Rama oder Ram (Sanskrit, m., राम, rāma) ist nach den Lehren des Hinduismus die siebente Inkarnation Vishnus, einem hinduistischen Gott. Er ist neben Vishnu selbst und Krishna eine der Hauptgottheiten des Vishnuismus. Rama gilt als gebildet, schön und mit allen königlichen Eigenschaften ausgestattet. Seine Geschichte wird in dem indischen Heldenepos Ramayana erzählt. Dieses handelt von Ramas Verbannung in die Waldeinsamkeit und dem Sieg über Ravana, nachdem dieser seine Gattin Sita nach Lanka entführt hatte. Ein wesentlicher Helfer bei diesem Kampf war der Affengott Hanuman.

Rama war der älteste der vier Söhne von König Dasharatha. Er begegnete Sita am Hof des Königs Janaka, wo er ein Bogenschießen gewann (mit dem Bogen von Shiva, den er als einziger spannen konnte). Rama heiratete Sita. Auf Drängen seiner Stiefmutter Kaikeyi wurde Rama in den Wald verbannt, wohin ihn zwei Menschen begleiteten: sein Bruder Lakshmana und seine Gattin Sita. Dasharatha ordnete an, dass Rama vierzehn Jahre lang in der Verbannung leben sollte.

Ramas Geburtstag Ramnavami ist ein wichtiges Fest der Hindus. Er fällt auf den 9. Tag des zunehmenden Mondes im Monat Chaitra (März/April).

Da Rama als Verkörperung des Dharma gilt und den idealen Herrscher darstellt, beziehen sich einige politische Parteien in Indien auf Ramraj (Ramarajya), "Ramas gerechte Regeln", so z.B. die Ramarajya Parishad und die Bharatiya Janata Party.

Ramanandis

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Asketen, die Rama verehren, werden im Hinduismus Ramanandis genannt. Der Gründer dieses vishnuitischen Ordens war Ramananda (ca. 1400-1470). Seit dem 18. Jahrhundert ist das Zentrum dieses Ordens Ayodhya. Ramanandis gehören der Bhakti-Bewegung an.

Ramanandi-Asketen, die Vairagis, setzen sich aus drei Gruppen zusammen: Nagas, Tyagis und Rasikas. Alle leben zolibatär und beachten Gebote, die Leidenschaften abzulegen (Vairagya). Die Rasikas bilden eine Gruppe, die weiter verbreitet und anerkannt ist, als die Nagas und Tyagis. Sie verehren Rama als Saguna (Gott mit Attributen), hängen Ritualen an und sind hierarchisch organisiert. Die Nagas hingegen sind halbnackte, mit Asche beschmierte Asketen, die Hanf rauchen und an Kasten gebunden sind. Der Unterschied zu shivaitischen Asketen besteht darin, dass die Nagas sich während der Meditation auf Ramas Namen konzentrieren und nicht auf Shiva. Im Gegensatz zu den Nagas repräsentieren die Rasikas eine gesellschaftlich akzeptierte Form von Religion, die soziale und hierarchische Regeln anerkennt.

Literatur

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  • Denise Cush, Catherine Robinson, Michael York (Hrsg.): Encyclopedia of Hinduism. Routledge, London 2008