Jawi

erweiterter arabischer Zeichensatz für Malaiisch

Jawi (arabisch جاوي Jawi; Yawi in Pattani) ist ein erweitertes arabisches Alphabet, um die malaiische Sprache niederzuschreiben. Es ist eine der zwei offiziellen Schriften für die malaiische Sprache in Brunei und wird teilweise auch in Malaysia, in Indonesien, im Süden der Philippinen, in Pattani in Süd-Thailand und in Singapur verwendet, teilweise auch im religiösen Umfeld.

Die Jawi-Schrift. Die Tabelle ist von rechts nach links und von oben nach unten zu lesen.
Straßenschild in arabischer und lateinischer Schrift in Malakka

Einführung

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Die Jawi-Schrift existierte über viele Jahrhunderte in Nusantara (der malaiischen Welt). Die Entstehung ist verbunden mit der Ankunft des Islam. Sie besteht hauptsächlich aus den arabischen Buchstaben, erweitert durch einige extra Buchstaben für Jawi (rosa markiert in der Übersicht rechts).

Jawi war historisch die arabische Bezeichnung für die malaiischen Muslime oder allgemein die Muslime Südostasiens und leitet sich möglicherweise vom Namen der Insel Java ab, der auf den gesamten malaiischen Raum, einschließlich Sumatras und der malaiischen Halbinsel übertragen wurde.[1]

Die Jawi-Schrift ist eine der ältesten Schriften, um das Malaiische niederzuschreiben. Jawi wurde verwendet seit der Ära des Königreichs Samudera Pasai, bis zur Ära des Sultanat von Malakka, Sultanat von Johor, Sultanat von Aceh und Sultanat von Patani im 17. Jahrhundert. Zeugnis davon gibt die Terengganu-Inschrift (Batu Bersurat Terengganu), datiert 1303 n. Chr. (702 islamischer Kalender), wohingegen die älteste Verwendung des lateinischen Alphabets, auch Rumi („römisch“) genannt, erst im 17. Jahrhundert belegt ist. Die Jawi-Schrift war die offizielle Schrift für die Unföderierten Malaiischen Staaten während der britischen Kolonialzeit.

Die Verwendung der Jawi-Schrift wurde zeitweise während des 20. Jahrhunderts ausgesetzt, obwohl sie niemals offiziell abgeschafft wurde, anders als in der Türkei. Heutzutage wird die Schrift für religiöse und malaiisch-kulturelle Zwecke in Terengganu, Kelantan, Kedah, Perlis und Johor verwendet. Die Malaien in Pattani verwenden heute noch die Jawi-Schrift.

Buchstaben

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Buchstabe Isoliert Anfang Mitte Ende Name
ا     alif
ب ـﺒ ـﺐ ba
ت ـﺘ ـﺖ ta
ة ة     ـة ta marbutah
ث ـﺜ ـﺚ sa (tha)
ج ـﺠ ـﺞ jim
چ ـﭽ ـﭻ ca
ح ـﺤ ـﺢ ha
خ ـﺨ ـﺦ kha (khO)
د د     ـد dal
ذ     ـذ zal
ر     ـر ra (rO)
ز     ـز zai
س ـﺴ ـﺲ sin
ش ـﺸ ـﺶ syin
ص ـﺼ ـﺺ sad (sOd)
ض ﺿ ـﻀ ـﺾ dad (dOd)
ط ـﻄ ـﻂ ta (tO)
ظ ـﻈ ـﻆ za (zO)
ع ـﻌـ ـﻊ ain
غ ـﻐـ ـﻎ ghain
ڠ ڠ ڠـ ـڠـ ـڠ nga
ف ـﻔ ـﻒ fa
ڤ ـﭭ ـﭫ pa
ق ـﻘ ـﻖ qaf
ک ک کـ ـکـ ـک kaf
ݢ ݢ ݢـ ـݢـ ـݢ ga
ل ـﻠ ـﻞ lam
م ـﻤ ـﻢ mim
ن ن ـﻨ nun
و     ـو wau
ۏ ۏ     ـۏ va
ه ـﻬ ha
ء ء     ء hamzah
ي ـﻴـ ya
ی ی     ye
ڽ ڽ ڽـ ـڽـ ـڽ nya
  • Buchstaben ohne Anfangs- und Mittelform verwenden die isolierte Form, da sie nicht mit dem nachfolgenden Buchstaben verbunden werden können (ا،د،ذ،ر،ز،و،ۏ،ء)
  • Den Buchstaben „hamzah“ (ء) gibt es im Malaiischen nur in isolierter Form.
Beispieltext in Malaiisch (lateinisches Alphabet)

Semua manusia dilahirkan bebas dan samarata dari segi kemuliaan dan hak-hak. Mereka mempunyai pemikiran dan perasaan hati dan hendaklah bertindak di antara satu sama lain dengan semangat persaudaraan.

Beispieltext in Malaiisch (Jawi-Schrift)

سموا مأنسيا دلاهيرکن بيبس دان سامرات دري سݢي کمولياءن دان حق٢. مريک ممڤوڽاءي ڤميکيرن دان ڤراساءن هاتي دان هندقله برتيندق دانتارا ساتو سام لاءين دڠن سماڠت ڤرساوداراءن.

Übersetzung

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
(Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte)

Weiterführende Literatur

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  • H.S. Paterson (& C.O. Blagden): An early Malay Inscription from 14th-century Terengganu, in: Journ. Mal. Br.R.A.S., II, 1924, S. 258–263.
  • R.O. Winstedt: A History of Malaya, überarb. Ausg., 1962, S. 40.
  • J.G. de Casparis: Indonesian Paleography, 1975, S. 70–71.
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Einzelnachweise

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  1. Pierre Le Roux: To Be or Not to Be … The Cultural Identity of the Jawi (Thailand). In: Asian Folklore Studies, Band 57, 1998, S. 223–255, auf S. 234–235.