Warum sich hier alle duzen (?)


In vielen deutschsprachigen Online-Foren kommt das Siezen hauptsächlich als Ausdruck einer deutlichen, schroffen Distanzierung vom Diskussionspartner vor.

Eine sehr hinterfragwürdige Aussage im gleichnamigen Artikel, die anhand angeblich „vieler deutschsprachiger Foren“ erst einmal überzeugend belegt werden sollte. Sozialpsychologische Untersuchungen, die sich gerade mit Hemmschwellenabsenkungen im anonym diskutierenden Duz-Jargon befassen, sprechen eine andere Sprache. Quellenangaben über diese Analysen werde ich hier nicht anführen – diese seien vielmehr, trotz eines gut gemeinten „Seit-nett-zueinander-Aufrufs“, dem Verfasser vom zitierten Passus überlassen.

Sollte eine von mir hier oder anderenorts erwartete Antwort ausbleiben: Ich reagiere grundsätzlich nicht auf Erstkontakte im Duz-Ton – auch weder in irgendeiner öffentlichen Anhörung noch in irgendeinem Fachseminar mit (noch) unbekannten Teilnehmern. So übrigens auch die überwiegenden Auffassungen derjenigen aus meinem persönlichen Umfeld, die zwar sehr gerne für Wikipedia schreiben würden, aber von dessen Duz-Jargon definitiv abgeschreckt werden!

Nach mehrmaligem freundlichen Gedankenaustausch mit einem Wikipedia-Benutzer bin ich hier gerne zu einem Wechsel in die vertrautere Anredeform bereit.--Tympanus (Diskussion) 09:55, 17. Jun. 2019 (CEST)



Der nachfolgende und seinerzeit (2010 ) als Übung entworfene Aufsatz verbindet meine wichtigsten ersten Wiki-Formatierungen mit einem mich besonders interessierenden Thema:


Nicht nur gegenwärtig aktuell:

Die "Bagdad"- oder "Parther"-Batterie


Zum physikalischen Nimbus eines frühen Mythos


Bleiben metallkundliche Untersuchungen der antiken Parther-Tongefäße ausschließlich Fachwissenschaftlern vorbehalten? Fakt ist, dass drei ihrer auffälligsten Komponenten – eine Kupferröhre, der von ihr umgebene Eisenstab sowie eine bitumenartige Fixier- und Stopfenmasse – sich mit dem grundsätzlichen Aufbau einer Eisen-Kupfer-Batterie parallelisieren lassen. Ein physikalisch-chemisches System, das fast jeder technisch interessierte Laie begreift, über dessen Grundlagen er vielleicht noch im Schuluntericht gehört hat.

Es wird behauptet, dass diese Tonbehälter der besonderen Art selbst mit Obstsäure (einem nicht minder sonderbaren Elektrolyten) seinerzeit – auf einem vergleichsweise technisch wenig anspruchsvollen kulturellen Niveau – möglicherweise als Batterien gedient haben. Allerdings klaffen die Auffassungen über die mit solchem System tatsächlich erzielbare Zellenspannung weit auseinander. Wer dazu über veröffentlichte Angaben liest und staunt, trifft auf Spannungen zwischen 0,1 und 2 Volt. Grund genug, sich mit dem Thema technischer Reproduzierbarkeit näher zu befassen.


Ein galvanisches Zellenmodell im Maßstab 1:2

Publizierte Informationen über die originalen Funde beziehen sich auf Kupferröhren von ungefähr 7 bis 10 cm Länge, die auf Durchmesser von ca. 2 bis 3 cm geformt worden sein sollen. Das in meinem Nachbau verwendete Kupferrohr ist 5 cm lang und weist einen Innendurchmesser von rund 1,5 cm auf. Da reines Eisen als hier geforderte Gegenelektrode schwer zu beschaffen ist, wurden 7 handelsübliche Eisennägel (Durchmesser 3 mm, Länge ca. 65 mm) mit einem passend zurecht geschnittenen Schrumpfschlauchmaterial verbunden.

Bild 1. Elektrodengeometrie der galvanischen Versuchszelle (Maßstab ca. 1:2)

Dieses Elektrodensystem wurde in einem Rundbehälter untergebracht, der lediglich ca. 25 ml Elektrolytlösung aufnehmen musste.

Hinsichtlich elektrochemischer Zellenfunktion ist bei den hier verwendeten Elektrolyten, darunter Zitronen- und Essigsäure, übrigens wenig erheblich, ob ein solches System in Teilbefüllung offen oder luftdicht versiegelt betrieben wird!
Bild 2. Fe-Cu-Batterie: Gepresster Zitronensaft als elektrolytisches Medium

Mit dem in Bild 2 abgebildeten elektrolytischen Lieferanten stellte sich eine halbe Stunde nach Befüllung des Zellenbehälters eine Elektrodenspannung von ca. 0,48 Volt ein. Einen nahezu identischen Wert ergab eine 25%-ige Essigessenz. Eine Verdünnung auf 12% Säureanteil brachte eine Zellenspannung von knapp 0,45 Volt. Bei einer weiteren Verdünnung dieses Elektrolyten, so einer 6%-igen Essiglösung, ergab sich ein Wert von immerhin noch 0,37 Volt. Eine 20%-ige Natronlauge erbrachte eine Zellenspannung von 0,52 Volt. Wurden 6 g Eisen-II-Sulfat in 25 ml Leitungswasser gelöst, so stellte sich innerhalb von 30 Minuten (in allen Versuchsreihen stets nach Elektrodenreinigung, Spülung und Neubefüllung) eine Zellenspannung von rund 0,62 Volt ein. Mit einer 20%-igen Kaliumhydroxidlösung, besser bekannt unter ihrem populären Namen Kalilauge, konnten (bei offener Elektrodenunterseite) rund 0,72 Volt abgegriffen werden. Das sind 0,06 Volt weniger als der theoretische Höchstwert von rund 0,78 Volt für Kupfer und ebenfalls reines Eisen als Elektrodenmaterial. (In welcher Größenordnung gezielt angereicherte Elektroden ggf. höhere Spannungen liefern, habe ich bislang nicht untersucht.)

Mit der Verwendung von z. B. Zitronensaft oder (Obst-)Essig als Elektrolyten ergibt sich für diese Zelle ein relativ hochohmiger Innenwiderstand. Nach Messungen am Versuchsmodell liegt allerdings dieser noch in einer Größenordnung, die bei Serienschaltungen dieser Zelleneinheit für eine (von Umgebungsverhältnissen erheblich abhängige) lebensgefährliche Spannung sorgen kann.

Bild 3. Das Relief von Dendera

Das mit der Bagdad- bzw. Partherbatterie vorzugsweise in Verbindung gebrachte Relief von Dendera trägt das Abbild einer Schlange. Wäre ein Stromschlag über die elektrisch leitende Oberfläche dieses "Schirms", so für die Bestrafung eines Delinquenten, mit dem unerwarteten paralysierenden Biss eines solchen Reptils vergleichbar? Der für das British Museum tätige Altertumsforscher Paul Craddock (jetzt em.) gibt zu bedenken, dass bislang kein eindeutig interpretierbarer Grabungsfund über die Nutzung von Elektrizität im Partherreich vorliegt, liefert aber ein weiteres hypothetisches Anwendungsbeispiel unter http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/2804257.stm

Im Vergleich zu heutigen Batterien, hier vor allem die zum einmaligen Einsatz bestimmten alkalischen Zink-Mangan-Ausführungen, handelt es sich bei der Eisen-Kupfer-Zelle mit Fug und Recht um eine Öko-Batterie: Während bei dieser das "unedlere" Metall aufgebraucht wird, zersetzt sich im Zink-Mangan-Element – zu Gunsten seiner deutlich besseren elektrischen Kapazität – jedoch die erheblich wertvollere Elektrodensubstanz. Auch wenn wir heute in der Lage sind, selbst für einen "Bio-Elektrolyten" wie z. B. gepressten Zitronensaft alternative Elektrodenkombinationen zu bestimmen, die eine nennenswert höhere Zellenspannung als eine Eisen-Kupfer-Variante liefern können, darf aus historischer Perspektive vor allem die materielle Verfügbarkeit nicht außer Acht gelassen werden.[1]

Einzelnachweise

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  1. Bagdad-Batterie