Adam Elsheimer

deutscher Maler
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Adam Elsheimer (getauft am 18. März 1578 in Frankfurt am Main; † 11. Dezember 1610 in Rom) war ein bedeutender deutscher Barockmaler des frühen 17. Jahrhunderts.

Adam Elsheimer, Selbstporträt, Uffizien
 
Geburtshaus Elsheimers, um 1900. Das Haus Fahrgasse 120 ist das dritte Haus von links, in der Ecke (1944 zerstört)

Elsheimer war das älteste von zehn Kindern des 1577 aus Wörrstadt nach Frankfurt eingewanderten Schneidermeisters Anton Elsheimer und von Maria Elsheimer, geborene Reuß, Tochter eines Frankfurter Faßbindermeisters. Der Name lässt sich auf das rheinhessische Dorf Elsheim zurückführen. Die Familie lebte im Haus Fahrgasse Nr. 120 am Einhornplätzchen.

Er absolvierte eine fünf Jahre dauernde Ausbildung in seiner Heimatstadt bei dem Maler Philipp Uffenbach, der ihn mit den Werken Albrecht Dürers und Matthias Grünewalds bekanntmachte. Zudem beeinflussten ihn die niederländischen Landschaftsmaler Lucas van Valckenborch und Gillis van Coninxloo.

1598 verließ er Frankfurt und ging nach München und später nach Venedig, wo er in der Werkstatt von Johann Rottenhammer arbeitete und die Werke der venezianischen Malerei kennenlernte. Im Jahr 1600 ließ er sich in Rom nieder, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Er heiratete 1606 Carla Antonia Stuart (ital.: Stuarda), eine Frankfurterin schottischer Herkunft. Elsheimer lebte ständig in finanziell beengten Verhältnissen. Einer seiner „Schüler“ war Hendrick Goudt, der sieben seiner Gemälde in Form von Kupferstichen europaweit bekanntmachte. Diese Bekanntschaft trug jedoch auch zum Untergang Elsheimers bei. Goudt war nicht nur Gast, Schüler und Mäzen; angeblich brachte er ihn auch in den Schuldturm, Beweise dafür gibt es aber nicht.

 
Epitaph Elsheimers in der Kirche San Lorenzo in Lucina

Als Elsheimer mit nur 32 Jahren an den Folgen der Haft verstarb, stand er in hohem Ansehen; die römische Malergilde trug ihn feierlich zu Grabe. Aus Rubens’ Brief an Dr. Faber:

„… eine der grausamsten Nachrichten, nämlich des Todes unseres geliebten Adam, der mich auf das schmerzlichste traf. Nach einem solchen Verlust sollte sich unsere ganze Zunft in tiefe Trauer hüllen … Er ist in der ganzen Kraft seines Könnens gestorben und seine Ernte stand noch in ihren Keimen.“

Der Maler wurde in der römischen Kirche San Lorenzo in Lucina begraben. Sein Grabdenkmal ist nicht erhalten. Im Jahr 2010 wurde nach Beendigung der Ausgrabungen in dieser Kirche vorne am ersten linken Pfeiler eine Gedenktafel aus Marmor angebracht, die ihn rühmt als einen der Ersten, die beim Malen des Sternenhimmels ein Teleskop verwendeten.[1]

Weitere Schüler waren Paul Juvenell der Ältere und Johann König.

Während seiner Lehrzeit in Frankfurt dürfte Elsheimer von Gemälden von Albrecht Dürer (Heller-Altar), Hans Holbein d. Ä. und Matthias Grünewald beeinflusst worden sein. In Venedig lernte er die Arbeiten von Tintoretto und Veronese kennen und arbeitete bei Hans Rottenhammer als dessen Werkstattgehilfe. In Rom wiederum sah er die Hell-Dunkel-Malerei Caravaggios.

Seine meist kleinen Bilder sind – wie bei Rottenhammer – überwiegend auf Kupfer und in miniaturhaft feiner Ausführung unter Zuhilfenahme einer Lupe gemalt. Seine Federzeichnungen und Radierungen zeugen von Einfühlungsvermögen und künstlerischer Selbständigkeit. Er bevorzugte religiöse und mythologische Themen, häufig verbunden mit Landschaften in „romantischer“ Beleuchtung und poetischer Stimmung. Mit dieser verband er einen neuen Realismus und begründete damit einen neuen Stil in der europäischen Landschaftsmalerei. Elsheimer markiert insofern die Abkehr vom Manierismus, als er die Intensität der Beleuchtung in seinen Bildern verstärkte, die eine caravaggeske Helldunkel-Modellierung der Szenerie erzeugte. Dies war der entscheidende Schritt hin zur Barockmalerei, die sich nicht in der kompositorischen Vereinzelung der Bildteile verlor, sondern durch die Lichtkonzentration das Wesentliche im Bild hervorhob.

Aufgrund seines frühen Todes und seiner langsamen Malweise, die auch von Depressionen behindert wurde, hat er nur wenige Werke hinterlassen. Bisher sind 40 Gemälde und 30 Zeichnungen und Gouachen bekannt.[2] Die sieben Tafeln des Frankfurter Kreuzaltares sind eines seiner Hauptwerke. Es galt lange Zeit als verschollen. 1951 bis 1981 erwarb das Städelsche Kunstinstitut die einzelnen Tafeln Stück für Stück. Dank einer ausführlichen Beschreibung und Zeichnung aus der Entstehungszeit konnte der Altar rekonstruiert werden.

 
Briefmarke 2007

Seine Gemälde belegen eine ungewöhnliche künstlerische Spannweite: in der Taufe Christi verband er altdeutsche Landschaftsmalerei mit hochbarockem Raumgefühl; seine Procris nahm die Erotik Poussins und Rubens’ vorweg; vor Elsheimer gab es keine Darstellung der himmelweiten Landschaft wie in der Aurora; die Nachtstücke wie Der Brand Trojas, Ceres, Flucht nach Ägypten waren wegweisend, und der „kleine“ Tobias sowie das intime Interieur bei Philemon und Baucis dienten 50 Jahre später Rembrandt als Vorlage und Anregung. Sein Werk beeinflusste (auch durch die Kupferstiche Goudts) Claude Lorrain in Italien, Rubens und Rembrandt in den Niederlanden sowie Caspar David Friedrich. Sein großer Einfluss lässt sich auch an der großen Zahl von Kopien ablesen, die von seinen Gemälden angefertigt wurden.

„Seit Jahrzehnten hat die Literatur sich darum bemüht, die Bilder zwischen Elsheimer, seinen Mitarbeitern, seinen Nachfolgern, seinen Kopisten aufzuteilen…wobei manche Zu- und Abschreibungen immer noch ungesichert sind.“

Gottfried Sello

Elsheimer war der erste Maler, der die Flucht von Maria und Josef mit dem Christuskind nach Ägypten als ein Nachtbild mit mehreren Lichtquellen malte.[3]

Elsheimer als Astronom

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Die Flucht nach Ägypten (1609)

Adam Elsheimer war der erste Maler, der den Sternenhimmel fast naturgetreu dargestellt hat. Zwar sind die Sternbilder keineswegs mit der Genauigkeit eines Himmelsatlas wiedergegeben, doch malte Elsheimer als erster Künstler die Milchstraße als eine Ansammlung unzähliger einzelner Sterne (eine damals revolutionäre Vorstellung). Daneben stellte er den Mond in einem seiner Bilder „auf den Kopf“ (ein Indiz für ein Instrument) und verzeichnete Details, die mit bloßem Auge unsichtbar sind. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat er im Sommer 1609 den Himmel über Rom mit einem Fernrohr oder einem Hohlspiegel betrachtet. Seine Beobachtungen fanden ihren Niederschlag auf dem Bild Die Flucht nach Ägypten.[4]

Werke: Gemälde

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Die Daten zu den einzelnen Gemälden folgen den Angaben in [5].

Bild Titel Jahr Größe, Material Sammlung
 
Die Hexe um 1596/98 13,5 × 9,8 cm, Kupfer Royal Collection
 
Die Hl. Elisabeth betreut die Kranken um 1597 27,6 × 20 cm, Kupfer Wellcome Library, (Wellcome Institute for the History of Medicine, London)
 
Hausaltar mit sechs Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria um 1598 26 × 21, 12 × 10 (l+r), 10 × 21 (unten) cm, Kupfer Gemäldegalerie, Berlin
 
Die Bekehrung des Paulus um 1598 19,7 × 25,1 cm, Kupfer Städel, Frankfurt
 
Der Traum Jakobs um 1598 19,5 × 26,1 cm, Kupfer Städel, Frankfurt
 
Die mystische Vermählung der heiligen Katharina um 1598/1599 34 × 26,5 cm, Kupfer Alte Pinakothek, München
 
Die Heilige Familie mit dem kleinen Johannes um 1599 37,5 × 24,3 cm, Kupfer Gemäldegalerie, Berlin
 
Die Taufe Christi um 1599 28,1 × 21 cm, Kupfer National Gallery, London
 
Paulus auf Malta um 1598/99 17 × 21,3 cm, Kupfer National Gallery, London
 
Der Brand von Troja um 1600/02 36 × 50 cm, Kupfer Alte Pinakothek, München
 
Die Sintflut bald nach 1600 26,5 × 34,8 cm, Kupfer Städel, Frankfurt
 
Der Heilige Christopherus bald nach 1600 22,5 × 17,5 cm, Kupfer Eremitage, Sankt Petersburg
 
Judith erschlägt Holofernes um 1601/03 23,2 × 17,8 cm, Kupfer The Wellington Museum, Apsley House, London
 
Die drei Marien am Grab Christi um 1602/03 25,8 × 20 cm, Kupfer Rheinisches Landesmuseum, Bonn
 
Pietà um 1603 21 × 16 cm, Kupfer Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig
 
Der Heilige Hieronymus in der Wildnis um 1603? (1598–1610) 17,1 × 22,2 cm, Kupfer Pinacoteca dell'Accademia Carrara, Bergamo, Italien
 
Der Heilige Hieronymus in der Wildnis um 1603 13,3 × 16,2 cm, Kupfer Privatbesitz
 
Der Heilige Laurentius vor seinem Martyrium um 1603 26,7 × 20,6 cm, Kupfer National Gallery, London
 
Die Steinigung des Heiligen Stephanus um 1603/04 34,7 × 28,6 cm, Kupfer, versilbert Scottish National Gallery, Edinburgh
  Kreuzaltar um 1603–05 134 × 107 cm, sieben Tafeln, Öl auf Kupfer Städel Museum, Frankfurt am Main
 
 
Heilige und Gestalten aus dem Alten und Neuen Testament um 1605 Folge von neun Tafeln, je ca. 9 × 7 cm, Kupfer, versilbert Acht Tafeln in Petworth House, Petworth; eine Tafel mit dem heiligen Laurentius im Musée Fabre, Montpellier
 
Die Flucht nach Ägypten um 1605 9,8 × 7,6 cm (oval), Kupfer, versilbert Kimbell Art Museum, Fort Worth
 
Il Contento um 1606 30,1 × 42 cm, Kupfer Scottish National Gallery, Edinburgh
 
Die Verspottung der Ceres um 1606 29,1 × 24 cm, Kupfer, versilbert Sammlung Bader, Milwaukee
 
Aurora um 1606 17 × 22,5 cm, Kupfer Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig
 
Tobias und der Engel („Der kleine Tobias“) um 1606 12,4 × 19 cm, Kupfer Historisches Museum, Frankfurt
 
Selbstbildnis um 1606/08 63,7 × 48 cm, Leinwand Uffizien, Florenz
 
Apollo und Coronis um 1606/07 17,4 × 21,6 cm, Kupfer Walker Art Gallery, Liverpool
 
 
Die drei Reiche der Welt um 1607/08 zwei Tafeln (Das Reich der Venus und Das Reich der Minerva) einer ursprünglich dreiteiligen Folge, je 8,7 × 14,6 cm, Kupfer Fitzwilliam-Museum, Cambridge
 
Latona und die Bauern aus Lykien um 1607/08 16,9 × 22,7 cm, Kupfer Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln
 
Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis um 1607/08 16,9 × 22,4 cm, Kupfer Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden
 
Die Flucht nach Ägypten 1609 31 × 41 cm, Kupfer Alte Pinakothek, München

Literatur

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Commons: Adam Elsheimer – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Weitere Bildergalerien

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Anmerkungen

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  1. deutsch:„Im Jahr 1609 malte er den Sternenhimmel, wobei er ihn mit einem der ersten Teleskope beobachtete.“
  2. Im Detail die Welt entdecken, Ausstellung im Städel vom 17. März bis 5. Juni 2006
  3. S. Partsch: Schau mir in die Augen, Dürer! Die Kunst der Alten Meister. München 2018. S. 182.
  4. Galilei war offensichtlich nicht der Erste… auf der Website des Deutschen Museums; Horst Bredekamp: Die Unebenheit des Mondes und der Schmutz der Sonne. Forschungskampagnen der Jahre 1610-12. (pdf) Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 2008; Gerhard Hartl: Das Universum des Adam Elsheimer. In: Astronomie heute. März 2007, S. 16–23
  5. Michael Maek-Gérard (Hrsg.): Im Detail die Welt entdecken – Adam Elsheimer 1578–1610; Ed. Minerva, Wolfratshausen 2006; ISBN 3-938832-06-1.