Benutzer:HerrZog/Zur Definition von Obersalzberg

Diese Seite dient lediglich als Verweismöglichkeit auf eine Art Materialsammlung für die Frage, wo, durch wen, seit wann usw. Obersalzberg nicht nur als (eindeutig belegter!) Gemeindeteil von Berchtesgaden, sondern auch wie ein Berg dekliniert wird (z.B. „auf dem Obersalzberg“), wiewohl es dafür m.E. bislang keine der Sache nach angemessenen Belege gibt. --HerrZog (Diskussion) 15:26, 6. Aug. 2023 (CEST)

 
Obersalzberg von Nordwesten (ab Bildmitte u. a. links: Kempinski Hotel, rechts davon in der Mitte Dokumentation Obersalzberg), oben rechts Hoher Göll und daneben bis Bildrand Kehlstein mit Kehlsteinhaus

Der Gemeindeteil Obersalzberg grenzt im Norden und Nordosten an den Gemeindeteil Untersalzberg I, im Nordwesten und Westen an den Gemeindeteil Untersalzberg II sowie im Süden und Osten an das gemeindefreie Gebiet Eck. Der niedrigste Punkt mit rund 752 Metern liegt im Nordwesten in der Nähe des abgegangenen Anwesens Lehen. Höchste Erhebung ist der Klingeneckkopf[1] im Südosten mit 1137 Metern.

Die Gemeindeteile Obersalzberg, Untersalzberg I und Untersalzberg II (hier ist u. a. auch die Einfahrt in das Salzbergwerk)[2] verteilen sich über den Salzberg bis zu dessen Ausläufern an der Berchtesgadener Ache.[3][4] Der Salzberg[5] selbst ist ein „Bergrücken“ mit einer Höhe von etwa 1000 m,[6] der als Vorberg des Kehlsteins[3] wiederum ein Nebengipfel des Göllmassivs am Ostrand der Berchtesgadener Alpen ist.

Uneinheitliche Setzung des Begriffs „Obersalzberg“

Trotz dieser eindeutigen Lagebestimmung, wonach der Gemeindeteil Obersalzberg auf den oberen Berghängen des Salzberges und damit auf einem Vorberg des Kehlsteins zu verorten ist, und wiewohl es keine Karte mit Angaben zu einem Berg(gipfel) Obersalzberg gibt, ist bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Texten eine hierzu widersprüchliche Begriffssetzung nachweisbar. Das erweckt den Anschein, als gäbe es neben der Gnotschaft bzw. dem Gemeindeteil auch einen Berg „Obersalzberg“, auf dem besagter Gemeindeteil gelegen wäre.

So hat Volker Dahm, seinerzeit Projektleiter Obersalzberg und Wissenschaftlicher Leiter der Dokumentation Obersalzberg, in einem Artikel von 2001 zur Geschichte Obersalzbergs noch in der Einleitung [wie siehe oben] Obersalzberg auf dem Salzberg verortet, um dann aber ohne weitere Erläuterung im darauf folgenden zweiten Absatz des Artikels zu schreiben: „Hitler gefiel der Obersalzberg so gut, dass er in der Folge immer wieder hierher kam, um auszuspannen oder zu arbeiten.“[3]

In der Einleitung der Start-Webseite der Dokumentation Obersalzberg zum historischen Ort „Obersalzberg 1933–1945“ heißt es sogar noch heute (Stand: Februar 2023): „Der Obersalzberg ist ein von Wiesen und Wäldern bedeckter rund 900 bis 1000 Meter hoher Bergrücken, der sich am Ostrand des Marktes Berchtesgaden zum Kehlstein (1.834 Meter) und ‚Hohen Göll‘ (2.522 Meter) hin erhebt. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Obersalzberg ein vom Fremdenverkehr geprägtes Bergbauerndorf.“[7] Im ersten Satz wird „der Obersalzberg“ der Beschreibung nach [s. o.] offenbar mit dem Salzberg und im zweiten Satz „der Obersalzberg“ mit einem „Bergbauerndorf“ gleichgesetzt. (Ganz abgesehen davon, dass Obersalzberg nie ein geschlossenes Dorf, sondern eine Streusiedlung war.)

Formulierungen wie „der Obersalzberg“ oder „am Obersalzberg“ werden insbesondere in geschichtswissenschaftlichen Werken u. a. zur NS-Zeit sowie in Reiseführern und heutzutage auch auf den Webseiten zur Förderung des Tourismus in Obersalzberg benutzt, nicht jedoch in Verzeichnissen von Orten und Bergen wie u. a. in Wolf-Armin von Reitzensteins Lexikon bayerischer Ortsnamen (2006)[4] oder im bavarikon, in das die Amtlichen Ortschaften-/Ortsverzeichnisse von 1877 bis 1991 ausgelagert worden sind. Von 61 Funden zu „Obersalzberg“ gibt es im bavarikon ausschließlich solche zur Gnotschaft bzw. zum Gemeindeteil und keinen einzigen zu einem gleichnamigen Berg.[8]

Die ersten Funde mit der Schreibung „am Obersalzberg“ stehen im Zusammenhang mit der 1878 eröffneten Pension Moritz – so eine Werbekleinanzeige von 1885[9] sowie zwei variierende Werbehinweise in einem von der „Section Berchtesgaden“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins herausgegebenen Reiseführer, wo es einmal heißt: „Moritz, Pension am Obersalzberg“,[10] und einige Seiten weiter: „Steinhaus (Pension Moritz) […] Gasthaus 1000 m hoch auf dem Salzberge am Fuße des Göhlstein gelegen, mit prächtiger Aussicht“,[11] und 1892 heißt es dann auch schon in einem Baedeker für Süddeutschland „Pens. Moritz u. a. auf dem Obersalzberg“[12].

  1. Obersalzberg, gezoomter Kartenausschnitt im BayernAtlas, online unter geoportal.bayern.de
  2. Berchtesgadener Land – Klassifizierung Alltagsradwege – Gemeinde Berchtesgaden, online unter gemeinde.berchtesgaden.de
  3. a b c Volker Dahm: Der Obersalzberg bei Berchtesgaden. Täterort, Touristenattraktion, Lernort (Memento vom 27. Juni 2020 im Internet Archive), historisches Essay als Presse-Info der Dokumentation Obersalzberg vom 1. November 2001, online unter obersalzberg.de.
  4. a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz. Beck Verlag, München 2006, ISBN 978-3-406-55206-9; Stichwort Obersalzberg, S. 194.
  5. Salzberg, Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 819, online unter zeno.org.
  6. Siehe auch Adolf Bühler: Berchtesgaden und seine Umgebung von Adolf Bühler. 1870, S. 16 via der Ortsdatenbank des bavarikon
  7. Obersalzberg 1933–1945 – Zweiter Regierungssitz des Dritten Reiches und Ort der Propaganda. Webseite der Dokumentation Obersalzberg online unter obersalzberg.de – der hier kritisierte Seiteninhalt wurde inzwischen entfernt und der Link leitet nun neuerdings weiter nach https://obersalzberg.de/historischer-ort/ zum verbliebenen Seiteninhalt in neuer Aufmachung ;-)
  8. Suchergebnisse zu Obersalzberg im bavarikon, online unter bavarikon.de
  9. Januar bis Juni 1885. Athenaeum Journal, Band 1, S. 522, online unter google.de/books
  10. Sommerfrische, Luftkurort und Solebad – Berchtesgaden nebst Führer durch das Berchtesgadener Ländchen und durch Theile des angrenzenden bayerischen und salzburgischen Gebirges, Hrsg. von der „Section Berchtesgaden“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, 5. ergänzte Auflage. L. Vonderthanns Buchhandlung, Berchtesgaden 1886, S. 94, online unter google.de/books
    Hier heißt es: „Moritz, Pension am Obersalzberg“
  11. Sommerfrische, Luftkurort und Solebad – Berchtesgaden nebst Führer durch das Berchtesgadener Ländchen und durch Theile des angrenzenden bayerischen und salzburgischen Gebirges. Hrsg. von der „Section Berchtesgaden“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, 5. ergänzte Auflage. L. Vonderthanns Buchhandlung, Berchtesgaden 1886, S. 101 Nr. 101, online unter google.de/books
    Hier heißt es: „Steinhaus (Pension Moritz) […] Gasthaus 1000 m hoch auf dem Salzberge am Fuße des Göhlstein gelegen, mit prächtiger Aussicht“
  12. Süddeutschland, Baedeker von 1892, S. 211, online unter books.google.ch