Georg Carl Amdrup

dänischer Marineoffizier und Polarforscher

Georg Carl Amdrup (* 19. November 1866 in Kopenhagen; † 15. Januar 1947 ebenda) war ein dänischer Marineoffizier und Polarforscher.

Premierløjtnant (Oberleutnant) C. Amdrup

Er war der Sohn des Büroleiters Carl Emil Amdrup (1825–1910) und dessen Frau Jeanette Georgine Ricard (1840–1874). Er schlug eine militärische Laufbahn bei der dänischen Marine ein und stieg bis 1927 zum Vizeadmiral auf.[1] Von 1906 bis 1916 war er Adjutant des Prinzen Waldemar. Er war Mitglied des Komitees der Danmark-Expedition 1906–1908 und verfasste nach dem tragischen Tod ihres Leiters Ludvig Mylius-Erichsen den Expeditionsbericht. 1932 war er Mitglied der dänischen Delegation am Ständigen Internationalen Gerichtshof in Den Haag, der den dänisch-norwegischen Streit um Ostgrönland 1933 zugunsten Dänemarks entschied.[1]

Carlsberg-Stiftungs-Expedition nach Ostgrönland

Bearbeiten
 
Die Routen der Antarctic und der Aggas auf Amdrups Ostgrönlandexpedition von 1900

1898 bis 1900 leitete er eine von der Carlsberg-Stiftung finanzierte Expedition nach Grönland. Zu dieser Zeit war ein Großteil der Ostküste nur grob vermessen oder noch völlig unbekannt. Zwischen dem 66. und 70. nördlichen Breitengrad klaffte eine etwa 800 km große Lücke, da die Eisdrift des Ostgrönlandstroms in der Dänemarkstraße beschleunigt und verdichtet wird und die Küste deshalb schwer zu erreichen ist.[2] Mehrere Schiffe waren bereits gescheitert. 1833 war die französische Brigg La Lilloise unter Kapitän Jules de Blosseville (1802–1833) hier mit 80 Mann Besatzung spurlos verschwunden.[3]

Amdrup begab sich im Sommer 1898 mit vier weiteren Expeditionsteilnehmern nach Ammassalik, der einzigen Siedlung an der Ostküste Grönlands, wo es seit 1894 eine dänische Handelsstation gab. Im Herbst wurde auf einer Bootsfahrt ein erstes Versorgungsdepot auf der 80 km nördlich gelegenen Insel Depot Ø angelegt. Den Winter verbrachte die Expedition mit erdmagnetischen und astronomischen Beobachtungen und ethnografischen Studien der Inuit-Kultur. Am 21. Juni 1899 startete die zweite Bootstour in nordöstlicher Richtung, um weitere Depots anzulegen und – wenn möglich – den Fjord Kangersertuaq zu erreichen, der nur aus den Erzählungen der Inuit bekannt war. Im ständigen Kampf gegen den südwestlich gerichteten Ostgrönlandstrom, der immer große Eismassen mit sich führt, gelang es Amdrup aber lediglich bis Nualik vorzudringen, etwa 100 km südlich der Mündung des Kangersertuaq. Hier fand er in einem Haus die Leichen von 30 bis 40 Inuit, die Ammassalik 1882 verlassen hatten und deren Schicksal er nun aufklären konnte.[4] Im September kehrte die Expedition nach Kopenhagen zurück.

Am 14. Juni 1900 stach die Expedition erneut in See, diesmal mit einem eigenen Schiff, der Bark Antarctic, die Amdrup dem schwedischen Polarforscher Alfred Gabriel Nathorst abgekauft hatte. Das Expeditionsteam war verstärkt worden. An Bord waren unter anderem Christian Kruuse (1867–1952), Otto Nordenskjöld, Johan Peter Koch und Ejnar Mikkelsen, die später selbst Polarexpeditionen leiten sollten. Die Expedition besuchte zunächst die Sabine Ø, um pflanzliche Fossilien aus dem Tertiär zu sammeln, und fuhr dann nach Süden zum Kap Dalton.[5] Von hier aus erkundete Amdrup mit Mikkelsen und zwei weiteren Männern die Küste in Richtung Südwesten im nur 5,60 m langen offenen Boot Aggas, während die Antarctic, die nun unter dem Kommando des Botanikers Nikolaj Hartz stand, den Küstenverlauf in nördlicher Richtung kartierte. Mit einer Beladung von 1,6 Tonnen, bestehend aus Lebensmitteln für zweieinhalb Monate, einem Zelt, Waffen, Munition, Werkzeug, wissenschaftlichen Geräten usw.,[4] ruderten die Männer um Amdrup die Aggas an der Küste entlang und wurden immer wieder von dichten Feldern aus Eisschollen und eingestreuten Eisbergen aufgehalten. In solchen Fällen bestiegen sie küstennahe Anhöhen und in Einzelfällen auch treibende Eisberge, um sich einen Überblick über die Eisverhältnisse zu verschaffen. Nach einer erfolgreichen Fahrt über 730 km erreichte die Gruppe am 2. September Ammassalik und ging dort wieder an Bord der Antarctic. Die kartierte Küste von Kong-Christian-IX-Land war von Amdrup für die dänische Krone in Besitz genommen worden.

Die Expedition brachte neben der Aufklärung des Küstenverlaufs reiche wissenschaftliche Ergebnisse, die in den Folgejahren von verschiedenen Wissenschaftlern in den Meddelelser om Grønland (Bände 27 bis 30, 39 und 40) publiziert wurden. Amdrup erhielt noch im Jahr 1900 die dänische Verdienstmedaille in Gold.

Familiäres

Bearbeiten

Georg Amdrup heiratete am 12. Februar 1904 Alma Marguerite Bloch (1883–1917), die Tochter des Malers Carl Bloch. Nach dem frühen Tod seiner Frau schloss er 1933 die Ehe mit Karen Helen Vilhelmine Louise Werner (1890–1950), einer Tochter des späteren Direktors der Lebensversicherungsgesellschaft Hafnia Forsikring.[1]

Ehrungen

Bearbeiten

Nach Georg Amdrup sind die folgenden geographischen Objekte benannt:

Er erhielt die folgenden Medaillen und Orden:[1]

Schriften (Auswahl)

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c d G. C. Amdrup im Dansk biografisk leksikon (dänisch)
  2. Apollonio, 2008, S. 87
  3. Anthony K. Higgins: Exploration history of northern East Greenland (PDF; 2,9 MB). In: Exploration history and place names of northern East Greenland (= Geological Survey of Denmark and Greenland Bulletin Bd. 21, 2010), ISBN 978-87-7871-292-9. S. 21 (englisch)
  4. a b Amdrup: Den østgrønlandske Expedition 1898–99, 1899–1900
  5. William James Mills: Exploring Polar Frontiers – A Historical Encyclopedia. Band 1. ABC-CLIO, 2003, ISBN 1-57607-422-6, S. 12 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Amdrup Havn (Memento des Originals vom 4. Juni 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/data.geus.dk. In: Anthony K. Higgins: Exploration history and place names of northern East Greenland. (= Geological Survey of Denmark and Greenland Bulletin Bd. 21, 2010). Kopenhagen 2010, ISBN 978-87-7871-292-9 (englisch), abgerufen am 26. Juni 2014
  7. Amdrup Land (Memento des Originals vom 4. Juni 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/data.geus.dk. In: Anthony K. Higgins: Exploration history and place names of northern East Greenland. (= Geological Survey of Denmark and Greenland Bulletin Bd. 21, 2010). Kopenhagen 2010, ISBN 978-87-7871-292-9 (englisch), abgerufen am 26. Juni 2014
  8. Amdrup Ø: Greenland auf www.geographic.org, abgerufen am 11. August 2014
  9. Amdrup Højland (Memento des Originals vom 4. Juni 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/data.geus.dk. In: Anthony K. Higgins: Exploration history and place names of northern East Greenland. (= Geological Survey of Denmark and Greenland Bulletin Bd. 21, 2010). Kopenhagen 2010, ISBN 978-87-7871-292-9 (englisch), abgerufen am 26. Juni 2014
  10. Amdrup Fjord: Greenland auf www.geographic.org, abgerufen am 3. Juli 2014