Bor u Tachova

Gemeinde in Tschechien

Bor (deutsch Haid oder Hayd[3]) ist eine Stadt im Okres Tachov in Tschechien.

Bor
Wappen von Bor u Tachova
Bor u Tachova (Tschechien)
Bor u Tachova (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Plzeňský kraj
Bezirk: Tachov
Fläche: 11652,6187[1] ha
Geographische Lage: 49° 43′ N, 12° 47′ OKoordinaten: 49° 42′ 42″ N, 12° 46′ 35″ O
Höhe: 472 m n.m.
Einwohner: 5.191 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 348 02
Kfz-Kennzeichen: P
Verkehr
Bahnanschluss: Domažlice–Tachov
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 22
Verwaltung
Bürgermeister: Petr Myslivec (Stand: 2010)
Adresse: Náměstí Republiky 1
348 02 Bor
Gemeindenummer: 560758
Website: www.mubor.cz
Bor
Rathaus

Geographische Lage

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Die Stadt liegt im westlichen Böhmen, 14 Kilometer südöstlich von Tachov (deutsch Tachau).

Geschichte

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St.-Nikolaus-Kirche
 
Schloss Haid

Ratmír I. ze Skviřína,[4] Ahnherr der späteren Herren von Schwanberg und Kämmerer des Pilsner Kreises, gründete vor 1250 eine Siedlung an einem Weg, der von Mies zur Grenzfestung Pfraumberg führte. Sein gleichnamiger Sohn Ratmír II. ze Skviřína und dessen Sohn Bohuslaus I. ze Skviřína[5] errichteten ein Kastell, das erstmals im Jahr 1263 urkundlich als Haid bzw. tschechisch als Bor erwähnt und später zu einer Wasserburg erweitert wurde. Die tschechische Namensform Bor wurde vermutlich wegen der umliegenden Kiefernwälder gewählt. Seit 1285 führte Bohuslaus I. den Namenszusatz de Bor.[6]

Das Kastell bildete zusammen mit den Burgen Taus, Pfraumberg und Tachau einen Befestigungsgürtel entlang der Grenze zur Oberpfalz.[7] Das um die Wasserburg entstandene Dorf stieg vor 1369 zu einem Untertanenstädtchen auf, in dem 1391 nach dem Vorbild der Prager Altstadt Recht gesprochen wurde. Nachdem die Schwanberger ab der Mitte des 14. Jahrhunderts auf der Burg Schwanberg bei Krasíkov[8] residierten, verfiel das Kastell. 1430 wurde es erfolglos von den Hussiten belagert und 1454 als verlassen bezeichnet.

Nachdem 1505 Johann von Schwanberg die Burg erneuern ließ, wurde sie zur Residenz einer Nebenlinie, deren Angehörige dem Städtchen mehrere Privilegien erteilten. Um 1600 ließen sie die Burg zu einem Renaissanceschloss umbauen, und 1602 erteilten sie dem Städtchen ein Wappen. Johann Wilhelm von Schwanberg, der letzte seines Geschlechts aus der Haider Linie, verkaufte Haid 1650 an den Generalmajor Sigismund Friedrich von Götzen (1622–1661)[9][10]. Als kaiserlich-königlicher Kammerherr und Landratsbeisitzer im Königreich Böhmen begründete er die katholische böhmische Linie der Reichsgrafen von Götzen. Während seiner Herrschaft erfolgte eine schrittweise Eindeutschung von Haid und Umgebung; 1654 wurde Haid zur Stadt erhoben.

Im Jahr 1720 gelangte Haid an die aus Süddeutschland stammenden Fürsten von Löwenstein. 1726 verursachte ein Brand große Schäden, dem auch das Rathaus und das Stadtarchiv zum Opfer fielen. Im 18. Jahrhundert bauten die Fürsten von Löwenstein das Renaissance-Schloss barock um. Ein weiterer Umbau erfolgte im 19. Jahrhundert im Stil der Neugotik. 1843 bestand Haid aus 243 Häusern und mehr als 1600 vorwiegend deutschen Einwohnern, deren wirtschaftliche Basis die Land- und Forstwirtschaft, die Fischzucht sowie die Töpferei waren. Zur Herrschaft Haid gehörten neben Haid und Neustadtl 30 Dörfer.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Haid 1919 der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen. Aufgrund des Münchner Abkommens gehörte Haid von 1938 bis 1945 zum Landkreis Tachau, Regierungsbezirk Eger, im Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reichs. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt schwer beschädigt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben und die Fürsten von Löwenstein enteignet.[11]

Im Jahr 1989 sollte in der Nähe des Ortsteils Kurojedy ein Mittelwellensender für den tschechoslowakischen Auslandsrundfunk entstehen. Der Bau der Anlage wurde nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes aufgegeben. Am Standort existieren noch heute Relikte in Form von Betonfundamenten.[12]

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1785 k. A. 222 Häuser einschließlich der Vorstadt[13]
1830 1460 in 274 Häusern,[14] nach anderen Angaben in 280 Häusern[15]
1837 1582 in 280 Häusern[16]
1843 über 1600 meist deutsche Einwohner
1921 1853 davon 1772 deutsche Einwohner[17]
1930 1943 [18]
1939 1942 [18]
Einwohnerzahlen seit 1970[19]
Jahr 1970 1980 1991 2001 2003
Einwohner 3416 3832 3787 3961 4025

Partnerstädte

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Partnerschaften gibt es mit folgenden Kommunen:[20]

Sehenswürdigkeiten

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  • Schloss Haid (Zámek Bor u Tachova) mit Aussichtsturm
  • Die St.-Nikolaus-Kirche (Kostel sv. Mikuláše) wurde erstmals 1282 urkundlich erwähnt. 1739–1750 wurde sie neu errichtet. Den Hauptaltar schuf der Bildhauer Johann Christoph Artschlag aus Neustadtl[21]
  • Die dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Kapelle entstand vor 1515. Sie beherbergt u. a. die Gruft der Fürsten von Löwenstein
  • Die im 18. Jahrhundert errichtete St.-Wolfgang-Kirche wurde im Rahmen der Josephinischen Reformen säkularisiert. Danach diente sie als Kornspeicher, der in den 1960er Jahren devastiert wurde.
  • Die Wallfahrtskirche Maria Loretto in der Nähe des Schlosses wurde 1668 von Isabella, der Witwe des Siegmund Friedrich von Götzen (Tochter des Adam Erdmann Trčka von Lípa) errichtet.
  • Rathaus mit dem Stadtwappen und einer Statue der Jungfrau Maria.
  • Mehrere barocke Bildstöcke

Ortsteile

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Die Stadt gliedert sich in 22 Ortsteile:[22] Bezděkov (Wesigau), Boječnice (Woschnitz), Bor (Haid), Borovany (Turban), * Čečkovice (Eschowitz), Damnov (Damnau), Doly (Tholl) mit Lukavice (Lukawetz), Hlupenov (Neuhäusl), Holostřevy (Hollezrieb), Kosov (Gossau), Kurojedy (Juratin), Lhota (Elhotten), Lužná (Lusen), Málkovice (Malkowitz), Malovice (Mallowitz), Muckov (Mutzken), Nová Hospoda (Neuwirtshaus I), Nový Dvůr (Neuhof), Ostrov (Ostrau), Skviřín (Speierling), Velká Ves (Sinzendorf), Vysočany (Weschekun).

Grundsiedlungseinheiten sind Bezděkov, Boječnice, Bor, Borovany, Čečkovice, Damnov, Doly, Holostřevy, Kosov, Kurojedy, Lhota, Lužná, Málkovice, Malovice, Muckov, Nová Hospoda, Nový Dvůr, Ostrov, Skviřín, Velká Ves, Vysočany I und Vysočany II.[23]

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Bezděkov u Damnova, Boječnice, Bor u Tachova, Borovany u Boru, Čečkovice, Damnov, Doly u Boru, Holostřevy, Kosov u Boru, Kurojedy, Lhota u Tachova, Lužná u Boru, Málkovice, Ostrov u Tachova, Skviřín, Velká Ves u Damnova und Vysočany u Boru.[24]

Persönlichkeiten

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Literatur

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Commons: Bor u Tachova – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Územně identifikační registr ČR: Obec Bor – podrobné informace, tschechisch
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Hayd. In: Reichspost, 8. Mai 1897, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpt
  4. Die mitunter anzutreffende Übersetzung „von Speierling“ ist irreführend, da ein Adelsgeschlecht dieses Namens nicht nachweisbar ist.
  5. Es handelt sich um Vater und Sohn, beide nacheinander Burggrafen zu Pfraumberg. Die Angabe bei v. Prochazka 1973 S. 276, Ratmir II. und Bohusaus I. seien Brüder gewesen, hält einer Überprüfung nicht stand.
  6. CMS-RBM II S. 586 Nr. 1358.
  7. Lillian Schacherl: Böhmen. Kulturbild einer Landschaft. Prestel Verlag München 1966, S. 108 f.
  8. Burg Švamberk bzw. Krasíkov auf www.hrady.cz
  9. Rudolf Johann Graf Meraviglia-Crivelli: Die Wappen des böhmischen Adels (= J. Siebmacher’s großes Wappenbuch. Band 30). Reprografischer Nachdruck von Siebmachers Wappenbuch, IV. Band, 9. Abt. Nürnberg 1886. Bauer & Raspe, Neustadt an der Aisch 1979, ISBN 3-87947-030-8, S. 124, (historie.hranet.cz PDF).
  10. Wird im Handbuch der historischen Stätten vermutlich irrtümlich als Johann Sigismund von Götzen bezeichnet.
  11. Franz-Josef Sehr: Vor 75 Jahren in Obertiefenbach: Die Ankunft der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2021. Limburg 2020, ISBN 978-3-927006-58-4, S. 125–129.
  12. radioklub.senamlibi.cz (tschechisch)
  13. Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 9: Pilsner Kreis. Prag und Wien 1788, S. 152–153, Ziffer 1) (books.google.de).
  14. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 202, Ziffer 10, unten (books.google.de).
  15. Carl E. Rainold: Taschen-Reise-Lexikon für Böhmen. Prag 1833, S. 178 (books.google.de).
  16. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 6: Pilsner Kreis. Prag 1838, S. 157 (books.google.de).
  17. Genealogie-Netz Sudetenland
  18. a b Michael Rademacher: Landkreis Tachau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  19. Czech Statistical Office (CZSO): Tschechische Bevölkerungsstatistik (englisch)
  20. Partnerská města – Pleystein a Wernberg-Köblitz. Město Bor, abgerufen am 29. August 2019 (tschechisch).
  21. Johann Christoph Artschlag (PDF).
  22. uir.cz
  23. uir.cz
  24. uir.cz