Chevaline ist eine französische Gemeinde im Département Haute-Savoie in der Region Auvergne-Rhône-Alpes.

Chevaline
Chevaline (Frankreich)
Chevaline (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Auvergne-Rhône-Alpes
Département (Nr.) Haute-Savoie (74)
Arrondissement Annecy
Kanton Faverges-Seythenex
Gemeindeverband Sources du Lac d’Annecy
Koordinaten 45° 46′ N, 6° 13′ OKoordinaten: 45° 46′ N, 6° 13′ O
Höhe 503–2176 m
Fläche 14,16 km²
Einwohner 189 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 13 Einw./km²
Postleitzahl 74210
INSEE-Code

Geographie

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Chevaline liegt auf 523 m westlich von Faverges etwa 17 Kilometer südsüdöstlich der Stadt Annecy. Das Dorf erstreckt sich in einer breiten Talebene südlich des Lac d’Annecy am Nordfuß der zum Massiv der Bauges gehörenden Montagne du Charbon am Eingang in das Tal des Baches Ire.

Die Fläche des 14,16 km² großen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt des Massivs der Bauges. Der nördlichste Teil des Gebietes wird von der Talebene bei Doussard eingenommen. Nach Süden erstreckt sich das Gemeindeareal in einem langen schmalen Streifen weit in den Regionalen Naturparks Massif des Bauges hinein, wobei die gesamte westliche Talseite des Ruisseau de l’Ire zu Chevaline gehört. Es ist ein noch heute weitgehend unberührtes, wildes Tal, in dem 1893 der letzte Bär des Départements Haute-Savoie erlegt wurde. Die westliche Grenze verläuft dabei auf den schroffen Kalkgipfeln der Montagne de Charbon (auf der Pointe le Banc Plat 1907 m). Ganz im Süden wird auf dem Gipfel des Mont Trélod mit 2181 m die höchste Erhebung von Chevaline erreicht.

Nachbargemeinden von Chevaline sind Doussard im Norden und Osten, Jarsy und Doucy-en-Bauges im Süden sowie Bellecombe-en-Bauges im Westen.

Geschichte

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Antike, Mittelalter und frühe Neuzeit

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Die ältesten bekannten Zeugnisse menschlicher Siedlungen im Gebiet der heutigen Gemeinde Chevaline sind Überreste aus gallorömischer Zeit, die im 20. Jahrhundert in dem Weiler Loche entdeckt wurden.[1] Erstmals urkundlich erwähnt wird Chevaline im 12. Jahrhundert unter dem Namen Caballina. Die Kirche des Dorfs wird in einer Bulle des Papstes Eugen III. aus dem Jahr 1145 genannt, in der die Zugehörigkeit der Pfarrstelle zum Priorat von Talloires bestätigt wird. Wie die Nachbarorte Doussard und Lathuile gehörte die Ortschaft zur Herrschaft Rouange, die dem Grafen von Duingt gehörte. Der größte Teil des Grunds war jedoch im Besitz mehrerer Klöster. So überließ im 13. Jahrhundert Raymond de Duingt die Bergweiden am Col de Chérel der Abtei Hautecombe; diejenigen des Mont Trélod wurden der Kartause von Aillon abgetreten, der im 18. Jahrhundert fast die Hälfte des Bodens in Chevaline gehörte. 1443 zählte Chevaline 11 Haushalte. Einen Hinweis auf die wirtschaftlich schwache Lage der Gemeinde liefern Berichte von Inspektionen der Kirche durch geistliche Amtsträger, die vom 15. bis zum 17. Jahrhundert durchgehend den schlechten Zustand des Kirchengebäudes beklagten und von den Bewohnern Renovierungsarbeiten verlangten.[1]

Ab dem 19. Jahrhundert

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1802 wurden die Pfarrbezirke Chevaline und Doussard zusammengelegt und die Kirche von Chevaline zur Kapelle herabgestuft.[2] 1824 wurde im Zentrum des Dorfs ein Brotofen gebaut. Nachdem Savoyen infolge des Vertrags von Turin 1860 Teil von Frankreich geworden war, wurde 1865 in Chevaline ein Rathaus errichtet, 1892 eine Schule.[3] In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde im Tal der Ire ein Hammerwerk betrieben.

Der Wald der Ire-Schlucht (Combe d’Ire) wurde erst durch eine 1937 angelegte Forststraße forstwirtschaftlich erschlossen.[1]

Morde von 2012

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Internationale Aufmerksamkeit erlangte Chevaline im Jahr 2012 als Tatort eines Vierfachmords, dem drei Mitglieder einer britisch-irakischen Urlauberfamilie sowie ein einheimischer Radfahrer zum Opfer fielen.[4] Ein zwischenzeitlich in England festgenommener Verdächtiger[5] aus dem familiären Umfeld des getöteten Familienvaters wurde ohne Anklage wieder freigelassen[6][7][8]. Trotz jahrelanger Ermittlungen mit mehreren Festnahmen[9][10] ist der Fall bisher ungeklärt (Stand: Mai 2024).[11] In deutschsprachigen Medien wurde die Affäre teilweise als Annecy-Morde bezeichnet.[6]

Bevölkerung

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Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2011 2020
Einwohner 78 66 69 73 135 196 203 195
Quellen: Cassini und INSEE

Mit 189 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) gehört Chevaline zu den bevölkerungsärmsten Gemeinden des Départements Haute-Savoie. In der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm die Einwohnerzahl aufgrund starker Abwanderung kontinuierlich ab. Während 1861 in Chevaline noch 152 Einwohner gezählt wurden, waren es 1968 nur noch 66. Seit Beginn der 1980er Jahre wurde jedoch wieder eine deutliche Bevölkerungszunahme verzeichnet.

Sehenswürdigkeiten

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Die ehemalige Pfarrkirche von Chevaline und heutige Sankt-Martins-Kapelle (Chapelle Saint-Martin) wurde von dem Kunsthistoriker Raymond Oursel auf das 17. Jahrhundert datiert. 1607 stattete Franz von Sales ihr einen Besuch ab. Der von einem Kirchfriedhof umgebene Bau ist einschiffig mit einer nach Norden abgehenden Seitenkapelle. Sie entspricht vermutlich einer dem Hl. Blasius gewidmeten Kapelle, die der Pfarrer Jean-François Barrucand 1648 errichten ließ. Ein 1750 erneuerter Glockenturm wurde später durch den heutigen Dachreiter ersetzt.[2]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Chevaline war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein vorwiegend durch die Landwirtschaft und Forstwirtschaft geprägtes Dorf. Heute gibt es verschiedene Betriebe des lokalen Kleingewerbes. Ansonsten ist das Dorf mittlerweile überwiegend eine Wohngemeinde. Viele Erwerbstätige sind Wegpendler, die in den größeren Ortschaften der Umgebung ihrer Arbeit nachgehen.

Die Ortschaft liegt abseits der größeren Durchgangsstraßen, ist aber von der Route nationale 508, die von Annecy nach Albertville führt, via Doussard leicht erreichbar. Weitere Straßenverbindungen bestehen mit Lathuile und dem Col de Chérel.

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Commons: Chevaline – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Présentation de la commune de Chevaline. In: Inventaire Général du Patrimoine Culturel. Region Auvergne-Rhône-Alpes, abgerufen am 6. Februar 2021 (französisch).
  2. a b Chapelle Saint-Martin (ancienne église paroissiale). In: Inventaire Général du Patrimoine Culturel. Region Auvergne-Rhône-Alpes, abgerufen am 6. Februar 2021 (französisch).
  3. Chevaline. In: Inventaire Général du Patrimoine Culturel. Region Auvergne-Rhône-Alpes, abgerufen am 6. Februar 2021 (französisch).
  4. Dossier: Vierfachmord von Chevaline. Tagesanzeiger.ch, 24. Juni 2013, abgerufen am 15. Januar 2014.
  5. Vierfachmord von Annecy: Polizei nimmt Bruder des getöteten Familienvaters fest. FAZ.net/AFP, 24. Juli 2013, abgerufen am 15. Januar 2014.
  6. a b Annecy-Morde: Bisheriger Hauptverdächtiger wieder frei. ORF.at, 15. Januar 2014, abgerufen am 15. Januar 2014.
  7. Keine Anklage gegen Verdächtigen im Vierfach-Mord von Annecy. FAZ.net/AFP, 15. Januar 2014, abgerufen am 15. Januar 2014.
  8. Chevaline : le frère n'est pas inculpé, faute de preuves. Le Nouvel Observateur, 15. Januar 2014, abgerufen am 15. Januar 2014 (französisch).
  9. Vierfachmord in den Alpen: Tatverdächtiger soll mit Waffen gehandelt haben. Spiegel Online, 19. Februar 2014, abgerufen am 19. Februar 2014.
  10. Margaux d’Adhémar: Tuerie de Chevaline : garde à vue levée pour le témoin, « aucune charge » retenue contre lui. In: lefigaro.fr. 13. Januar 2022, abgerufen am 13. Januar 2022 (französisch).
  11. Antoine Bouchet: Tuerie de Chevaline : de nouvelles expertises ADN ordonnées. In: lepoint.fr. 29. Mai 2024, abgerufen am 29. Mai 2024 (französisch).