Hungersnot in Somalia 2017

Dürre und Hungersnot in Somalia im Jahr 2017

Ab dem Frühjahr 2017 herrschte in Somalia eine Dürre, die mehr als 6 Millionen Menschen, oder etwa die Hälfte der Landesbevölkerung, an Nahrungsmittelknappheit leiden und Wasserquellen wegen Infektionsgefahr untrinkbar werden lässt.[1][2][3][4] Nach Angaben der Humanitären Informationseinheit der US-Regierung sind über 2,9 Millionen Menschen in Somalia mit akuter Ernährungsunsicherheit in Krisen- oder Notsituationen konfrontiert und benötigen Nahrungsmittelnothilfe, da im Jahr 2016 in vielen Gebieten unterdurchschnittliche bis ausgebliebene Regenfälle die Ernteproduktion reduziert und das Vieh geschädigt haben. Somalia sah sich mit der siebten schlechten Ernte in Folge konfrontiert, und die Nahrungsmittelstabilität ist ein großes Problem. In der Regenzeit von April bis Juni gab es in weiten Teilen Somalias im April wenig bis gar keine Niederschläge. Trinkwassermangel hat einen akuten Ausbruch von wässrigem Durchfall und Cholera beschleunigt.[5] Laut Prognosen des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) werden im Jahr 2017 voraussichtlich 1,4 Millionen Kinder wegen akuter Unterernährung behandelt werden müssen. FEWS NET ging davon aus, dass mindestens bis Juni 2017 2,9 Millionen Menschen in Krisen- und Notsituationen mit akuter Ernährungsunsicherheit gelebt haben. Im März 2017 erhielten nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) 1,75 Millionen Menschen internationale Nahrungsmittelhilfe.

Als Hauptgründe der Dürre und deren schwerwiegenden Auswirkungen gelten die Instabilität des Landes, stetige Konflikte und Klimawandel, wobei auch Extremwetter-Zustände eine Rolle spielen sollen.[6][7] Auch das Wetterphänomen El Niño könnte eine Ursache der Dürre gewesen sein.[8]

Humanitäre Lage

Bearbeiten

Am 4. März 2017 gab Somalias Premierminister Hassan Ali Khaire bekannt, dass allein in der Region Bay mindestens 110 Menschen aufgrund von Hunger und Durchfall gestorben waren.[9]

Richard Trenchard, FAO-Repräsentant für Somalia, stellte fest, dass die Lage in vielen ländlichen Gegenden, besonders in Bay und Puntland, anfing, den Anfängen der Hungersnot in den Jahren 2010 und 2011 „beunruhigend ähnlich zu sehen“.[10]

Die Internationale Organisation für Migration warnte ebenfalls, dass frühe Warnsignale darauf hindeuteten, dass eine humanitäre Krise von potenziell katastrophalem Ausmaß heranwächst, sofern nicht sofort gehandelt wird.[5]

Hassan Saadi Noor, Save the Children Country Director in Somalia, erklärte (übersetzt):[11]

„Wir stehen an der Schwelle zu einer Katastrophe ähnlich der von 2011 – oder schlimmer, da die Zustände jetzt deutlich schlimmer sind als die deren Anläufe. Damals mussten eine Viertel Millionen Menschen sinnlos ihr Leben lassen, und wir wissen, dass Taten im jetzigem Stadium einen Unterschied machen können. Die internationale Gemeinschaft muss herantreten, um sicherzustellen, dass dieser tragische Moment der Geschichte sich nicht wiederholt.“

Laut Save the Children gab es zwischen Januar und März 8.400 bestätigte Fälle von Cholera, die bereits 200 Leben gekostet haben sollen.[12] Am 20. März starben laut Staatsmedien in der semi-autonomen Jubaland-Region mindestens 26 Menschen aufgrund von Hunger innerhalb der letzten 36 Stunden.[13]

Maßnahmen

Bearbeiten

Am 28. Februar 2017 erklärte der somalische Präsident Mohamed Abdullahi Mohamed die Dürre zu einer nationalen Katastrophe.[14]

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Drought in Somalia: Time is Running Out. Al Jazeera, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch).
  2. Dürre – Hunger – Tod. In: www.tagesschau.de. Norddeutscher Rundfunk, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 12. Juni 2024.@1@2Vorlage:Toter Link/www.tagesschau.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. Somalia am Abgrund. In: www.deutschlandfunk.de. Deutschlandradio, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 12. Juni 2024.@1@2Vorlage:Toter Link/www.deutschlandfunk.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. Hunger und Cholera fordern in Somalia über 100 Todesopfer
  5. a b David McKenzie, Brent Swails: Somalia: 'People are dying..there's no water'. CNN, abgerufen am 8. März 2017 (englisch).
  6. This Is A Worsening Humanitarian Crisis That Shows No Signs Of Slowing. The Huffington Post, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch).
  7. Famine fears rise as Somalia suffers worst drought in decades. Financial Times, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch).
  8. Hungerkrise in Somalia: Millionen Menschen brauchen Hilfe. Tagesschau, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch).
  9. Hassan Ali Khaire: Hunger, disease kill 110 in two days. Al Jazeera, 4. März 2017; (englisch).
  10. Urgent scale-up in funding needed to stave off famine in Somalia, UN warns. Abgerufen am 26. Februar 2017.
  11. Somalia reaching a ‘tipping point’ as signs of malnutrition among children worsen. In: Save the Children International. 21. Februar 2017, abgerufen am 8. März 2017 (englisch).
  12. Aid agency warns of surge in cholera cases in Somalia. Xinhua, 11. März 2017; (englisch).
  13. Hunger kills dozens in Southern Somalia amid Drought. Shabelle News, 21. März 2017, archiviert vom Original am 24. März 2017; abgerufen am 18. Mai 2017 (englisch).
  14. Somalia erklärt 'nationale Katastrophe' wegen der Dürre. Al Jazeera, 1. März 2017; (englisch).