Baggersee

künstlich angelegter See

Ein Baggersee (auch Baggerloch, Kiesgrube, in Österreich Schottergrube oder Schotterteich) ist ein künstlicher, meist relativ kleiner See, der durch Ausbaggerung von Sand- und Kiesablagerungen (Kiestagebau), meist durch Nassabbau entstanden ist, er wird häufig von Grundwasser durchströmt.[1]

Masurensee, Teil der Sechs-Seen-Platte (ehemaliges Kiesabbaugelände) in Duisburg
Entstehender Baggersee durch Kiesabbau an der Oberweser bei Großenwieden
Der Badestrand des Baggersees Johanneswiesen in Jockgrim im Sommer
Einer der vielen Baggerseen in der Gespanschaft Međimurje (Kroatien), der als Weiher genutzt wird

Allgemeinsprachlich werden alle wassergefüllten Restlöcher einer Nassabgrabung Baggersee genannt. Fachsprachlich wurde vorgeschlagen, Gewässer mit weniger als drei Hektar Größe und weniger als vier Meter Wassertiefe „Kiesweiher“ zu nennen, da sie nicht der limnologischen Definition eines Sees entsprechen.[2] Dies hat sich aber nicht durchgesetzt.

Entstehung

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Soweit sich der Abbau in den Grundwasserhorizont eingeschnitten hat, entstehen grundwassergespeiste Baggerseen. Seltener werden Baggerseen gezielt angelegt, vor allem als Naherholungsgebiet. Die Abbaulöcher werden entsprechend der gesetzlich geforderten Renaturierung meist landschaftlich gestaltet.

Entwicklung

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Das Wasser eines Baggersees ist während der noch laufenden Nutzung meist mehr oder weniger stark getrübt mit geringer Sichttiefe unter drei Meter. Grund sind die bei der Baggerung anfallenden anorganischen Feinsedimente, die aufgewühlt und im Wasser verteilt werden. Nach Stilllegung entsteht meist ein See mit sehr klarem Wasser, oft mit Sichttiefen von 6 bis 10 Meter. Die anfangs geringen Nährstoffkonzentrationen limitieren das Wachstum von Algen. Dadurch können sich im Grund wurzelnde Wasserpflanzen (Makrophyten) stark vermehren und dichte Bestände aufbauen. Typisch sind in den ersten Jahren ausgedehnte Unterwasserwiesen von Armleuchteralgen (Characeen). Nach einigen Jahren führt der Nährstoffeintrag über Grundwasserzustrom, Falllaub von Ufergehölzen, aber auch Badebetrieb, Fischbesatz und Fischzucht, typischerweise zu einer Eutrophierung. Die Sichttiefe nimmt durch Algenblüten wieder ab, Wasserpflanzen können aber im Uferbereich noch häufig sein. Durch aufkommende Cyanobakterien („Blaualgen“) kann die Nutzbarkeit eingeschränkt sein. Baggerseen eutrophieren umso schneller, je flacher sie sind und je höher der Fischbesatz mit Cypriniden ist.[3]

Fast immer wird der See durch die Angelfischerei genutzt, da gesetzlich mit jedem Oberflächengewässer ein Fischereirecht entsteht. Da mit diesem in den meisten Bundesländern Deutschlands eine Hegepflicht einher geht, wird in anglerisch genutzten Baggerseen durch Besatz ein naturnaher Fischbestand angestrebt[4]. An manchen Seen werden Badestrände angelegt oder auch für andere Arten des Wassersports, insbesondere Bootssport, Wasserski oder Windsurfen eingerichtet. Für diese Nutzungen werden außerdem große Parkplätze, Badeaufsicht und Restaurationsbetriebe eingerichtet. Einige Baggerseen sind per ÖPNV zu erreichen. In einigen Fällen dient der Baggersee in der Nachnutzung dem Naturschutz, wie die beiden Baggerseen im Naturschutzgebiet Kiesgrube Aitrach.

Limnologisch unterscheiden sich Baggerseen von natürlichen Seen dadurch, dass sie in der Regel weder oberflächliche Zuflüsse noch Abflüsse haben. Vielmehr korrespondiert ihr Wasserkörper mit dem Grundwasser.

Restseen des Braunkohle-Tagebaus (Bergbaufolgelandschaft) zeigen häufig einen extremen Wasserchemismus mit ungewöhnlich hohem Gehalt an Schwefelsäure, die sich aus dem Schwefelgehalt der Kohlereste bzw. des tauben Gesteins durch bakterielle Aktivitäten bildet. Allgemein wird dieser Prozess im Artikel über saure Grubenwässer beschrieben. Der pH-Wert kann bis auf den Wert 3 sinken. Oft werden dabei auch größere Konzentrationen an Aluminium, Mangan und Eisen aus dem Muttergestein gelöst. Geschieht die Sanierung nicht ausreichend, sind solche Seen für mehrere Jahre weder für Fische noch zum Baden geeignet. Sie werden in dem Fall von Biozönosen spezialisierter Organismen besiedelt. Um diesen Zuständen zu begegnen, werden während der Füllung des Tagebaurestlochs häufig mehrere Jahre lang Kalk und Natronlauge zugeführt. Zu- und Abflussleiter sorgen für die Verdünnung und den Sauerstoffaustausch. Als Beispiel sei der Senftenberger See im Lausitzer Seenland in Brandenburg mit einer sehr guten Wasserqualität und Fischreichtum genannt.

Beispiele

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Ein Beispiel für ein Gebiet mit acht Baggerseen ist das Binsfeld bei Speyer.

 
Panorama eines „jungen“ Baggersees im Landkreis Fürstenfeldbruck

Ein Beispiel für die Entstehung eines Baggersees aus einer Tongrube im Jahr 1926 zum Naherholungsgebiet im Jahr 2000 ist der Uettelsheimer See in Duisburg-Baerl.

 
Uettelsheimer See 1926–2000 auf Luftbildern der Stadt Duisburg
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Wiktionary: Baggersee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Definition nach Michael Hupfer: Begriffserläuterungen. Abschnitt Allgemeines, I-5 in Handbuch Angewandte Limnologie: Grundlagen, Gewässerbelastung, Restaurierung, Aquatische Ökotoxikologie, Bewertung, Gewässerschutz, 29. Ergänzungslieferung 5/12 (Wiley, 2012). doi:10.1002/9783527678488.hbal2012006
  2. Peter Jürging: Baggerseen. Abschnitt XIII-7.27 in Konold, W.; Böcker, R.; Hampicke, U. (Herausgeber): Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege. 11. Ergänzungslieferung. ecomed, Landsberg 2003.
  3. Frank Pätzold (2002): Ökologische Typisierung von Baggerseen am Oberrhein. Carolinea60: 91-102.
  4. S. Matern, M. Emmrich, T. Klefoth, C. Wolter, R. Nikolaus: Effect of recreational‐fisheries management on fish biodiversity in gravel pit lakes, with contrasts to unmanaged lakes. In: Journal of Fish Biology. 24. April 2019, ISSN 0022-1112, S. jfb.13989, doi:10.1111/jfb.13989 (wiley.com [abgerufen am 7. Dezember 2020]).