Adele Kern

deutsche Opern- und Operettensängerin

Adele Kern, auch Adele Kern-Klein (geboren am 25. November 1901 in München; gestorben am 6. Mai 1980 ebenda) war eine deutsche Opern- und Operettensängerin des Stimmfachs Koloratursopran. Sie war für ihre technische Perfektion und Spielfreude bekannt, sang von 1927 bis 1935 bei den Salzburger Festspielen sowie an den Staatsopern von Wien, Berlin und München.

Adele Kern (etwa 1933). Sammelbild mit Autogramm, Beilage der Gold-Saba-Zigaretten der Garbaty-Zigarettenfabrik. Fotografin: Grete Kolliner

Sie zählte zur beeindruckenden Riege an österreichischen und deutschen soprani leggeri, die in den 1920er und 1930er Jahren international Karriere machten, darunter Irma Beilke, Erna Berger, Irene Eisinger, Ria Ginster, Maria Ivogün, Fritzi Jokl und Lotte Schöne.

Leben und Werk

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Adele Kern studierte bei der berühmten Koloratursopranistin Hermine Bosetti (1875–1936). Die Schülerin folgte dem Weg und den Rollen ihrer Lehrerin – sowohl an den Opernhäusern von München und Wien als auch als Ännchen und Zerbinetta.

Sie debütierte bereits 1924 an der Bayerischen Staatsoper von München als Olympia in Hoffmanns Erzählungen. Über die Dauer ihres Münchner Engagements bestehen unterschiedliche Angaben.[1][2][3] Sie wechselte als erste Koloratursopranistin an das Städtische Opernhaus in Frankfurt am Main, wo sie einen Vertrag bis 1928 hatte. Dort war der ambitionierte Dirigent Clemens Krauss von 1924 bis 1929 Intendant, als Oberspielleiter wirkte Lothar Wallerstein. Die beiden schufen in Frankfurt ein neues, inszenierungsorientiertes Musiktheater und kümmerten sich um die musikalische und darstellerische Entwicklung der jungen Sängerin. Kern sollte lange Jahre als Clemens-Krauss-Sängerin gelten (und sie wirkte später während seiner Direktionszeiten an den Staatsopern von Wien, Berlin und München). In Frankfurt konnte sie sich bereits zahlreiche Rollen ihres später sehr umfangreichen Rollenrepertoires erarbeiten. Im Februar 1926 war sie auch an der Uraufführung einer Oper von Bernhard Sekles beteiligt.

Im Sommer 1928 unternahm sie eine große Südamerika-Tournee.[4]

Wiener Staatsoper

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Am 10. März 1927 debütierte Adele Kern erfolgreich an der Wiener Staatsoper und sollte dem Haus knapp 15 Jahre verbunden bleiben. Ihre erste Rolle (und ihre letzte) war die technisch und darstellerisch extrem anspruchsvolle Zerbinetta in Ariadne auf Naxos von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss. Insgesamt sang sie diese Partie 27-mal in Wien, unter Stabführung so unterschiedlicher Dirigenten wie Carl Alwin, Robert Heger, Josef Krips, Leopold Ludwig, Wolfgang Martin, Rudolf Moralt, Hugo Reichenberger und Franz Schalk – sowie dreimal, 1930 und 1931, unter Leitung des Komponisten persönlich.

Auch in Wien, wo sie sich neben den berühmten Fachkolleginnen Maria Gerhart, Selma Kurz und Elisabeth Schumann durchsetzen musste, lag der Schwerpunkt ihres Repertoires auf Mozart, Beethoven, Strauß und Strauss. Sie übernahm 20-mal die Despina und 6-mal das Blondchen[5] sowie in zehn Vorstellungen die Marzelline im Fidelio, verkörperte 38-mal die Adele in der Fledermaus, sang – neben der Zerbinetta – 5-mal die Fiakermilli, 6-mal eine der Mägde in Elektra und 40-mal die Sophie im Rosenkavalier.

Ihre größten Erfolge hatte sie in Wien ab 1928 als Stubenmädchen Yvonne in 19 Aufführungen von Kreneks sogenannter Jazz-Oper Jonny spielt auf, die später vom NS-Regime als Entartete Musik verboten wurde, und 1930 als Angelina in Rossinis Cenerentola mit Koloman von Pataky als Partner. Diese Rolle sang sie 25-mal in Wien. Sie profilierte sich jedoch auch als Verdi-Sängerin – 18-mal Gilda, 16-mal Oscar – und im spätromantisch-veristischen Fach – 17-mal Lucieta in Wolf-Ferraris Die vier Grobiane und 19-mal Nuri in d’Alberts Tiefland. Sie war in der Staatsoper aber auch in Operetten von Heuberger, Lehár und Millöcker zu sehen und zu hören.

Adele Kern sang in Wien in drei Uraufführungen: 1930 in Das Veilchen von Montmartre von Emmerich Kálmán am Johann Strauß-Theater, 1931 in Schön ist die Welt von Franz Lehár am Theater an der Wien und 1934 die Fanny in Bittners Das Veilchen an der Wiener Staatsoper. Diese Aufführung wurde von Clemens Krauss dirigiert, der 1929 die Direktion der Staatsoper übernommen hatte, und von Lothar Wallerstein inszeniert, der Krauss von Frankfurt nach Wien begleitet hatte. Wallerstein musste aber 1938 aufgrund der NS-Rassegesetze emigrieren und führte seine Karriere schließlich an der New Yorker Metropolitan Opera fort.

Salzburger Festspiele

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Am 6. August 1927 folgte ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen, unter der musikalischen Leitung von Robert Heger, als Susanna in der Hochzeit des Figaro. Weiters übernahm sie in den Reprisen von Fidelio und Don Juan die Rollen der Marzelline und der Zerlina.

Im Jahr 1929 kehrte sie – als Zerlina und Sophie – nach Salzburg zurück und wurde dann durchgehend bis 1935 von den Festspielen verpflichtet. Den Don Juan dirigierte der scheidende Wiener Staatsoperndirektor Franz Schalk, den Rosenkavalier dessen Nachfolger und ihr Mentor aus Frankfurt, Clemens Krauss. In den Folgejahren sang Adele Kern in Salzburg erneut Zerlina (1930), Susanna und Sophie (beide 1930–35), sowie erstmals die Despina in Così fan tutte (1931–32 und 1934–35). Außerdem trat sie dort als Konzertsängerin auf.

Parallel zu ihren Wiener und Salzburger Engagements entfaltete sie eine rege Gastspieltätigkeit. 1929 und 1931 wirkte sie in zwei exemplarischen Max-Reinhardt-Inszenierungen in Berlin mit: als Adele in der Fledermaus (am Deutschen Theater) und als Olympia in Hoffmanns Erzählungen (am Großen Schauspielhaus). 1931 und 1933 gastierte sie am Royal Opera House Covent Garden in London, wo man besonders ihre Sophie im Rosenkavalier bewunderte. 1933 übernahm sie Rolle der Hannerl Krüger in Frühlingsstimmen, einem Spielfilm von Pál Fejös. Am Berliner Theater des Westens wirkte sie im Dezember desselben Jahres in der Uraufführung des Eduard-Künneke-Singspiels Die lockende Flamme mit. Sie gastierte an der Mailänder Scala und am Teatro dell’Opera von Rom, in Paris, Venedig, Buenos Aires und Rio de Janeiro. Weiters unternahm sie eine erfolgreiche Ägypten-Tournee.

Berlin und München

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Ebenso wie Julius Patzak und Viorica Ursuleac[6] folgte Kern dem Dirigenten und Direktor Clemens Krauss zuerst 1935 an die Berliner Staatsoper Unter den Linden und dann 1937 an die Bayerische Staatsoper in München. Dort, in ihrer Heimatstadt, erlangte die Künstlerin außerordentliche Beliebtheit auf Grund ihrer gestochen scharfen Koloraturen, der silberheller Klangtönung ihrer Stimme und der ungewöhnlichen Brillanz des Vortrags. Auch in München sang Adele Kern ihre Paraderollen in Opern von Mozart und Richard Strauss, darunter die Sophie und die Zerbinetta.

Kern stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste. Sie gastierte im Juli 1944 in einer von Generalgouverneur Hans Frank angeordneten Neuinszenierung von Ariadne auf Naxos im besetzten Krakau als Zerbinetta.[7]

Im Alter von 46 Jahren musste sie sich wegen eines Herzleidens von der Bühne zurückziehen. Sie verstarb 1980 und wurde am Münchner Ostfriedhof bestattet.[8]

Rollen (Auswahl)

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Uraufführungen

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Repertoire

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Beethoven:

Brüll:

  • Therese in Das goldene Kreuz

d’Albert:

Donizetti:

Heuberger:

Humperdinck:

Krenek:

Lehár:

Lortzing:

Meyerbeer:

Millöcker:

Mozart:

Offenbach:

 

Pergolesi:

Pfitzner:

Puccini

Rimski-Korsakow:

Rossini:

Johann Strauß:

Richard Strauss:

Thomas:

Verdi:

Wagner:

Weber

Wolf-Ferrari:

Quellen für die Rollen ihres Repertoires:[9][10]

Filmografie

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Tondokumente (Auswahl)

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Erste Schallplattenaufnahmen 1928 für Parlophon, dann von 1929 bis 1933 für Deutsche Grammophon (Auslandslabel: Polydor). Zahlreiche Mitschnitte von Opernszenen in der Edition Wiener Staatsoper (Koch Records).

Gesamtaufnahmen

Arien

Lieder

  • Die Nachtigall von Aljabjew – auf Schellack
  • Der Vogel im Walde von Taubert – auf Schellack

Sampler

  • Lebendige Vergangenheit: Adele Kern. Wien, Preiser Records (1979) (LP, LV 195)
  • Lebendige Vergangenheit: Adele Kern. Wien, Preiser Records (2003) (CD, PRE 89586)

Bilddokumente

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Cantabile Subito zeigt Szenenbilder als Zerbinetta und Adele, Musetta.

Literatur

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  • Alfred Frankenstein (Biografie in englischer Sprache) und Jürgen E. Schmidt (Diskografie): Adele Kern. In: The record collector. James F. E. Dennis, Editor. Ipswich, Suffolk, March 1982. Vol. 27 Nos 3&4, p. 53–67. ISSN 0034-1568
  • Josef Kaut: Die Salzburger Festspiele 1920–1981, Mit einem Verzeichnis der aufgeführten Werke und der Künstler des Theaters und der Musik von Hans Jaklitsch, Salzburg: Residenz Verlag 1982, ISBN 3-7017-0308-6, S. 251, 255, 257, 258, 261, 265, 268f, 271f, 275.
  • Jürgen Kesting: Die großen Sänger, Band 2, Hamburg: Hoffmann und Campe 2008, S. 698–699; Erwähnungen weiters auch auf S. 1129 und in Band 3 auf S. 1422 und 1670.
  • Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. 4. Auflage. Band 7. Saur, München 2003, ISBN 978-3-598-44088-5, S. 2365f (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  • Erich Scheibmayr: Letzte Heimat, Persönlichkeiten in Münchner Friedhöfen 1784–1984, München: Scheibmayr Verlag 1985 (nicht eingesehen)
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Commons: Adele Kern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Jürgen Kesting: Die großen Sänger, Band 2, Hamburg: Hoffmann und Campe 2008, S. 698
  2. Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. 4. Auflage. Band 7. Saur, München 2003, ISBN 978-3-598-44088-5, S. 2365f (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  3. Laut Kutsch/Riemens ist sie noch im Jahr ihres Debüts, 1924, nach Frankfurt gegangen, vgl. S. 2365. Kesting hingegen schreibt, sie „wechselte 1926 an die von Clemens Kraus geleitete Oper in Frankfurt“.
  4. Cesar A. Dillon and Aldo Schiappapietra: Adele Kern: Addenda and Corrigenda. In: The record collector. James F. E. Dennis, Editor. Ipswich, Suffolk, April 1985. Vol. 30 Nos 3&4, page 83. ISSN 0034-1568
  5. Die Aufführungen der Mozart-Opern Hochzeit des Figaro, Don Juan und Zauberflöte vor 1945 sind im Archiv der Wiener Staatsoper noch nicht erfasst (Stand: November 2016). Es ist davon auszugehen, dass Adele Kern auch in Wien Susanna, Zerlina und Papagena sang.
  6. Ursuleac war mit Clemens Krauss verheiratet.
  7. Fred K. Prieberg: Musik im NS-Staat. S. Fischer, Frankfurt 1982, S. 214
  8. Die Website Androom, abgerufen am 20. November 2016, gibt als Grabnummer 88-21-20/21 an.
  9. Jürgen Kesting: Die großen Sänger, Band 2, Hamburg: Hoffmann und Campe 2008, S. 699
  10. Archiv der Wiener Staatsoper: Vorstellungen mit Adele Kern, abgerufen am 20. November 2016.