Amtliche deutsche Ein- und Rückwanderungsstelle

nationalsozialistische Behörde in Südtirol
(Weitergeleitet von ADERSt)

Die Amtliche Deutsche Ein- und Rückwanderungsstelle (ADERSt) war eine 1939 in Südtirol eingerichtete deutsche Dienststelle, der die gesamte technisch-bürokratische Abwicklung der Umsiedlung der Optanten aus Südtirol und dem Kanaltal im Friaul in das Deutsche Reich oblag.

Geschichte

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Briefkopf der ADERSt Meran von 1942 mit amtlicher Stampiglie

Die ADERSt nahm ihre Arbeit am 15. September 1939 auf. Ihre Hauptstelle war in Bozen im in der Nachkriegszeit abgerissenen Hotel Bristol in der Raingasse untergebracht. Daneben gab es Außenstellen in Brixen, Bruneck, Meran und Sterzing sowie in Tarvis im Kanaltal. Außerdem besaß die Hauptstelle Bozen eine ladinische Nebenstelle in St. Ulrich.[1]

Unterstellt war die Dienststelle der im Juni 1939 gegründeten Leitstelle für Ein- und Rückwanderung unter SS-Brigadeführer Ulrich Greifelt. Mitte Oktober 1939 wurde die Leitstelle zur Dienststelle des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums umgewandelt und war für alle NS-Umsiedlungsvorhaben zuständig.[1]

Leiter der ADERSt war vom Juni 1939 bis Mitte Oktober 1941 SS-Obersturmbannführer Wilhelm Luig, vormals Leiter der Volksdeutschen Mittelstelle VoMi. Auf dessen Weisung hin übertrug die ADERSt am 30. Januar 1940 dem bis dahin illegalen Völkischen Kampfring Südtirols die gesamte Betreuung der Umsiedler, was auf dessen offizielle Anerkennung und Legalisierung hinauslief und sich in der Umbenennung Arbeitsgemeinschaft der Optanten für Deutschland (AdO) ausdrückte.[2] Die ADERSt war der AdO gegenüber weisungsbefugt und finanzierte sie. Zwischen beiden Einrichtungen kam es aufgrund von Kompetenzüberschneidungen immer wieder zu Spannungen, die die Zusammenarbeit belasteten.[3][4]

Der Nachfolger Luigs war der Hoher Kommissar der Reichsregierung für die Südtiroler Umsiedlung Ludwig Mayr-Falkenberg. Anfang 1941 besaß die ADERSt über 560 fast ausschließlich reichsdeutsche Mitarbeiter, aber bereits Ende 1941 wurde aufgrund der ins Stocken geratenen Umsiedlung das Personal reduziert.[1]

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Italien am 8. September 1943 und der Einrichtung einer NS-Zivilverwaltung in Südtirol wurde die Umsiedlung eingestellt und die Bozner Hauptstelle aufgelöst. Im Oktober 1944 wurden die Reste der Behörde der Dienststelle des Obersten Kommissars eingegliedert.

Aufgaben

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Die Aufgaben der ADERSt umfassten:

  • Prüfung der Optionsanträge
  • Vorbereitung der Einbürgerung nach Deutschland
  • Vermittlung von Arbeit und Wohnraum
  • Organisation der Umsiedlung

Darüber hinaus wickelte die ADERSt den Transport der vom Völkischen Kampfring Südtirols angeworbenen freiwillig gemeldeten Optanten für Wehrmacht, Waffen-SS und SS-Totenkopfverbände ab, die insbesondere 1940 Südtirol verließen.[5]

Bei der ADERSt in Bozen befand sich außerdem die Kulturkommission des SS-Ahnenerbes unter der Leitung des SS-Obersturmbannführers Wolfram Sievers. Unter dessen Leitung arbeiteten etwa 60 Wissenschaftler an der Registrierung und dem Abtransport des kulturellen Erbes der Optanten.[6]

Literatur

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  • Max Beikircher: Index der Dienstanweisungen und Organisationspläne der DAT, DUT und Organisationsplan der ADERSt (Aus dem Archiuv der DUT, Heft 1). Innsbruck 1947 (online)
  • Margareth Lun: NS-Herrschaft in Südtirol. Die Operationszone Alpenvorland 1943–1945. StudienVerlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2004, ISBN 978-3-7065-1830-7.
  • Ludwig Walter Regele: Meran und das Dritte Reich. StudienVerlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2007, ISBN 978-3-7065-4425-2.
  • Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945. Oldenbourg Verlag, München 2003, ISBN 3-486-56650-4.
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Einzelnachweise

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  1. a b c Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945. S. 130.
  2. Hannes Obermair: „Großdeutschland ruft!“ Südtiroler NS-Optionspropaganda und völkische Sozialisation – „La Grande Germania chiamaǃ“ La propaganda nazionalsocialista sulle Opzioni in Alto Adige e la socializzazione ‚völkisch‘. 2., erw. Auflage. Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte, Schloss Tirol 2021, ISBN 978-88-95523-36-1, S. 20.
  3. Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945. S. 130, 134.
  4. Südtiroler Landesarchiv (Hrsg.): Archiv VKS/AdO (Völkischer Kampfring Südtirols Arbeitsgemeinschaft der Optanten für Deutschland). Bearbeitet von Andreas Titton, Bozen 2007, S. V (PDF).
  5. Thomas Casagrande: Südtiroler in der Waffen-SS: Vorbildliche Haltung, fanatische Überzeugung. Raetia, Bozen 2015, ISBN 978-88-7283-539-5, S. 30.
  6. Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945. S. 131.