Harry Maasz

deutscher Gartenarchitekt und Gartenbauschriftsteller

Harry Maasz (eigentlich Maaß[1]) (* 5. Januar 1880 in Cloppenburg; † 24. August 1946 in Lübeck) war ein deutscher Gartenarchitekt und Gartenbauschriftsteller.

Harry Maasz, Stadtgärtner in Lübeck
Gedenkstein der MGK des meimischen Regiments (1917)
Ehemaliges Wohnhaus von Harry Maasz in (Scharbeutz-)Klingberg, Seestraße 31
Im III. Stock befand sich sein „Atelier für Gartengestaltung“

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Bremen absolvierte Maasz 1897 eine Gartenbaulehre in Stadthagen und 1900 ein Volontariat in Bremen. Ab 1901 folgte ein Studium an der Königlichen Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam. Ab 1903 wirkte er unter dem Gartenbaudirektor Karl Koopmann bei der Gestaltung der Parkanlagen in Heilstätten Beelitz[2] wurde er 1904 bei der Stadtverwaltung in Magdeburg und 1905 bei der Stadtverwaltung in Kiel tätig. Die dortige Forstbaumschule ist unter seiner Leitung neugestaltet.[2] Ab 1906 war er als Gartenbauarchitekt, technischer und künstlerischer Leiter, bei der Firma Berg & Schwedt in Stuttgart tätig.[2] 1908 bestand er das Examen als staatlicher Diplom-Gartenmeister.[3] Ab 1909 war er künstlerischer Mitarbeiter der Werkstätten für Gartengestaltung von Schnackenburg & Siebolt in Hamburg.[2] Als Nachfolger des Leiters vom Gartenamt der Freien und Hansestadt Lübeck, Erwin Barth, wurde er 1912 berufen.

1916 reiste er im Auftrage des Lübecker Senats gemeinsam mit dem Lübecker Architekten Wilhelm Bräck nach Ostpreußen, um gutachtlich neuzeitliche Friedhofsanlagen und Ehrenmale in Augenschein zu nehmen.[4] Bereits 1917 hatte die Maschinengewehr-Kompanie (MGK) des Infanterie-Regiments „Lübeck“ ein friedliches Werk der Dankbarkeit und Erinnerung für ihre auf dem Feld der Ehre gefallenen Kameraden geschaffen. Auf dem Kasernenhof der MGK bei der Marli-Kaserne, heute auf den Ehrenfriedhof, erhob sich ein von gärtnerischen Anlagen umgebener in einfachen schlichten Formen gehaltener Gedenkstein. In ihm waren und wurden die Namen der Gefallenen eingemeißelt. Die Anregung hierfür gab ein Offizier-Stellvertreter der 2. Ersatz-Maschinengewehr-Kompanie. Die Entwürfe für den Gedenkstein lieferten die Lübecker Architekten Bräck & Stoermer. Den Entwurf für den gärtnerischen Schmuck stellte Garteninspektor Maasz zur Verfügung.[5]

Nach seinem Ausscheiden zum 1. Oktober 1922 gründete er ein eigenes „Atelier für Gartengestaltung“ in der III. Etage der 1942 zerstörten Breiten Straße 85–87 in Lübeck, 1934 kam es zu einer Ausstellung und der Gründung eines gemeinsamen Ateliers mit Guillermo Narberhaus in Barcelona.

1934 wurde er Förderndes Mitglied der SS.[6]

Ein bleibendes Denkmal setzte sich Maasz mit seinem eigenen Wohnhaus, das er in der Gemeinde Klingberg am Pönitzer See errichten ließ. Nach den Plänen seines Architektenfreundes Wilhelm Bräck wurde hier ab 1926 ein Gebäude im Sinne des Neuen Bauens geschaffen, dessen Gartenanlage jedoch nicht erhalten ist.[7]

Dem damals verbreiteten Ideal des englischen Landschaftsgartens stellte Maasz seine Vision vom „Volkspark der Zukunft“ entgegen, mit dem er den sozialen Problemen der Jahrhundertwende Rechnung tragen wollte. Der Park sollte in den Dienst der Gesundheit des Bürgertums treten und der Erholung dienen. Unter ästhetischen Gesichtspunkten bezog er nach Möglichkeit die umgebende Landschaft in die Gestaltung seiner Gärten ein. Unter seiner Vision vom Volkspark der Zukunft verstand Maasz eine Kombination aus öffentlichen Grünflächen, Gesellschafts- und Sammlungsräumen, Bade- und Turngelegenheiten und Laubenkolonien. Von diesen u. a. mit Steinobstbäumen versehenen Parkanlagen mit hohem sozialem Anspruch existieren Ideenskizzen, die im Falle des Volksparks Krempelsdorf begonnen, jedoch nicht zu Ende geführt werden konnten.

Am Lübecker Stadtrand (südlich der Straße An der Dornbreite) begann Maasz 1918 mit der Errichtung des Krempelsdorfer Volksparks auf einem 36 ha großen Areal. Nachdem sich im Rahmen der volkswirtschaftlichen Entwicklung jener Jahre die Kosten innerhalb kürzester Zeit verdreifacht hatten, wurden die Arbeiten 1920 eingestellt.[8]

Im Ersten Weltkrieg erschuf Maasz den durch die Straße Sandberg vom Burgtorfriedhof separierten und im Jahre 1917 erweiterten Ehrenfriedhof Lübecks. Bedingt durch das nicht absehbare Ende des Krieges wurde eine weitere Erweiterung des Friedhofs, jenseits der Israelsdorfer (heute Travemünder) Allee, zwar erwogen, aber nicht mehr verwirklicht. Maasz starb 1946 und ist als letzte Person auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt worden.

Sein Sohn Jürgen Maass (1908–1981) wurde Bildhauer.

Auszeichnungen

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  • 1907 erhielt Maasz eine Silberne Medaille der Internationalen Kunst- und Großen Gartenbauausstellung Mannheim.
  • 1914 erhielt er jeweils eine Goldene Medaille der Gartenbauausstellungen in Altona und Lübeck.

Arbeitsnachlass

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  • Schleswig-Holsteinisches Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst (AAI) in Schleswig

Ausstellungen

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Werk (unvollständig)

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Garten- und Park-Anlagen

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Sein Grab auf dem Ehrenfriedhof zu Lübeck
 
Kriegerdenkmal Erster Weltkrieg in Mölln

Schriften

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  • Zwischen Straßenzaun und Baulinie. Trowitzsch & Sohn, Frankfurt (Oder) 1910.
  • Der deutsche Volkspark der Zukunft. Laubenkolonien und Grünfläche. Trowitsch, Frankfurt (Oder) 1913.
  • Der Lübecker Ehrenfriedhof und Ehrenhain. In: Die Heimat, Juni 1918, Band 28, Nr. 6, S. 90–92 (Digitalisat).
  • Wie baue und pflanze ich meinen Garten. Bruckmann, München 1919.
  • Heimstätten und ihre Gärten. Laube, Dresden 1919.
  • Die Pflanze im Landschaftsbilde. Quelle & Meyer, Leipzig 1920.
  • Harry Maaß: Lübecks Ehrenfriedhof und Ehrenhain. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 61, 1922, S. 360–361 (zlb.de).
  • Kleine und große Gärten. Aus der Werkstatt eines großen Gartengestalters. Trowitsch, Frankfurt (Oder) 1926.
  • Der Garten – Dein Arzt. Fort mit den Gartensorgen. Frankfurt (Oder) 1927.
  • Das Grün in Stadt und Land. Laube, Dresden 1927.
  • Die Bepflanzung von Grabstätten. Welche Blumen, Sträucher und Bäume sind zu empfehlen? Trowitsch, Frankfurt (Oder) 1934.
  • Wasserbecken für kleine und große Gärten. Trowitsch, Frankfurt (Oder) 1934.
  • Große Sorgen um grüne Landschaft. Westphal, Wolfshagen-Scharbeutz 1936.

Literatur

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  • Harry Maasz. (Ausstellungskatalog). Martini, Kiel 1972.
  • Renate Kastorff-Viehmann: Harry Maasz. Gartenarchitekt, Gartenschriftsteller und Gartenpoet. Klartext-Verlag, Essen 1998, ISBN 3-88474-676-6.
  • Jörn Wagner: Technik und Konstruktion als integraler Bestandteil des Entwurfs und Realisierung von Gärten und städtischen Freiräumen, dargestellt an typischen Beispielen aus dem Werk von Harry Maasz. Dissertation, Technische Universität Berlin 2003.
  • Imke Wollweber: Gartenkunst vom Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus am Beispiel des Gartenarchitekten Harry Maasz. Osnabrück 1990, ISBN 3-925716-88-2 (= Schriftenreihe des Fachbereichs Landespflege der Fachhochschule Osnabrück, 9., zugleich Diplomarbeit der Fachhochschule Osnabrück).
  • Maaß, Harry. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Band 8.
  • Herbert-Gerisch-Stiftung, Martin Henatsch (Hrsg.): Gerisch-Skulpturenpark – Kunst im Aussenraum – Harry Maasz-Garten – Villa Wachholtz. Neumünster 2007:
    • Maren Eichhorn: Harry Maasz: Leben und Werk. S. 90–109.
    • Margita M. Meyer: Der schöne und zweckmäßige Garten: die Wohngärten von Harry Maasz und der Landhausgarten für die Verlegerfamilie Wachholtz in Neumünster. S. 56–89.
  • Karen David: Der Park von Harry Maasz am Schloss Eggersdorf. Eine Rarität schleswig-holsteinischer Gartenkunst verfällt. In: Nordelbingen. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Schleswig-Holsteins. Bd. 81 (2012), S. 85–118.
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Commons: Harry Maasz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. so die Geburtsurkunde und offizielle Dokumente. In seinen Entwürfen und Büchern verwendete er die Schreibweise „MAASZ“, die er später auch als „Maasz“ übernahm.
  2. a b c d Garteninspektor Harry Maasz. In: Von Lübecks Türmen, 32. Jahrgang, Nr. 21, 21. Oktober 1922, S. 81–84.
  3. Stadtgärtner, Harry Maasz, Lübeck. In: Von Lübecks Türmen, 22. Jahrgang, Nr. 14, 6. April 1912.
  4. Renate Kastorff-Viehmann: Harry Maasz, Gartenarchitekt, Gartenschriftsteller, Gartenpoet. Ausstellungskatalog, Klartext, Essen 1998, S. 8.
  5. Gedenkstein für die Gefallenen der Masch.-Gew.-Komp. des Inf.-Regts „Lübeck“ (3. Hanseat.) Nr. 162. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1916/17, Nr. 27, 1. April 1917, S. 109.
  6. http://www.historischegaerten.de/exhibition/Schleswig-Holstein/PDF/12_Maasz.pdf
  7. Harry Maasz. Gartentafel des Landesamtes für Denkmalpflege Schleswig-Holstein. (PDF; 247 kB)
  8. Elke P. Brandenburg: St. Lorenz. Chronik der Vorstadt vor dem Holstentor. Lübeck 2001 (= Kleine Hefte zur Stadtgeschichte, 17).
  9. Architektonische Rundschau, 1912 (Digitalisat)
  10. Der Ehrenhain und die Ratekauer Kirche. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1921/22, Nummer 25, 10. September 1922, S. 97–98.
  11. Schlosspark Kalkhorst, abgerufen am 3. April 2014
  12. Horst G. Lange: Der Geschlechterfriedhof in Lunden – Die Umgestaltung durch Harry Maaß 1937 bis 1939 und die gartendenkmalpflegerische Rekonstruktion. In: Denkmal. Zeitschrift für Denkmalpflege in Schleswig-Holstein, 16/2009, S. 25–35, ISSN 0946-4549.