In der Mathematik ist Benjamini-Schramm-Konvergenz oder kurz BS-Konvergenz ein ursprünglich aus der Graphentheorie stammender und inzwischen auch in Geometrie und Topologie Anwendung findender Begriff.

Die Idee ist, unendliche Graphen oder nichtkompakte Riemannsche Mannigfaltigkeit durch endliche Graphen oder kompakte Riemannsche Mannigfaltigkeit zu approximieren.

Benjamini-Schramm-Konvergenz von Graphen

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Die folgende Definition wurde von Itai Benjamini und Oded Schramm in die Graphentheorie eingeführt.[1]

Definition

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Zu jedem Graphen   betrachten wir das Wahrscheinlichkeitsmaß   auf der Menge der Wurzelgraphen, welches der Gleichverteilung auf der Menge der Wurzelgraphen   für Knoten   von   entspricht. (Insbesondere hat   seinen Träger auf der Menge der Wurzelgraphen, deren zugrundeliegender Graph   ist.)

Auf einem Graphen   kann man eine Metrik dadurch definieren, dass jeder Kante die Länge 1 zugeordnet wird. Für einen Wurzelgraphen   und   bezeichnet   den Untergraphen, der von allen Knoten aufgespannt wird, die von   den Abstand kleiner als   haben.

Eine Folge von Graphen beschränkter Valenz   BS-konvergiert gegen einen Graph  , wenn für jeden Wurzelgraphen   und jedes   die Wahrscheinlichkeit, dass   zu   isomorph ist, konvergiert gegen die Wahrscheinlichkeit, dass   zu   isomorph ist.

 
Die Kreisgraphen  ,  ,   und  

Beispiel

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Die Folge der Kreisgraphen   BS-konvergiert gegen den Cayley-Graphen der Gruppe der ganzen Zahlen, also den unendlichen linearen Graphen  .

Benjamini-Schramm-Konvergenz Riemannscher Mannigfaltigkeiten

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Definition

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Wir versehen die Menge   der punktierten Riemannschen Mannigfaltigkeiten mit der Gromov-Hausdorff-Topologie.

Sei   eine (nicht-kompakte) Riemannsche Mannigfaltigkeit und   eine Folge von Gittern in der Isometrie-Gruppe  .

Man sagt, dass die Folge Riemannscher Mannigfaltigkeiten   gegen   im Sinne von Benjamini-Schramm konvergiert, wenn für alle   die Wahrscheinlichkeit, dass die Kugel vom Radius   um einen zufälligen Punkt in   isometrisch zur entsprechenden Kugel vom Radius   in   ist, für   gegen   konvergiert.

Eine äquivalente Bedingung ist, dass für jedes  

 

gilt, wobei   den  -dünnen Teil von   beziehungsweise   den Injektivitätsradius bezeichnet.

Beispiel

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Sei   ein kokompaktes Gitter und   eine Folge normaler Untergruppen mit  . Dann ist   für hinreichend große  , also BS-konvergiert die Folge   gegen  .

Benjamini-Schramm-Konvergenz metrischer Räume

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Die folgende allgemeine Definition umfasst die beiden vorhergehenden.[2]

Wir versehen die Menge   der punktierten, eigentlichen, kompakten metrischen Räume mit der Gromov-Hausdorff-Topologie.

Sei   ein eigentlicher, kompakter, metrischer Raum mit einem Wahrscheinlichkeitsmaß  . Dieses Wahrscheinlichkeitsmaß definiert ein   genanntes Wahrscheinlichkeitsmaß auf  , welches der Verteilung der   gemäß   auf der Menge der punktierten Räume   mit   entspricht. (Insbesondere hat   seinen Träger auf der Menge der punktierten metrischen Räume, deren zugrundeliegender metrischer Raum   ist.)

Sei   eine Folge eigentlicher, kompakter, metrischer Räume mit einem Wahrscheinlichkeitsmaß  . Man sagt, dass die Folge   Benjamini-Schramm-konvergiert, wenn die Folge   in der Schwach-*-Topologie gegen ein Maß   auf   konvergiert.

Einzelnachweise

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  1. Benjamini, Schramm: Recurrence of distributional limits of finite planar graphs. Electron. J. Probab. 6 (2001), Nr. 23, Project Euclid
  2. Abert, Bergeron, Biringer, Gelander, Nikolov, Raimbault, Samet: On the growth of L2-invariants for sequences of lattices in Lie groups. Ann. of Math. (2) 185 (2017), 711–790.