 
II/P 23 nicht erhalten, Neubau Kögler
1910 146 Schambach Heilig-Kreuz
 
II/P 12 Orgel
1912 154 Buxheim (Oberbayern) St. Michael
 
II/P 20 Nicht erhalten. 2001 Neubau von Orgelbau Sandtner im Orgelgehäuse von 1912[17]
1912 153 Unsernherrn St. Salvator
 
II/P 20 weitgehend erhalten → Orgel
1912 152 Hilpoltstein St. Johannes der Täufer
 
II/P 24 2017 ersetzt durch einen Neubau von Orgelbau Goll Luzern (28/II/P) im Baumeister-Gehäuse[18]
1913 159 Beilngries St. Walburga
 
III/P 43 2012 restauriert Traktur und Ventile erneuert von Orgelbau Kuhn

Siehe auch

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Literatur

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  • Eberhard Kraus: Historische Orgeln in der Oberpfalz. Schnell & Steiner 1990, ISBN 3-7954-0387-1
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Einzelnachweise

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  1. Orgelbau in Eichstätt war ein hartes Brot. In: Eichstätter Kurier. 13. April 2008, abgerufen am 16. Juni 2022.
  2. Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas: Der Nürnberger Orgelbau im 19. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 59, 1972, S. 233. online, abgerufen am 20. Juli 2016
  3. Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas: Lexikon der süddeutschen Orgelbauer. Heinrichshofen, Wilhelmshaven 1994. ISBN 3-7959-0598-2. S. 37.
  4. Bauart abgeklärt mit Mitarbeiter der Fa. Orgelbau Kuhn
  5. Beschreibung der Beilngrieser Bittner-Orgel auf www.bistum-eichstaett.de
  6. Informationen über das Kultur- und Orgelzentrum auf Schloss Valley
  7. Hauptorgel des Liebfrauenmünsters in Ingolstadt auf www.die-orgelseite.de
  8. Albert Börschlein: Liebe Pfarrgemeinde, in: kontakt. Pfarrbrief der Kath. Pfarrgemeinde Altdorf 2/2005, S. 2 (online (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dreifaltigkeit-altdorf.de)
  9. Norbert Dengler: Alte Orgel klingt wieder frisch, 6. Februar 2013 auf www.nordbayern.de
  10. auch laut Inschrift am Spieltisch
  11. laut Inschrift am Spieltisch
  12. Informationen zur Orgel in Maria Hilf in Berching auf orgelbau-friedrich.de
  13. Domorganist spielte Probe auf www.465.f3.gcore.info (Memento vom 7. März 2016 im Internet Archive)
  14. Orgel auf www.organindex.de
  15. cis: Nürnbergs schönste Orgel wird wieder aufpoliert, in: Abendzeitung, 1. Juni 2010 (online)
  16. Die Orgel der Immanuel-Kapelle in Bremen-Walle auf der Website der Edition Lade.
  17. Sandtner Orgelbau
  18. Hilpoltstein St. Johannes der Täufer bei Orgelbau Goll Luzern