Armeemarschsammlung

Katalogwerk der deutschen militärischen Marschmusik

Unter der Armeemarschsammlung (eigentlich: Die Königlich Preußische Armeemarsch-Sammlung), abgekürzt AMS, versteht man das grundlegende Katalogwerk der deutschen militärischen Marschmusik. Mit der Neuaufstellung der deutschen Militärmusik in der Bundesrepublik Deutschland entstand ab den 1950er Jahren die Sammlung Deutsche Militärmärsche von Wilhelm Stephan, in der eine Neukatalogisierung der Marschauswahl erfolgte.

Anmerkung: In der Wikipedia wird in den Artikeln zu einzelnen Märschen entsprechend zuerst die Katalognummer der neuen und im Anschluss in Klammern die Katalognummer der älteren Sammlung genannt.

Die preußische Armeemarschsammlung

Bearbeiten

Die Grundlage für die Schaffung dieser Übersicht liegt in einem entsprechenden Dekret des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. aus dem Jahr 1817. In diesem Dekret heißt es:

„Um den Regimentern in der Armee in der Wahl guter Militärmusik zu Hilfe zu kommen, habe ich eine Auswahl bewährter Musikstücke veranstalten lassen und jedem Regiment eine Sammlung davon bestimmt …“

Diese Armeemarschsammlung, die neben preußischen auch österreichische und russische Märsche enthält, ist wiederum in drei Sammlungen unterteilt, in denen die Märsche nach Verwendungs- bzw. Aufführungszweck unterschieden werden, diese Untergruppen werden mit römischen Ziffern angegeben.

  • Sammlung I: Langsame Märsche für Fußtruppen (115 Märsche)
  • Sammlung II: Parademärsche für Fußtruppen (269 Märsche)
  • Sammlung III: Kavalleriemärsche (149 Märsche)

Alle Märsche, die in die Armeemarschsammlung aufgenommen wurden, verfügen über eine offizielle Nummernbezeichnung aus einer römischen Ziffer (Sammlung) und einer arabischen Zahl (Listennummer in der Sammlung). Die Zahl der vorhandenen Märsche stimmt mit den jeweils letzten Nummern der Zählung nicht überein, da es in jeder Sammlung noch einige nachträglich aufgenommene Werke gibt, die unter Hinzusetzung von Kleinbuchstaben in die bestehende Zählung eingeschaltet wurden (z. B. II 45a). Es ist auch durchaus möglich, dass einzelne Märsche in mehr als einer Sammlung aufgelistet werden.

Beispiele:

Heeresmarschsammlung

Bearbeiten

Ergänzend zur Armeemarschsammlung wurde 1933 auf Initiative des Heeresmusikinspizienten Hermann Schmidt die Heeresmarschsammlung (eigentlich H.Dv. 34 und M.Dv. 43 Verzeichnis „Deutsche Heeresmärsche“) zusammengestellt. Sie umfasst neben einigen Werken aus der Armeemarschsammlung auch die seit diesem Zeitpunkt hinzugekommenen neu komponierten bzw. übernommenen Märsche. Die Aufstellung der Heeresmarschsammlung endete 1945 mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie gliedert sich – im Unterschied zur Armeemarschsammlung – in vier Untergruppen:

  • Sammlung I: Präsentiermärsche für Fußtruppen (8 Märsche)
  • Sammlung II: Parademärsche für Fußtruppen (38 Märsche)
  • Sammlung III: Kavalleriemärsche im Schritt (langsames Tempo) (17 Märsche)
  • Sammlung IIIB: Kavalleriemärsche im Galopp (schnelles Tempo) (83 Märsche)

Wie erwähnt haben einige Militärmärsche sowohl eine Bezeichnung in der Armee- als auch der Heeresmarschsammlung, z. B.

Die beiden Sammlungen in heutiger Zeit

Bearbeiten

Vor allem aus der wesentlich älteren Armeemarschsammlung ist ein großer Teil der Werke im Original verschollen oder nur noch fragmentarisch vorhanden. Insbesondere die Zerstörung des preußischen Staatsarchivs in Potsdam im Jahr 1945 spielte dabei eine wesentliche Rolle. Erschwerend kommt hinzu, dass ein großer Teil gerade der älteren Kompositionen keine Titel haben und/oder ihre Komponisten unbekannt sind. Da aber viele dieser Werke russischen Ursprungs sind, besteht Aussicht, sie in russischen Archiven wiederzuentdecken. Private Vereinigungen, wie die Deutsche Gesellschaft für Militärmusik und auch der Militärmusikdienst der Bundeswehr sind seit langem bemüht, diese wenig bekannten Märsche der Sammlung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und sie auch wieder zu vervollständigen.

Sammlung „Deutsche Armeemärsche“ von Wilhelm Stephan

Bearbeiten

Für die Bundeswehr legte der Militärmusiker Wilhelm Stephan eine neue Sammlung an, in der die bekanntesten Werke der alten Armee- und Heeresmarschsammlung aufgenommen und mit neuen Bezeichnungen versehen wurden.

Band I (AM I)Präsentiermärsche für Fußtruppen (19 Märsche)

Band I (AM I)Langsame Märsche (11 Märsche)

Band I (AM I)Präsentiermärsche und Parademärsche im Schritt für berittene Truppen (17 Märsche)

Band I (AM I)Zapfenstreiche (4 Chorale)

Band I (AM I)Anhang (2 Märsche)

Band II (AM II)Parademärsche für Fußtruppen (65 Märsche)

Band III (AM III)Parademärsche im Trabe und im Galopp (35 Märsche)

Literatur

Bearbeiten
  • Karlheinz Deisenroth: „… nach den Direktiven des Königs“. Annotationen zur Kgl. Preuß. Armeemarsch-Sammlung (KPrAMS) am Beispiel des Projektes „Deutsche Armeemärsche“ des Musikkorps der Bundeswehr. In: Zeitschrift für Heereskunde. Nr. 478, LXXXIV. Jhrg. 2020, S. 230–239.
  • Theodor Grawert: Verzeichnis der Königlich Preußischen Armee-Märsche. Parrhysius, Berlin 1914.
  • Achim Hofer: Die »Königlich Preußische Armeemarschsammlung« 1817–1839. Entstehung – Umfeld – Beschreibung. Kliment, Wien 2007, ISBN 978-3-85139-025-4.
  • August Kalkbrenner: Die Königlich Preußischen Armeemärsche. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1896 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Gustav Rossberg: Verzeichniss sämmtlicher Königlich Preussischer Armee-Märsche. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1898, OCLC 252466730.
  • Joachim Toeche-Mittler: Armeemärsche. Band II: Die Armeemarschsammlung; die Regimenter mit Angabe ihrer Präsentier- und Parademärsche; Komponisten-Lexikon. 2. Auflage. Speemann, Stuttgart 1977, ISBN 3-87879-093-7.
Bearbeiten