Holzparkhaus Schwanenweg

Parkhaus in der Stadt Wendlingen

Das Holzparkhaus Schwanenweg in Wendlingen am Neckar ist ein Projekt der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart.[1] Das Bauwerk soll Mitte 2024 fertig sein und wurde von herrmann + bosch architekten geplant. Es ist das größte Holzparkhaus in Deutschland (Stand 2024).[2]

Holzparkhaus Schwanenweg
Holzparkhaus Schwanenweg
Daten
Ort Wendlingen am Neckar
Anschrift Schwanenweg
Architekt herrmann + bosch architekten
Bauherrin Stadt Wendlingen
Baujahr 2024
Bauzeit November 2022 bis 2024
Höhe 28,9 m
Grundfläche 9615 m²
Koordinaten 48° 40′ 27,8″ N, 9° 22′ 23,3″ OKoordinaten: 48° 40′ 27,8″ N, 9° 22′ 23,3″ O
Holzparkhaus Schwanenweg (Baden-Württemberg)
Holzparkhaus Schwanenweg (Baden-Württemberg)

Das Holzparkhaus wurde auf dem ehemaligen Parkplatz der Erwin Behr Möbelfabrik zwischen dem Bahnhof Wendlingen (Neckar) und dem neu entstehenden Otto-Quartier gebaut, das auf dem ehemaligen Gelände der Textilfabrik Heinrich Otto & Söhne entstehen soll. Auch dieses neu entstehende Wohnquartier war ursprünglich ein IBA'27-Projekt.[2] Nach einem Investoren- und planerischen Richtungswechsel wurde dem Projekt jedoch der IBA-Status aberkannt.[3]

Wendlingen liegt ca. 30 km südöstlich von Stuttgart und an einem zukünftigen Verkehrsknotenpunkt, nämlich unweit der Autobahn A8 und der Schnellbahnstrecke Stuttgart – Ulm. Wendlingen wird zwar kein Haltepunkt für den ICE werden, aber dennoch besser über den Regionalverkehr angebunden und somit ein günstiger Platz für ein Park-and-Ride-Parkhaus sein.[3]

Architektur

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Die Stadt Wendlingen am Neckar vergab die Planung des Parkhauses 2020 an herrmann + bosch architekten aus Stuttgart, die beträchtliche Erfahrung im Holzbau haben. Zur Einsparung von CO2-Emissionen wurde die Realisierung in Holz schon bei der Vergabe zur Bedingung gemacht. Im November 2022 wurde mit dem Bau der beiden Treppenhäuser und dem zentralen Rampensystem aus Beton begonnen. Ab Juli 2023 wurde das Gebäude in Holz vervollständigt.[2]

Bedingt durch die besondere Form des Grundstücks wurde als Gebäudeform ein Oval gewählt. Vorteil der abgerundeten Ecken ist, dass es keine toten Winkel gibt. So konnten mehr Parkplätze auf derselben Grundfläche geschaffen werden, als in einem rechteckigen Parkhaus.[3]

Durch die Anforderung, das Gebäude mindestens 18 Meter hoch zu bauen, da es als Lärmschutz gegen die erhöht gebaute Stuttgarter Straße dienen soll, musste nicht an der Geschosshöhe gespart werden. Das Gebäude hat im Vergleich zu anderen Parkhäusern eine großzügige Stockhöhe von 2,30 m, was eine problemlose Umnutzung in Wohn- oder Arbeitsräume ermöglicht.

Zur Straße hin wird die Süd-Fassade mit einem Metallgitter verkleidet, an dem sich Pflanzen hochranken können. Die gegenüberliegende Nord-Fassade wird mit lichtdurchlässigem Profilglas verkleidet, um den Lärmschutz zum Wohngebiet hin zu erhöhen.

Das natürlich belüftete, nach drei Seiten offene Park-and-Ride-Parkhaus stellt Plätze für 350 Pkw und 150 Fahrräder, 20 Ladesäulen für E-Autos und 10 für E-Bikes zur Verfügung.

Um den Brandschutz kümmerte sich eine Berliner Firma. Für die Genehmigung beim Landkreis Esslingen wurde eigens eine Abbrandsimulation durchgeführt. Aufgrund der massiven Balken und Decken kann das Gebäude bei einem Brand nicht einstürzen. Vielmehr verkohlen die Holzteile nur außen, was den jeweiligen Holzkern isoliert und schützt.

Auf den Geschossdecken aus Brettsperrholz wird jeweils ein Gussasphaltbelag aufgetragen.[2]

Besonderheiten

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Das Bauvorhaben wurde 2023 als IBA'27-Projekt ausgewählt, weil es eine Vielzahl von nachhaltigen Besonderheiten aufweist:[4][5]

  • Positive CO2-Bilanz: Nur wenige Bauteile wurden aus Stahl und Beton gefertigt: die zentral gelegenen Auffahrt-Rampen und die Treppenhäuser. Die Stützen und Träger bestehen aus Brettschichtholz (BSH), die Decken aus Brettsperrholz (BSP). Damit wird mit diesem Gebäude eine maximale Menge an CO2 gebunden. Das Architekturbüro spricht von einem CO2-Einsparpotential von 2600 Tonnen CO2 gegenüber einem herkömmlichen Stahlbau.[2][3]
  • Geringe Bauzeit: Die Brettschichtholz-Balken wurden in Biberach an der Riß aus zertifiziertem europäischen Fichtenholz vorgefertigt und mit Steckverbindungen versehen, was einen einfachen und schnellen Aufbau ermöglichte. Die Arbeiter der norddeutschen Firma Die Holzbox benötigten pro Stockwerk nur zwei Wochen. Rund 100 Lkw-Ladungen Holzbauteile wurden angeliefert.[2]
  • Kreislauffähigkeit: Im Gebäude werden hauptsächlich Schraubverbindungen und keine Verbundmaterialien verwendet. Das Holz ist unbehandelt. Damit können alle Gebäudeteile sortenrein getrennt werden und ohne großen Aufwand und ohne große Verluste für andere Zwecke verwendet werden: das Gebäude ist kreislauffähig rückbaubar.[6]
  • Umnutzungsfähig: Die Umnutzung von Teilen des Gebäudes bei reduziertem Bedarf an Pkw-Stellplätzen zu Wohn- bzw. zu Arbeitszwecken wurde bei der Planung des Gebäudes mitgedacht. Dazu können die in der Mitte liegenden Auffahrt-Rampen nach oben entfernt werden und es entsteht ein heller Innenraum.[6] Dazu trägt auch die für ein Parkhaus ungewöhnliche Geschosshöhe von 2,30 m bei.
  • Regenwassermanagement: Durch das starkregenresiliente Regenwasserkonzept wird das Gebäude geschützt, die erdgebundene Begrünung und die Dachbegrünung bewässert und das Mikroklima der Umgebung positiv beeinflusst.[2]
  • Besondere Statik: Das Gebäude kommt ohne Stützen im Parkraum aus. Die ovale Form des Gebäudes ermöglichte es, die bis zu 16 m langen und 2,5 Tonnen schweren Holzbalken ohne Stützen sternförmig anzuordnen.[7]
  • Nachhaltige Stromerzeugung: Zum Aufladen der E-Fahrzeuge ist auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert.[8] Der Rest des erzeugten Stromes wird ins Netz eingespeist.[7] Darüber besteht ein Kooperationsvertrag mit den Stadtwerken Wendlingen.[9]

Der Architekt Gerhard Bosch ist überzeugt davon, dass diese Art zu bauen Schule machen wird. Es wurden schon zahlreiche Führungen mit Interessenten und Fachleuten durchgeführt.[7]

Das Holzparkhaus während der Bauphase:

Siehe auch

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Commons: Holzparkhaus Wendlingen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Holzparkhaus Wendlingen. In: IBA27.de. Abgerufen am 22. Juni 2024.
  2. a b c d e f g Andrea Jenewein: Architektur-Rekord in Wendlingen: Das größte Holzparkhaus Deutschlands. Stuttgarter Zeitung, 15. September 2023, abgerufen am 23. Juni 2024.
  3. a b c d Sabina Strambu: Baustellenbesuch mit herrmann+bosch architekten / Holzparkhaus in Wendlingen am Neckar. BauNetz.de, 19. April 2024, abgerufen am 3. Juli 2024.
  4. Unser Holzparkhaus ist offizielles iba'27-Projekt! Herrmann + Bosch Architekten, 18. Dezember 2023, abgerufen am 22. Juni 2024.
  5. Umgestalten nach C2C. (PDF) Netzwerk Cradle to Cradle Regionen, abgerufen am 3. Juli 2024.
  6. a b Holzparkhaus Wendlingen. In: IBA27.de. Abgerufen am 22. Juni 2024.
  7. a b c Katharina Kurtz: Parken in stilvollem Ambiente: Stadt Wendlingen baut ein Parkhaus aus Holz. SWR aktuell, 24. Februar 2024, abgerufen am 29. Juni 2024.
  8. Tobias Schiller: Holzparkhaus als Brücke in die Zukunft. In: IBA27. 11. Dezember 2023 (iba27.de [abgerufen am 22. Juni 2024]).
  9. Betriebssatzung des Eigenbetriebes Stadtwerke Wendlingen am Neckar. (pdf) Abgerufen am 24. Juni 2024.