Charulata – die einsame Frau

Film von Satyajit Ray (1964)

Charulata – die einsame Frau (Bengalisch: চারুলতা, Cārulatā) ist ein indischer Spielfilm von Satyajit Ray aus dem Jahr 1964. Er entstand nach der Erzählung Nastanir von Rabindranath Thakur.

Film
Titel Charulata – die einsame Frau
Originaltitel চারুলতা
(Charulata)
Produktionsland Indien
Originalsprache Bengalisch
Erscheinungsjahr 1964
Länge 112 Minuten
Stab
Regie Satyajit Ray
Drehbuch Satyajit Ray
Produktion R. D. Bansal
Musik Satyajit Ray
Kamera Subrata Mitra
Schnitt Dulal Dutta
Besetzung

Handlung

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Charulata lebt im 19. Jahrhundert mit ihrem Mann Bhupati, einem wohlhabenden politischen Verleger, in einer großen Villa in Kolkata. Seine Arbeit nimmt seine ganze Zeit in Anspruch und Charulata kämpft gegen die Langeweile mit Handarbeit, Lesen und Passantenbeobachten.

Um seiner Frau Zerstreuung und sich Entlastung zu verschaffen, lädt er Charulatas Bruder und dessen Frau ein. Der Bruder wird als Manager und Prokurist des Verlags angestellt. Während eines plötzlichen Sturmes taucht auch noch unerwartet der Bruder Bhupatis, der unbedarfte und leichtlebige Literaturstudent Amal, auf.

Bhupati beauftragt Amal, sich um Charulata zu kümmern und ihre verborgenen literarischen Talente zu fördern. Sie solle aber nichts von der geplanten Gezieltheit der Betreuung merken. Amal nimmt sich der Aufgabe an und verbringt den Großteil der Freizeit mit Charulata und philosophisch-literarischen Gesprächen. Praktisch geht er mit eigenen Versen als Beispiel voran und doch als er versucht, sie zum Schreiben anzuregen, ist sie zögerlich. Im Garten des Hauses entdeckt Charulata ihre plötzliche emotionale Freiheit und ihre Zuneigung zu Amal. Ehrgeizig strebt Amal eine Veröffentlichung seiner Aufzeichnungen an.

Bhupati gibt an Amal ein Heiratsangebot (Tochter eines Rechtsanwalts) weiter, auf das dieser unwillig reagiert. Charulata ist, wohl in der Hoffnung, im Haus des älteren Bruders Bhupati dann als Großfamilie zusammenleben zu können, hellauf begeistert. Sein Bruder versucht es Amal schmackhaft zu machen, indem er ihm einen vom künftigen Schwiegervater bezahlten Auslandsaufenthalt verspricht. Sie fabulieren, was man da in Europa so alles sehen könnte, doch Amal gibt Bengalen den Vorzug.

Von der erfolgreichen Veröffentlichung von Amals Aufzeichnungen angespornt, greift sie selbst insgeheim zur Feder und lässt ihre Lebenserinnerungen in Form einer Kurzgeschichte publizieren.

Bhupati feiert mit Gleichgesinnten den Sieg der Liberalen bei einer britischen Parlamentswahl. Er ist davon überzeugt, dass diese ohne die Vorträge ihres Landmannes Raja Ram Mohan Roy keine Chance gehabt hätten, weshalb eigentlich Roy gefeiert werden müsste. Zur gleichen Zeit sinniert Amal mit Charulata wie viele Bengalen wohl ins Ausland gehen und dass Bristol (Anm.: wo Ram Mohan Roy starb) ja so weit weg sei. Charulatas Bruder reist unterdessen unter einem Vorwand mit seiner Frau ab. Bhupati wird für die literarische Veröffentlichung seiner Frau (von der er nichts wusste) von seinen politischen Freunden bejubelt. Am nächsten Tag entdeckt Bhupati, dass sein Schwager als Prokurist massiv Geld unterschlagen und seinen Verlag ruiniert hat.

Heimlich verlässt Amal des Nachts das Haus, da er bemerkt hat, dass sich Charulata durch die Intensivbetreuung in ihn verliebt hat, und er seinen Bruder nicht verletzen möchte. Charulata ist über die Neuigkeit entsetzt. Als ein Brief von Amal später seinen Aufenthalt preisgibt und Bhupati Charulata fürchterlich weinen sieht, bemerkt er ihre wahren Gefühle für Amal und er verlässt das Haus.

Nach Tagen kehrt Bhupati zurück und reicht sich zögerlich mit Charulata die Hand.

Hintergrund

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Charulata wurde am 17. April 1964 veröffentlicht.[1]

Kritiken

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„Die politischen Aspekte der Geschichte treten hinter den psychologischen zurück. Geprägt vom Bekenntnis zu Wahrheit, Redlichkeit und gegenseitigem Vertrauen, vermittelt der Film eine ernstzunehmende Aussage über die Beschaffenheit menschlicher Beziehungen.“

Lexikon des internationalen Films[2]

„Eine monumentale Dreiecksgeschichte, die ehrbar endet, ein kunsthandwerkliches Museumsstück schon heute. Die einsame Frau ist eine vornehme, von ihrem Mann, der nur die Herausgabe seiner Zeitung und die Politik im Kopf hat, vernachlässigte Inderin: Sie verbringt ihre Tage in Demut und Langeweile. Bis der Bruder ihres Mannes auftaucht, ein Dichter. Seine Lebenslust steckt sie an, sie sehnt sich nach etwas anderem. Doch bevor es soweit kommt, besinnt sich der Ehemann und reist der Dichter wieder ab. Ray hat das mit unerschöpflicher Geduld inszeniert, keine Nuance des sich nur mühsam anbahnenden und dann doch nicht stattfindenden Ehedramas läßt er sich entgehen. Da der Film um die Jahrhundertwende spielt, erfährt man immerhin etwas von der damaligen bengalischen Mode und Innenarchitektur.“

Uwe Nettelbeck in der Zeit vom 9. Juli 1965[3]

„Berufs- und Eheprobleme eines indischen Zeitungsverlegers in einer breiten, menschlichen Darstellung, die ihren Zauber aus der großen Ruhe gewinnt, die dieser Film ausstrahlt. Für Zuschauer ab 16 ein menschlicher Gewinn.“

Auszeichnungen

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Einzelnachweise

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  1. banglalive.com (Memento vom 10. Dezember 2007 im Internet Archive)
  2. Charulata – die einsame Frau. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 27. Januar 2018.
  3. Die Berliner Filmfestspiele im Jahre Null. In: Die Zeit, Nr. 28/1965
  4. Kritik Nr. 271/1965