Sophia bedeutet auf griechisch Weisheit. Im Alten Testament in der griechischen Übersetzung wird Hokkmah (Weisheit) als Sophia übersetzt. Hokkmah symbolisiert dort eine feminine Qualität. Das apokryphe Buch Die Weisheit Salomons in griechischer Übersetzung nennt die Emanation des göttlichen Glanzes, den Heilige Geist, den reinen Spiegel seiner Energie und die Gefährtin der Gottheit Sophia. Das Buch Ben Sira oder Sirach personifiziert Sophia als Frau, sie gilt dort asl Mutter des Weisen, die ihn wie ihr liebestes Kinde behandelt und gleichzeitig seine Gefährtin ist, die ihn mit Wildheit behandelt.[1]

Durch pagane Glaubensformen beeinflusst erscheint Sophia in Proverben als vor der Schöpfung entstanden und steht vor dem Schöpfer nach der Schöpfung der Welt als seine tägliche Freude, dies ist z.B. an die ägyptische Göttin Maat oder kanaanitische Göttinnen angelehnt, die vor dem männlichen Gott zur Freude und Unterhaltung stehen.[2]

In einer Schrift aus Nag Hammadi erscheint Sophia in paradoxen Formen, als Mutter, als Hure und als All-Göttin, sowie als Weisheit der Griechen und Gnosis der 'Barbaren'. Der Text wurde vermutlich im 1. Jahrhundert v. Chr. von einem alexandrinischen Juden geschrieben. Die Sophia dieser Schrift beruht auf älteren Vorstellungen, nach denen Gott eine Frau ist oder eine Gefährtin hat. Manuskripte aus dem 8. Jahrhundert, die in Negev und Hebron gefunden wurden, erwähnen Gott und seine Ashera, die als kanaanitsiche Göttin der Liebe, des Krieges und Fruchtbarkeit gilt, auch unter ihrem Namen Athirat. In einer Inschrift aus dieser Region wird YHVH als Bes dargestellt, zusammen mit einer weiblichen Figur, eventuell Athirat. Im ägyptischen Elephantine wurde die kanaanitische Göttin Anat Jahu von Juden verehrt, möglicherweise auch als Gefährtin Gottes.[3]

Sophia als Hokkmah stammt von den prä-israelitischen und prä-griechischen Göttinnen des mediterranen Raumes ab, die als heilige Prostituierte galten, in ihrer Form als z.B. Astarte, Anath und Athirat, die auch in der späteren griechischen Aphrodite hervortreten. Im Nahen Osten wurde diese heilige Prostituierte später noch in der klassischen Zeit als dea meretrix, Göttin und Hure, verehrt.[4]

Diese jüdischen Mythen wurden auch im Gnostizismus aufgenommen. Simon Magus, vermutlich ein Samariter des 1. Jahrhunderts, erläutert die Sophia als erste Idee Gottes, die als Heiliger Geist und Gefährtin Gottes gilt, aus der die Engel und Mächte der Schöpfung hervorgehen. Diese Mächte waren nach Simon Magus von tyrannischer Natur, welche die Sophia überwältigten und in unendliche Wiedergeburten verwickelten. In ihrer letzten Wiedergeburt wurde die Sophia Helena, als Prostituierte in Tyrus, wo sie von Simon Magus erlöst wurde. Helena ist bei den Neo-Pythagoreern ein Symbol für den Fall und Wiederaufstieg der Seele, das in Simon Magus Lehren verbunden ist mit der kosmogonischen Sophia der hebräischen Überlieferung.[5]


Literatur

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  • Mircea Eliade (Hrsg.): The Encyclopedia of Religion. Bd. 13. Macmillan 1987.

= Einzelnachweise

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  1. Mircea Eliade (Hrsg.): The Encyclopedia of Religion. Bd. 13. Macmillan 1987. S. 416
  2. Mircea Eliade (Hrsg.): The Encyclopedia of Religion. Bd. 13. Macmillan 1987. S. 416
  3. Mircea Eliade (Hrsg.): The Encyclopedia of Religion. Bd. 13. Macmillan 1987. S. 416
  4. Mircea Eliade (Hrsg.): The Encyclopedia of Religion. Bd. 13. Macmillan 1987. S. 416
  5. Mircea Eliade (Hrsg.): The Encyclopedia of Religion. Bd. 13. Macmillan 1987. S. 417