Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris

Buch des Historikers Jonathan D. Spence (1988)

Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris ist ein Buch des Historikers Jonathan D. Spence. Das englische Original erschien 1988 (The Question of Hu) und die deutsche Übersetzung erstmals 1990. Die mikrohistorische und zugleich globalhistorische Analyse beschreibt die Geschichte des Chinesen Hu Ruowang (John Hu, auch Giovanni Hu), der zum römisch-katholischen Christentum konvertierte, 1722 den Jesuitenpater Jean-François Foucquet nach Europa begleitete und zwei Jahre in der psychiatrischen Klinik Charenton in Paris eingesperrt war, bevor er nach China zurückkehren konnte. Die beschriebenen Figuren und Ereignisse sind historische Persönlichkeiten und historische Begebenheiten, die von Spence aus den historischen Quellen aufgearbeitet worden sind und im Anhang belegt sind. Über die Endform des Buches, ob es sich um Belletristik oder um ein Sachbuch handelt, besteht jedoch Uneinigkeit.

Inhalt und Kontext

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Inhaltsangabe

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Der Chinese Hu Ruowang (John Hu), ein christlicher Konvertit aus der südchinesischen Provinz Guangdong (Kanton), kommt im Jahr 1722 als Begleiter des Jesuitenpaters Jean-François-Foucquet nach Frankreich (Orléans und Paris). Gemäß Vertrag, den Hu und Foucquet auf der Überfahrt von China via Brasilien nach Europa abgeschlossen hatten, soll Hu fünf Jahre für Foucquet als Kopist alter chinesischer Texte arbeiten.[1] Die Zusammenarbeit zwischen Hu und Foucquet verläuft von Anfang an nicht gut. Die Gründe sind auf beiden Seiten zu suchen: Hu kopiert kaum aus den chinesischen Texten, er lernt keine neue Sprache und kann somit meist nur mit Foucquet kommunizieren, der die einzige andere Person ist, die ebenfalls Chinesisch sprechen kann. Bald fällt Hu durch sein Verhalten Foucquet und anderen aus seinem Umfeld auf. Er prügelt sich auf der Überfahrt mit einem Matrosen, borgt in Frankreich ungefragt ein Pferd aus, zerreißt Textilien, will weite Reisen zu Fuß unternehmen, erzählt von Visionen, predigt in der Öffentlichkeit auf Chinesisch, verschiebt bei einer Audienz beim päpstlichen Nuntius das Mobiliar und tut sich schwer mit der starken Präsenz der Frauen in der Öffentlichkeit in Europa. Foucquet seinerseits beschäftigt sich kaum mit Hu und ist seiner bald überdrüssig, weil dieser aus seiner Sicht nur Ärger verursache und seinen Aufgaben nicht nachkomme.

Als Hu sich weigert, mit Foucquet von Paris aus nach Rom weiterzureisen, initiiert Foucquet, dass Hu mit einem lettre de cachet eingesperrt wird, woraufhin Hu zwei Jahre (1723–1725) im Hospiz zu Charenton in Paris verbringt.[2] Erst als sich zufällig jemand findet, der den kantonesischen Dialekt beherrscht, ändert sich Hus Situation. Der Nuntius besucht im August 1725 Hu mit einem Dolmetscher und befindet Hus Geisteszustand für gesund. Zwei Monate später, im Oktober 1725, bekommt Hu Besuch von Pater Goville SJ, der in Guangdong (Kanton) Foucquets Vorgesetzter gewesen und nach den neuesten politischen Entwicklungen 1724 nach Europa zurückgekehrt war. Auch Goville hält Hu für gesund und setzt sich für dessen Freilassung ein. Gleichzeitig sorgt er dafür, dass ein Brief Hus bei Foucquet ankommt.[3] In der Zeit bis zur Überfahrt und bis er wieder auf chinesischem Boden ist, verhält sich Hu ähnlich unkooperativ wie vor seiner Zeit in Charenton. Im November 1726 schließlich ist Hu wieder zurück in China.[4] In seinem Heimatdorf sitzt Hu umringt von Kindern, die wissen wollen, „wie es dort drüben im Westen ist“, und Hu setzt an zu seiner Erzählung: „‚Nun‘, sagt er dann, ‚das ist so.‘“[5]

Mehrere größere Themen bilden den Hintergrund dieser Geschichte. Der Grund, wieso Hu für Foucquet als Kopist arbeiten sollte, war Foucquets Forschungsarbeit. Foucquet war seit vielen Jahren darum bemüht, seine These zu verteidigen, dass die zentralen alten chinesischen Texte, wie das Buch der Wandlungen (Yi Jing oder I Ging), ebenfalls vom christlichen Gott stammen würden. Den größeren Kontext im Hintergrund dieser Diskussionen bildete der sogenannte Ritenstreit, in den die Jesuiten verwickelt waren und der eine große Frage der Jesuitenmission bildete. Im Ritenstreit ging es um die Frage, wie Rituale, zum Beispiel die Ahnenverehrung, eingestuft werden sollten und ob diese Rituale nach der Konversion weiterhin von christlicher Seite her toleriert werden sollten oder nicht. Diese Diskussionen wiederum waren geprägt von kirchen- und machtpolitischer Dynamik. Innerhalb des Jesuitenordens gab es unterschiedliche Ansichten darüber, ebenso auch unter den verschiedenen römisch-katholischen Orden, die in China und angrenzenden Regionen christliche Mission betrieben. 1742 verbot Papst Benedikt XIV. schließlich die Riten.[6]

Die Stimmung der einheimischen Bevölkerung in Guangdong (Kanton) gegenüber den europäischen Ausländern war meist angespannt und verschlechterte sich stets nach tödlichen oder anderweitigen Zwischenfällen.[7] Dies war einer der Gründe, weshalb Pater Goville SJ, der Vorgesetzte Foucquets in Guangdong, hatte verhindern wollen, dass Foucquet einen Chinesen mit nach Europa nahm. Foucquet hatte in der Eile und unter diesen Umständen fast niemanden finden können, weshalb seine Wahl schließlich auf Hu fiel. Der Status der europäischen Missionare in China hing zudem vom chinesischen Kaiser ab. Nachdem 1722 Kaiser Kangxi gestorben war, der ihnen gegenüber eine einigermaßen tolerante Haltung eingenommen hatte, verschlechterten sich unter dessen Nachfolger, seinem Sohn Yongzhen, die Bedingungen für die europäischen Missionare. 1724 ordnete Kaiser Yongzhen die Ausweisung der katholischen Missionare an.[8][9]

Fragestellung, Erkenntnisinteresse und Methode

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Fragestellung und Erkenntnisinteresse

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Den Auslöser für diese Arbeit bildete ein Buch (1982)[10] John Witeks SJ (1933–2010), damals Professor an der Universität Georgetown, über Jean-François Foucquet SJ. Darin sind kurz die Ereignisse mit Hu geschildert und dies veranlasste Spence dazu, ihnen weiter nachzugehen.[11]

Spence lässt die zentrale Frage seines Buches durch die Hauptfigur Hu im ersten Kapitel mit der Überschrift „Die Frage“ selber stellen: „Warum hat man mich hier eingesperrt?“[12] Mit „hier“ ist die psychiatrische Klinik Charenton in Paris gemeint, das Hospiz der Barmherzigen Brüder, wo Hu zwei Jahre (1723–1725) verbringen musste. Einerseits geht es um eine Aufarbeitung der Ereignisse und Umstände, die dazu führten, dass der Chinese Hu Ruowang schließlich zwei Jahre in Charenton war. Dabei zeigte sich, dass auch Missverständnisse, kulturelle Verschiedenartigkeiten und Sprachbarrieren eine große Rolle spielten. Zudem geht es bei dieser Frage auch um die heikle Zuschreibung von «Verrücktheit» oder «Wahnsinn», die historisch und kulturell bedingt stets unterschiedlich ausfällt. Ersichtlich wird schließlich, wie eurozentristisch die Beurteilung von Hus Verhalten in Europa geprägt war und wie dies im Widerspruch zum jesuitischen Interesse in Übersee an lokalen Bräuchen und Vorstellungen stand.[13]

Quellen und Methode

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Unterlagen zu den Ereignissen rund um Hu und Foucquet finden sich in einigen großen Archiven wie den Archives nationales in Paris, in der Bibliotheca Apostolica Vaticana in Rom und der British Library in London.[14] Spence konsultierte die Unterlagen in diesen und anderen Institutionen. Eine zentrale Quelle bildete der „Récit Fidèle“, den Foucquet zu seiner Rechtfertigung verfasst hatte, nachdem Misstöne über sein Verhalten gegenüber Hu laut geworden waren. Dieser Bericht enthält zahlreiche Abschriften aus Briefen, die Foucquet geschrieben oder erhalten hatte.[15] Von Hu ist bis heute nur eine einzige Quelle überliefert, nämlich ein Brief, den er von Charenton aus 1725 an Foucquet schrieb und für dessen Übermittlung Pater Goville SJ gesorgt hatte. Ein weiterer Brief Hus ist untergegangen.[16] Weitere Quellen sind Berichte chinesischer Beamter, Pariser Polizeiakten und Unterlagen aus Charenton. Obwohl das Buch Hu in den Mittelpunkt zu stellen versucht, nimmt, bedingt durch die Quellenlage, Foucquets Stimme mindestens so viel Raum ein. Spence formuliert das Ergebnis folgendermaßen: „Ich bin nicht der Ansicht, dass Foucquet sich Hu gegenüber richtig verhalten hat, aber ich konnte zu dieser Einschätzung nur gelangen, weil Foucquet es zuließ. Deshalb bleibt er, auch wenn ich glaube, ihn erfolgreich gestellt zu haben, in gewisser Weise der Sieger.“[17]

Zuordnung zur Mikrogeschichte und zur Global Microhistory

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So unterschiedlich Kategorien wie „Mikrogeschichte“ und „Globalgeschichte“ manchmal verstanden werden, sprechen doch mehrere Merkmale der Methode und des vollendeten Buches für eine Zuordnung in beide dieser historiographischen Traditionen. Mittlerweile wird für die Kombination dieser beiden historischen Teilbereiche immer wieder der neue Begriff «Global Microhistory» verwendet, der von Tonio Andrade eingeführt worden ist, und wozu auch Spences Der kleine Herr Hu gerechnet werden kann.[18][13]

Quellenauswahl, Methode und Schreibstil zeugen vom mikrohistorischen Ansatz dieses Werks. Gemäß István M. Szijártós Ansicht sind drei Merkmale zentral für die Mikrogeschichte: eine detailreiche historische Untersuchung eines klar definierten, kleinen Untersuchungsgegenstandes; die Suche nach Antworten auf größere historische Fragen; und die Handlungsmacht (agency), die den Personen zugeschrieben wird. Francesca Trivellato sieht weitere Merkmale der Mikrogeschichte zudem im Fokus auf Primärquellen und eine synchrone Betrachtungsweise.[13] Mit dem Protagonisten Hu zeigt Spence eine außergewöhnliche Geschichte eines auf den ersten Blick unscheinbaren Mannes. Es ist nur von wenigen anderen Chinesen der damaligen Zeit bekannt, dass sie ebenfalls nach Europa und wieder zurück nach China reisten. Ein anderes bekanntes Beispiel ist Louis Fan (Fan Shouyi), der im Buch ebenfalls erwähnt wird.[19] In der Geschichte um Hu geht es um Einzelpersonen und deren Erlebnisse in diesen rund fünf Jahren. Es geht auch um Macht und Machtverhältnisse im Allgemeinen und darum, welche Handlungsmacht die Einzelpersonen haben oder nicht. Ebenfalls typisch für Werke der Mikrogeschichte ist ein romanhafter Schreibstil, wie er beispielsweise im Klassiker Der Käse und die Würmer (1976) von Carlo Ginzburg vorgelegt worden war und von vielen anderen bekannten Mikrohistorikern wie Natalie Zemon Davis vertreten wird. Für den Haupttext hat Spence all die Informationen, die er den Quellen entnommen hat, wie in einem Journal chronologisch nach Datum geordnet und mit einer Ortsangabe versehen. Darunter folgt, ebenfalls wie in einem Journal, die Beschreibung der Ereignisse. Kombiniert mit dem narrativen Erzählstil und den eingebauten Gedanken der Protagonisten, erleben die Lesenden die Geschichte Hus und Foucquets geradezu nach. Jeder Textabschnitt ist jeweils aus der Perspektive einer bestimmten Person geschrieben, meist Hu oder Foucquet, teilweise aber auch aus der Sicht anderer Involvierter. Die Nachvollziehbarkeit ist dennoch größtenteils gewährleistet, da Spence im Anhang in den Anmerkungen, geordnet nach Seitenzahlen, Auskunft zu den Quellen und eigenen Überlegungen gibt.

Nicht zuletzt geht es in Der kleine Herr Hu auch darum, wie diese Einzelgeschichten in größere, übergeordnete Strukturen verwoben sind, wie beispielsweise den lang andauernden Ritenstreit oder die Geschichte zwischen China und Europa allgemein und im Speziellen der Chinamission, der europäischen Expansion und der europäischen Kolonialgeschichte. Zwischen den Buchzeilen kommen Fragen des Kulturkontakts auf, der Möglichkeiten und Grenzen des gegenseitigen Austausches und Verstehens sowie kulturelle Unterschiede und daraus resultierende Missverständnisse. Anhand einiger Ausschnitte aus den Leben Hus und Foucquets wird beschrieben, wie in globalen Dimensionen geographische, sprachliche und kulturelle Grenzen von Individuen überschritten werden und gleichzeitig Grenzen bestehen bleiben.

Kritik und Rezeption

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Die Kritiken lobten allseits die ausgedehnte, profunde Quellenrecherche Spences für dieses Buch. Mit der Veröffentlichung seines Buches trug Spence aus Sicht des Sinologen Nicolas Standaert Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre zur Erweiterung der (europäischen) Geschichtsforschung über die Beziehungen China-Europa bei, indem er ein neues Element in den Blickwinkel rückte: Nicht nur Personen, die von Europa nach China gingen, zum Beispiel um Handel zu treiben oder zu missionieren, sondern auch Menschen aus China, die Europa besuchten, kamen zu Wort.[20] In mehreren Fachartikeln, in denen eine Verbindung der beiden Disziplinen Mikrogeschichte und Globalgeschichte diskutiert wird (unter anderem bei Francesca Trivellato,[13] Tonio Andrade[18] und Hans Medick), erscheint Der kleine Herr Hu als frühes Beispiel dafür, wie diese Verbindung gelungen umgesetzt werden kann und zu einem neuen Ansatz namens Global Microhistory führt. Der Mikrohistoriker Hans Medick betrachtet in seinen Überlegungen zu einer «Renaissance» der Mikrogeschichte im globalhistorischen Kontext und zu mikrohistorischen Arbeiten über China die Arbeit Spences Der kleine Herr Hu als Vorreiter eines neuen transkulturellen mikrohistorischen Ansatzes in Bezug auf Untersuchungen zum frühneuzeitlichen China. Tonio Andrade reiht Spences Der kleine Herr Hu und andere Bücher wie Natalie Zemon DavisLeo Africanus: Ein Reisender zwischen Orient und Okzident (Trickster Travels) bei mehreren Beispiele für Bücher ein, die mikrohistorische und biographische Ansätze mit interkulturellen und globalen Dimensionen verknüpfen. Derartige Bücher erreichen seiner Ansicht nach ein breiteres Publikum, weil der Fokus auf Menschen die Disziplin der Geschichte wieder zum Leben erwecke.[18]

Im für die Mikrogeschichte typisch romanhaften Schreibstil gelingt es Spence, die Orte, die er beschreibt, zum Leben zu erwecken. Er beschreibt, wie die Städte aufgebaut sind, welche Wege die Protagonisten genommen haben mögen, wie das tägliche Leben aussah. Rezensionen zu diesem Werk finden sich nicht nur in Fachzeitschriften, sondern auch in verschiedenen Zeitungen wie der Los Angeles Times,[21] der New York Times[22] oder der Wochenzeitschrift Zeit.[23] Gleichzeitig versäumt es Spence, seine Figuren explizit in ihre historische Zeit und Kulturräume einzuordnen und damit versuchsweise ihr Verhalten zu erklären, wie beispielsweise Bruce Mazlish kritisiert. Damit wird zwar die Vorstellungskraft der Lesenden angeregt, dies trägt jedoch wenig zu historischer Erkenntnis bei. Wie unterschieden sich beispielsweise europäische und chinesische Vorstellungen im 18. Jahrhundert in Bezug auf Eigentum, in Bezug auf das Verhältnis und die Rolle von Frauen und Männern in der Öffentlichkeit oder in der Wahrnehmung von «Verrücktheit»?[24] In mehreren Kritiken wird bemängelt, dass diese zusätzlichen Informationen fehlten und eine Synopsis mit eigenen Interpretationen seitens Spence nicht vorhanden sei.[20] Stattdessen bleibe Spence in diesem Buch bei den Ansichten und Wahrnehmungen seiner Quellen und Protagonisten stehen.[24]

Der romanhafte Schreibstil und die gleichzeitige Kritik an einer fehlenden historischen Einordnung ist an eine weitere Kritik gekoppelt. Bruce Mazlish wirft die Frage auf, ob Der kleine Herr Hu tatsächlich ein historisches Sachbuch sei oder ob es sich nicht eher um einen historischen Roman handle, oder ob sogar weder noch zutreffe und Der kleine Herr Hu schlicht ein guter Roman sei.[24] Mazlish spitzt die Frage darauf zu, ob es einen Unterschied mache, ob man Der kleine Herr Hu als (historische) Fiktion betrachte oder nicht. Auch Mazlish schätzt die profunde Quellenrecherche und Spences Arbeit. Seiner Ansicht nach braucht es aber, damit ein Text als historische Arbeit gelten kann, auch fundierte Spekulationen der Historiker und eine Einordnung in die jeweilige historische Zeit. Für die Charakterisierung des Genres des historischen Romans beruft sich Mazlish auf den Literaturwissenschaftler Georg Lukács. Lukács sieht eine Besonderheit des historischen Romans darin, dass die Personen und Geschichten als individuelles Ergebnis ihrer konkreten historischen Zeit dargestellt werden und die sozialen Umstände und Motive der Menschen durch die Lesenden nacherlebt werden können. Mazlish vermisst bei Der kleine Herr Hu diese Einordnung in die konkrete historische Zeit und Kultur und das Stellen von größeren Fragen, weshalb er Spences Buch nicht als historischen Text betrachtet. Nichtsdestotrotz betont Mazlish seine Hochachtung vor Spence als Wissenschaftler und vor seiner Arbeit und bezeichnet Der kleine Herr Hu als wunderbar geschriebenes Buch, das auf «eleganter Gelehrsamkeit» beruhe.[24]

Literatur

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Werkausgaben

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Englisch:

  • The Question of Hu, New York: Vintage Books, 1989.
  • The Question of Hu, New York: Alfred A. Knopf, 1988.

Deutsch:

  • Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. Aus dem Amerikanischen von Susanne Ettl, Ungekürzte Ausgabe. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993.
  • Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. Aus dem Amerikanischen von Susanne Ettl. Carl Hanser Verlag, München 1990.

Italienisch:

  • L’enigma di Hu. Traduzione di Mara Caira (Biblioteca Adelphi 256). Adelphi, Milano 1992.

Chinesisch:

  • 胡若望的疑問 / Hu Ruowang de yi wen, Guilin : Guangxi shi fan da xue chu ban she, 2014.

Weitere Literatur

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  • Bruce Mazlish: The Question of the Question of Hu. In: History and Theory, Vol. 31, No. 2, 1992, S. 143–152.
  • Carlo Ginzburg, Carlo Poni: Il nome e il come. Scambio ineguale e mercato storiografico. In: Quaderni Storici, Vol. 14, No. 40 (1), 1979, S. 181–190 (englische Übersetzung von Eren Branch: The Name and the Game. Unequal Exchange and the Historiographic Marketplace; in: Edward Muir, Guido Ruggiero (Hrsg.): Microhistory and the Lost Peoples of Europe. Translation Eren Branch. Selections from Quaderni Storici, The Johns Hopkins University Press, Baltimore/London 1991).
  • John W. Witek: Controversial Ideas in China and in Europe. A Biography of Jean-François Foucquet, S.J. (1665–1741) (= Bibliotheca Instituti Historici S.I. 43). Institutum Historicoum S.I., Rom 1982.
  • Nicolas Standaert: Review on Spence’s Book The Question of Hu, in: The Journal of Asian Studies, Vol. 49, No. 1, S. 136–137.
  • Sigurður Gylfi Magnússon, István M. Szijártó: What is Microhistory? Theory and Practice. Routledge, Oxon (GB) / New York 2013.
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Einzelnachweise

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  1. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. Aus dem Amerikanischen von Susanne Ettl. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993, S. 38–39.
  2. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 112–119.
  3. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 140–142.
  4. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 144–148.
  5. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 148.
  6. Klaus Hock, Claudia v Collani: Ritenstreit. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. (brillonline.com [abgerufen am 23. August 2019]).
  7. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 22–23, 31, 137.
  8. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 137.
  9. P. T. M. Ng, A. C. C. Lee, H. Seiwert, H. Schmidt-Glintzer: China. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. (brillonline.com [abgerufen am 23. August 2019]).
  10. John W. Witek: Controversial Ideas in China and in Europe. A Biography of Jean-François Foucquet, S.J. (1665–1741). Institutum Historicum S.I., Rom 1982.
  11. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 9.
  12. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 18.
  13. a b c d Francesca Trivellato: Is There a Future for Italian Microhistory in the Age of Global History? In: California Italian Studies. Band 2, Nr. 1, 2011 (escholarship.org [abgerufen am 23. August 2019]).
  14. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. S. 10.
  15. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 12–14.
  16. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. Aus dem Amerikanischen von Susanne Ettl. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993, S. 14, 134, 140–142.
  17. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 15.
  18. a b c Tonio Andrade: A Chinese Farmer, Two African Boys, and a Warlord: Toward a Global Microhistory. In: Journal of World History. Band 21, Nr. 4, 2010, ISSN 1045-6007, S. 573–591, JSTOR:41060851.
  19. Jonathan D. Spence: Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris. S. 30.
  20. a b Nicolas Standaert: Review of The Question of Hu. In: The Journal of Asian Studies. Band 49, Nr. 1, 1990, ISSN 0021-9118, S. 136–137, doi:10.2307/2058465, JSTOR:2058465.
  21. Steven Englund: The Faith Yes, Europe No. ‘The Question of Hu’ by Jonathan D. Spence (Alfred A. Knopf: $18.95; 187 pp.; 0-394-57190-8). In: Los Angeles Times. 20. November 1988, abgerufen am 5. August 2019 (amerikanisches Englisch).
  22. Angeline Goreau: Travels of an Exasperating Man. In: The New York Times. 18. Dezember 1988, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 5. August 2019]).
  23. Tilman Spengler: Der Büchsenspanner. In: Die Zeit. 6. April 1990, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 5. August 2019]).
  24. a b c d Bruce Mazlish: The Question of the Question of Hu. In: History and Theory. Band 31, Nr. 2, 1992, ISSN 0018-2656, S. 143–152, doi:10.2307/2505593, JSTOR:2505593.