Erich Wirth (* 16. April 1904 in Leppersdorf; † 22. Dezember 1981) war ein kommunistischer Metallarbeiter, der in der DDR zusammen mit Gustav Zabel im Rahmen der Aktivisten Bewegung das Schnelldrehverfahren einführte. Er gehörte wie Adolf Hennecke oder Luise Ermisch zu den propagandistischen Symbolfiguren in den frühen Aufbaujahren der DDR.

Erich Wirth wurde am 16. April 1904 im sächsischen Leppersdorf als Sohn eines Bauarbeiters geboren. Nachdem er von 1910 bis 1918 die Volksschule besuchte, absolvierte er anschließend bis 1921 eine dreijährige Ausbildung zum Maschinenschlosser und Dreher. Bereits mit 15 Jahren trat er in den Deutschen Metallarbeiter-Verband ein. In der Zeit nach seiner Lehre war Wirth zeitweise arbeitslos, für einige Zeit ging er auf die Walz. In dieser Zeit trat er 1924 dem Rotem Frontkämpferbund bei, der paramilitärischen Kampforganisation der KPD in der damaligen Zeit. Erst 1925 fand Wirth eine Anstellung als Dreher. 1928 trat er in die KPD ein, als deren Mitglied er seit dem Parteiverbot im Jahre 19933 mehrfach verhaftet wurde. Dennoch konnte Wirth sich in den Kriegsjahren 1941/42 an der Abendschule zum Meister qualifizieren. Es ist anzunehmen, dass Wirth als Dreher im 1920 gegründeten Sachsenwerk Radeberg beschäftigt war, das zwar 1932 geschlossen wurde, aber 1936 als Rüstungsbetrieb wiedereröffnet wurde. Da nichts über einen Militärdienst von Wirth überliefert ist, kann angenommen werden, das er durch seine Tätigkeit in einem wichtigen Kriegsbetrieb u.K. gestellt wurde.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges gehörte Wirth zu den Mitbegründern der KPD-Ortsgruppe in Großröhrsdorf. In seinem bis Januar 1946 fast vollständig demontierten Betrieb konnte er zunächst nicht tätig werden. So absolvierte der mittlerweile in die SED überführte Kommunist Wirth erst noch einen Lehrgang an der sächsischen Landesparteischule der SED. Ab August 1946 konnte Wirth seine Tätigkeit im Sachsenwerk, welches nunmehr ein SAG-Betrieb war, wieder aufnehmen. In den Folgejahren qualifizierte er sich zunächst bis zum Obermeister. 1947 nahm Wirth als Delegierter am 1. Deutschen Volkskongreß teil, ohne jedoch anschließend ein Mandat für den 1. Deutschen Volksrat wahrzunehmen. Nachdem das Schnelldrehverfahren, für dass der sowjetische Dreher Pawel Borissowitsch Bykow 1949 den Stalinpreis erhalten hatte, auch in der DDR propagandistisch überhöht angepriesen wurde, beschäftigte sich auch Wirth mit dieser Technologie. Am Samstag, den 22. April 1950, welcher auch der 80. Geburtstag von Wladimir Iljitsch Lenin, unternahm er 3 Drehversuche und erreichte dabei eine Schnittgeschwindigkeit von 1460 m/min. Dieses Ergebnis wurde in den folgenden Wochen in den SED-Parteizeitungen , allen voran dem Neuen Deutschland, medial ausgeschlachtet. Im Rahmen dieser Kampagne wurde eine Schnelldrehbewegung ins Leben gerufen, Schnelldrehaktivisten leiteten nun Schnelldrehbrigaden in bedeutenden metallverarbeitenden Betrieben. Hinzu kam ein stärkere Vernetzung von wissenschaftlichen Einrichtungen mit der Industrie. Als Gallionsfiguren dieser Bewegung wurde vor allem Erich Wirth, aber auch Gustav Zabel vom Halleschen Pumpenwerk hochstilisiert. Eine erste politische Folge von Wirths Wirken war, das er zum Delegierten des III. Parteitags der SED im Juli 1950 gewählt wurde. Dort war er einer der Diskussionsredner zu Walter Ulbrichts Referat Der Fünfjahrplan und die Perspektiven der Volkswirtschaft[1]. Letztlich wurde Erich Wirth auf dem Parteitag als Kandidat in das neugeschaffene Zentralkomitee der SED gewählt [2]. Ende August 1950 folgte das nächste politische Amt, Wirth wurde öffentlichkeitswirksam als Mitglied in den Nationalrat der DDR gewählt. Noch im Spätsommer 1950 schlug man ihn er für den Nationalpreis der DDR, zudem wurde er als Kandidat der Einheitsgewerkschaft FDGB für die Volkskammerwahlen gewonnen. Den Nationalpreis II. Klasse für Wissenschaft und Technik erhielt Wirth am ersten Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1950 im Kollektiv zusammen mit der Schnelldrehbrigade der Magdeburger Maschinenfabrik Buckau-Wolf, welche die Technologie des Schnelldrehens als erste in einer Brigade umgesetzt hatte. Die Preissumme betrug 50.000 DM. Bei den ersten Volkskammerwahlen am 19. Oktober 1950 wurde Wirths Kandidatur bestätigt, er saß nun auch als Abgeordneter im DDR-Parlament. Anschließend gehörte Wirth zu einer DDR-Delegation, die im Rahmen der Feierlichkeiten um die Oktoberrevolution 3 Wochen die Sowjetunion bereiste. Dabei kam es auch zum Treffen mit zwischen Wirth und Pawel Bykow. Dieser wiederum traf am 3. Dezember 1950 in Ostberlin ein , um ihm Rahmen des Monats der deutsch-sowjetischen Freundschaft eine mehrwöchige Vortragsreise in Betrieben und wissenschaftlichen Einrichtungen der DDR anzutreten, um Widerstände gegen die Schnelldrehbewegung mit seinem persönlichem Erscheinen zu zerstreuen. Begleitet wurde er dabei von Erich Wirth sowie Gustav Zabel und Martin Raabe, die mittlerweile mit dem Titel Held der Arbeit ausgezeichnet waren. Der Besuch Bykows wurde propagandistisch enorm verwertet und fand großen medialen Niederschlag in den damaligen Tageszeitungen. Im Ergebnis dieser Reise wurden im Januar 1951 auf Anweisung des Ministers für Maschinebau Gerhart Ziller drei Instrukteurbrigaden aufgestellt die unter Leitung von Erich Wirth, Gustav Zabel und Martin Raabe standen. Die insgesamt 18 sogenannten Schnellzerspanungsinstrukteure besuchten ind en folgenden Wochen 41 Industriebetriebe, um die neuen Arbeitsmethoden der Schnelldrehbewegung zu vermitteln. Ende Januar 1951 erhielt Wirth das nächste politische Amt. Auf dem 3. Jahreskongreß der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF)wurde er zum Vizepräsidenten gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1950 inne. November und Dezemberdie eiln. am 1. Dt. Volkskongreß; 1946 – 54 Dreher, Mstr., Obermstr., Prod.-Ltr. u. Vors. des Planungsaussch. im SAG bzw. VEB Sachsenwerk Radeberg; hat 1950 gem. mit Gustav Zabel das Schnelldrehen nach der »Pawel-Bykow-Methode« eingeführt, Aktivist; 1950 NP; 1950 – 54 Abg. der Volkskammer; 1950 – 52 Kand., 1952 – 67 Mitgl. des ZK der SED; 1951 – 58 Vizepräs. der DSF; 1956 – 58 HA-Ltr. im Min. für Maschinenbau; 1958 – 61 Ltr. des Büros für Erfindungswesen des VEB Flugzeugwerke Dresden; 1962 – 73 Ltr. des Bez.-Neuerungszentrums Dresden; 1969 u. 1974 VVO; 1979 Artur-Becker-Medaille; 1974 Rentner.

HME

Einzelnachweise

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  1. Neues Deutschland vom 25. Juli 1950 S. 8
  2. Neues Deutschland vom 25. Juli 1950 S. 1

Literatur

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