Die Grafschaft Solms-Rödelheim war vom frühen 17. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein reichsständisches Territorium im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Sie wurde von der gleichnamigen Linie des Hochadelsgeschlechts Solms regiert.


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Solms-Rödelheim
Wappen
Wappen von Solms-Rödelheim-Assenheim
Entstanden aus Solms-Laubach
Herrschaftsform Grafschaft
Herrscher/
Regierung
Graf
Reichskreis Oberrheinischer Reichskreis
Hauptstädte/
Residenzen
Rödelheim/Assenheim
Dynastien Solms-Rödelheim
Konfession/
Religionen
lutherisch
Einwohner 5500 (um 1800)
Aufgegangen in Hessen-Darmstadt

Geografie

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Die Grafschaft gehörte zum Oberrheinischen Reichskreis. Verwaltungsmittelpunkte waren die Stadt Rödelheim (westlich der Stadt Frankfurt am Main) und das Schloss Assenheim.[Anm. 1] Die Grafschaft umfasste mehrere nicht zusammenhängende Gebietsteile.

Heute gehört das Territorium der ehemaligen Grafschaft zum Rhein-Main-Gebiet im Süden des deutschen Bundeslandes Hessen.

Das Territorium der Grafschaft

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Die Grafschaft Solms-Rödelheim hatte am Ausgang des 18. Jahrhunderts etwa 5300 Einwohner. Sie setzte sich zusammen aus:[1]

 
Grenzsteinder Grafschaft Solms-Rödelheim („S.R.“) zum damals hanau-münzenbergischen Ort Bockenheim aus dem Jahr 1723 im Frankfurter Biegwald

Hinzu kamen eine Vielzahl einzelner Gefälle in anderen Ortschaften.

Die Grafschaft war in Ämter untergliedert:

  • Amt Rödelheim (Rödelheim, Praunheim, Niederursel)
  • Amt Nieder-Wöllstadt (Assenheim, Bauernheim, Fauerbach, Niederwöllstadt, Ossenheim)
  • Das Amt Petterweil (Peterweil und der Beinhardshof) wurde im 18. Jahrhundert dem Amt Rödelheim zugeordnet.
  • Das Amt Burggräfenrode (Burggräfenrode) wurde im 18. Jahrhundert dem Amt Rödelheim zugeordnet.
  • Verwalterei Einartshausen (nur Einartshausen)
  • Regierung Gaildorf
    • Amt Oberroth
    • Amt Gaildorf
    • Amt Viechberg
    • Amt Gschwendt
  • Herrschaft Kratz von Scharfenstein

Geschichte

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Modell des Rödelheimer Schlosses
 
Schloss Assenheim
 
Wappen der hochgräflichen Familie zu Solms-Rödelheim

Den Grundstein für die Grafschaft von Solms-Rödelheim wurde von Frank XII. von Cronberg („dem Reichen“) gelegt, der im 15. Jahrhundert den Großteil der späteren Grafschaft käuflich erwarb. Über seinen Enkel Kuno von Solms zu Lich ging diese Erbschaft in den Besitz derer von Solms über. Sie wurde in der Folge weiter geteilt.[2]

Die Familie der Grafen von Solms-Rödelheim spaltete sich 1607 als jüngere Linie von der der Grafen von Solms-Laubach ab, die wiederum eine jüngere Linie der Grafen von Solms-Lich war. 1607 teilte Graf Johann Georg I. die Grafschaft unter seinen beiden ältesten Söhnen auf: Albert Otto (1576–1610) erhielt Laubach, Utphe und Münzenberg, Friedrich (1574–1636) erhielt Rödelheim, Assenheim und Petterweil. Friedrich wurde damit zum Begründer der Linie Solms-Rödelheim. Die Residenz befand sich zunächst im Rödelheimer Schloss, später wohnte die Familie (und wohnt bis heute) im Schloss Assenheim.

Im Gebiet der Grafschaft Solms-Rödelheim galt seit 1571 das Solmser Landrecht. Das Gemeine Recht galt nur noch, wenn das Solmser Landrecht für einen Sachverhalt keine Bestimmungen enthielt. Das Solmser Landrecht blieb auch, als die Grafschaft Solms-Rödelheim zum Großherzogtum Hessen gehörte, dort weiter geltendes Recht,[3] bis es zum 1. Januar 1900 vom einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.

Bis ins späte 17. Jahrhundert verfügte Solms-Rödelheim über keine Zentralverwaltung. In den Ämtern leitete ein Amtmann die Geschäfte und ein Keller verantwortete die Finanzen. Da die Kellerei Rödelheim die weitaus größte der Grafschaft war und räumlich am Hofe lag, übernahm sie zugleich die Aufgaben einer Zentral- und Hofverwaltung.

1682 wurde die Kanzlei als oberste Verwaltungsbehörde und 1695 das Amt des Landkassierers, dem die Rentkammer unterstand, als oberste Finanzbehörde der Grafschaft geschaffen. Damit verschwanden die Kellereien, und den Amtmännern war ein Geld- und Fruchtschreiber nachgeordnet, der die Einnahmen der Rentkammer verwaltete. Beide Ämter wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts teilweise zusammengefasst.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss erhielt Solms-Rödelheim 1803 als Entschädigung für die verlorenen linksrheinischen Herrschaftsgebiete, nämlich die Herrschaft Kratz von Scharfenstein, das Gut Wickstadt vom Kloster Arnsburg.

Mit der Rheinbundakte[4] von 1806 fiel die staatliche Hoheit über die Grafschaft Solms-Rödelheim dem Großherzogtum Hessen zu. Dieses gliederte das Gebiet in das Fürstentum Oberhessen (ab 1816: „Provinz Oberhessen“) ein. Das geschah aber mit der Einschränkung, dass dem Grafen der Rang eines Standesherren verblieb und er in der angestammten Grafschaft weiter hoheitliche Rechte in Verwaltung und Rechtsprechung ausübte. Ihm verblieb der Titel und das Adelsprädikat Erlaucht. Der Senior der Familie war als Standesherr durch die Verfassung des Großherzogtums Hessen von 1820 erbliches Mitglied der ersten Kammer der Landstände.

Liste der regierenden Grafen zu Solms-Rödelheim

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Die Titulatur der Grafen zu Solms-Rödelheim änderte sich in Abhängigkeit von sich wechselnden Besitzverhältnissen und Anspruchserhebungen. Volrath, der letzte Souverän des Geschlechts, hatte die folgende Titulatur:

„Seine hochgräfliche Erlaucht Volrath Friedrich Karl Ludwig, regierender Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim, Tecklenburg und Limpurg, Herr zu Münzenberg, Wildenfels und Sonnewalde“

Regierender Graf Regierungsreitraum Verwandtschaft Ergänzungen
1. Friedrich 1607–1635 Sohn Johann Georgs I. zu Solms Laubach Kaiserlicher Kämmerer, Kriegsrat und Obrist
2. Johann August 1635–1680 Sohn Johann Georgs II. zu Solms-Laubach, Neffe Friedrichs
3. Johann Karl Eberhard 1680–1696 Sohn Johann Augusts
4. Georg Ludwig 1696–1716 Sohn Johann Augusts Kurbrandenburgischer Generalmajor
5. Lothar Wilhelm Ernst 1716–1722 Sohn Georg Ludwigs
6. Ludwig Heinrich 1722–1728 Sohn Johann Augusts
7. Wilhelm Karl Ludwig 1728–1778 Sohn Ludwig Heinrichs
8. Johann Ernst Karl 1778–1790 Sohn Ludwig Heinrichs
9. Volrath Friedrich Karl Ludwig 1790–1806 Sohn Johann Ernst Karls Dichter und Freimaurer

Weitere bekannte Familienmitglieder nach der Mediatisierung

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Siehe auch

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Literatur

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  • Tobias Busch: Herrschen durch Delegation. Reichsgräfliche Herrschaft zu Ende des 17. und im 18. Jahrhundert am Beispiel der Reichsgrafschaft Solms-Rödelheim = Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 156. Darmstadt 2008. ISBN 978-3-88443-310-2.
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 4., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 1992, ISBN 3-406-35865-9, S. 590 ff.
  • Volker Press: Die Landschaft aller Grafen von Solms. Ein Ständisches Experiment am Beginn des 17. Jahrhunderts. In: Hessisches Jahrbuch zur Landesgeschichte. 27, 1977, S. 37–106.
  • Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893.
  • Wilhelm Karl Prinz von Isenburg: Um 1800. Aus Zeit und Leben des Grafen Volrat zu Solms-Rödelheim. Leipzig 1927.
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Anmerkungen

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  1. Assenheim ist heute Teil der Stadt Niddatal in der Wetterau.

Einzelnachweise

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  1. Schmidt, S. 25, Anm. 77.
  2. Markwart Mueller-Hillebrand: Cronberg: Geschichte eines Rittergeschlechts. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1950. S. 26.
  3. Schmidt, S. 105, sowie beiliegende Karte.
  4. Art. 24 Rheinbundakte.